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B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A

 

 

 

 
Die verwüstete vnd verödete Schäferey
1642

 


 






 




[Teil 3]



   Nun waren etliche Wochen darzwischen verflossen vnd weil er bald wider fortzureisen / sich aber inn so guter Gelegenheit befindent sahe / resolvirt er sich / sich zu erkennen zu geben / seine Dienste jhr zu offeriren vnd nach deren Zustand zu fragen zugleich auch wider Abschied von jhr zu nemen / der Hoffnung würde er in einen ein Fehler begehen / so würde es doch in andern zu entschuldigen seyn / er klopffte derhalben gemahlich am Fenster an durch die zerbrochene Glaßscheuben sehende da sie doch seiner erstes Anblicks nicht gewar worden / hernach aber vnd nach kurtzen Gespräch jhm offerirten ob er nicht bey jhnen einsprechen wolte / der Schäfer hatte darüber nicht langes Bedencken sondern folgte jhren so freundlichen Begeren vnd ob er wol contentament gnug hatte seiner Liebsten gegenwart zu geniessen vnnd der auffzuwarten / so würde doch / in deme wärenden Gesprächs der Herr Vatter auch darzu kam / jhme eine Collation præsentiret, welches jhme nicht allein sehr befrembdlich vorkame / sondern er vor die damals ohne das gantz vnnötige Vnkosten bate / hatte darbey die Gedancken es geschehe darumb daß er desto langsamer jhnen zu zusprechen wider kommen solte / auß Furcht vnd Blödigkeit redet er mit seiner Schäferin gar wenig / allein sie stätig hertzlich vnnd inbrünstig ansehende / gab aber doch gutes theils zu vernehmen was ingemein were geredet worden so jhnen allerseits zuförderst aber seiner Hertzgeliebten solte bey verloffenen Vnwesen widerfahren seyn / darbey jedweder selbst leicht ermessen könnte was jhme vor HertzensAngst drüber zugestossen zumal weil er sich guten theils einen Vrsacher dessen mit gebung seines vnbedachten Raths beschuldigte / welches auch die alleinige Vrsach gewesen ob zwar vnter einen andern schein / daß er sich deß Kriegswesens wider angemasset: Sie entschuldigten sich dieser Aufflagen halben alle drey auffs höfflichste vnd scheinbarlichste mit Anziehung solcher Vmbstände auch starcken Betewerungen das es wol fast glaublich war / was vnd wie sie berichteten / so dorffte es bey dem erfreweten Schäfer nicht viel betewrens / er ware über den vnverhofft vffgestossenen Fall so mit Frewden vmbfangen vnd hatte wider auffs newe ein solch Vertrawen in die Schäferin gesetzet / daß er sich nicht allein alles überreden / sondern auch darbey verblenden lassen wenn sie jhm gesagt / daß es damals finstere Nacht vnd Mitternacht were / da es doch heller Mittag ware / er vnterliesse gleichwol darbey nicht / die Vnvorsichtigkeit der Eltern vnd jhrer mit in Gesellschafft gehabter Liebhabenden Buler in etwas zu bestraffen / daß sie sich in solcher Gefahr vnd langen Zeit allein der vnbeschützten Wildnuß vnd den wilden Thieren mit jhrem einigen liebsten Engelkinde vertrawen dörffen / welches wie es schiene / alles wol auffgenommen / auch bey bittenden Abschiede bald wider einzusprechen jhme befohlen / vnd seiner Liebsten dero zarte Hand zu küssen zugelassen wurde / er versprach vor seinem verreisen noch wider einzusprechen / gieng also wol content darvon / als einiger Liebhaber jemals mochte gethan haben / Er hätte keine andere Gedancken als solche mit denen er sich truge / welche jhme gleichwol in tieffen nachsinnen wunderliche Considerationes verursachten / wie bey dergleichen gemeiniglich zuzugehen pflegt / dann sich mancher viel eh vnd besser in sein allzugrosses Vnglück / als vnverhofftes allzugrosses Glück schicken kan / vnd in deme dem Schäfer auß Erfahrung bekandt genug war / daß allezeit hinter grossem Glück grosse Tück zu stecken pflege / geriethe er starck darauf / daß hierherinter auch was sonderliches seyn müste / dann jhme dergleichen Favor sonst wol ehe hätte widerfahren können / was er muthmassete / kan der günstige Leser auß dieser Historien leichtlich abnehmen / weil sie jhms deutlich gnug sagt / viel zu inquiriren ware jhm verdächtig / viel darauff zu sehen was jhre vorige andere Buler thun würden / vnd ob die etwan mehr als er wüsten / wolte zu lang werden / welches doch in etwas geschahe vnnd er gewaar wurde: daß vngeendert sie Jhr auffwarteten / zumal der vornerwehnte Druidische Corrival, ward also dieses Scrupels vor dißmal (obs zwar vor vergeblich vnd vnrecht gehalten wird) auch benommen / der Schäfer kondte darauff nicht vnterlassen / Jhnen wider zu zusprechen / vnd das etliche Tage nacheinander dadurch er sich sehr / aber doch anderst nicht / als durch alleiniges Ansehen seiner Liebsten ergetzte / dann weil Jhr seine Trew vnd vorheroige gethane Erklärung gnug bekandt war / thäte er sich seiner Tugend der Liebe / habenden Gebrauch nach / mit worten nicht viel rühmen / sondern vielmehr bearbeiten / durch würckliche Thaten zu erkennen zu geben / massen der Schäfer niemals von solchen Buhlern etwas gehalten / so jhre Liebe vnd Trewe Charletanischer Art nach mit prächtigen durch schmeichelhafft vermischten Worten gegen jhre Damoisella vnd auch wol andere außgeschryen / sondern vielmehr von denen / welche durch Gedult vnd Langmut / durch Trew / durch stätige vnverdrossene Auffwartung vnd denen mehr anhängigen jedesmaligen Zufällen jhre Liebe nicht allein der Geliebten Damoisella, sondern aller Welt zu erkennen geben: Also passirte nun die Zeit biß er gezwungen worden Abschied zu nehmen / vnd seine obhabende Verrichtungen zu expediren, daran jhme diese so schöne Gelegenheit etliche Tage zu verhindern gebracht hatte / solche Reise vnd davon dependirende Expedition verursachte jhn biß zum Außgang deß Jahrs aussen zu bleiben / mit stätigen hertzlichen Sehnen nach seiner Liebsten / vnd mit eingemischeten Kummer / daß jhme in so langen Abwesen ein Anderer wider Eintrag thun / vnd dem Sprichwort nach vor dem Hammen Fischen möchte / weil er jhrer Liebe oder einiger Trew im geringsten von Jhr noch nicht versichert ware / Dennoch hätte der Schäfer die Art / daß er zwar dieser Liebe auff den Todt ergeben ware / darbey aber doch deßhalben seine obhabende schwere Verrichtungen nicht vnterlassen wolte / weil er zumal den Außgang noch zweiffelhafft befand. Gegen Außgang deß Jahrs vnd mit den einfallenden Wintertagen kam der Schäfer wider in vnsere Landschafft / vnd weil er die Schäferin / so wol die Jhrigen noch in gutem Wolstande / vnn jhme noch etwas geneigt scheinend befande / befleissigte er sich seiner Vffwartung jetzo mehr als vorhin / jedoch auffs heimlichste / vnd weil die Festtage einfielen / in welchen dem LandesGebrauch nach man einander zu verehren pflegte / wolte er solches nicht vnterlassen / sondern zum Andencken vnd Versicherung seiner Liebe / mit etlicher geringer Galanteri Sie verehren / welches auch so wol angenommen warde / daß jhme dergleichen Præsenta im Gegentheil zugebracht worden / die er mit sonderbahrer Ehrerbietung vnnd mehrern Frewden / als außsprechlich / annahme / von der Zeit fieng er an Tag vnd Nacht Jhr aufzuwarten / vnd Jhr sich auffs newe gantz zu ergeben / vnd seiner Trew zu versichern.

   Solcher vornehmen Præsenten wegen welche zwar Stuckweiß zu beschreiben dieses Orts wissentlich vnterlassen wird / sich desto höchlicher zu bedancken wolte er solches inn Person verrichten / begab sich derhalben dahin vnnd wurde in erzeigung seiner gewöhnlichen Cortesi also hoch carrezzirt, daß er auch bey der Abendmahlzeit zu bleiben genötigt wurde / solche gute Gelegenheiten machten jhme alles vorig erstandene Vnglück vnd Vnlust auch deß verloffenen vnd vorgegebenen gantz vergessen / dann was vor freundliche Discursi diesen Abend über gefallen seyn müssen kan ein jeder in der Liebesschul nur zum wenigsten erfahrner vnschwer muthmassen / Er hatte jhm hierbey nicht allein vorgesetzt sondern auch schon vorgebracht / daß er sie trew- Ehr- vnd hertzlich lieben vnnd ewig lieb behalten auch was deme mehr anhängig vorsichtiglich beobachten vnd zu Werck setzen wolte / also daß sie Gelegenheit haben würden ewig bey einander in keuscher Liebe vnd Trew zu wohnen / dafern jhr solches beliebte vnnd sie zu dergleichen getrewen accordo Vergleich vnd Verbündnuß gleichmässige Hertzensbeliebung: Bey so vielfältigen seinen Complementis hatte er anders nicht spüren können als daß sie darein willigte / wiewol sie gar selten vnnd wenig darzu redete vnd das meiste auß deren Geberden sich erholt werden muste: Mit so vielen freundlichen Hertzensküssen so deren zarten Hände als Mündleins wurde dieser Abend beschlossen / daß es vnmüglich jhr nicht beschwerlich gewesen seyn solte wann es von jhr nicht gerne angenommen worden / drey Tage darnach eben eines Abends da er jhr auffwarten wolte / weil damals eben die Sonne am weitesten vnnd tieffsten von vns daher die Tage am kürtzesten weren / er sie neben den jhrigen auch schon durch seinen Page drumb bitten lassen / befiele er mit einem solchen übernatürlichen bluten durch das linckere Nasenloch also daß es Continuirliche zwölff Stunden wärete / als ein lauffendes Hännlein von jhm lieffe vnnd alsbald seiner dicke halben erschwartzete vnd geronne also daß sich auch seines Lebens verziehen warde / vngeacht aller gebrauchten Menschlichen Mittel / darinne jhm seine Liebste auch nicht helffen konnte oder vielmehr wolte / da er doch bey jhr Rath suchen liesse / so dorffte er jhr es bey angehender Kundschafft vnd weil er alle dinge gerne heimlich gehalten sehe nicht zumuthen zu jhm zu kommen / da sonsten sich solcher Zufall wol bald verlohren haben solte / sintema] darvor gehalten wurde daß durch die stätige Liebs Pensieri das ohne dem hitzige Geblüte in vnsern jungen Schäfer entzündet / dann an solcher innerlichen Frölichkeit nicht allein das Geblüt sondern auch alle lebhaffte subtile Spiritus vnd Geisterlein deß gantzen Leibes einen empfindlichen Interesse vnd antheil zu haben vermeynt wird / dieser actus auch allen weiset wie die weisen Philosophi so wol getroffen / in deme sie die Liebe nicht allein selbst einer Fewrigen brennend vnnd verzehrenden Flamme vergliechen sondern auch der Veneri zum Ehegemahl dem Vulcano als den Gott deß Fewers beygelegt / jhren Sohn Cupidinem als wirckenden Vermittler der Liebe mit fewrigen Pfeil geschossen mundiret / welches zwar auch an den Alten Leb- vnd Krafftlosen greissen Experimentirt wird / inn dem dieselben man sihet wider frischer auff den Beinen vnd roter vmb den Kamm werden / wann sie beginnen etwas Liebwerth zu seyn vermeinendes in jhren Sinn zu bekommen / obs wol wegen erkalteter Lebensgeister kleinen Bestand hat.

   Also verlieffen etliche Tage daß sich vnser krancker Schäfer wider in etwas erholen muste / da gienge er vnter deß seiner Liebsten zu gefallen / endlich blieb er wider bey einer Abendmahlzeit bey jhnen / fuhre in seinen Liebs actu schnur stracks fort / vnd vnterliesse nichts was einem getrewen Ehrliebenden Liebhaber anstunde vnd jhm bekannt ware / diesen Abend warde er von vngefehr bey der Collation vnd hernach gethanen Trunck / vnter andern eines klaren Glasses gewar über vnnd über geziert mit fleissig gemahlten Laubwerck / solches sahe er etliche mal an vnd in neherer Betrachtung wurde er gewar daß vnsere Schäferin dran abgemahlt stehen solte neben einen Druidischen Jungengesellen in schwartzbraunlichten Habit / vnd eben desto besser jhre beederseits affectionirte Liebe zu verstehen zu geben / waren sie in einerley Farb der Kleydung vnd also ab contrafait als wann sie schon den Druidischen Stande zugethan vnnd den Liebhaber eygen were / diese Contrafactur an jhr selbst ware doch eytel lächerlich Wesen vnnd der Schäferin eben so nahe zu vergleichen vnnd daß sie so wol getroffen als wann sie bey der Nacht Contrafacturt were / zu dem ende er darvor hielte daß beider Personen Namen auff die Seiten neben einen Emblema darauß sie beederseits besser als auß deß Mahlers Kunst zu erkennen gesetzt waren / das Emblema war ein rauschender Bach inn denselben oben her etliche Fische schwimmende sich erblicken liessen den Ansehen nach deß Geschlechts der Aschen genant / oben her gleichsam ein Sträuchlein auß dem Bach wachsende so viel sich diß Orts kan erinnert werden / die Buchstaben so anders nichts als die Namen beyder bedeuten könnten waren oben B. E. drunter M. S. ruckwarts fande er nachgesetzte Verß geschrieben:

Gleich wie vor Silber / Gold vnd Gelt
Ein Perle den Vorzug behält /
Also der Nam Margaretha ebn
Für Andern gleichsam thut herschwebn /
Drumb gsegnet ist dem wird beschert
Von GOtt ein solches Perlein werth.

   Mit Kurtzweil vnd Verwunderung sahe der Schäfer solches eine gute Zeit an / konnte sich auch deß scharffen Nachdenckens über so subtile Invention nicht enthalten / so sehr daß er sich darüber so bald deß Liebhabenden Bulers nicht erinnerte / deß Eyferns mochte er sich daher kaum enthalten / weil er sahe in was hoher Achtung solch zerbrächlich ding gehalten wurde / auch also daß es bey der Schäferin liebsten vnd vornembsten Sachen in dero auff die flucht geschicktes Lädlein enthalten vnd sonderbar auffgehoben wurde / Er gerieth darob wie gemeld in tieffes Nachdencken muste doch endlich drüber lachen mit eröteten daß er der Schäferin ein dergleichen zerbrechlich Præsent thun wolte vnd dieweil er vermeynte daß er auch Verß machen konnte / setzte er sich deß andern Tages alsbald über vnnd entwarff nachgesetzte.

Was were wol zu meynen / solts nit seyn Harmoni /
Wann die so Margarith (ein Perle) fort vnd je
Benedicta Margarith (ein köstlich Perle) wird
Dran gsegnet erquickungs Krafft ein müdes Hertze spürt /

O freylich Harmonie / der Perl auch müste weichen
Die Perl Cleopatræ die jhr nicht zu vergleichen
Möcht sichs / O möchte sichs fügen daß zu beliebten Preiß
Gelobter dieser Perl käm erwüntschenter weiß

Singerende Music vnd Eschenbaumes Krafft /
Die sonst von kühlem grausch der Bäche zu sich rafft
Deß liechten Feldes luffte / hier aber Künstlers Hand
Hättn artig außzudrehn zu Musics Instrument

So dann zu fangen an Modalisch zu Quintiren
Jn heller accordanz, am Ort da respondiren
Thät singrend widerhall / könnt besser Unio
Auch geben Theutis selbst oder wer sonst hie vnd do

Den Eschenbaum hierbey / kein besser Medicin
Find Æsculapius ob schon all sein Camin
Er stätig brennen läst dest fertger abzuleiten
Durch reciprocirlichn brauch / anhängend Feuchtigkeiten

Hertzklopffen / Zan wehthun vnd wordurch werden Malat
Dran doch reprocirlich Lieb jhr meist Ergetzung hat /
Die Medicin möchst thun / weit besser als deß Mavors
Rauch Gebend Nutriment, denn's Neutrum in diesen Cours

Mag geben schlechte That / weil Æsculapius Räth
Es solls F&brkbar;mininum seyn / damits rauß Cuiret werd
Vnd ohn Chimisches zuthun / eh' Jahrs trist ist vmb
Ein gantz Galenisches Pondus teruncium.

   Jn dem er nun gedachte daß solche der gestalt seiner Liebsten zu Ehren / seinem Corrival zur Vexation, jhm selbst aber zur Verantwortung dienen kondten / vnd im Werck ware ein dergleichen Glaß demselben gantz gleich an Gemählt Emblema vnd Contrafactur verfertigen zu lassen / bescheidete er sich was es doch vor ein seltzames Præsent were / vnn mehr zum Possen als zu einer Verehrung dienete / dann es nit allein ein zerbrechlich vnd vergänglich ding / sondern auch dem FrawenZimmer gantz vngemäß / weil dardurch zu verstehen geben wird / als ob die Dama der solches zugetheilt / entweder gerne trincke / oder aber doch zum wenigsten dem FrawenZimmer sich zu bezechen dardurch Anleitung gegeben wird / dann Sie sich solches Præsents anderst nicht als der gestalt gebrauchen köndten / welches doch die gröste Lästerlichste vnd eben diese Vntugend / welche an FrawenZimmer am allermeisten vnd allerbillichsten geschewet vnn gestraffet wird / verwunderte sich diesem nach ferner daß dergleichen vnd kein verächtlicher Præsent von einer gelehrten vnd sehr fauorisirten Person wie selbiger Corrival war / seiner Liebsten dörffte offerirt werden / entschlosse sich demnach dahin mit dergleichen Præsent in Ruhe zu stehen / befahrende / ob gleich jenes von jenem gerne angenommen vnd hochgehalten worden / so möchte doch dieses von jhme desto schlechter vnd nicht hoch sondern hönisch geachtet werden: der Schäfer propagirte den Lauff seiner Victorisirenden amorosischen armatur, vnd ergrieff alle Gelegenheit seiner Liebsten vnd den jhrigen auch fast täglich auffzuwarten / vnd daß solches desto füglicher geschehen konnte / gebracht er sich aller Leutseeligkeit mit gemeinen Burgers vnd Bawersleuten mit conversiren / spatzieren / Essen vnd Trincken / welches er vorhin durchauß nicht gethan / das Sprichwort observirende: Quod nimia familiaritas pareat contemptum, das brachte er auch in solche Gemeinschafft / daß er in offentlichen Zechen vnd Gastereyen sich begabe / alleinig darumb daß er dergleichen desto weniger geschewer bey seiner Liebsten vnnd den jhrigen als seinen nunmehro verhofften guten Freunden auch practiciren dorffte / vnd den momischen Gemüthern desto besser vor seyn köndte / bey solchem Verlauff blieb er einsmals bey dem Abendessen mit andern kurtzweiligen Gesellen / so das Dengelfest genennet ward / vnd gebrauchte sich seiner freundlichen Auffwartung / anderst nichts als guten Progress vnd Gegenlieb vermeynende vnter deß / mit der Hoffnung vnd Gedult sich tröstende / mit solchem Verlauf naheten sich vnsere Bachanalische Fest oder Fastnacht tage / weil aber eben vmb diese Zeit sich in vnsere Nachtbarschafft wiederumb eine Anzahl feindlicher Kriegsleute begaben / wurde solche neben der daraufs folgenden FastenZeit mit desto mehrerer Patienza verbracht / wiewol Hauptsächlich kein Schaden geschehen / weil wir mit vnserm Landes Manne einem Salvaquardiret waren / diese vnd folgende Zeit wurde mit Galanisiren zugebracht also vnd der gestalt / daß er von nun an fast so wenig an jhrer Liebe als an jhrer Höfligkeit zu zweiffeln anfahen wolte / viel Häußliche Præsenta wurden dem Schäfer diese Zeit über so von der Schäferin als jhrem Bruder offerirt, von jhme auch mit aller reuerenz an vnd auffgenommen / die drauff folgenden Paschalischen Feste præsentirten Sie beede einander dem Landgebrauch nach Rote Eyer / darunter auff deme so der Schäfer verfertigte dieses Emblema vnnd Schrifft / nemlich / Zwey vereinigte Hertz mit zweyen Händen gebunden haltend / auß welchem ein grunender PalmZweig wächset / vnd jnnwendig deß Hertzens jhrer beeder vereinigt NamensZeichen gemahlet / auff der andern Seiten mit dieser Schrifft:

Vereinigt Hertz / Nam / Lieb vnd Trew /
Jmmer bleibt grunend / Frey vnd New.

   Also vertrieben sie die Zeit als recht Verliebte / vnd hätte sich der Schäfer nimmermehr einbilden können daß einiger Betrug von seiner Liebsten jhme begegnen köndte / gleichwol wurde jhme gesagt / welcher gestalt biß anhero der Druidische Corrival sein Galanisiren in etwas nachgelassen / vnd vnserm Schäfer den Platz vergönnen wollen / Ein anderer jüngerer wackerer Mann aber / welcher vor kurtzen Tagen auß frembden Landen anheims kommen / in der tectonimia wol erfahren / vnd vnser Schäferin naher Nachtbar / sehr fleissig jhr auffgewartet / vnd alsbald in solchen Credit gerahten were / daß man bißhero nicht gewust / ob er Sie oder Sie jhn am liebsten an- vnd nachgesehen / vnd er jhr oder sie jhm am meisten nachgegangen / doch vnvermerckt vnsers Schäfers / dann weil dieser Junge Gesell die Gelegenheit hatte / daß er alles vnnd jedes so bey der Schäferin vorgienge / auß seiner Wohnung vnd also bald sehen kondte / wann vnser Schäfer ab- oder zugienge / konnte er sich vnd seine action desto verdeckter halten / weil aber dem guten Freunde die Weile darob zulang werden wolte / vnd sich zu verheyraten entschlossen haben mochte / verehelichte er sich auß kurtz gefasstem Rath mit einer andern Jungfrawen selbiges Landes / als solches außbrechen / vnd der Schäfer von seinem vorigen Auffwartenden begünnen vernehmen thäte / kondte er nicht vnterlassen vnsere Schäferin zu vexiren / vnd sie mit einem Korbe in eine Byrn geschnidten / zu verehren / Zwey andere Galani hatten noch der Zeit gleiche resolution vmb vnsere Schäferin zu werben / deren der eine in Pilimamia, der Andere in der Creopolimia erfahren waren / Anderer mehr vorübergehend / geschweigende / welche aber / weils jhm gar zu ein vngleicher vnn gantz vnwürdiger Zeug zu seyn bedunckte / er bald durch Mittel welche solchen Bulern verdacht gaben / Vrsach machte / solcher Vorhaben sich zu enthalten / so verliebt war vnser getrewer Schäfer / daß jhme dieses alles gantz keine arge Nachdencken oder Eyfer / welchen er jederzeit sehr hassete / kondte zu wege bringen / da doch viel ein anders / wie hernach bald zu erfahren ist / dahinter steckte / Denn sich befande daß die Schäferin der heimlichen Bulerey zu sehr ergeben / vnd mit geringen Standspersonen sich leichtlich bekandt machte / wanns nur heimlich / wie sie an jhr selbst so eine heimliche Natur hatte / zugehen kondte / das spielte sie also mit vorn vnd jetzterzehlten Leuten gute Zeit vnd Jahre / Jene Buben berühmten sich doch zu Zeiten mehr als sie solten.

   Wie aber die Reihe an vnsern Armen Trewverliebten Schäfer kam / ereygnete sich mit jhme gantz das Widerspiel / denn hätte sie ein ding gerne heimblich gehalten so hätte er es viel lieber heimblich gehabt / weil er der Heimblichkeit von Natur zugethan / aber er konte von jhr nicht erhalten / daß er auch ein einiges mal oder nur ein einiges Wort mit jhr allein vnd vertrewlich hätte reden können daß jhre Eltern oder Geschwister oder andere nit weren darbey gewesen oder er ein einigmal zu jhr vnbewust der jhrigen oder auch der gantzen Freundschafft hätte kommen können / vielweniger hätte sie jhm auff sein freundlich erinnern vnd angezogene Blödigkeit vmb Verhütung Vngelegenheit vnd desto vertrawter beysammen zu seyn zu gefallen ein einig mal auß jhrer Wohnung gehen wollen / vngeacht vielles bittlichen ersuchens vnd sie wol ehe andern zu gefallen gethan / diß aber auch deutete der Schäfer nicht übel / sondern schriebe es vielmehr jhrer vermeynten Jungfräwlichen Zucht zu / weil er nicht wuste viel weniger da er es gleich gewust geglaubt hätte / daß solches andern wol ehe vnd öffters widerfahren were / dannenhero leichtlich zu erachten / das solche angenommene Höffligkeit vielmehr zur Bescheinigung vnd zu einer Ehrendeckung (ich will nicht sagen Schanddeckung) als Zucht angesehen gewesen / vnd noch bey jhr ist / vnser Schäfer aber verharrete in seiner aufrichtigen trew vnnd inbrünstigen Liebe als einem keuschen verliebten anstehet / vnd daß vmb so viel mehr / weil er sich anderst nichts als reciprocirlicher Gegenliebe versicherte / auch also wol gegründet / daß er sich vor den contentirtesten Liebhaber dieser Welt zu gelten beduncken liesse vnnd darvor hielte daß er auff den höchsten Grad oder Staffel der vollkommenheit gelanget were / denn nicht allein deutliche Erklärungen vnd Versicherungen jhrer beeder Liebe war gegen einander verhanden mit Hertz / Mund vnd Hand bekräfftiget / sondern sie lebten darbey in guter Ruhe / Einigkeit vnd Ergetzligkeit bald mit lieblichen Discoursen bald mit sonst freundlichen liebreitzenden auffwartungen / bald mit Vereinigung jhrer Hertzen durch liebliche süsse reciprocirliche Kusse ineinander geschlossen vnnd in der Schoß sitzende vnnd mit der Delectirung welche inbrünstige Liebe erweiset / getrewe Liebe vermehret / Jungfräwliche Liebe zulässet / vnd die Beschwerungen der Liebe ersetzet vnd ergetzet / gar offt veränderte er nach anagramatischer Art vnd Kunst der Schäferin Namen / theils zu Kurtzweil / theils zu Ernst / jhrer beeder vereinigter Namenszeichen war so gemeine / daß sie beede es nicht allein in jhren Händen auff den Pallen geschnitten trugen / sondern auch an allen Orten vnd Enden der Wohnungen der Baume der Tische vnnd dergleichen eingrube vnd in Summa in den höchsten Grad bestunde: Bey solchen resoluirte sich vnser Schäfer inn angelegenen seinen hohen Geschäfften zu verreisen / kam aber innerhalb Monatsfrist wider / vielmehr von Hertzlichen Verlangen nach seiner liebsten zuruck eylend vermahnet / als durch seine Verrichtung darzu erfordert / die Schäferin hingegen hatte seiner wol wenige Gedancken / sondern erzeigte sich lustig mit offentlichen vnnd heimblichen sehr verdächtigen Täntzen / Gastereyen vnd dergleichen / darauß alleine jhr leichtes Gemüt zuverspüren gewesen were / wann man sonst keine Mittel gehabt / aber der Schäfer war so verblendet / daß er sich vor den Höchstgeliebtesten hielte vngeacht es jhme bey seiner Widerkunfft vertrawet warde / er aber entschuldigte es vielmehr als jhme wolgefällig vnd ein Jungfräwliches Exercitium welches Jungen Leuten wol anstünde / vnd sie befügt weren / nichts vngleiches noch verrähterliches seiner Schäferin inn wenigsten zutrawende: Nach dieser Widerkunfft bliebe er wider eine Zeit auff seinen zwey vnterschiedlichen Schäfereyen von einer zur andern wanderente vnd weil jhme viel schwere Verrichtungen seine Freundschafft betreffende mit vnterfielen /welche jhme zum öfftern grosse Arbeit vnd schwermütige Gedancken machten / warde er darob vervrsacht zum guten theil die übrige Galanisirung auff die Seiten zu setzen / mehrentheils inn schweren nachsinnenden Verrichtungen vnd Gedancken zu jhr begab / seiner Erquickung sich zu erholen vnd dardurch der Schwermütigkeit in etwas zubefreyen was vor ein lieblich erquicklich Leben das gewesen kan jeder vernünfftiger leicht ermessen / der wenigste theil solcher Zeit wurde mit Discoursen zugebracht / der meiste aber mit stillschweigenden jnnerlichen Seufftzen vnd stätigen anschawen der verliebten auch in jhrer Schoß sitzend oder ligend sich enthaltende / auff solche vnd dergleichen verliebte Art brachten sie in Jungfräwlicher Zucht einen zimblichen theil Zeit zu / vnd befande sich der Schäfer höchst Content weil er vermeynte die allergetreweste vnd verliebteste Damoisella an seiner Schäferin zu haben / vnd weil er vnvmbgänglich sich resoluiren muste / zu seiner Armada ins Feld sich zu begeben / erinnerte er solches zeitlich mit vielen wehmütigen Vmbständen wie schwer jhm nemlich die Abscheydung vnd Hinterlassung seiner Liebsten ankäme / in vergeblichen Gedancken stehende als ob dergleichen bey der Schäferin sich auch reciprocirlich finden möchte / darzu jhme dann Anleitung gabe / nit allein die biß anheroige contentirte actiones vnd daß sie in solcher lieblichen Zufriedenheit gelebt als wol nimmermehr einiger Liebhaber vor jhnen auff diser Erdkugel gelebt hätte / mit allen volkommenen vmbständen / so weit es ehrliche Liebe erfordert / auch weil sich die Damoisella erklärte / den Schäfer weit lieber als jhre leibliche Eltern / geschweigende Geschwistern oder andere in der Welt zu haben / deßwegen vnd darauff gegen den nehmenden Abschiede sie sich also verbunden vnd versicherten / einander trew / hold gewärtig zu seyn / vnd lieb zu haben / daß sie darvon auff dieser gantzen Welt nichts trennen noch scheiden solle weder Glück noch Vnglück / weder Leben noch Todt / weder Gegenwärtiges noch zukünfftiges / weder Gewalt noch Gedult / weder Reichthumb noch Armuth / weder Hoheit noch Verachtung / welches dann mit reciprocirlich gebender trew / Hertz / Mund vnd Hand / vnd tausendfältigen Küssen / die Götter zu Zeugen nemende / vnd den vntrewen / abtrünnigen / verrähterischen vnd meyneydigen theil zu jhrer schweren ewigen straffe übergebend hochbetewerte / bekräfftigten / auch also / daß sie darüber nit allein den Kuß beederseits Wangen / sondern auch deren Hände (dessen doch der Schäfer seiner groben Schäferischen Hand wegen lang weigerte) zum verknüpffenden Verbündnuß einander zutheileten / vnd weil hierauß die förderlichste Versorgung der Schäferin gnugsam zu nehmen ware / massen solch Versprechen mit sich brachte / hatte er darüber seine stättige vnd sorgfältige Gedancken / damit alles auffs beste bestellet würde.

   Nach solchem Ergehen machte er sich allgemach zum Auffbruch fertig mit stättiger Schwermuth vnd Trawrigkeit deß Abzugs oder vielmehr hinterlassens halben Vmbfangen / es muste aber seyn / vnd solch heimlich Leiden nicht zu sehr an Tag geben werden / vnd weil gleich ein starcker antheil vnserer Reichs-Armaden in die Nachtbarschafft also kommen / daß auch vnser Vatterland demselben contribuiren muste / so wurde der Schäfer Ehrenthalben zu seinem Auffbruch desto ehe compelliret, Er nam den Abschied von der Schäferin deß morgens eines Tags der Veneri zugeeygnet / zwar zimlich vnversehens / vnd vngelegen / in gegenwart vieler frembder Leute neben deren Eltern / auch also / daß er zum Valete anders nichts als ein Stücklein Braunfarbiger Cordon von deme damit sie jhre Kleidung vnter der Brust eingeschnüret / abschnitte / vnn weils von dero zartesten Leib herkame / im Munde darvon truge / auch in solcher observantz hielte / daß er sich zeitwärenden außbleibens zum öfftern damit ergetzte / vnd endlich jhr vorweisende wider mit zuruck brachte / Also reisete er selbiges Tages noch fort / sie in dem Schutz der Götter hinterlassende / vnd in jhr getrewes Hertz sich befehlende. Der Schäfer verrichtete seinen vorhabenden Lauftf / vnd blieb geraume Zeit aussen / mit anders nichts als den Andencken seiner Liebsten / vnd daß er so ein getrewen Hertzfreund zuruck gelassen hätte / sich tröstete / welches jhme denn in seinen schweren melancholischen zum öfftern gantz contrarilauffenden Expeditionen alleinigen Trost gabe: Der Handel aber verlieff sich also / daß die so hochbethewerte Liebste zu Hauß bliebe / Jhren vermeynten Liebsten aber draussen sonder zweiffel vngeacht vnd vngedacht / alle vnglücks Bäche durchbaden liesse / sich daheim lustig mit Andern / so Mercurialisten als Martialisten vnd Ergetzendmachende / denn anderer heimlichen Bulerey geschweigende / Begab sich daß von der Hauptarmada dabey vnser Schäfer sich befande / ein Capitain neben einem Lieutenant vnn dem Maestrodelli Quartieri mit beyhabender Soldatesca auff etliche Zeit in die Quartier vnsers Paes geschicket waren / vnd darbey vnser alter Schäfer Cantandro mit Quartiern eines Corporals belegt warde / aber es stunde nicht lang an / sie wurden der Schäferin gewar / hatten auch von hören sagen der Mordischen Momis-mäuler Vrsach genommen / sich vmb sie zubekümmern / dahero stündliches Ein- vnd Außschwärmen spendiren vnd Galanisiren sich erhoben / daß auch bald der Capitain selbst / bald der Quartiermeister / am ernstlichsten vnd meisten aber der Lieutenant sein Quartier hinein machen wollen / vmb desto verdeckter Nacht vnd Tag der Kurtzweil beyzuwohnen vnd abzuwarten / jhren Eltern auch desto weniger beschwerlich oder verdächtig zu seyn / diß wurde in solchen Verdacht vnd üble Nachrede gezogen / daß auch bey der Armada der Schäfer dessen Nachrichtung bekam / vnd sich nicht wenig übel bey ohne das in andern mehrern widrigen ergehen / darob gehube / Er geriethe in schweres Nachdencken / also / daß er sich übel zufrieden geben wolte / Jn deme erfuhr er daß der Auffbruch selbiger geschehen / vnd fiele jhm wider zu Gemüthe die jederzeit gegen jhm gepflogene keusche Verhaltung / Sittsamkeit vnd Stille der Schäferin / auch der so hoch beschwornen bethewrten Trew vnd Liebe / vnd welcher gestalt jhme Momus vnd Fama das gezüchtete Bahr wol bekandt ware / Als fassete er ein besser Hertz / vnnd entschlosse sich in Schrancken seiner gebühr zu halten / weil er vnmüglich hielte / daß Vntrew darhinder stecken solte / Jn solchem gutem Vertrawen kam er endlich wider zuruck / weil der Winter schon guten theils verflossen / vnd die WinterQuartier der Armada nun außgetheilet waren / darvon er Nachrichtung hinterbrachte / auch von was Völckern wir in vnser Landschafft würden belegt werden / mit frewden vnnd ohne einiges argwöhnisches Nachdencken empfieng er die Schäferin / als seine Liebste vnd deren allerseits Angehörige / wurde auch anderst nicht scheinend als hinwiderumb von jhnen allerseits mit vorgebender Frewde empfangen vnd vmbfangen / Nach gehaltener Frage wie es beederseits ergangen were / kam die Mutter vnserer Schäferin mit der Vorklage / vorgebende / welcher gestalt sie mit Quartiern belegt / vnd immer so Ein- vnd Außlauffens / daß sie auch die Tochter an andere Ort zu verschicken gewolt gewesen / der Schäfer vexirend hielte sie alle etwas auff / vorgebend Er von dieser Leichtfertigkeit vnd Löffeley bey der Armada erfahren hätte / was darvon gesagt würde / zumal vnter den Soldaten köndten sie leicht an Fingern abzehlen / dergestalt würden sie bald in gantzen Landen vnnd vnter allen Armaden bekandt werden / gleich wie Andere in jhrer Nachtbarschafft / nicht geringer were daß jhme dem Schäfer solches zu grossem despect gereichete / in deme er eine solche Dama mit grosser Arbeit vnnd mühesamen Auffwartung liebete / die schandbarer Löffeley halben in allen Orten berühmbt vnd bekandt were / es würde der gestalt auß zwey Bösen eins vor Gut erwehlt / vnd eine andere Resolution welche sie etwan gerne sehen / sonder zweiffel auch darumb dem Schäfer alles widriges vnd leydes anthäten / gefast vnd angegangen werden müssen: Mutter vnd Tochter entschuldigten sich hierauff Höflich / mit begehren / solche vngleiche Gedancken über Sie / vnd daß sie nicht wüsten was sie thäten / nicht zu haben / die Schäferin auch gleichsam sich zornig stellende / den Mund über sich werffende / gab zu verstehen / daß es jhr zu Hertzen gienge / vnd sie den Schäfer zu Eyfer zu bewegen beliebung / denn anstatt sie eines vnd das andere entschuldigen solte / thät sie es vielmehr bejahen / noch mehr darzu reden / vnd sich zimlich hönisch beweisen / der Schäfer aber welcher sich vor jhren Zorn vnd Vngnad mehr als vor deß Gottes Jovis fürchtete / betrachtete bald wie schwer solche außzuwetzen were / so dorffte es in seinem Hertzen nicht viel entschuldigens / es ware schon entschuldiget / Derhalben fieng er an jhnen solches zu verstehen zu geben / sagende: Daß seine Trew / Lieb vnd Beständigkeit also gegründet were / daß sie sich solchen Vorgeben noch Vorhaben nicht bewegen liessen / er trawe seiner Schäferin viel ein anders / ja alles Liebes vnd gutes zu / so solten sie nicht gedencken / daß sie jhn so bald zu Eyfern bringen / vnd jhn dadurch außzulachen bekommen solten / er were in diesem passu so kalter vnn Phlegmatischer / anders theils aber so Hitziger vnd Sanguinischer Complexion, daß er auch so fundirt were / vnd sie also liebete / daß / wenn er auch darzu käme / einer bey jhr an der Seiten zu Betth lege / dannoch darüber / ob es wol etliche Nachdencken hätte / nicht eyfern sondern jhr alles Liebes vnd Redliches / jhren hochversicherten versprechen nach / zutrawen wolte / was er jetzo erwehnet / were mehr auß vexation als einigen Vnwillen oder Mißtrawen geschehen / Also wurden diese Mißverständnussen auffgehoben / vnd bliebe der verbländete Schäfer in seiner erblindeten Liebe / vngeacht er sonst in andern Fällen zimlich scharffsichtig vnd nachsinnig gnug ware / So viel er von seinen obhabenden Kriegs-Expeditionen abbrechen kondte / enthielt er sich mehrentheils bey seiner Schäferin / nach als vor.
 
 
 
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