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  Berlinische Privilegirte Zeitung
vom 1. Januar 1761

 
 
   
   



B e r l i n i s c h e
p r i v i l e g i r t e   Z e i t u n g


1stes Stück.
Donnerstag, den 1 Januarius 1761.


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Berlinische Privilegirte Zeitung.

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1stes Stück. Donnerstag, den 1 Januarius 1761.
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Dir, die du von dem Olymp Germaniens Thränen erblickest,
    Dir, Gottheit, weihn wir den ersten Gesang!
Beym frohen Anbruch des Jahrs, mit dem du uns heute beglückest,
    Sey unsre erste Empfindung der Dank!

Dein Zorn, durch Frevel gereizt, goß Schalen voll schrecklicher Plagen
    Auf Deutschlands sündge Bewohner herab!
So manche rauchende Stadt erschallte von ängstlichen Klagen,
    Und Schwerdter stürzten die Edeln ins Grab!

Auch du, geliebtes Berlin, sahst wie sich die Feinde dir nahten,
    Sahst deine Mauren von Flammen bedroht!
Dich schreckt Siberiens Heer, Panoniens und der Sarmaten - -
    Du betest - plötzlich verschwindet die Noth!
[1.2]
Dein Schutzgott eilet herbey - schnell fliehet das wilde Getümmel!
    Mit ihm entfernt sich der wütende Krieg!
Die Ruhe labet dich jetzt; o danke die Rettung dem Himmel!
    Dank ihm den neulich verliehenen Sieg!

Dich, Gottheit, flehen wir an, laß endlich die Schwerdter ermüden!
    Deck uns mit deiner verschonenden Hand!
Verleih uns Tugend, und gib den schmachtenden Völkern den Frieden!
    Segne den König, Sein Heer, und Sein Land!

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Berlin, vom 1 Januarius.

Bey dem Golzischen Infantrieregimente sind die Capitains, Herren von Forcade und von Apenburg, zu Majors avancirt.

Hubertsburg, vom 12. Dec.

Der Lauf der Posten von Leipzig nach Dresden ist nun wieder offen. Die Kays. Königl. Armee, deren Hauptquartier diesen Winter über zu Dresden bleibet, [2.1] hat die Kantonnirungen von Dresden an bis gegen die Böhmische Gränze bezogen; sieben Regimenter aber, welche bey der letztern Schlacht am meisten gelitten haben, sind nach Böhmen gegangen, um diesen Winter über sich allda wieder zu ergänzen. Ihre Stelle ist durch die aus Schlesien gekommene Regimenter ersetzet worden.

Eisenach, vom 11 Dec.

Des Prinzen Xaverii Königl. Hoheit befinden sich noch allhier. Seit etlichen Tagen sind die in hiesiger Gegend befindlichen Truppen in einiger Bewegung. Der Generallieutenant von Stainville hat sich mit den Truppen wieder von Langensalza nach Wenigenlupnitz begeben, und seit der Zeit sind zur Verstärkung desselben einige Bataillons vorgerückt. Ob nun derselben Marsch nach Gotha oder wieder nach Langensalza gerichtet ist, wird die Folge der Zeit lehren.

Von der Königl. Französischen Armee zu Cassel, vom 16 Dec.

Den 10ten brachen die Regimenter Champagne, Bourbonnois, le Roy, Dauphin und Jenner, nach den Kantonnirungen an der Edder zwischen Fritzlar und Rothenburg auf. Auf solche Weise werden sie stets im Stande seyn, entweder den Zug in die Winterquartiere anzutreten, oder, nach vorwaltenden Umständen, über die Werra zu setzen.

Maynz, vom 20 Dec.

Die Streitigkeiten wegen der Theilung der durch die Kayserl. und Reichstruppen von den Preussen und den Alliirten eroberten Magazine unter jenen werden je länger je weitläuftiger. Der Oberrheinische Kreis hat diesfalls unter dem 31 Oct. an den Kayserl. Minister, Herrn Graf von Pergen, Vorstellung gethan, und man siehet auch einen Verhaltungsbefehl, welchen der Oberrheinische Kreisconvent an den bey der Reichsarmee befindlichen Feldkriegescommissair vermittelst eines unterm 31 Oct. jüngsthin verfaßten Conclusi erlassen hat. Ob die übrigen Reichskreise wegen dieser Sache gleiche Gesinnungen hegen, ist noch nicht völlig bekannt.

Rotterdam, vom 20 Dec.

Die Briefe von Bourdeaux melden, daß am 5ten und 9ten daselbst schreckliche Stürme getobet haben; und daß ein Spanisches Schif, von Havre kommend, mit einer reichen Ladung untergegangen sey.

Haag, vom 22 Dec.

Es gehet hier die Rede, daß bey der Versammlung der Generalstaaten sehr erhebliche Klagen gegen unsern Gouverneur zu Batavia, den Herrn von Mosel, einge[2.2]laufen wären, so daß derselbe vielleicht nächstens seinen Rappel erhalten möchte. Aus Petersburg hat man, daß der Russischkayserl. Großkanzler, Herr Graf von Woronzoff, mit dem Französischen Herrn Bothschafter, Marquis von Breteuil, sowohl als mit dem Großbritannischen Minister, Herrn Keith, in öfteren Conferenzen begriffen sey.

Auszug eines Schreibens aus London, vom 19 Dec.

Es ist gewiß, daß den 12ten dieses, nach einer gehaltenen grossen Berathschlagung, die Admiralität der zu St. Helena liegenden Flotte, den Befehl zugeschickt hat, nach Portsmouth zurück zu kehren, die eingeschiften Truppen wieder ans Land zu setzen, und die Unternehmung der Flotte bis auf den Februar aus zu setzen. Die späte Jahreszeit und die Krankheiten, welche unter den Truppen und Pferden, die sich am Boord der Flotte befunden haben, geherrschet, ist lediglich der Bewegungsgrund, daß man die Ausführung der grossen Unternehmung aufgeschoben hat, die aber gewiß im Monat Februar ihren Fortgang haben soll. Se. Majestät, der König, haben sich entschlossen, während dieses Krieges, keine Französischen Weine auf Dero Tafel kommen zu lassen. Höchstdieselben haben solche auch Dero Hofstaat verboten, wodurch 50000 Pfund Sterling ersparet werden. Wenn diesem Beyspiel der Adel folgen sollte, so würde Frankreich dadurch über eine Million Pfund Sterling jährlich verliehren. Auf der Themse hat man viele hundert Tonnen Bier zum Gebrauch unserer in Deutschland befindlichen Truppen eingeschift; man wird auch eine Verstärkung von Cavallerie und Jnfanterie dahin absenden; wie denn bereits zwey Dragenerregimenter den Befehl erhalten haben, sich dieserhalb marschfertig zu halten.

Paris, vom 15 Dec.

Man siehet jetzt einen Entwurf der Gegenstände, über welche sich die Geistlichkeit des Königreichs dieses Jahr in ihrer Versammlung berathschlaget hat.Hauptsächlich haben sie darinn bestanden: Daß die Geistlichkeit, um zufolge ihrer Macht das Uebel der im Jahre 1755 entstandenen Zwietracht zu heben, dem Könige nächstens Vorstellungen über alle diejenigen Puncte thun müsse, die ihr in Ansehen auf die Religion die wichtigsten scheinen, und Anleitung zu folgenden Forderungen geben: 1) Daß der König und die Magistratspersonen die Constitutionem Unigenitus als ein dogmatisches Bekänntniß der allgemeinen Kirche handhaben werden; 2) Daß die zwo Declarationen Sr. Majestät von den Jahren [3.1] 1754 und 1756 wegen des Stillschweigens, wiederrufen und verändert werden sollen; 3) Daß der König die weltlichen Gerichtshöfe, in Absehen auf die Administration der Sacramente, für unfähig erklären, und alle Arrets und Aussprüche, welche desfalls seit einiger Zeit gegeben worden sind, cassiren möge; 4) Daß Se. Maj. die Freysprechungsbriefe, welche Höchstdieselbe denen Priestern, die durch das Parlament von Aix decretiret waren, zugestanden haben, zurück nehmen werden; 5) Daß der König alle Priester, die wegen Verweigerung der Sacramente decretirt worden sind, zurück entbiethen werde; 6) Daß Se. Majestät das Formularbuch handhaben, und die Arrets, welche mit demselben streiten, vernichten werden; 7) Daß der König, der Sorbonne völlige Freyheit zustehen solle, ja selbst, um von der Constitution den Ausspruch zu thun; 8) Daß Se. Majestät die Gesetze des Reichs, in Ansehung der Heyrathen der Protestanten, in Acht nehmen lassen sollen; 9) Daß dienliche Mittel gegen die Convulsionarien und deren Versammlungen anberaumet werden sollen; und daß man 10) Die nöthigen Verfügungen machen soll, um den Debit schlimmer Bücher zu hemmen. Es ist der Herr von Soulange, ein Schiffsofficier, gewesen, der auf einem Portugiesischen Schiff aus Jsle de France nach Brest gekommen, welcher die Nachricht überbracht hat, daß die Escadre des Herrn Dache den 27sten vorigen Jenners in einem Sturm so unglücklich gewesen sey. Nach der Erzählung dieses Officiers, ist gleichwohl noch Hoffnung vorhanden, daß die auf Sandbänke gerathene Schiffe noch werden gerettet werden können. Das Ungewitter soll 40 Stunden lang gedauert, die Häuser auf der Jnsul umgeworfen, und die größten Bäume zu Boden gelegt haben. Das Schif le Vaillant von 64, und die Fregatte der Amethiste von 30 Kanonen, welche auf ihrer Rückreise von St. Domingo zu Corunha haben einlaufen müssen, sind endlich mit einer reichen Ladung von mehr als 3 Millionen an Zucker und Caffee zu Portlouis angekommen, allein weil die Schiffe leck geworden, so ist ein Theil der Waare beschädiget.

Stockholm, vom 22 Dec.

Durch eine Königl. allergnädigste Verordnung vom 22sten Sept. ist allen Königl. Unterthanen, sich bey den aufrührischen Corsicanern in Diensten zu begeben, oder von denselben Commissionen zur Hinderung der Schiffahrt der Republick Genua, entgegen zu nehmen, verboten worden.

Thessalonich, vom 29 Aug.

Es hat nicht nur die Pest hier und in den benach[3.2]barten Provinzen seit geraumer Zeit auf das füchterlichste gewüthet, sondern wir sind auch mit dem Erdbeben, und zwar seit dem 14ten dieses, heimgesucht worden. Eine Landplage, die uns bekanntlich erst im vorigen Jahre so unglücklich gemacht hat! Die zweyte Erschütterung nach der ersten vom 14ten geschahe des Morgens gegen 1 Uhr. Sie war mit einem Feuerstrahl vergesellschaftet, der im Ostertheile der Stadt aus der Erde fuhr, und eine Horizontalbewegung nach Westen hatte. Dieser Strahl durchlief bloß in einer Zeit von 2 Secunden einen gewaltigen Raum, und erlosch hierauf. Das Licht deselben war so stark, als bey hellem Wetter der volle Mond ist, und im Verschwinden schoß er eine Menge Flammen nach allen Seiten herum. Den 17ten des Abends geschahe der dritte Stoß unter erschröcklichen Donnerschlägen und einem heftigen Platzregen. Eine vierte Erschütterung erlitten wir den 21sten des Vormittags gegen 11 Uhr. Seitdem sind wir von mehrern dergleichen befreyet geblieben. So heftig indessen diese Stösse waren, so ist der dadurch verursachte Schade bey weitem so beträchtlich nicht, als man solchen befürchtet hatte.

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Von gelehrten Sachen.

Onomatologia Oeconomica Practica, oder Oeconomisches Wörterbuch, in welchem die allernöthigste, nützlichste und durch sichere Erfahrung bewährte Haußhaltungskünste, zur Stadt= und Land=Wirthschaft gehörige unentbehrliche Anmerkungen, auserlesenste Vortheile und Handgriffe nach alphabetischer Ordnung deutlich und aufrichtig beschrieben werden. Zum allgemeinen Nutzen des Bürgers und Landmanns, aus den besten Quellen zusammen getragen, auch mit vielen neuen aus eigener Erfahrung gemachten nützlichen Anmerkungen bereichert, von einer Gesellschaft öconomischer Liebhaber, und mit einer Vorrede Herrn J. H. G. von Justi. Ulm, Frankfurt und Leipzig bey Gaum, 1760, 1 Alphabeth 20 und einen halben Bogen, in groß Octav. Aus diesem weitläufigten Titel werden unsre Leser selbst einsehen können, was sie in diesem Werke zu suchen haben. Es enthält nämlich practische Anweisungen, in ökonomischen Geschäften zu verfahren, bey deren Zusammentragung die Sammler das Zinkische ökonomische Lexicon dergestalt zu nutzen gewußt, daß sie viele Artikel unverändert daraus entlehnet, vielen aber durch einen kürzern Vortrag derselben nur eine andere Gestalt gegeben haben. Der Herr von Justi, [4.1] welcher, wie man deutlich abnehmen kann, an dem Wörterbuche selbst keinen Antheil hat, hat diesem ersten Theile, der sich mit dem Buchstaben G endiget, eine Vorrede vorgesetzt, worinn er von der vollkommenen Cultur des Bodens und einer blühenden Landwirthschaft, als dem vornehmsten Grunde der Glückseligkeit eines Staats, handelt. Der Herr Verfasser rühmt die Engelländer, als das einzige Volk in Europa, welches alle andere Völker in der Landwirthschaft und [4.2] Cultur des Bodens übertrift. Er führt die Hindernisse an, die sich an andern Orten dem Flor des Ackerbaus entgegen stellen, nebst den Mitteln, ihnen abzuhelfen, und schließt mit dem Wunsche, daß seine Gedanken so viel Eindruck machen mögen, als es die Wichtigkeit seines Gegenstandes verdient. Kostet in den Vossischen Buchhandlungen hier und in Potsdam 1 Rthr. 16 Gr.

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[4.3]
1) Zwey Dutzend scherzhafte Neujahrswünsche fürs Frauenzimmer und 2 Dutzend für Mannspersonen aufs Jahr 1761, in Form von einer Spielkarte in Futteral. 10 Gr.

2) Empfindungen bey dem Anfange des 1761sten Jahres von F. A. Cöler. 8vo Berlin 1 Gr.

3) Joh. Gotl. Lehmanns Cadmiologia oder Geschichte des Farben=Kobolds nach seinen Namen, Arten, Lagerstädten, darbey brechenden Metallen, Mineralien etc. mit Kupfern erläutert, 1ster Theil 4to Königsberg 761. 16 Gr.

4) Merkwürdiges Schreiben an einen Bischof ob es erlaubet sey denen Jesuiten das Predigen und Beichtsitzen weiter zu gestatten, zur Erläuterung der neuesten Geschichte dieses Ordens, aus dem Jtalienischen übersetzt. 4to 761. 16 Gr.

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Da auf Sr. Königl. Majestät in Preussen etc. allerhöchsten Specialbefehl in denen sämmtlichen Chur=Sächsischen Forsten allerhand Sorten von Eichen und Kiehnen, auch anderes Nutz=, Bau= und Brennholz, auf dem Stamme verkaufet werden sollen, und hierzu terminus licitationis auf den 13ten des bevorstehenden Monats Januarii 1761 präfigiret worden; so wird solches hierdurch jedermänniglich bekannt gemacht, und haben sich diejenigen, so in einem oder dem andern Revier, es sey solches belegen wo es welle, eine Quantität Holz auf dem Stamme zu kaufen, und sich solches selbst ausarbeiten, das Brennholz aber in Klaftern schlagen zu lassen Willens sind, in dem vorbenannten Termino Vormittags um 10 Uhr bey dem General=Feld=Kriegesdirectorio hieselbst zu melden, die Reviere, aus welchen sie was zu kaufen Willens, nebst denen verlangenden Sorten, in ganzen Bäumen, oder Holzwaaren anzuzeigen, ihr Gebet darauf zu thun, und zu gewärtigen, daß solches demjenigen, so das mehreste darauf bieten auch sonsten die besten Conditiones dabey eingehen wird, sogleich zugeschlagen werden soll. Leipzig den 22 Dec. 1760.
Königl. Preußl. General=Feld=Kriegesdirectorium. Cautius. Fiedler.

Da der Gasthof und Braukrug in Zehlendorf zwischen Berlin und Potsdam belegen, nebst dazu gehörigen Ländereyen, auf Marien f. a. verpachtet werden soll; so wird solches hierdurch bekannt gemacht, wobey zur Nachricht dienet, daß durch den, in diesem Jahr vorgenommenen Bau eines neuen Seitenhauses und Verfertigung zwey neuer Brunnen der Gastwirths und Brau Nahrung, ein ansehnlicher Vortheil gestiftet worden. Der Anschlag kann bey dem Stadtsecretair Hrn. Schlicht in Berlin eingesehen werden.

Es ist den 30ten vorigen Monats Nachmittage zwischen 3 und 4 Uhr ohnweit der St. Petrikirche an der Lappstrassenecke, von einem armen Dienstmägden ein blau und rothbundter zusammen gebundener Tuch worinnen nachstehende Sachen gewesen, als ein paar grüne Sammetne Handschue, ein Paar ausgenähete Engageanten, und ein ausgenäheter Halstuch, verlohren worden; wer solches gefunden, wird von dem unglücklichen Mägden inständigst gebeten, es in der Roßstrasse bey der Witwe Staberon gegen einen guten Recompens zu überbringen.

Jean Jasperd Libraire debite, Réflexions sur l'Education & particulièrement sur celle des jeunes Demoiselles. 4to Berlin 4 Gr.

Es hat sich verwichenen Montag ein weisser Hünerhund verlaufen; derselbe hat um das linke Auge einen braunen Streif, braun gesprenkelte Ohren, und ist dahero sehr erkennbar. Wer von diesem Hunde Nachricht zu geben weiß, wolle solches auf dem Königl. Amte Mühlenhof gegen ein Donceur anzeigen.

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Diese Zeitung ist wöchentlich dreymal, Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, in der Vossischen Buchhandlung unter dem Berlinischen Rathhause, und auf allen Postämtern zu haben.

 
 
 
 
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