BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Wolfgang Goethe

1749 - 1832

 

Die Leiden

des jungen Werthers

 

Zweyter Theil

 

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am 24. Merz.

 

Ich habe meine Dimißion bey Hofe verlangt, und werde sie, hoff ich, erhalten, und ihr werdet mir verzeihen, daß ich nicht erst Permißion dazu bey euch eingeholt habe. Ich mußte nun einmal fort, und was Ihr zu sagen hattet, um mir das Bleiben einzureden weis ich all, und also – Bring das meiner Mutter in einem Säftgen bey, ich kann mir selbst nicht helfen, also mag sie sich's [137]gefallen lassen, wenn ich ihr auch nicht helfen kann. Freylich muß es ihr weh thun. Den schönen Lauf, den ihr Sohn grad zum Geheimderath und Gesandten ansezte, so auf einmal Halte zu sehen, und rükwärts mit dem Thiergen in Stall. Macht nun draus, was ihr wollt, und kombinirt die mögliche Fälle, unter denen ich hätte bleiben können und sollen. Genug ich gehe. Und damit ihr wißt wo ich hinkomme, so ist hier der Fürst **, der viel Geschmak an meiner Gesellschaft findet, der hat mich gebeten, da er von meiner Absicht hörte, mit ihm auf seine Güter zu gehen und den schönen Frühling da zuzubringen. Ich soll ganz mir selbst gelassen seyn, hat er mir versprochen, und da wir uns zusammen bis auf einen gewissen Punkt verstehn, so will ich's denn auf gut Glük wagen, und mit ihm gehn.