B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Anna Louisa Karschin
1722 -1791
     
   



A u s e r l e s e n e   G e d i c h t e

E i n f ä l l e

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Als sie über beständiges Kopfweh
geklagt hatte, und darauf erinnert wurde,
des Königs Gesundheit zu trinken


Du Glaß! an meines Grabes Rande
Leer' ich dich nicht mehr aus!
Doch stamml' ich noch, bey schon verdunkeltem Verstande:
Es lebe Friedrich und sein Haus!

 
Als von Sanssouci gesprochen wurde
(Im Weinmonath 1761.)

Wenn Oestreich mit gezwungnem Blick
Sagt, daß es Friede werden soll;
Dann kehren Friedrich, und Apoll,
Nach Sanssouci zurück.

 
Als von Lobgedichten gesprochen wurde
[um 1761/63]

Oft loben uns Dichter, die täuschen.
Es lebe mein Ramler! Er spricht:
Wenn es Verdienste nicht heischen,
Lob' ich selbst Könige nicht!

 
Als sie sich gegen den Angrif eines
Freundes mit verschiedenen Einfällen
gewehret hatte, und bald darauf ein wilder
Schweinskopf auf die Tafel
gesetzet wurde.


Des Waldes Thiere sind dem Löwen unterthan;
Der Eber schäumt, und droht mit groß gewachsnem Zahn
Des Jägers stark gewordnen Gliedern:
Ich bin ein schwaches Weib, und wehre mich mit Liedern.

 
Als ein Dichter im Weinmonath
ihr eine Rose gab.

Die reife Traube hört ich jüngst zur Rose sprechen:
Wo kommst du her? wo willst du hin?
Sie sprach: Mich gab der Herbst. Ein Dichter soll mich brechen,
Für eine Dichterin.