B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[173]
      Die Pest
      eine Fantasie.
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Gräßlich preisen Gottes Kraft
      Pestilenzen würgende Seuchen,
Die mit der grausen Brüderschaft
      Durchs öde Thal der Grabnacht schleichen.

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      Bang ergreifts das klopfende Herz,
Gichtrisch zuckt die starre Sehne,
Gräßlich lacht der Wahnsinn in das Angstgestöhne,
      In heulende Triller ergeußt sich der Schmerz.

Raserei wälzt tobend sich im Bette –
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Gift'ger Nebel wallt um ausgestorbne Städte
      Menschen – hager – hohl und bleich –
      Wimmeln in das finstre Reich.
Brütend liegt der Tod auf dumpfen Lüften,
Häuft sich Schäze in gestopften Grüften –
[174]
      Pestilenz sein Jubelfest.
Leichenschweigen – Kirchhofstille
Wechseln mit dem Lustgebrülle,
      Schröklich preiset Gott die Pest.

Y.