BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Bettine von Arnim

1785 - 1859

 

Abdala und der Magnet

 

1815

 

Quelle:

Erinnerungen des Dr. Johann Nepomuk v. Ringseis, Band 1, S. 207

Hrsg.: Emilie Ringseis Regensburg & Amberg: J. Habbel, 1886

Faksimile: Google

 

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Abdala führte den schuldlosen Knaben zur Höhle: «Fürchte dich nicht, bald wird dein dunkler Weg durch irdische Schätze erleuchtet. Haufen von Gold, Juwelen, Perlen, Karfunkel, alles sei dein, nur den prunklosen Leuchter, rings Eisen, in der Mitte die Kerze, bring mir zum Dank.» Das Kind eilt gehorsam hinab, die Schätze wollen es blenden, doch erst greift es dankbarlich nach dem unscheinbaren Leuchter, den es vom Rost zu reinigen mit dem Zipfel des Rockes poliret; und sieh': Der geriebne Magnet zieht herbei die Geister, die sofort ihm dienen, und in dem Schutze dieser geht es den Pfad des Lebens bergan, Allen Heil bringend, die ihm vertrauen; aber Abdala, dem Heiden, ward durch Gottes Verhängniß und durch die Frommheit des Kindes die Kraft, die er listig wollt stehlen und zu bösem Zauber gebrauchen, entwendet und in unschuldigen Händen ein Segen der Menschheit.