BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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schafft sein denkender Geist. – Mit nicht geringem Schrecken bemerke ich meine Geschwätzigkeit, und doch ist meine Litanei noch nicht zu Ende. Gomis schreibt mir auf ganz lakonische Weise, die ihm so eigen: Je pensais vous faire une surprise à votre retour, mais comme j' aime à donner víte, je vous avertis, que je viens de publier une chanson espagnole dédiée a Mme de D ... Schade! daß diese Composition sich schwerlich zu einem Ansbacher Verleger verirren wird, während sie bereits nach dem spanischen Amerika segelt. Der Brief ist ganz er selbst, voll Sonderbarkeiten, und doch vernünftig, klar und kindlich.

Nach der Constellation des irischen Himmels zu schließen, so werden wir wohl noch fünf Monate hier verweilen. Das hiesige Klima aber ist nicht mein Freund. Schon ist der Juny da, und noch lodert in den Kaminen das Feuer. Jeden Tag muß es regnen, das ist so herkömmlich. Die durchgepeitschte Seeluft, schlaff und kühl, ist zwar das beste Mittel den Teint zu verschönern (nach dem Grundsatz der Damen), aber der Körper selbst leidet nur desto mehr. Meine Natur, die etwas löwenhaft ist, wird, mit Gottes Hülfe, auch diesen Einflüßen widerstehen können. Um mich zu wärmen, durchwandle ich zuweilen das schöne Treibhaus; die Erzeugnisse Indiens und Amerika's sollen mich für den weinerlichen Himmel Irlands schadlos halten.

 

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X.

Dungannon, am 10. Juni.   

 

Endlich hat Dein Briefchen zu mir den Weg gefunden. Die lange Entbehrung dieser Freude machte mir sein Erscheinen nur noch dankenswerter. Deine Ent­schuldigung aber, Du wüßtest nicht, was Du mir schreiben könntest, laß ich nicht gelten. Freilich die Tagesneuigkeiten Eures Ansbach oder Onolsbach (fängt an mit O! und schließt mit Ach!) interessiren mich so wenig, als wenn die Sterne sich schneuzen. Ich liebe dich zärtlich, und innig meine gute Mutter und Geschwister, weshalb schon ein Gruß von meinen Lieben hinreicht, mich mit Freude zu überschütten. Das Unwohlsein meiner lieben E ... [ihre jüngere Schwester Elise] ängstigt mich etwas, und wenn ich mich tröste, so ist's durch den Gedanken, daß nach beendigter Bleichsucht die rothen Wangen verdoppelt wiederkehren, und daher manche Eitle sich eine solche Rosenbleiche wünschen würde.

Das ruhige Andante unsres Landlebens scheint sich plötzlich in ein Allegro vivace zu verwandeln. Concerte und Bälle wechseln ab, und meine Aufgabe ist, nach beendigtem Unterricht mich zu putzen und als Sängerin zu figuriren. Das Schloß des Earl of R... könnte aber auch billig der Residenz eines deutschen Herzogs an die Seite gestellt werden. Morgen ist großes Dejeuner dansant in dem House eines Edelmanns unsrer Nachbarschaft. Werd' ich  dem  lästigen  Tanzen  entschlüpfen  können?  Dieß  bleibt  mir  nun  einmal   das   größte   Opfer,  exigé  par  la

 

 

 


 

Um mich zu wärmen, durchwandle ich zuweilen das schöne Treibhaus