BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Gottlieb Fichte

1762 - 1814

 

Reden an die deutsche Nation

 

1807/08

 

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Zweite Rede.

 

Vom Wesen der neuen Erziehung

im Allgemeinen.

 

Das von mir vorgeschlagene Erhaltungsmittel einer deutschen Nation überhaupt, zu dessen klarer Einsicht diese Reden zunächst Sie, und nebst Ihnen die ganze Nation führen möchten, gehet als ein solches Mittel hervor aus der Beschaffenheit der Zeit sowie der deutschen Nationaleigenthümlichkeiten, sowie dieses Mittel wiederum eingreifen soll in Zeit und Bildung der Nationaleigenthümlichkeiten. Es ist somit dieses Mittel nicht eher vollkommen klar und verständlich gemacht, als bis es mit diesen und diese mit ihm zusammengehalten, und beide in vollkommener gegenseitiger Durchdringung dargestellt sind, welche Geschäfte einige Zeit erfordern, und so die vollkommene Klarheit nur am Ende unserer Reden zu erwarten ist. Da wir jedoch bei irgend einem einzelnen Theile anfangen müssen, so wird es am zweckmässigsten seyn, zuvörderst jenes Mittel selbst, abgesondert von seinen Umgebungen in Zeit und Raum, für sich in seinem inneren Wesen zu betrachten und so soll denn diesem Geschäfte unsere heutige und nächstfolgende Rede gewidmet seyn.

Das angegebene Mittel war eine durchaus neue und vorher noch nie also bei irgend einer Nation dagewesene Nationalerziehung der Deutschen. Diese neue Erziehung wurde schon in der vorigen Rede zur Unterscheidung von der bisher üblichen also bezeichnet: die bisherige Erziehung habe zu guter Ordnung und Sittlichkeit höchstens nur ermahnt, aber diese Ermahnungen seyen unfruchtbar gewesen für das wirkliche Leben, welches nach ganz anderen, dieser Erziehung durchaus unzugänglichen Gründen sich gebildet habe. Im Gegensatze mit dieser müsse die neue Erziehung die wirkliche Lebensregung und Bewegung ihrer Zöglinge nach Regeln sicher und ohnfehlbar bilden und bestimmen können.

So nun etwa hierauf jemand also gesagt hätte, wie denn auch wirklich diejenigen, welche die bisherige Erziehung leiten, fast ohne Ausnahme also sagen: wie könnte man denn auch irgend einer Erziehung mehr anmuthen, als dass sie dem Zöglinge das Rechte zeige und ihn getreulich zu demselben anmahne; ob er diesen Ermahnungen folgen wolle, das sey seine eigene Sache und, wenn er es nicht thue, seine eigene Schuld; er habe freien Willen, den keine Erziehung ihm nehmen könne: so würde ich hierauf, um die von mir gedachte neue Erziehung noch schärfer zu bezeichnen, antworten: dass gerade in diesem Anerkennen, und in diesem Rechnen auf einen freien Willen des Zöglings der erste Irrthum der bisherigen Erziehung und das deutliche Bekenntniss ihrer Ohnmacht und Nichtigkeit liege. Denn indem sie bekennt, dass nach aller ihrer kräftigsten Wirksamkeit der Wille dennoch frei, d. i. unentschieden schwankend zwischen gutem und bösem bleibe, bekennt sie, dass sie den Willen, und da dieser die eigentliche Grundwurzel des Menschen selbst ist, den Menschen selbst zu bilden, durchaus weder vermöge, noch wolle oder begehre, und dass sie dies überhaupt für unmöglich halte. Dagegen würde die neue Erziehung gerade darin bestehen müssen, dass sie auf dem Boden, dessen Bearbeitung sie übernähme, die Freiheit des Willens gänzlich vernichtete, und dagegen strenge Nothwendigkeit der Entschliessungen und die Unmöglichkeit des entgegengesetzten in dem Willen hervorbrächte auf welchen Willen man nunmehr sicher rechnen und auf ihn sich verlassen könnte.

Alle Bildung strebt an die Hervorbringung eines festen, bestimmten und beharrlichen Seyns, das nun nicht mehr wird, sondern ist, und nicht anders seyn kann, denn so, wie es ist. Strebte sie nicht an ein solches Seyn, so wäre sie nicht Bildung, sondern irgend ein zweckloses Spiel; hätte sie ein solches Seyn nicht hervorgebracht, so wäre sie eben noch nicht vollendet. Wer sich noch ermahnen muss, und ermahnt werden, das Gute zu wollen, der hat noch kein bestimmtes und stets bereitstehendes Wollen: sondern er will sich dieses erst jedesmal im Falle des Gebrauches machen; wer ein solches festes Wollen hat, der will, was er will, für alle Ewigkeit, und er kann in keinem möglichen Falle anders wollen, denn also, wie er eben immer will; für ihn ist die Freiheit des Willens vernichtet und aufgegangen in der Nothwendigkeit. Dadurch eben hat die bisherige Zeit gezeigt, dass sie von Bildung zum Menschen weder einen rechten Begriff, noch die Kraft hatte, diesen Begriff darzustellen: dass sie durch ermahnende Predigten die Menschen bessern wollte, und verdrüsslich ward und schalt, wenn diese Predigten nichts fruchteten. Wie konnten sie doch fruchten? Der Wille des Menschen hat schon vor der Ermahnung vorher, und unabhängig von ihr, seine feste Richtung; stimmt diese zusammen mit deiner Ermahnung, so kommt die Ermahnung zu spät, und der Mensch hätte auch ohne dieselbe gethan, wozu du ihn ermahnest; steht sie mit derselben im Widerspruche, so magst du ihn höchstens einige Augenblicke betäuben; wie die Gelegenheit kommt, vergisst er sich selbst und deine Ermahnung, und folgt seinem natürlichen Hange. Willst du etwas über ihn vermögen, so musst du mehr thun, als ihn bloss anreden, du musst ihn machen, ihn also machen, dass er gar nicht anders wollen könne, als du willst, dass er wolle. Es ist vergebens zu sagen, fliege dem der keine Flügel hat, und er wird durch alle deine Ermahnungen nie zwei Schritte über den Boden emporkommen; aber entwickele, wenn du kannst, seine geistigen Schwungfedern, und lasse ihn dieselben Üben und kräftig machen, und er wird ohne alle dein Ermahnen gar nicht anders mehr wollen oder können, denn fliegen.

Diesen festen und nicht weiter schwankenden Willen muss die neue Erziehung hervorbringen nach einer sicheren und ohne Ausnahme wirksamen Regel; sie muss selber mit Nothwendigkeit erzeugen die Nothwendigkeit, die sie beabsichtiget. Was bisher gut geworden ist, ist gut geworden durch seine natürliche Anlage, durch welche die Einwirkung der schlechten Umgebung überwogen wurde; keinesweges aber durch die Erziehung, denn sonst hatte alles durch dieselbe Hindurchgegangene gut werden müssen: was da verdarb, verdarb ebensowenig durch die Erziehung, denn sonst hätte alles durch sie Hindurchgehende verderben müssen, sondern durch sich selber und seine natürliche Anlage; die Erziehung war in dieser Rücksicht nur nichtig, keinesweges verderblich, das eigentliche bildende Mittel war die geistige Natur. Aus den Händen dieser dunklen und nicht zu berechnenden Kraft nun soll hinführo die Bildung zum Menschen unter die Botmässigkeit einer besonnenen Kunst gebracht werden, die an allem ohne Ausnahme, was ihr anvertraut wird, ihren Zweck sicher erreiche, oder, wo sie ihn etwa nicht erreichte, wenigstens weiss, dass sie ihn nicht erreicht hat, und dass somit die Erziehung noch nicht geschlossen ist Eine sichere und besonnene Kunst, einen festen und unfehlbaren guten Willen im Menschen zu bilden, soll also die von mir vorgeschlagene Erziehung seyn, und dieses ist ihr erstes Merkmal.

Weiter – der Mensch kann nur dasjenige wollen, was er liebt; seine Liebe ist der einzige, zugleich auch der unfehlbare Antrieb seines Wollens und aller seiner Lebensregung und Bewegung. Die bisherige Staatskunst, als selbst Erziehung des gesellschaftlichen Menschen, setzte als sichere und ohne Ausnahme geltende Regel voraus, dass jederman sein eigenes sinnliches Wohlseyn liebe und wolle, und sie knüpfte an diese natürliche Liebe durch Furcht und Hoffnung künstlich den guten Willen, den sie wollte, das Interesse für das gemeine Wesen. Abgerechnet, dass bei dieser Erziehungsweise der äusserlich zum unschädlichen oder brauchbaren Bürger gewordene dennoch innerlich ein schlechter Mensch bleibt, denn darin eben besteht die Schlechtigkeit, dass man nur sein sinnliches Wohlseyn liebe, und nur durch Furcht oder Hoffnung für dieses, sey es nun im gegenwärtigen oder in einem künftigen Leben, bewegt werden könne; – dieses abgerechnet, haben wir schon oben ersehen, dass diese Maassregel für uns nicht mehr anwendbar ist, indem Furcht und Hoffnung nicht mehr für uns, sondern gegen uns dienen, und die sinnliche Selbstliebe auf keine Weise in unseren Vortheil gezogen werden kann. Wir sind daher sogar durch die Noth gedrungen, innerlich und im Grunde gute Menschen bilden zu wollen, indem nur in solchen die deutsche Nation noch fortdauern kann, durch schlechte aber nothwendig mit dem Auslande zusammenfliesst. Wir müssen darum an die Stelle jener Selbstliebe, an welche nichts gutes für uns sich länger knüpfen lässt, eine andere Liebe, die unmittelbar auf das Gute, schlechtweg als solches und um sein selbst willen gehe, in den Gemüthern aller, die wir zu unserer Nation rechnen wollen, setzen und begründen.

Die Liebe für das Gute schlechtweg als solches, und nicht etwa um seiner Nützlichkeit willen für uns selber, trägt, wie wir schon ersehen haben, die Gestalt des Wohlgefallens an demselben: eines so innigen Wohlgefallens, dass man dadurch getrieben werde, es in seinem Leben darzustellen. Dieses innige Wohlgefallen also wäre es, was die neue Erziehung als festes und unwandelbares Seyn ihres Zöglings hervorbringen müsste; worauf denn dieses Wohlgefallen durch sich selbst den unwandelbar guten Willen desselben Zöglings als nothwendig begründen würde.

Ein Wohlgefallen, das da treibet, einen gewissen Zustand der Dinge, der in der Wirklichkeit nicht vorhanden ist, hervorzubringen in derselben, setzt voraus ein Bild dieses Zustandes, das vor dem wirklichen Seyn desselben vorher dem Geiste vorschwebt, und jenes zur Ausführung treibende Wohlgefallen auf sich ziehet. Somit setzt dieses Wohlgefallen in der Person, die von ihm ergriffen werden soll, voraus das Vermögen, selbstthätig dergleichen Bilder, die unabhängig seyen von der Wirklichkeit, und keinesweges Nachbilder derselben, sondern vielmehr Vorbilder, zu entwerfen. Ich habe jetzt zu allernächst von diesem Vermögen zu sprechen, und ich bitte, während dieser Betrachtung ja nicht zu vergessen, dass ein durch dieses Vermögen hervorgebrachtes Bild eben als blosses Bild, und als dasjenige, worin wir unsere bildende Kraft fühlen, gefallen könne, ohne doch darum genommen zu werden als Vorbild einer Wirklichkeit, und ohne in dem Grade zu gefallen, dass es zur Ausführung treibe; dass dies letztere ein ganz anderes, und unser eigentlicher Zweck ist, von dem wir später zu reden nicht unterlassen werden, jenes nächste aber lediglich die vorläufige Bedingung enthält zur Erreichung des wahren letzten Zweckes der Erziehung.

Jenes Vermögen, Bilder, die keinesweges blosse Nachbilder der Wirklichkeit seyen, sondern die da fähig sind, Vorbilder derselben zu werden, selbstthätig zu entwerfen, wäre das erste, wovon die Bildung des Geschlechtes durch die neue Erziehung ausgehen müsste. Selbstthätig zu entwerfen, habe ich gesagt, und also, dass der Zögling durch eigene Kraft sie sich erzeuge, keinesweges etwa, dass er nur fähig werde, das durch die Erziehung ihm hingegebene Bild leidend aufzufassen, es hinlänglich zu verstehen, und es, also wie es ihm gegeben ist, zu wiederholen, als ob es nur um das Vorhandenseyn eines solchen Bildes zu thun wäre Der Grund dieser Forderung der eignen Selbstthätigkeit in diesem Bilden ist folgender: nur unter dieser Bedingung kann das entworfene Bild das thätige Wohlgefallen des Zöglings an sich ziehen. Es ist nemlich ganz etwas anderes, sich etwas nur gefallen zu lassen, und nichts dagegen zu haben, dergleichen leidendes Gefallenlassen allein höchstens aus einem leidenden Hingeben entstehen kann; wiederum aber etwas anderes, von dem Wohlgefallen an etwas also ergriffen werden, dass dasselbe schöpferisch werde, und alle unsere Kraft zum Bilden anrege. Von dem ersten, das in allewege in der bisherigen Erziehung wohl auch vorkam, sprechen wir nicht, sondern von dem letzten. Dieses letzte Wohlgefallen aber wird allein dadurch angezündet, dass die Selbstthätigkeit des Zöglings zu gleich angereizt und an dem gegebenen Gegenstande ihm offenbar werde, um so dieser Gegenstand nicht bloss für sich, sondern zugleich auch als ein Gegenstand der geistigen Kraftäusserung gefalle, welche letztere unmittelbar, nothwendig und ohne alle Ausnahme wohlgefällt.

Diese im Zöglinge zu entwickelnde Thätigkeit des geistigen Bildens ist ohne Zweifel eine Thätigkeit nach Regeln, welche Regeln dem Thätigen kund werden, bis zur Einsicht ihrer einzigen Möglichkeit in unmittelbarer Erfahrung an sich selber; also diese Thätigkeit bringt hervor Erkenntniss, und zwar, allgemeiner und ohne Ausnahme geltender Gesetze. Auch in dem von diesem Puncte aus sich anhebenden freien Fortbilden ist unmöglich, was gegen das Gesetz unternommen wird, und es erfolgt keine That, bis das Gesetz befolgt ist; wenn daher auch diese freie Fortbildung anfangs von blinden Versuchen ausginge, so müsste sie doch enden mit erweiterter Erkenntniss des Gesetzes. Diese Bildung ist daher in ihrem letzten Erfolge Bildung des Erkenntnissvermögens des Zöglings, und zwar keinesweges die historische an den stehenden Beschaffenheiten der Dinge, sondern die höhere und philosophische, an den Gesetzen, nach denen eine solche stehende Beschaffenheit der Dinge nothwendig wird. Der Zögling lernt.

Ich setze hinzu: der Zögling lernt gern und mit Lust, und er mag, so lange die Spannung der Kraft vorhält, gar nichts lieber thun, denn lernen; denn er ist selbstthätig, indem er lernt, und dazu hat er unmittelbar die allerhöchste Lust. Wir haben hieran ein äusseres, theils unmittelbar ins Auge fallendes, theils untrügliches Kennzeichen der wahren Erziehung gefunden, dies, dass ohne alle Rücksicht auf die Verschiedenheit der natürlichen Anlagen und ohne alle Ausnahme jedweder Zögling, an den diese Erziehung gebracht wird, rein um des Lernens selbst willen, und aus keinem anderen Grunde, mit Lust und Liebe lerne. Wir haben das Mittel gefunden, diese reine Liebe zum Lernen anzuzünden, dies, die unmittelbare Selbstthätigkeit des Zöglings anzuregen, und diese zur Grundlage aller Erkenntniss zu machen, also, dass an ihr gelernt werde, was gelernt wird.

Diese eigene Thätigkeit des Zöglings in irgend einem uns bekannten Puncte nur erst anzuregen, ist das erste Hauptstück der Kunst. Ist dieses gelungen, so kommt es nur noch darauf an, die angeregte von diesem Puncte aus immer im frischen Leben zu erhalten, welches allein durch regelmässiges Fortschreiten möglich ist, und wo jeder Fehlgriff der Erziehung auf der Stelle durch Mislingen des Beabsichtigten sich entdeckt. Wir haben also auch das Band gefunden, wodurch der beabsichtigte Erfolg unabtrennlich angeknüpft wird an die angegebene Wirkungsweise, das ewige und ohne alle Ausnahme waltende Grundgesetz der geistigen Natur des Menschen, dass er geistige Thätigkeit unmittelbar anstrebe.

Sollte jemand, durch die gewöhnliche Erfahrung unserer Tage irregeleitet, sogar gegen das Vorhandenseyn eines solchen Grundgesetzes Zweifel hegen, so merken wir für einen solchen zum Ueberflusse an, dass der Mensch von Natur allerdings bloss sinnlich und selbstsüchtig ist, so lange die unmittelbare Noth und das gegenwärtige sinnliche Bedürfniss ihn treibt, und dass er durch kein geistiges Bedürfniss oder irgend eine schonende Rücksicht sich abhalten lässt, dieses zu befriedigen; dass er aber, nachdem nur diesem abgeholfen ist, wenig Neigung hat, das schmerzhafte Bild desselben in seiner Phantasie zu bearbeiten und es sich gegenwärtig zu erhalten, sondern dass er es weit mehr liebt, den losgebundenen Gedanken auf die freie Betrachtung dessen, was die Aufmerksamkeit seiner Sinne reizt, zu richten, ja dass er auch einen dichterischen Ausflug in ideale Welten gar nicht verschmäht, indem ihm von Natur ein leichter Sinn beiwohnt für das Zeitliche, damit sein Sinn für das Ewige einigen Spielraum zur Entwickelung erhalte. Das letzte wird bewiesen durch die Geschichte aller alten Völker und die mancherlei Beobachtungen und Entdeckungen, die von ihnen auf uns gekommen sind; es wird bewiesen bis auf unsere Tage durch die Beobachtung der noch übrigen wilden Völker, falls nemlich sie von ihrem Klima nur nicht gar zu stiefmütterlich behandelt werden, und durch die unserer eigenen Kinder; es wird sogar bewiesen durch das freimüthige Geständniss unserer Eiferer gegen Ideale, welche sich beklagen, dass es ein weit verdrüsslicheres Geschäft sey, Namen und Jahreszahlen zu lernen, denn aufzufliegen in das, wie es ihnen vorkommt, leere Feld der Ideen, welche sonach selber, wie es scheint, lieber das zweite thäten, wenn sie sichs erlauben dürften, denn das erste. Dass an die Stelle dieses naturgemässen Leichtsinns der schwere Sinn trete, wo auch dem Gesättigten der künftige Hunger, und die ganzen langen Reihen alles möglichen künftigen Hungers, als das einzige seine Seele füllende, vorschweben, und ihn immerfort stacheln und treiben, wird in unserem Zeitalter durch Kunst bewirkt, beim Knaben durch Züchtigung seines natürlichen Leichtsinnes, beim Manne durch das Bestreben für einen klugen Mann zu gelten, welcher Ruhm nur demjenigen zu Theil wird, der jenen Gesichtspunct keinen Augenblick aus den Augen lässt; es ist daher dies keinesweges Natur, auf die wir zu rechnen hätten, sondern ein der widerstrebenden Natur mit Mühe aufgedrungenes Verderben, das da wegfällt, sowie nur jene Mühe nicht mehr angewendet wird.

Diese unmittelbar die geistige Selbstthätigkeit des Zöglings anregende Erziehung erzeugt Erkenntniss, sagten wir oben; und dies giebt uns Gelegenheit, die neue Erziehung im Gegensatze mit der bisherigen noch tiefer zu bezeichnen. Eigentlich nemlich und unmittelbar geht die neue Erziehung nur auf Anregung regelmässig fortschreitender Geistesthätigkeit. Die Erkenntniss ergiebt sich, wie wir oben gesehen haben, nur nebenbei und als nicht aussenbleibende Folge. Ob es daher nun zwar wohl diese Erkenntniss ist, in welcher allein das Bild für das wirkliche Leben, das die künftige ernstliche Thätigkeit unseres zum Manne gewordenen Zöglings anregen soll, erfasst werden kann; die Erkenntniss daher allerdings ein wesentlicher Bestandtheil der zu erlangenden Bildung ist: so kann man dennoch nicht sagen, dass die neue Erziehung diese Erkenntniss unmittelbar beabsichtige, sondern die Erkenntniss fällt derselben nur zu. Im Gegentheile beabsichtigte die bisherige Erziehung geradezu Erkenntniss und ein gewisses Maass eines Erkenntnissstoffes. Ferner ist ein grosser Unterschied zwischen der Art der Erkenntniss, welche der neuen Erziehung nebenbei entsteht, und derjenigen, welche die bisherige Erziehung beabsichtigte. Jener entsteht die Erkenntniss der die Möglichkeit aller geistigen Thätigkeit bedingenden Gesetze dieser Thätigkeit. Z. B. wenn der Zögling in freier Phantasie durch gerade Linien einen Raum zu begrenzen versucht, so ist dies die zuerst angeregte geistige Thätigkeit desselben. Wenn er in diesen Versuchen findet, dass er mit weniger denn drei geraden Linien keinen Raum begrenzen könne, so ist dieses letztere die nebenbei entstehende Erkenntniss einer zweiten ganz anderen Thätigkeit des das zuerst angeregte freie Vermögen beschränkenden Erkenntnissvermögens. Dieser Erziehung entsteht sonach gleich bei ihrem Beginnen eine wahrhaft über alle Erfahrung erhabene, übersinnliche, streng nothwendige und allgemeine Erkenntniss, die alle nachher mögliche Erfahrung schon im voraus unter sich befasst. Dagegen ging der bisherige Unterricht in der Regel nur auf die stehenden Beschaffenheiten der Dinge, wie sie eben, ohne dass man dafür einen Grund angeben könne, seyen, und geglaubt und gemerkt werden müssten; also auf ein bloss leidendes Auffassen durch das lediglich im Dienste der Dinge stehende Vermögen des Gedächtnisses, wodurch es überhaupt gar nicht zur Ahnung des Geistes, als eines selbstständigen und uranfänglichen Principes der Dinge selber, kommen konnte. Es vermeine die neuere Pädagogik ja nicht, durch die Berufung auf ihren oft bezeugten Abscheu gegen mechanisches Auswendiglernen und auf ihre bekannten Meisterstücke in sokratischer Manier, gegen diesen Vorwurf sich zu decken; denn hierauf hat sie schon längst wo anders den gründlichen Bescheid erhalten, dass diese sokratischen Räsonnements gleichfalls nur mechanisch auswendig gelernt werden, und dass dies ein um so gefährlicheres Auswendiglernen ist, da es dem Zöglinge, der nicht denkt, dennoch den Schein giebt, dass er denken könne; dass dies bei dem Stoffe, den sie zur Entwickelung des Selbstdenkens anwenden wollte, nicht anders erfolgen konnte, und dass man für diesen Zweck mit einem ganz anderen Stoffe anheben müsse. Aus dieser Beschaffenheit des bisherigen Unterrichts erhellet, theils warum in der Regel der Zögling bisher ungern, und darum langsam und spärlich lernte, und in Ermangelung des Reizes aus dem Lernen selber fremdartige Antriebe untergelegt werden mussten, theils geht daraus hervor der Grund von bisherigen Ausnahmen von der Regel. Das Gedächtniss, wenn es allein, und ohne irgend einem anderen geistigen Zwecke dienen zu sollen, in Anspruch genommen wird, ist vielmehr ein Leiden des Gemüths, als eine Thätigkeit desselben, und es lässt sich einsehen, dass der Zögling dieses Leiden höchst ungern übernehmen werde. Auch ist die Bekanntschaft mit ganz fremden und nicht das mindeste Interesse für ihn habenden Dingen und mit ihren Eigenschaften ein schlechter Ersatz für jenes ihm zugefügte Leiden; deswegen musste seine Abneigung durch die Vertröstung auf die künftige Nützlichkeit dieser Erkenntnisse, und dass man nur vermittelst ihrer Brot und Ehre finden könne, und sogar durch unmittelbar gegenwärtige Strafe und Belohnung überwunden werden; – dass somit die Erkenntniss gleich von vornherein als Dienerin des sinnlichen Wohlseyns aufgestellt wurde, und diese Erziehung, welche in Absicht ihres Inhalts oben als bloss unkräftig für Entwicklung einer sittlichen Denkart aufgestellt wurde, um nur an den Zögling zu gelangen, das moralische Verderben desselben sogar pflanzen und entwickeln, und ihr Interesse an das Interesse dieses Verderbens anknüpfen musste. Man wird ferner finden, dass das natürliche Talent, welches, als Ausnahme von der Regel, in der Schule dieser bisherigen Erziehung gern lernte, und deswegen gut, und durch diese in ihm waltende höhere Liebe das moralische Verderben der Umgebung überwand und seinen Sinn rein erhielt, durch seinen natürlichen Hang jenen Gegenständen ein praktisches Interesse abgewann, und dass es, von seinem glücklichen Instincte geleitet, vielmehr darauf ausging, dergleichen Erkenntnisse selbst hervorzubringen, denn darauf, sie bloss aufzufassen; sodann, dass in Absicht der Lehrgegenstände, mit denen, als Ausnahme von der Regel, es dieser Erziehung noch am allgemeinsten und glücklichsten gelang, dieses insgesammt solche sind, die sie thätig ausüben liess, so wie z.B. diejenige gelehrte Sprache, in der bis aufs Schreiben und Reden derselben ausgegangen wurde, beinahe allgemein ziemlich gut, dagegen diejenige andere, in der die Schreibe- und Redeübungen vernachlässigt wurden, in der Regel sehr schlecht und oberflächlich gelernt und in reiferen Jahren vergessen worden. Dass daher auch aus der bisherigen Erfahrung hervorgeht, dass es allein die Entwicklung der geistigen Thätigkeit durch den Unterricht sey, die da Lust an der Erkenntniss, rein als solcher, hervorbringe, und so auch das Gemüth der sittlichen Bildung offen erhalte, dagegen das bloss leidende Empfangen ebenso die Erkenntniss lähme und tödte, wie es ihr Bedürfniss sey, den sittlichen Sinn in Grund und Boden hinein zu verderben.

Um wieder zurückzukehren zum Zöglinge der neuen Erziehung: es ist klar, dass derselbe, von seiner Liebe getrieben, viel, und, da er alles in seinem Zusammenhange fasst und das gefasste unmittelbar durch ein Thun übt, dieses viele richtig und unvergesslich lernen werde. Doch ist dieses nur Nebensache. Bedeutender ist, dass durch diese Liebe sein Selbst erhöhet und in eine ganz neue Ordnung der Dinge, in welche bisher nur wenige von Gott Begünstigte von ohngefähr kamen, besonnen und nach einer Regel eingeführt wird. Ihn treibt eine Liebe, die durchaus nicht auf irgend einen sinnlichen Genuss ausgeht, indem dieser als Antrieb für ihn gänzlich schweigt, sondern auf geistige Thätigkeit, um der Thätigkeit willen, und auf das Gesetz derselben, um des Gesetzes willen. Ob nun zwar nicht diese geistige Thätigkeit überhaupt es ist, auf welche die Sittlichkeit geht, sondern dazu noch eine besondere Richtung jener Thätigkeit kommen muss, so ist dennoch jene Liebe die allgemeine Beschaffenheit und Form des sittlichen Willens; und so ist denn diese Weise der geistigen Bildung die unmittelbare Vorbereitung zu der sittlichen; die Wurzel der Unsittlichkeit aber rottet sie, indem sie den sinnlichen Genuss durchaus niemals Antrieb werden lässt, gänzlich aus. Bisher war dieser Antrieb der erste, der da angeregt und ausgebildet wurde, weil man ausserdem den Zögling gar nicht bearbeiten und einigen Einfluss auf denselben gewinnen zu können glaubte; sollte hinterher der sittliche Antrieb entwickelt werden, so kam derselbe zu spät und fand das Herz schon eingenommen und angefüllt von einer anderen Liebe. Durch die neue Erziehung soll umgekehrt die Bildung zum reinen Wollen das erste werden, damit, wenn späterhin doch die Selbstsucht innerlich erwachen oder von aussen angeregt werden sollte, diese zu spät komme und in dem schon von etwas anderm eingenommenen Gemüthe keinen Platz für sich finde.

Wesentlich ist schon für diesen ersten, so wie für den demnächst anzugebenden zweiten Zweck, dass der Zögling von Anbeginn an ununterbrochen und ganz unter dem Einflusse dieser Erziehung stehe, und dass er von dem Gemeinen gänzlich abgesondert und vor aller Berührung damit verwahrt werde. Dass man um seiner Erhaltung und seines Wohlseyns willen im Leben sich regen und bewegen könne, muss er gar nicht hören, und ebensowenig, dass man um deswillen lerne, oder dass das Lernen dazu etwas helfen könne. Es folgt daraus, dass die geistige Entwickelung, in der oben angegebenen Weise, die einzige seyn müsse, die an ihn gebracht werde, und dass er mit derselben ohne Unterlass beschäftigt werden müsse, dass aber keinesweges diese Weise des Unterrichts mit demjenigen, der des entgegengesetzten sinnlichen Antriebes bedarf, abwechseln dürfe.

Ob nun aber wohl diese geistige Entwickelung die Selbstsucht nicht zum Leben kommen lässt und die Form eines sittlichen Willens giebt, so ist dies doch darum noch nicht der sittliche Wille selbst; und falls die von uns vorgeschlagene neue Erziehung nicht weiter ginge, so würde sie höchstens treffliche Bearbeiter der Wissenschaften erziehen, deren es auch bisher gegeben hat, und deren es nur wenige bedarf, und die für unsern eigentlichen menschlichen und nationalen Zweck nicht mehr vermögen würden, als dergleichen Männer auch bisher vermocht haben: ermahnen und wieder ermahnen, und sich anstaunen und nach Gelegenheit schmähen zu lassen. Aber es ist klar, und ist auch schon oben gesagt, dass diese freie Thätigkeit des Geistes in der Absicht entwickelt worden, damit der Zögling mit derselben frei das Bild einer sittlichen Ordnung des wirklich vorhandenen Lebens entwerfe, dieses Bild mit der in ihm gleichfalls schon entwickelten Liebe fasse, und durch diese Liebe getrieben werde, dasselbe in und durch sein Leben wirklich darzustellen. Es fragt sich, wie die neue Erziehung sich den Beweis führen könne, dass sie diesen ihren eigentlichen und letzten Zweck an ihrem Zöglinge erreicht habe?

Zuvörderst ist klar, dass die schon früher an andern Gegenständen geübte geistige Thätigkeit des Zöglings angeregt werden müsse, ein Bild von der gesellschaftlichen Ordnung der Menschen, so wie dieselbe nach dem Vernunftgesetze schlechthin seyn soll, zu entwerfen. Ob dieses vom Zöglinge entworfene Bild richtig sey, ist von einer Erziehung, die mir selbst im Besitze dieses richtigen Bildes sich befindet, am leichtesten zu beurtheilen; ob dasselbe durch die eigne Selbstthätigkeit des Zöglings entworfen, keinesweges aber nur leidend aufgefasst, und der Schule gläubig nachgesagt werde, ferner, ob es zur gehörigen Klarheit und Lebhaftigkeit gesteigert sey, wird die Erziehung auf dieselbe Weise beurtheilen können, wie sie früher in derselben Richtung bei anderen Gegenständen ein treffendes Urtheil gefällt hat. Alles dies ist noch Sache der blossen Erkenntniss und verbleibt auf dem in dieser Erziehung sehr zugänglichen Gebiete dieser. Eine ganz andere aber und höhere Frage ist die: ob der Zögling also von brennender Liebe für eine solche Ordnung der Dinge ergriffen sey, dass es ihm, der Leitung der Erziehung entlassen und selbstständig hingestellt, schlechterdings unmöglich seyn werde, diese Ordnung nicht zu wollen, und nicht aus allen seinen Kräften für die Beförderung derselben zu arbeiten? über welche Frage ohne Zweifel nicht Worte und in Worten anzustellende Prüfungen, sondern allein der Anblick von Thaten entscheiden können.

Ich löse die durch diese letzte Betrachtung uns gestellte Aufgabe also: Ohne Zweifel werden doch die Zöglinge dieser neuen Erziehung, obwohl abgesondert von der schon erwachsenen Gemeinheit, dennoch untereinander selbst in Gemeinschaft leben, und so ein abgesondertes und für sich selbst bestehendes Gemeinwesen bilden, das seine genau bestimmte, in der Natur der Dinge gegründete und von der Vernunft durchaus geforderte Verfassung hatte. Das allererste Bild einer geselligen Ordnung, zu dessen Entwerfung der Geist des Zöglings angeregt werde, sey dieses der Gemeine, in der er selber lebt, also, dass er innerlich gezwungen sey, diese Ordnung Punct für Punct gerade also sich zu bilden, wie sie wirklich vorgezeichnet ist, und dass er dieselbe in allen ihren Theilen, als durchaus nothwendig, aus ihren Gründen verstehe. Dies ist nun abermals blosses Werk der Erkenntniss. In dieser gesellschaftlichen Ordnung muss nun im wirklichen Leben jeder Einzelne um des Ganzen willen immerfort gar vieles unterlassen, was er, wenn er sich allein befände, unbedenklich thun könnte; und es wird zweckmässig sey, dass in der Gesetzgebung und in dem darauf zu bauenden Unterrichte über die Verfassung jedem Einzelnen alle die übrigen mit einer zum Ideal gesteigerten Ordnungsliebe vorgestellt werden, welche also vielleicht kein einziger wirklich hat, die aber alle haben sollten; und dass somit diese Gesetzgebung einen hohen Grad von Strenge erhalte, und der Unterlassungen gar viele auflege. Diese, als etwas, das schlechthin seyn muss und auf welchem das Bestehen der Gesellschaft beruht, sind auf den Nothfall sogar durch Furcht vor gegenwärtiger Strafe zu erzwingen; und muss dieses Strafgesetz schlechthin ohne Schonung oder Ausnahme vollzogen werden. Der Sittlichkeit des Zöglings geschieht durch diese Anwendung der Furcht, als eines Triebes, gar kein Eintrag, indem hier ja nicht zum Thun des Guten, sondern nur zur Unterlassung des in dieser Verfassung Bösen getrieben werden soll; überdies muss im Unterrichte über die Verfassung vollkommen verständlich gemacht werden, dass der, welcher der Vorstellung von der Strafe, oder wohl gar der Anfrischung dieser Vorstellung durch die Erduldung der Strafe selbst doch bedürfe, auf einer sehr niedrigen Stufe der Bildung stehe. Jedennoch ist bei allem diesem klar, dass, da man niemals wissen kann, ob da, wo gehorcht wird, aus Liebe zur Ordnung oder aus Furcht vor der Strafe gehorcht werde, in diesem Umkreise der Zögling seinen guten Willen nicht äusserlich darthun, noch die Erziehung ihn ermessen könne.

Dagegen ist der Umkreis, wo ein solches Ermessen möglich ist, der folgende. Die Verfassung muss nemlich ferner also eingerichtet seyn, dass der Einzelne für das Ganze nicht bloss unterlassen müsse, sondern dass er für dasselbe auch thun und handelnd leisten könne. Ausser der geistigen Entwicklung im Lernen finden in diesem Gemeinwesen der Zöglinge auch noch körperliche Uebungen und die mechanischen, aber hier zum Ideale veredelten Arbeiten des Ackerbaues, und die von mancherlei Handwerken statt. Es sey Grundregel der Verfassung, dass jedem, der in irgend einem dieser Zweige sich hervorthut, zugemuthet werde, die anderen darin unterrichten zu helfen und mancherlei Aufsichten und Verantwortlichkeiten zu übernehmen; jedem, der irgend eine Verbesserung findet, oder die von einem Lehrer vorgeschlagene zuerst und am klarsten begreift, dieselbe mit eigner Mühe auszuführen, ohne dass er doch darum von seinen ohnedies sich verstehenden persönlichen Aufgaben des Lernens und Arbeitens losgesprochen sey; dass jeder dieser Anmuthung freiwillig genüge, und nicht aus Zwang, indem es dem Nichtwollenden auch freisteht, sie abzulehnen; dass er dafür keine Belohnung zu erwarten habe, indem in dieser Verfassung alle in Beziehung auf Arbeit und Genuss ganz gleich gesetzt sind, nicht einmal Lob, indem es die herrschende Denkart ist in der Gemeinde, dass daran jeder eben nur seine Schuldigkeit thue, sondern dass er allein geniesse die Freude an seinem Thun und Wirken für das Ganze, und an dem Gelingen desselben, falls ihm dieses zu Theil wird. In dieser Verfassung wird sonach aus erworbener grösserer Geschicklichkeit, und aus der hierauf verwendeten Mühe, nur neue Mühe und Arbeit folgen, und gerade der Tüchtigere wird oft wachen müssen, wenn andere schlafen, und nachdenken müssen, wenn andere spielen.

Die Zöglinge, welche, ohnerachtet ihnen dieses alles vollkommen klar und verständlich ist, dennoch fortgesetzt und also, dass man mit Sicherheit auf sie rechnen könne, jene erste Mühe und die aus ihr folgenden weiteren Mühen freudig übernehmen, und in dem Gefühle ihrer Kraft und Thätigkeit stark bleiben und stärker werden, – diese kann die Erziehung ruhig entlassen in die Welt; an ihnen hat sie diesen ihren Zweck erreicht; in ihnen ist die Liebe angezündet und brennt bis in die Wurzel ihrer lebendigen Regung hinein, und sie wird von nun an weiter alles ohne Ausnahme ergreifen, was an diese Lebensregung gelangen wird; und sie werden in dem grösseren Gemeinwesen, in das sie von nun an eintreten, niemals etwas anderes zu seyn vermögen, denn dasjenige, was sie in dem kleinen Gemeinwesen, das sie jetzt verlassen, unverrückt und unwandelbar waren.

Auf diese Weise ist der Zögling vollendet für die nächsten und ohne Ausnahme eintretenden Anforderungen der Welt an ihn, und es ist geschehen, was die Erziehung im Namen dieser Welt von ihm verlangt. Noch aber ist er nicht in sich und für sich selber vollendet, und es ist noch nicht geschehen, das er selbst von der Erziehung fordern kann. So wie auch diese Forderung erfüllt wird, wird er zugleich tüchtig, den Anforderungen, die eine höhere Welt im Namen der gegenwärtigen in besondern Fällen an ihn machen dürfte, zu genügen.