BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Allemannische Gedichte

Für Freunde ländlicher Natur und Sitten

 

1803

 

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[72]

Der Mann im Mond.

 

«Lueg Müetterli, was isch im Mo?»

He, siehschs denn nit, e Ma!

«Jo wegerli, i sieh en scho;

er het e Tschöpli a.

 

Was tribt er denn die ganzi Nacht,

er rüehret io kei Glied?»

He, siehsch nit, aß er Welle macht?

«Jo, ebe dreiht er d' Wied.»

 

«Wär ich, wie er, i blieb dehei',

und machti d' Welle do.»

He, isch er denn us üser Gmei'?

Mer hen scho gnug eso.

 

[73]

Und meinsch, er chönn so, wiener well?

Es wird em, was em g'hört;

er gieng wol gern – der sufer Gsell

muß schellewerche dört.

 

«Was het er bosget, Mütterli?

Wer het en bannt dörthi?»

Me het em gseit der Dieterli,

e Nütznutz isch er gsi.

 

Ufs Bete het er nit viel gha,

ufs Schaffen o nit viel,

und öbbis muß me triebe ha,

sust het me langi Wil.

 

Drum, het en öbbe nit der Vogt

zur Strof ins Hüsli gspert,

sen isch er ebe z' Chander ghockt,

und het d' Butelli g'lert.

 

[74]

«Je, Müetterli, wer het em's Geld

zu so'me Lebe ge?»

Du Närsch, er het in Hus und Feld

scho selber wüsse z' neh.

 

Ne mol, es isch e Sunntig gsi,

so stoht er uf vor Tag,

und nimmt e Beil, und tummlet si,

und lauft in Lieler Schlag.

 

Er haut die schönste Büechli um,

macht Bohne-Stecke drus,

und treit sie furt, und luegt nit um,

und isch scho fast am Hus.

 

Und ebe goht er übere Steg,

se ruuscht em öbbis für:

«Jez Dieter gohts en andere Weg!

Jez Dieter chumm mit mir!»

 

[75]

Und uf und furt, und sieder isch

kei Dieter wit und breit.

Dört obe stoht er im Gibüsch

und in der Einsamkeit.

 

Jez haut er iungi Büechli um;

iez chuuchet er in d' Händ;

iez dreiht er d' Wied, und leit sie drum,

und 's Sufe het en End.

 

So goht's dem arme Dieterli;

er isch e gstrofte Ma!

«O bhüetis Gott, lieb Müetterli,

i möchts nit mittem ha!»

 

Se hüt di vorem böse Ding,

's bringt numme Weh und Ach!

Am Sunntig rueih, und bet und sing.

Am Werchtig schaff di Sach.