BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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2.

Die Erschaffung der Menschen.

 

Als die Erde mit allem Reichthum der allmächtigen Himmelsgüte ausgestattet, und für alle Zeiten gesegnet war, sprach Gott: «laßt uns Menschen erschaffen, ein Bild, das uns gleich sey». Gott bildete aus Erde wunderbar den Leib des ersten Menschen, und hauchte ihm Leben und Seele ein, und nannte ihn Adam, das heißt: «aus Erde entstanden», damit man daran denke, woher man genommen ist. Adam schaute mit kindlicher Freude in die schöne neue Schöpfung hinein. Gott führte die Thiere zu ihm und er gab ihnen Namen, und freute sich mit ihnen, aber er konnte nicht mit ihnen reden. Sie verstanden ihn nicht, und als er sie alle gesehen hatte, seufzte er, daß er doch allein sey. Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und als er wieder aufwachte, führte Gott ihm eine Jungfrau zu, die seines Fleisches und seines Gebeins war, und er erkannte mit freudigem Schrecken, daß sie seines gleichen sey, und als er mit ihr redete, daß sie ihm antwortete. Da legte Gott der Herr ihre Hände zusammen und sprach zu ihnen, wie ein Vater zu seinen Kindern: «Seyd fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde und macht sie euch unterthan. Sehet, ich habe euch alles gegeben.»

Damit hat Gott das erste Menschenpaar, ja er hat mit ihm das ganze menschliche Geschlecht mit Vatersliebe eingesegnet, und den heiligen Bund der Ehe gestiftet. Adam gab hernach dem Weibe den Namen Eva, das heißt: «Mutter der Lebendigen.»

Also vollendete Gott die Schöpfung des Himmels und der Erde. In sechs Tagen, was man Tage nennen mag, vollendete er sie, und Gott sah an alles was er geschaffen hatte, und siehe, es war sehr gut. Daher schreibt sich die göttliche Einsetzung, daß der Mensch sechs Tage lang arbeiten soll; am siebenten Tag soll er ruhen, daß der siebente Tag sey ein Dankfest für alle leiblichen Wohlthaten Gottes in der Schöpfung und ein heiliger Freudentag. Gott erweist dem Menschen viel Gutes in einer Woche, denn die Schöpfung ist täglich neu, und ihr Segen dauert in sich selber unaufhörlich fort im Werden und Wachsen, im Nähren und Mehren.

Wer nun sechs Tage lang gearbeitet hat, und kann sein Werk anschauen, daß es gut sey, und denkt an Gott, der ihn genährt und gesegnet hat, dem wird der siebente Tag ein stiller und heiliger Freudentag. –