BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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41.

Davids Unglück.

 

Das erste Unglück war der schmerzliche Verlust eines Kindes, das ihm Bathseba geboren hatte. Wiewohl, so lange das Kind krank war, und seinem frühen Tode entgegen schlummerte, betete zwar David unaufhörlich, daß ihm Gott sein Kind erhalten wolle, und weinte, und wollte in dem großen Bekümmerniß nicht essen noch trinken, so sehr man ihm zuredete. Das Kind starb, und niemand hatte das Herz, ihm die Todesbotschaft auszusprechen. Sie kannten das verständige und fromme Herz ihres Königes nicht. Als aber seine Leute bedenklich um ihn herumstanden, und leise mit einander redeten, und als er sie fragte: «Ist das Kind gestorben?» und sie antworteten: «Ja,» stand er auf, wusch und salbte sich nach morgenländischer Weise mit wohlriechenden Salben, und gieng vor allen Dingen in den Tempel, daß er Gott anbete, in dessen Händen die Schicksale der Menschen sind. Hernach aß und trank er an seiner königlichen Tafel, und war wieder, wie zuvor. Denn er sagte: «Ich weinte und fastete um das Kind, da es lebte. Denn ich gedachte, ob mir Gott gnädig seyn wird, daß das Kind lebendig bleibe. Nun es todt ist, was soll ich fasten? Kann ich es auch wiederum zurück holen? Ich werde wohl zu ihm fahren. Aber es kommt nicht mehr zu mir.»