BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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59.

Die kümmerlichen Zeiten dauern fort.

 

Jerusalem war nun wieder gebaut. Der Gottesdienst war wieder eingerichtet. Auch das Land bevölkerte sich wieder allmählig. Aber die schönen Zeiten Davids wollten nicht mehr zurückkehren. Das Reich der Perser wurde von den Griechen erobert. Da wurden Abrahams unglückliche Nachkommen Unterthanen der Griechen, wie ein anderes gemeines Volk.

Als die griechischen Feldherrn die eroberte Welt unter sich theilten, und zwar mit dem blutigen Schwerdt, wurden sie bald syrisch, bald ägyptisch, bald wieder syrisch.

Ein preiswürdiges Heldengeschlecht, die Maccabäer, machten das Land wieder frei von aller fremden Herrschaft. Viel Blut wurde um die edle Freiheit vergossen. Aber die schönen Zeiten Davids wollten doch nicht zurückkehren.

Nach diesem wurden sie zu ihrer letzten Schmach Unterthanen eines Edomiters, des Herodes und seiner Nachkommen. Damals wurde das Land auf der Abendseite des Jordans eingetheilt in Judäa, Samaria und Galiläa. Es kamen die Römer in das Land, die überall hinkamen, und setzten in Judäa ihre Landpfleger. In dieser langen Zeit der Trübsal war kein Prophet mehr erschienen. Kein Wort des Trostes richtete mehr die armen Gemüther auf. Desto sehnlicher warteten sie auf den Verheißenen und nannten ihn zum Voraus mit schönen und gerechten Namen, Sohn Davids, ferner Messias oder Christus, das heißt der Gesalbte oder der König, ferner des Menschen Sohn, den Daniel, der Prophet, in des Himmels Wolken sah, ferner Sohn Gottes, Retter, Erlöser, Heiland. Denn je dunkler auf der Erde die Nacht der Trübsale ist, desto heller steht am Himmel der Stern der Weissagung. Aber die Thörichten hofften, er werde die Herrschaft der Römer in dem heiligen Lande zerstören und den weltlichen Thron Davids wieder herrichten, und hätten doch schon lange erkennen können, daß ein solcher, wie sie ihn erwarteten und wünschten, nicht kommen werde. – Gottes Gedanken sind nicht eure Gedanken, und seine Wege sind nicht eure Wege, sondern so viel der Himmel höher als die Erde, so sind auch seine Gedanken höher, als der Menschen Gedanken.