BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

II. Theil

 

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42.

Verkündigung von der Zerstörung Jerusalems

und dem jüngsten Gericht.

 

Als sie aus dem Tempel giengen, und diesen großen Bau noch einmal betrachteten, sprachen zu Jesu die Jünger: «Herr, siehe welche Steine, und welch ein Bau ist das!» Sie freuten sich, daß sie auch zu einem Volk gehörten, welches einen solchen Tempel hatte, wie man noch heut zu Tag sich freut, und fast etwas darauf einbildet, wenn man eine schöne und reinlich gehaltene Kirche hat. Jesus sprach zu ihnen: «Seht ihr das Alles? Wahrlich, ich sage euch, es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei. Es wird sich empören ein Volk über das andere, und ein Königreich über das andere, und werden seyn Pest und theuere Zeit und Erdbeben hin und wieder. – Sie werden euch verfolgen und überantworten in ihre Schulen und Gefängnisse. Sie werden euch vor Könige und Fürsten ziehen, und ihr werdet gehasset werden von Jedermann um meines Namens willen. – Wenn ihr aber sehen werdet die Stadt Jerusalem mit einem Kriegsheer belagert, dann merket, daß die Zeit ihrer Verwüstung da ist.»

Bei dieser Gelegenheit sprach Jesus auch von der letzten Vollendung aller Dinge und von seiner Wiederkunft zum Gericht am Ende der Welt.

Von seiner Wiederkunft zum Gericht sprach er also:

«Wenn des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit; und werden vor ihm alle Völker versammelt werden, und er wird sie von einander scheiden, gleich als ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet; und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: «Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeiset. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherberget. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seyd zu mir gekommen.» Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: «Herr, wann haben wir dich hungerig gesehen, und haben dich gespeist? Oder durstig, und haben dich getränkt? Wann haben wir dich einen Fremdling gesehen und beherberget, oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen, und sind zu dir gekommen?» Der König wird antworten, und sagen zu ihnen: «Wahrlich, ich sage euch: Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan.» Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken! «Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. Ich bin hungerig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränket. Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich nicht beherberget. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht beneidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.» Da werden sie ihm auch antworten und sagen: «Herr, wann haben wir dich gesehen hungerig oder durstig, oder einen Fremdling, oder nackt, oder krank, oder gefangen, und haben dir nicht gedient?» Dann wird er ihnen antworten und sagen: «Wahrlich, ich sage euch: was ihr nicht gethan habt Einem unter diesen Geringsten das habt ihr mir nicht gethan.» Diese werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.»