BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Schatzkästlein

des rheinischen Hausfreundes

 

121.

 

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Theures Späßlein.

 

Man muß mit Wirthen keinen Spaß und Muthwillen treiben, sonst kommt man unversehens an den Unrechten. Einer in Basel will ein Glas Bier trinken, das Bier war sauer, zog ihm den Mund zusammen, daß ihm die Ohren bis auf die Backen hervor kamen. Um es auf eine witzige Art an den Tag zu legen und den Wirth vor den Gästen lächerlich zu machen, sagte er nicht, „das Bier ist sauer“, sondern „Frau Wirthin“, sagte er, könnt ich nicht ein wenig Salat und Oel zu meinem Bier haben?“ [280] Die Wirthin sagte: „in Basel kann man für Geld alles haben“, strickte aber noch ein wenig fort, als wenn sie's wenig achtete, denn sie war eben am Zwickel. Nach einigen Minuten, als unterdessen die Gäste miteinander discurirten, und einer sagte: „Habt ihr gestern das Kameel auch gesehen und den Affen?“ ein anderer sagte: „es ist kein Kameel, es ist ein Trampelthier“; sagte die Wirthin „mit Erlaubniß“ und deckte eine schneeweiße Serviette vom feinsten Gebilde auf den Tisch. Jeder glaubte, der andere habe ein Bratwürstlein bestellt, oder etwas, und „es ist doch ein Kameel“, sagte ein Dritter, „denn es ist weiß, die Trampelthiere sind braun.“ Unterdessen kam die Wirthin wieder mit einem Teller voll zarter Cucümmerlein aus dem marggrävischen Garten, aus dem Treibhaus, fein geschnitten, wie Postpapier, und mit dem kostbarsten genuesischen Baumöl angemacht, und sagte zu dem Gast mit spöttischem Lächeln: „Ists gefällig?“ Also lachten die Andern nicht mehr den Wirth aus, sondern den Gast, und wer wohl oder übel seinen Spaß mit zehen Batzen, fünf Rappen Basler Währung bezahlen mußte, war er.