BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Novalis

1772 - 1801

 

Tagebücher

Journal

 

30. April - 4. Mai 1797

 

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30 [April] 45 – 4ten May 47.

 

Sonntag [30. April] war ich recht gut. Bericht und Meister. Nach Tisch kriegt ich Briefe von Hause – von Zillbach, Hubertsburg und Manteuffeln. Ich bat den Herrn Kreisamtmann mir das Geld zu verschaffen – dann gieng ich nach Gr[üningen] – Unterwegs war ich heiter und gedankenvoll. Ich traf blos die Danscour – Sie kamen aber bald von Klingen. Die Nacht schlief ich unruhig. Den folgenden Tag regnete es beständig. Früh weint ich sehr – Nach Tisch wieder. Den ganzen Tag war ich ganz ihrem Andenken heilig. Den 2ten May schenkten mir die guten Eltern die Tasse, den Beutel und das Flacon, was Söphchen ihren lezten Geburtstag erhielt. Ich war sehr gerührt – dann gieng ich zu ihrem Grabe und steckte die Blumen darauf, die ich Tags vorher von der guten Kreisamtmännin erhalten hatte. Mittags hatten sie eine große Bretzel backen lassen.

Nach Tisch ritt ich nach Tennstedt. Der Tag blieb gut und eingedenck. Gestern, den 3ten May that ich nicht viel – Nachmittags schrieb ich 4 Briefe – an Schlegel – Woltmann, Manteuf[f]el und Slevoigt nach Zillbach. Die beyden ersten schickte ich nach Jena mit einem Boten, den ich Abends abfertigte. Abends erhielt ich einen Brief v[on] Kömmerstedt. Spät sprach ich sehr lustig mit d[er] K[reis] A[mtmännin] – weshalb ich auch Abends meine Lieblingsbilder nur in der Ferne sah und meine Lieblingsideen nicht mit Wärme fassen konnte.

Heute früh lebhaft an S[ophie] gedacht – der Entschluß ward etwas düster angesehn. Dann Meister. Dann den Brief an Slevoigt auf die Post getragen – Bey Tisch einmal mit Ruhe und Besonnenheit geredet – dann oben Varia und üb[er] Meister geschrieben – auf dem Spatziergange viel gesprochen üb[er] Berichte – Geschäftsgang bey den Salinen – Miltiz und seine Geschichte. Nachher wieder oben gearbeitet. Dann kam Rüling und ich erhielt Briefe v[on] Vater und Carolinen. Bey Tisch sehr heiter. Rüling mußte von Stolberg erzählen. Gustchen Brandes, zu der wir nachher gehen wollte[n], war nicht zu Hause – ich hatte viel gegessen. Dann sprach ich einiges mit Zedtwiz. Nachher allg[emeines] Gespräch – bis ich hinauf gieng. Jezt schein ich ebenfalls kalt und zu sehr in der Stimmung des Alltagslebens zu seyn. Die Gesellschaft will mir noch gar nicht bekommen. Strebe nur nach der höhern, permanenten Reflexion und ihrer Stimmung. O! daß ich sowenig in der Höhe bleiben kann.