BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Hans Beimler

1895 - 1936

 

Im Mörderlager Dachau

 

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„Ich will dir behilflich sein“.

 

Schon während meiner Polizeihaft hatte ich erfahren, daß sich der Genosse Sepp Götz (langjähriger Parteisekretär) schon seit mehreren Wochen im Konzentrationslager befindet und über ihn vor mehreren Tagen „wegen Aufwiegelung des Lagers unbeschränkter strenger Arrest“ verhängt worden war. Da ich annahm, daß er sich dann auch in einem solchen Dreckloch wie ich befinden wird, klopfte ich einige Male an die Wand. Als ich darauf keine Antwort bekam, versuchte ich es mit Rufen. Als er mir dann tatsächlich auf mein Rufen Antwort gab, konnte ich feststellen, daß er neben mir in Zelle 2 lag. Auf mein Fragen, wie es ihm gehe, antwortete er: „Weißt du, hier ist es schlimm.“ „Hast es gehört“, fragte ich ihn, „wie sie mich geschlagen haben?“ Worauf er mir antwortete: „Ja, ja, das war aber noch nicht das Schlimmste. Mach' dich nur auf die Nacht gefaßt.“

Ich gestehe, daß ich bei dieser Verheißung erschrak. Was soll denn da noch Schlimmeres kommen, als das, was ich bis jetzt schon zu verspüren bekommen habe? Nachdem er mir noch bestätigt hatte, daß die Zeit der Arrestdauer für ihn nicht begrenzt ist, unterbrachen wir unsere Unterhaltung. Hunglinger hatte an die Tür seiner Zelle geklopft (Glocke gab es nicht). Ich hörte, wie H. bat, austreten zu dürfen. Als er vom Austreten zurückkam, hörte ich, wie er zum Verwalter Vogel sagte, nachdem letzterer gefragt hatte, was ihm fehle: „Geben Sie mir doch einen Revolver, ich will mich erschießen, ich kann ja die Prügelei nicht aushalten.“ „Revolver gibt es bei uns nicht“, antwortete ihm Vogel, „außerdem bist du keine Kugel wert; du hättest früher daran denken müssen, daß du eine Familie hast, und uns nicht verraten sollen. Trotzdem aber will ich dir behilflich sein.“ Und er brachte ihm ebenfalls einen Strick.