BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Rudolf Diesel

1858 - 1913

 

Die Entstehung des Dieselmotors

 

1913

 

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Die grundlegenden Gesetze des Dieselmotorbaues.

 

Diese Gesetze, welche sich aus den Laboratoriumsarbeiten allmählich herausgeschält haben, sind hier ebenfalls noch einmal übersichtlich zusammengestellt, aus den gleichen Gründen, die auf Seite 140 für die typischen Konstruktionsformen angegeben wurden. [150]

1. Verdichtung der Luft direkt von atmosphärischem Druck und atmosphärischer Temperatur auf 30–35 at, ohne Vorkompression, ohne Vorwärmung und ohne Wassereinspritzung.

2. Lage des Kompressionsraumes zwischen Kolben und Deckel, einheitliche Gestaltung desselben unter Vermeidung aller abgetrennten Nebenräume und verlorenen Lufträume.

3. Feinste Zerstäubung oder Zerteilung des einzuführenden Brennstoffes durch mechanische Zerteilungsvorrichtungen innerhalb oder außerhalb der Düse.

4. Zur Vermeidung der Selbstisolierung der Flamme, Heranziehung aller vorhandenen Luft zum Verbrennungsprozeß und innigste Mischung und Verteilung dieser gesamten Luft mit dem gesamten Brennstoff durch geeignete Düsenmundstücke und heftige Wirbelungen.

5. Einblasung des Brennstoffes mit hochgespannter, aber gekühlter und gereinigter Luft, nicht nur wegen der innigen Mischung, sondern besonders auch zu dem Zweck der Vergasung, die dadurch entsteht, daß zahlreiche Brennstoffpartikel in der ganzen Masse der Verbrennungsluft zuerst vergasen, dann in Brand geraten, und dadurch die zur Vergasung des übrigen Brennstoffs nötige Wärme entwickeln, zu welcher die Kompressionswärme allein nicht ausreicht.

6. Anbringung des Brennstoffventils direkt an die Einmündungsstelle des Brennstoffs in den Kompressionsraum des Zylinders oder in deren nächster Nähe.

7. Die Verbrennungskurve kann beliebig fallend, steigend oder unter konstantem Druck geleitet werden; die günstigste Form ist eine vom Kompressionsendpunkte nach oben mäßig konvexe Linie unter größtmöglicher Breitenentwicklung des oberen Diagrammteils.

8. Regelung der Brennstoffmenge an der Brennstoffpumpe vermittels Rücklaufs des zu viel angesaugten Brennstoffquantums durch ein vom Regulator beeinflußtes Rücklauforgan.

9. Bei schwer entzündlichen Brennstoffen oder sonstigen Zündhindernissen, Anwendung von zweierlei Brennstoff nach verschiedenen Methoden, insbesondere in Form der Vorlagerung eines Tropfens Zündbrennstoff an der Mündung des Brennstoffventils, oder in Form von Umschaltung von Zünd- auf Betriebsbrennstoff.

10. Die Dichtung des Kolbens erfolgt nicht durch die starke Spannung der Ringe, sondern durch das zwischen den Ringen gehaltene Öl. Letzteres [151] wird nur durch eine mathematisch genaue Form des Zylinders und der Kolbenringe erreicht, Einpressen des Schmieröls hubweise in kleinen Mengen unter Druck zwischen die Kolbenringe.

11. Anlassen des Motors durch Druckluft, welche von der Einblasepumpe aus in Flaschen aufgespeichert wird.

12. Anlage der Leitungen und Pumpen für flüssigen Brennstoff derart, daß nirgends ein Vakuum, aber auch nirgends ein Luftsack entstehen kann.