BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Emmy Noether

1882 - 1935

 

Emmys Autobiographie

 

1919

 

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Ich, Amalie Emmy Noether, bin am 23. März 1882 zu Erlangen geboren, als Tochter des Universitätsprofessors Dr. Max Noether und seiner Ehefrau Ida, geb. Kaufmann. 1903 erwarb ich als Privatstudierende das Absolutorium des Realgymnasiums Nürnberg, vorher 1900-1902, war ich als Hörerin an der Universität Erlangen zum Studium der Mathematik zugelassen. Das Wintersemester 1903/04 verbrachte ich in Göttingen, Herbst 1904 bis Frühjahr 1908 war ich in Erlangen als Studierende der Mathematik immatrikuliert.

Während meiner Studienzeit waren meine mathematischen Lehrer die Herren Gordan und Noether in Erlangen, Hilbert, Minkowski und Blumenthal in Göttingen. Dezember 1907 promovierte ich mit einer Arbeit «Über die Bildung des Formensystems der ternären biquadratischen Form» in der philosophischen Fakultät der Universität Erlangen summa cum laude. Nach der Promotion arbeitete ich wissenschaftlich mathematisch weiter und wurde von den Leitern des Erlanger mathematischen Seminars, den Herren M. Noether, E. Schmidt, E. Fischer privatim zur Unterstützung bei den seminaristischen Vorträgen und Übungen beigezogen.

Im Sommersemester 1915 kam ich, aufgefordert von den hiesigen Mathematikern, nach Göttingen. Mit dem Wintersemester 1916 habe ich zur Unterstützung von Herrn Hilbert regelmäßig im hiesigen mathematischen Seminar vorgetragen und zwar über algebraische Fragen, insbesondere Invariantentheorie, Differentialinvarianten, abstrakte Mengentheorie, Differential- und Integralgleichungen. An der mathematischen Gesellschaft beteiligte ich mich durch eine Reihe von Vorträgen.