Gestartet am eindrucksvollen und geschichtsträchtigen Markusplatz ging es über den Dogenpalast in Richtung des Giardini della Biennale. Auf dem Weg wurden Installationen der ETH Zürich und Zaha Hadid Architects im Giardini della Marinaressa begutachtet. In einer Kooperation gestaltete das Team hier eine beeindruckende Brücke aus 3D-Druck-Beton sowie einen filigranen Bambuspavillion mit 3D-gedruckten Universalverbindungen. Nach einer gemütlichen Zeichensession in der warmen Herbstsonne und italienischem Espresso waren alle gespannt auf die Biennale.

Mit vielen unterschiedlichen Ansätzen und Interpretationen gingen die einzelnen Länder der Frage “How will we live together?” nach. Im deutschen Pavillon z.B. entschied das Team sich für eine wortwörtliche Auslegung und erzählt in einer barrierefreien, virtuellen Welt Geschichten aus dem Jahr 2038. Diese sind für alle mit Internetzugang auch bequem von der Couch aus mit dem Laptop auf dem Schoß zu erreichen.

Es folgten viele weitere Länderpavillons und die Erkundung der Zentralausstellung. Die Beiträge reichen vom menschlichen Zusammenleben mit Tieren (Israel), der Zukunft von Grenzen (Schweiz), den Einflüssen von Digitalisierung und digitalen Großkonzernen auf unser tägliches Leben (Österreich) bis hin zu Utopien des Alltags (Brasilien). Gemeinsam ließen alle den Tag voller vielfältiger Beiträge bei einem klassisch italienischen Essen mit Pizza und Pasta auf der Giudecca ausklingen.

Bevor es zur Hauptausstellung ging, lauschte die Truppe interessiert einem Studierenden-Vortrag zum Kurator der Biennale. Angekommen beeindruckten die Beiträge in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Seilerhalle. Besonders imposant war der Beitrag der Vereinigten Arabischen Emirate, die eine Alternative zu Zement in der Natur gesucht und in Form einer speziellen Salzverbindung entdeckt hatte. Ein weiterer Beitrag von Raumlabor Berlin beschäftigte sich mit partizipativem Bauen. Eines deren vorgestellten Projekte war die “floating university” - eine temporäre Austausch- und Begegnungsplattform auf einem Regenwasserrückhaltebecken am Tempelhofer Feld in Berlin. Beide Beiträge wurden mit dem goldenen Löwen ausgezeichnet.

Der dritte Tag führte unter dem Motto “Venedig Heute” auf die Giudecca. Nach einer kurzen Einführung über die heutigen und zukünftigen Probleme der schwimmenden Stadt an einem grünen Campo, konnten ältere Lösungen in Hinblick auf die steigenden Mieten besichtigt werden: ein soziales Wohnbauprojekt des Architekten Gino Valle aus den 1980ern. Die sehr ehrliche, brutalistische Bauform erweckte zunächst gemischte Gefühle bei den Studierenden. Nach näherer Begutachtung schätzten alle die kleinen und einfachen Details in der Architektursprache.

Auf dem Weg zur Fotoausstellung von Mario de Biasi im Tre Oci wurden weitere ältere Wohnquartiere und zeitgenössische Gebäude besichtigt. Angekommen tauchte die Gruppe in das Lebenswerk des Fotografen ein und wurden mitgenommen auf eine Reise in die USA der 50er Jahre, Friseursalons auf der ganzen Welt, zur Mondlandung oder auch in den blutigen ungarischen Volksaufstand von 1956.

Am Nachmittag stand im Palazzo Ca’ Corner della Regina die von Peter Fischli kuratierte Ausstellung “Stop Painting!” auf dem Programm, die sich mit verschiedenen Brüchen in der Malerei der letzten 150 Jahre beschäftigte. Angeregt durch die Ausstellungen stellte sich die Frage, was Kunst ist und darf. Dieses Thema leitete einen spannenden Abend am Campo Santa Margehrita ein - voller politischer, sozialer, ökonomischer, ökologischer Gespräche und Spritz.

Der letzte Vormittag führte die tapfere Gruppe bei Regen durch das jüdische Viertel Venedigs - das sogenannte Ghetto - und die Geschichte der jüdischen Gemeinden der Stadt. Durch verschiedene Auflagen entwickelte sich an dieser Stelle ein besonderes Stadtbild mit den höchsten Wohngebäuden Venedigs und auf den ersten Blick versteckten Synagogen, die nur durch ihre fünf Halbbogenfenster von Außen zu erkennen sind. Den Abschluss der Exkursion stellte eine lehrreiche Führung durch eine aktive Synagoge dar.

Die vier Tage durch die spannende Biennale, diverse Diskussionen zur Frage des zukünftigen Zusammenlebens, eine atemberaubende, alte Stadt auf Eichenpfählen mit tollen Prachtbauten, viele unterschiedliche Eindrücke und interessante, aufschlussreiche Referate zur Stadtgeschichte und Biennale vergingen wie im Flug.

Wahlfach Master E2D  “Bildende Kunst - Social Design”, SoSe 2021, Margarete Friesen & Stefan Limmer