E2D-Studierende besuchen die Kunstbiennale in Venedig

 
Biennale 2019
 
 

"Identität" - Einbindung in die Lehre

„Gnothi Seautón" - "Erkenne dich selbst“. Diese Aufforderung zur Selbsterkenntnis findet sich in der Vorhalle des Apollontempels des Orakels von Delphi in Stein gemeißelt. Selbsterkenntnis bedingt die Frage nach der Identität, der Prägung, der Kultur.

Das Projektmodul „Bildende Künste, Gestalten, Social Design“ widmete sich in diesem Semester dem Thema "Identitäten - oder: Die Provenienz der Kultur". Hier wurde unter der Leitung von Dr. Oliver Heiss der Versuch unternommen, sich nicht allein mit dem Identitätsbegriff, sondern insbesondere mit der Idee eines gemeinsamen Kulturbegriffs ebenso auseinanderzusetzen wie mit Verantwortungsprinzipien der Gestaltung, des Entwurfs und des Designs. Dies geschah einerseits mit der Lektüre von Auszügen aus „Bénédicte Savoy: Die Provenienz der Kultur“ (2018), „Victor Papanek: Das Papanek Konzept“ (1972) und „Friedrich von Borries: Weltentwerfen“ (2016), dem praktischen Entwurf, plastischen und bildnerischen Gestalten in Übungen.

Ziel des Seminars war es, durch die eigene kreative Auseinandersetzung mit zeichnerischen, gemalten, plastischen und literarischen Werken aktuelle soziale und politische Fragestellungen in eigene Arbeiten zu übersetzen.

Besuch der Kunstbiennale als Höhepunkt

Der Besuch der Kunstbiennale 2019 in Venedig im Rahmen einer fünftägigen Exkursion bildete für die 22 Studierenden des 6. Semesters „Energieeffizientes Planen und Bauen“ den Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Thema. Die international bedeutende Ausstellung zeitgenössischer Kunst findet in den „Giardini Pubblici“ sowie dem Arsenale statt und wird ergänzt durch Länderpavillons, Installationen und Objekte im gesamten Stadtgebiet. Der amerikanische Kurator Ralph Rugoff wählte den ambivalenten Titel „May You Live in Interesting Times“, ein altes chinesisches Sprichwort, das einem Fluch gleichkommt. Ein Focus der Kunst liegt auf dem Diskurs zum Phänomen der „post-truth era“. Die Exkursion wurde durch Referate der Studierenden sowie Skizzierübungen begleitet.

Und natürlich durfte auch ein bisschen Sightseeing, Pizza und Pasta und ein gutes Glas Wein nicht fehlen.

Die Studierenden mit Dr. Oliver Heiss inmitten der Altstadt von Venedig
Die Studierenden mit Dr. Oliver Heiss inmitten der Altstadt von Venedig

Exkursionsbericht der Studierenden:

Tag 1: Anreise

Nach der achtstündigen Anreise per Zug wurde die Exkursion mit einem gemeinsamen Abendessen eingeleitet. Nach Pizza, Pasta und einem guten Wein ging es mit dem Boot zurück in die Innenstadt Venedigs. Durch die späte Stunde konnte der Markusplatz fast vollständig ohne Touristen besichtigt werden. Nach dem nächtlichen Spaziergang durch die engen Gassen ließen wir den Abend in einer Bar ausklingen.

Tag 2: Besuch der Biennale „Giardini Pubblici“

Erster Punkt des zweiten Tages war der Besuch des deutschen Pavillons auf der Biennale, der dieses Jahr von der Künstlerin Natascha Süder Happelmann alias Natascha Sadr Haghighian und der Kuratorin Franciska Zólyom gestaltet wurde. Die multimediale Sound- und Rauminstallation inszeniert den Pavillon als „Ankersentrum“ mit großen Staudamm und setzt sich mit den Themen der Migration, Integration, Ein- und Abgrenzung und Fragen des Zusammenlebens auseinander. Im Anschluss an den Besuch teilte sich die Gruppe auf, um die Pavillons der weiteren 27 Nationen zu erleben.

Im deutschen Pavillon
Im deutschen Pavillon
Österreichischer Pavillon, Kunstbetrachtungen
Österreichischer Pavillon, Kunstbetrachtungen

Tag 3: Besuch der Biennale „Arsenale“

Am Rande Venedigs in einer alten Seilfertigungshalle wird der zweite Teil der Biennale ausgestellt: Die Biennale Arsenale. In den riesigen historischen Hallen wurden verschiedenste atemberaubende Installationen, Malereien und Kurzfilme gezeigt. Durch das Aufgreifen aktueller politischer Themen entstand eine ergreifende Stimmung, die auch zum Nachdenken anregte. Nach einem Tag voller neuer Eindrücke konnten wir mitten auf einem Stadtplatz in familiärer Atmosphäre an einer langen Tafel zusammen sitzen, um Erlebtes und Gesehenes auszutauschen.

Tag 4: Zeichenworkshop

In kleinen, abgelegenen Hinterhöfen konnten wir im Rahmen eines Zeichenworkshops das Skizzieren mit Ein- und Zweipunktperspektiven üben. Gleichzeitig wurde der Tag für eine etwas andere Stadtführung mit Einblick auf ein modern gebautes Venedig architektonisch genutzt. Beim letzten gemeinsamen Abendessen schauten wir im Restaurant des ersten Abends auf die schönen vorherigen Tage zurück.

Venedig zu Fuß erkunden
Venedig zu Fuß erkunden
Biennale, Litauischer Pavillon
Biennale, Litauischer Pavillon
Auf der Biennale „Arsenale“
Auf der Biennale „Arsenale“
Skizzieren als Sehen und Begreifen
Skizzieren als Sehen und Begreifen

Tag 5: Museum M9 und Abreise

Die letzte Station der Exkursion galt dem interaktiven, multi-medialen Museum M9. In dem modernen Gebäude wird die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts auf eine einzigartige Art und Weise näher gebracht. Von Gestensteuerung und Virtuell Reality begeistert war der krönende Abschluss eine Foto-Ausstellung italienischer Fotografen, bevor sich schweren Herzens alle Teilnehmenden wieder zurück in die Heimat aufmachten.

Eindrücke einer Stadt
Eindrücke einer Stadt
Venedig vom Wasser aus, Im multimedialen Museum M9
Venedig vom Wasser aus, Im multimedialen Museum M9

(Text und Fotos: Annalena Veit, 6. Sem. E2D)

 

Die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen im Projektformat „Bildende Künste, Gestalten, Social Design“ unter der Leitung von Dr. Oliver Heiss hat inzwischen Tradition im > Studiengang E2D. Frühere Projektthemen führten u.a. zu Kooperationen mit dem > Flüchtlingsrat München, der > Langen Nacht der Münchener Museen oder Exkursionen zu den Architekturbiennalen > Freespace (2018) und > Reporting from the Front (2016) nach Venedig sowie zur Dokumenta in Kassel (2017).