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Haus für Erlebnispädagogik am Eiskanal

Natur erleben - ein Gebäude mit nachhaltigem Ressourceneinsatz

 
Energieeffizientes Planen und Bauen – E2D

Projektbeschreibung

Bachelorarbeit Maurice Walgenbach, WS 2018-19
Betreuung: Prof. Dr. Joachim Müller, Prof. Susanne Runkel
Studiengang: Energieeffizientes Planen und Bauen - E2D
Auszeichnungen: Sonderpreis im WBG-Preis 2019 der Stiftung Wohnbaugruppe Augsburg

Aus der Aufgabenstellung:

„Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten.“ (W. Michel und B. Heckmaier)

In Augsburg soll ein „Haus für Erlebnispädagogik“ entstehen, das Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen diese Erfahrung der Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht. Das geplante Gebäude befindet sich an markanter Lage zwischen dem Augsburger Siebentischwald, Lech und Hochablass sowie der Kanuanlage am Eiskanal. Es ist hervorragend in das Wegenetz eingebunden und bietet direkten Zugang zu einer Vielzahl möglicher Outdoor-Erlebnis-Aktivitäten. Gerade für die Begegnung mit der Natur bieten sich am gewählten Standort hervorragende Möglichkeiten.

Als Teil dieses Grundgedankens einer Erlebnispädagogik sind folgende Nutzungen vorzusehen: Foyer, Veranstaltungsraum, Übernachtungsbereich, Gastronomie/ Cafe, Verwaltung, Kletterbereich, Bootshaus, Fahrradlager- und Werkstatt. Ein besonderer Fokus liegt auf dem gleichzeitigen innovativen und nachhaltigen Materialeinsatz einschließlich Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit sowie der Energie- und Ökobilanzierung mit Definition des Global Warming Potential GWP.

 

Erläuterung des Entwurfs (Aus der Laudatio zum WBG-Preis 2019):

Maurice Walgenbach entwickelt seinen Entwurf als Abfolge paralleler Schichten, die er aus der Orientierung der Waldkante des Siebentischwaldes im Westen und des Eiskanals im Osten ableitet. Es entsteht eine lineare Anordnung von Streifen unterschiedlicher Nutzungen, die von einem großzügigen Eingangshof als klar erkennbarer Zugang unterbrochen wird.

Von hier erschließen sich in streifenartigen Strukturen auf nördlicher Seite eine tribünenartigen Sitzlandschaft, die zum mehrgeschossigen Kletterbereich führt, sowie die Zimmer, die sich in Richtung des Eiskanals und einer breiten Treppenanlage orientieren. Südlich des Eingangshofes befinden sich die gastronomischen Einrichtungen incl. der Nebenräume. Der Veranstaltungsraum bildet die Fortsetzung des Innenhofes und ermöglicht einen direkten Blickbeziehung vom Wald bis zum Wasser. Bootshaus und Fahrradlager werden als nicht beheizte Bereiche außerhalb der restlichen Gebäudeform angeordnet und bilden gleichzeitig eine Fortführung der bewegten Gebäudeansicht und den nördlichen Abschluss des Komplexes.

Die Schichtung als Prinzip ermöglicht eine äußerst klare und verständliche Strukturierung mit überzeugender innerer und äußerer Raumbildung von sehr hoher Qualität. Die Verzahnung mit der Umgebung erfolgt mit sorgfältig gesetzten Eingriffen und subtil formulierten Rücksprüngen. Die Höhenentwicklung der einzelnen Bereiche sowie die Gestaltung der Fassaden unterstützt diese Idee auf einfache und zurückhaltende Weise.

Die Anlagentechnik aus Wärmepumpe und Solarthermie in Kombination mit hochwertiger Wärmedämmung und Flächenheizungen ist wie das natürliche Lüftungskonzept mit Vorwärmung bzw. Abkühlung durch einen Erdkanal sinnvoll und einfach gewählt. Die konstruktive Umsetzung ist dem Ort angemessen, die Nachweise des nachhaltigen Materialeinsatz einschließlich Rückbaubarkeit sowie die Energie- und Ökobilanzierung einschließlich Definition des Global Warming Potential GWP überzeugen.

Maurice Walgenbach gelingt mit seinem Entwurf eine souveräne eigene Entwurfshaltung, die die gestellten Anforderungen einer erlebnispädagogischen Einrichtung mit den Potenzialen des Ortes in vorbildlicher und im besten Sinne einfacher Weise verknüpft und in jedem Bereich zu sehr hoher Qualität führt.

Lageplan, Verzahnung mit dem Ort (Alle Abb.: Maurice Walgenbach)
Lageplan, Verzahnung mit dem Ort (Alle Abb.: Maurice Walgenbach)
Entwurfsprinzipien Struktur, Raum, Bewegung, Belichtung
Entwurfsprinzipien Struktur, Raum, Bewegung, Belichtung
Nutzungsverteilung
Nutzungsverteilung
Grundriss Erdgeschoss (links) und Obergeschoss (rechts)
Grundriss Erdgeschoss (links) und Obergeschoss (rechts)
Ansichten und Gebäudeschnitte
Ansichten und Gebäudeschnitte
Perspektive Innenraum
Perspektive Innenraum
Prinzipschema Anlagentechnik
Prinzipschema Anlagentechnik
Ausschnitt aus der Ökobilanzierung: Global-Warming-Potenzial der Bauteile in Herstellung, Entsorgung, Instandhaltung und Recycling-Potenzial
Ausschnitt aus der Ökobilanzierung: Global-Warming-Potenzial der Bauteile in Herstellung, Entsorgung, Instandhaltung und Recycling-Potenzial
Fassadendetail und Materialität in Ansicht, Schnitt und Grundriss
Fassadendetail und Materialität in Ansicht, Schnitt und Grundriss

Abgabeleistungen

  • Lageplan (M 1: 500), Grundrisse, Ansichten, Schnitte (M 1: 100)
  • Materialkonzept incl. Detaildarstellungen M 1:10 mit Darstellung von Sonnen- und Blendschutz.
    Ein besonderer Fokus liegt auf einem nachhaltigen Materialeinsatz incl. der Demontage- und Recycling-Fähigkeit
  • Energie- und Ökobilanzierung:
    _ Konzeptphase: Drei strategische Varianten mit qualitativer Beschreibung der Konzeption, Konstruktion und Technik sowie Kenndaten (U-Werte, Ökodaten, …)
    _ Entwurfsphase Energiebilanzierung: mit Auswertung End- und Primärenergiebedarf Ist und Referenz, Einsatz erneuerbare Energien sowie passive Maßnahmen
    _ Entwurfsphase Ökobilanzierung (Legep oder eLCA): mit Randbedingungen der Zertifizierung und mit folgender Auswertung (Zahlenwerte und grafisch): 
    - Global Warming Potential (in kg CO2äquivalent pro m2NGF) Gesamt sowie differenziert nach Konstruktion und Nutzung
    - Global Warming Potential (in kg CO2äquivalent pro m2NGF) der Konstruktion: Differenziert nach AW, DE, DA, BP, FE, IW
  • Soziale Kriterien:
    Bewertung der Aspekte: Barrierefreiheit, Tageslicht, sommerlicher Wärmeschutz gemäß des BNK Systems
  • Modelle M 1:500 / 1:100