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Naturmuseum mit Planetarium und Sternwarte - Dinah Lemm

Erweiterung der Umwelt-Bildungs-Meile am Botanischen Garten: Eine Chance für Augsburg

 
Energieeffizientes Planen und Bauen – E2D

Projektbeschreibung

Bachelorarbeit Dinah Lemm, WS 2021-22
Integraler Entwurf mit Schwerpunkt nachhaltiger Materialeinsatz, Lebenszyklus, Typologie
Betreuung: Prof. Dr. Joachim Müller, Prof. Susanne Runkel
Studiengang: Energieeffizientes Planen und Bauen – E2D
Auszeichnung: Die Arbeit wurde im Rahmen der GP Awards 2022 mit dem Adam Keller Preis 2022 ausgezeichnet.

Aus der Aufgabenstellung:

„Umweltbildung gewinnt vor dem Hintergrund der übergeordneten Perspektive eines Wandels zu mehr Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit zunehmend an Bedeutung. Die Ziele nachhaltiger Entwicklung, etwa gemäß der von der UN verabschiedeten Agenda 2030, erfordern somit u.a., „dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen (…)“.

Das Naturmuseum Augsburg kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Als ältestes Museum der Stadt hat es eine bewegte Geschichte hinter sich. Seit 1991 befindet sich die Sammlung und ein Planetarium als Teil des Einkaufzentraums „Augusta Arcaden“ in guter innerstädtischer Lage, hat derzeit aber kein ihrer Bedeutung angemessenes Gebäude oder Kontext, welche weitere Möglichkeiten der Umweltbildung eröffnen könnte. Ein große Chance für Augsburg bietet sich mit den Erweiterungsflächen des Botanischen Gartens Augsburg, wo derzeit mit dem „Umweltbildungszentrum Augsburg“ ein erster wichtiger Baustein einer „Umweltbildungsmeile“ entsteht.

Aufgabe ist daher der Entwurf eines Neubaus für das Augsburger Naturmuseum mit Planetarium und einer Sternwarte. Das Programm umfasst zusätzlich einen Veranstaltungsbereich „Forum“, ein Cafe/ Restaurant und pädagogische Bereiche mit Werkstattcharakter. Ein Übernachtungsbereich mit 30 Schlafplätzen bietet Raum z.B. für Schulklassen oder Erwachsenengruppen. Die Synergie aus dem Hybrid unterschiedlicher Nutzungen und dem besonderen Ort soll voll entfaltet werden. Hierzu ist eine besonders hohe Qualität der Innenbereiche, der Blickbeziehungen sowie der Kommunikationsflächen unumgänglich. Ebenso zentral ist auch die Wirkung nach außen, bei der das Gebäude selbst eine exemplarische Vorbildfunktion für zukunftsfähiges Bauen einnimmt.“

 
Lageplan Naturmuseum im Kontext des Umweltbildungszentrums (westlich), Umweltbildungsmeile mit „wilden Gärten“ Botanischer Garten (nördlich), Dr. Ziegenspeck Weg (östlich) und Zugang mit Parkplatz Botanischer Garten (südlich)
Lageplan Naturmuseum im Kontext des Umweltbildungszentrums (westlich), Umweltbildungsmeile mit „wilden Gärten“ Botanischer Garten (nördlich), Dr. Ziegenspeck Weg (östlich) und Zugang mit Parkplatz Botanischer Garten (südlich)

Erläuterung des Entwurfs (Dinah Lemm):

Ziele
Nachhaltigkeit und Umweltbildung gewinnen hinsichtlich des Klimawandels immer weiter an Bedeutung. Um einen Fortschritt zu machen, Aufzuklären und mehr Menschen zu sensibilisieren, kann das Naturkundemuseum Augsburg einen wesentlichen Beitrag leisten. Geplant ist bereits ein Umweltbildungszentrum mit angrenzender Umweltbildungsmeile, nun besteht die Idee, mit dem Naturkundemuseum gemeinsam einen Gebäudekomplex zu errichten, der für Nachhaltigkeit und Zukunft steht. Nachhaltige, regionale Materialien und ein vorbildlicher Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen haben hierbei den höchsten Stellenwert, sodass das Gebäude selbst nur einen geringen Einfluss auf die Umwelt hat.

Um den Nutzungseinheiten des Gebäudes unterschiedliche Raumqualitäten bieten zu können, setzt sich das Gebäude aus vier ineinander verdrehten Riegeln zusammen. Im durchlaufenden Hauptriegel der Ausstellung sind die Nebenriegel (Schlafen, Büro und Restaurant) gefügt und bilden im Schnittpunkt einen großen Ausstellungsraum. Die unterschiedlichen Riegelhöhen prägen den Raumeindruck und zonieren die Ausstellungsbereiche.

Durch den zurückgesetzten Eingangsbereich entsteht ein zentraler Platz zwischen dem geplanten Gebäude und dem gegenüberliegenden Umweltbildungszentrum. Die Außenflächen können gemeinsam genutzt werden. Das Gebäude öffnet sich mit Außenräumen in Richtung der Umweltbildungsmeile und grenzt sich von den Parkplätzen und der Straße ab.

Grundriss Erdgeschoss mit dem Gegenüber des Umweltbildungszentrums (westlich)
Grundriss Erdgeschoss mit dem Gegenüber des Umweltbildungszentrums (westlich)
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Untergeschoss (Teilunterkellerung)
Grundriss Untergeschoss (Teilunterkellerung)
Ansichten
Ansichten
Gebäudeschnitte
Gebäudeschnitte

Materialkonzept und Innenraum

 

Im Gebäude wird neben der Nutzerfreundlichkeit, Recyclingfähigkeit und Demontage ein besonderes Augenmerk auf die baubiologische und materialeffiziente Ausführung der Bauteile gerichtet. Dies soll sich auch im Innenraum widerspiegeln.
Oberflächen wie Holz und Lehm prägen das Raumbild des Naturkundemuseums. Die verschiedenen Strukturen von Lehm werden in den Stampflehmwänden, dem Stampflehmboden und den Lehmputzen der Innenwände sichtbar. Brettstapelwände bilden hierzu den Kontrast. Durch die Lamellen in der Ausstellung entsteht ein Spiel aus Licht und Schatten im Innenraum, wobei Oberlichter ausreichend blendfreies Licht eindringen lassen.
Das Foyer hebt sich als Zwischenzone der Riegel bewusst von der Hauptriegel-Struktur ab, die seitlichen transluzenten Vorhänge lassen die Nutzungen in den angrenzenden Gebäudeteilen erahnen und können bei Veranstaltungen erlebbar bespielt werden. Große, runde Oberlichter leiten bis hin zum zentralen Planetarium.
Die verwendeten Materialen wurden anhand ihrer Speicherfähigkeit von CO2, Regionalität, Trennbarkeit und Recyclingpotenzial ausgewählt.

Perspektive
Perspektiven: Außenraum Nord, Eingangsbereich - Foyer, Ausstellungsbereich mit Kuppel des Planetariums
Perspektiven: Außenraum Nord, Eingangsbereich - Foyer, Ausstellungsbereich mit Kuppel des Planetariums
Konzeption Wegeführung, passive Maßnahmen, Verlauf der thermischen Gebäudehülle, Regenwasserkonzept
Konzeption Wegeführung, passive Maßnahmen, Verlauf der thermischen Gebäudehülle, Regenwasserkonzept
Konzeption Wegeführung, passive Maßnahmen, Verlauf der thermischen Gebäudehülle, Regenwasserkonzept

Abgabeleistungen

 
  • Lageplan (M 1: 500), Grundrisse, Ansichten, Schnitte (M 1: 100/ 1:200)
  • Materialkonzept incl. Detaildarstellungen M 1:10 der Fassade. Ein besonderer Fokus liegt auf einem nachhaltigen Materialeinsatz incl. der Demontage- und Recycling-Fähigkeit
  • Energie- und Ökobilanzierung:
    _ Konzeptphase: Drei strategische Varianten mit qualitativer Beschreibung der Konzeption, Konstruktion und Technik sowie Kenndaten (U-Werte, Ökodaten, erneuerbare Energien …)
    _ Entwurfsphase Energiebilanzierung: mit Auswertung End- und Primärenergiebedarf Ist und Referenz, Einsatz erneuerbare Energien sowie passive Maßnahmen
    _ Entwurfsphase Ökobilanzierung (eLCA): mit Randbedingungen der Zertifizierung DGNB und mit folgender Auswertung (Zahlenwerte und grafisch): 
    - GWP Global Warming Potential (in kg CO2äquivalent pro m2NGF) Gesamt sowie differenziert nach Konstruktion und Nutzung
    - GWP Global Warming Potential (in kg CO2äquivalent pro m2NGF) der Konstruktion: Differenziert nach AW, DE+TR, DA, BP, FE, IW und TGA und differenziert nach den jeweiligen Modulen A bis D
  • Standort iund soziale Nachhaltigkeitskriterien:
    Individuelle Bewertung des Standortes gem. SITE 1.1, 1.3 und 1.4, Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes, Nachweis der Tageslichtversorgung, barrierearmer Zugang und Nutzungsmöglichkeiten.
  • Modelle M 1:500 / 1:100

Die Abgabeleistungen insbes. der Energie- und Ökobilanzierung sind in einem gesonderten umfangreichen Berichtsheft nachgewiesen.

 
 

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