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Vorarlberg – Innovation, Tradition und der Stellenwert des Handwerks im Bauen

Studierende "Energieeffizientes Planen und Bauen - E2D" vor Ort in Österreich

 
11.06.2019

4 Tage, 3 Übernachtungen, 2 Autos: 13 Studierende „Energieeffizientes Planen und Bauen – E2D“ haben unter der Leitung von Prof. Dr. Timo Schmidt Vorarlberg erkundet. Hier der Exkursionsbericht der Studierenden (Text und Fotos: Martina Heilig und Tabea Zelt)

 

Tag 1: Bregenz, Krumbach, Salgenreute, Schwarzenberg

Erste Station war Bregenz: Mit dem Kunsthaus Bregenz KUB ließ sich die Exkursion perfekt einleiten. Nicht nur die Architektur und die Lichtführung von Peter Zumthor begeistert für dieses Museum - wir hatten sogar das Glück, dass ein Podiumsgespräch mit dem Architekten und der Künstlerin der aktuellen Ausstellung, Miriam Cahn, angesetzt war. Im Anschluss beeindruckte uns eine Führung sowohl hinsichtlich der Kunstobjekte der Ausstellung als auch die Architektur der verschiedenen Geschosse und der Fassadenkonstruktion. Eine Besonderheit des KUB ist, dass die Staubdecken in den Obergeschossen indirektes Tageslicht mit zuschaltbaren künstlichen Lichtquellen für die Beleuchtung der Kunst generieren.

Vorarlberger Alpenlandschaft
Vorarlberger Alpenlandschaft
Kunstmuseum Bregenz KUB (Peter Zumthor) mit Ausstellung und Glasfassade
Kunstmuseum Bregenz KUB (P. Zumthor) mit Ausstellung und Glasfassade
Bushaltestelle (S. Fujimoto) und Kapelle Salgenreute (B. Bader)
Bushaltestelle (S. Fujimoto) und Kapelle Salgenreute (B. Bader)

Bei herrlichem Sonnenschein haben wir am Nachmittag die Seebrise an der Bregenzer Promenade ausgekostet, bevor wir weiter nach Krumbach gefahren sind. Hier sahen wir drei von sieben ungewöhnlichen Bushaltestellen, entworfen von geladenen Architekten aus sieben unterschiedlichen Ländern, welche mit Innovation Weltoffenheit und Tradition vereinen.

Unser abschließendes architektonisches Highlight des ersten Tages war die Kapelle Salgenreute von Bernardo Bader, zu der uns eine kleine Wanderung durch blühende Wiesen und über Hügel führte. Am frühen Abend kamen wir schlussendlich zu unserer Hütte in Schwarzenberg und konnten dort die Aussicht, die letzten Sonnenstrahlen und den gemeinsamen Abend genießen.

Tag 2: Wanderungen, Dornbirn

Der Vormittag des zweiten Tages war für eine Wanderung vorgesehen: ein wenig die Gegend erkunden, das gute Wetter ausnutzen, die Aussicht genießen. Frei nach dem Motto „Jede/r wie er kann“ liefen wir gemeinsam los, kamen gestaffelt an der einzigen Berghütte an, die mittags geöffnet war, und liefen bergab zurück nach Schwarzenberg.

Alpenlandschaft erkunden
Alpenlandschaft erkunden

Am Nachmittag hatten wir einen Termin zur Besichtigung des Life Cycle Towers ONE (Arch. Herrmann Kaufmann) in Dornbirn mit Führung durch die Cree GmbH. Das Gebäude ist das erste achtgeschossige Holzgebäude Österreichs mit faszinierenden Lösungen hinsichtlich Modularität, Vorfertigung und Komponententechnologie.

Innovativer Holzbau: Life Cycle Tower ONE (H. Kaufmann)
Innovativer Holzbau: Life Cycle Tower ONE (H. Kaufmann)

Tag 3: Alberschwende und Andelsbuch

Der dritte Tag war regnerisch bis zum Abend, jedoch hatten wir für diesen Tag zum Glück drei Besichtigungen angesetzt. Am Vormittag ging es nach Alberschwende zur Firmenbesichtigung und Werksführung bei Holzbautechnik SOHM. Deren Eigenentwicklung, das Diagonaldübelholz für den Verwendungszweck tragendes Vollholzelement, verbindet die Innovation der Holzforschung mit der Tradition des Handwerks.

Holzbau innovativ: Vollholzelemente mit Diagonaldübel-Holz
Holzbau innovativ: Vollholzelemente mit Diagonaldübel-Holz

Der zweite Programmpunkt an diesem Tag war die Besichtigung des „Werkraum Bregenzerwald“ in Andelsbuch. Das Gebäude ist geplant von Peter Zumthor und weist Parallelen zum KUB auf. Bei dem Werkraum handelt es sich um einen zukunftsorientierten Zusammenschluss, um Handwerksunternehmen und Kunsthandwerkern eine Plattform zu bieten. Das große Ziel: Die Etablierung des zeitgenössischen Handwerks, sowie dieses an die jüngeren Generationen heranzutragen. Bei der Führung hatten wir auch einen Einblick in das Werkraumdepot mit der Ausstellung des Wettbewerbs „Handwerk + Form“, einem Gestaltungswettbewerb, der gleichermaßen Impulsgeber und Innovationsfinder für das Handwerk ist - und die Ausstellung somit der Stolz des Werkraums. Ergebnisse des Wettbewerbs prägen auch teils dauerhaft das Erscheinungsbild des Ortes – wir standen beispielsweise alle gemeinsam in dem überdimensionalen, begehbaren Ei aus Hochleistungsbeton. Ebenfalls in Andelsbuch haben wir das Gemeindezentrum, die Feuerwache und die Tischlerei Mohr besucht.

Tag 4: Reuthe

Nachdem wir die Unterkunft hinter uns gelassen hatten, stand die Werksbesichtigung Mayr Melnhof in Reuthe, einem der weltweit führenden Hersteller von Holzschalungsträgern und Leimbindern, mit Einblick in die automatisierte Produktion auf dem Programm. Nach dem Gespräch mit einem Architekten des Büros Innauer Matt ging es schließlich auf die Heimfahrt nach Augsburg.

Werksbesichtigung der Firma Mayer Melnhof
Werksbesichtigung der Firma Mayer Melnhof

Ganz klar hat uns die Exkursion verdeutlicht, dass in Vorarlberg gleichzeitig auf Tradition und innovatives Handwerk sehr viel Wert gelegt wird, was sich in Deutschland meist vermissen lässt. Wer bestimmt den Stellenwert des Handwerks?