Seitenpfad:

Internationaler Besuch in Niederschönenfeld: Experten für Inselnetze informieren sich über Projekt LINDA

 
Christoph Steinhart (r.), wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Elektrotechnik, mit der Arbeitsgruppe der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) im Kraftwerk Feldheim in Niederschönenfeld. (Foto: Jonas Ziegler / LEW)
04.06.2019
Niederschönenfeld/Augsburg

Ende Mai informierte sich eine Arbeitsgruppe der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) in Augsburg und Niederschönenfeld über das Projekt LINDA.

 

Notstromversorgung im Blackout-Fall durch erneuerbare Energien: Darum ging es im Projekt LINDA, das die LEW Verteilnetz GmbH (LVN) gemeinsam mit der Hochschule Augsburg, der LEW Wasserkraft GmbH und weiteren Partnern zwischen 2015 und 2018 durchgeführt hat.

Das Vorhaben sorgte für große Aufmerksamkeit – unter anderem war das Konzept mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet worden. Auch in der Fachwelt wird LINDA als wegweisend angesehen. So informierte sich Ende Mai eine international besetzte Arbeitsgruppe der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) im Rahmen einer Deutschlandreise vor Ort über das Projekt: Die Gruppe, darunter Vertreter aus China, Kanada, Katar, Australien und Frankreich, besuchte das Wasserkraftwerk Feldheim. Christoph Steinhart, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Elektrotechnik, stellte die Feldversuche vor, in deren Rahmen das Konzept in der Praxis getestet worden war. Anschließend führte er die Experten gemeinsam mit Christian Moser, Leiter Kraftwerkstechnik bei LEW Wasserkraft, über das Gelände. Zuvor hatte die Arbeitsgruppe bereits den Standtort der MAN Energy Solutions SE in Augsburg besucht. Dort hielt Prof. Dr.-Ing. Michael Finkel, Fakultät für Elektrotechnik, einen wissenschaftlichen Vortrag zum Projekt LINDA.

 
Christoph Steinhart stellt der Arbeitsgruppe der IEC das Projekt LINDA vor
Foto: Jonas Ziegler / LEW
Christoph Steinhart, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Elektrotechnik, stellt das Projekt LINDA vor.
Foto: Jonas Ziegler / LEW
 

Die Arbeitsgruppe tagte auf Einladung des Schweizer Nationalkomittees in der Nähe von Zürich und hat dabei die Gelegenheit genutzt, zum Abschluss eine Exkursion nach Augsburg zu unternehmen, um neben dem Werksbesuch bei MAN auch noch Details zum praktischen Umgang mit Inselnetzen zu erfahren. Die Gruppe arbeitet an weltweiten Standards zu technischen Anforderungen im Umfeld von Microgrids, also inselnetzfähigen Teilnetzen. Sie verbessern die Versorgungssicherheit und Resilienz der elektrischen Energieversorgung.

Das LINDA-Konzept (Lokale Inselnetzversorgung und beschleunigter Netzwiederaufbau mit dezentralen Erzeugungsanlagen bei großflächigen Stromausfällen) kann insbesondere für die Notstromversorgung kritischer Infrastrukturen wie Krankenhäuser oder der Wasserversorgung angewendet werden. Bisher wurden etwa Photovoltaikanlagen für die Notstromversorgung nicht genutzt, da diese Anlagen auf ein bestehendes Netz mit einer stabilen Spannungs- und Frequenzvorgabe angewiesen sind. Hier setzt das Projekt LINDA an: Die LEW Verteilnetz GmbH (LVN), die Hochschule Augsburg und weitere Projektpartner aus Wirtschaft und Wissenschaft haben im Projekt gezeigt, dass dezentrale Erzeugungsanlagen, wie Photovoltaikanlagen, Wasserkraftwerke oder Biogasanlagen, zur Notstromversorgung im Blackout-Fall eingesetzt werden können. Dafür haben die Projektpartner ein Konzept entwickelt und in den bisher umfangreichsten Inselnetzversuchen in Deutschland erfolgreich in der Praxis getestet: Beim abschließenden Feldversuch waren alle drei Kommunen Niederschönenfeld, Feldheim und Rain mit rund 1.100 Haushalten, 185 Photovoltaikanlagen sowie zwei Wasserkraftwerken und einer Biogasanlage eingebunden. Ende 2018 wurde das Projekt offiziell abgeschlossen. Das LINDA-Konzept wird seitdem weiterentwickelt. Es kann in Notfallkonzepte sowie Netzwiederaufbaupläne integriert werden und ergänzt bestehende Strategien zur Wiederherstellung der Stromversorgung bei einem großflächigen Stromausfall.

 
Die Arbeitsgruppe der IEC bei ihrem Besuch im Kraftwerk Feldheim in Niederschönenfeld.
Foto: Jonas Ziegler / LEW

Weitere Informationen