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AWP-Fach: Nachhaltige globale Entwicklung

Ein Beispiel aus Afrika

 
07.11.2018
Augsburg/Berlin

Die Erde ist ein Planet voller Ressourcen. Voller Ressourcen, die endlich sind. Was bedeutet das für uns? Für den Menschen, die Tiere, unsere Natur? Die Globalisierung schafft nicht nur Vorteile und Chancen, sondern birgt auch Herausforderungen und Risiken für viele Teile der Erde. Das Allgemeinwissenschaftliche Wahlpflichtfach „Nachhaltige globale Entwicklung – ein Beispiel aus Afrika“, geleitet von Prof. Dr. Tanja Kleibl, beschäftigt sich mit diesem Thema, dabei beleuchtet es insbesondere die Vor- und Nachteile der Förderung von Forstprojekten für sozialökologische Entwicklungen in Mosambik.

 

Im Rahmen dieses Wahlpflichtfachs durften die Studierenden nach einer allgemeinen Einführung in das Konzept Nachhaltige Entwicklung und den Länderkontext Mosambik, an einer Exkursion nach Berlin Wannsee teilnehmen. Dort nahmen sie an einem vom KoordinierungskreisKreis Mosambik (KKM) veranstalteten Seminar teil. Zu elft stiegen die Studierenden am Freitag, 19. Oktober 2018 in den ICE Richtung Berlin mit dem Ziel vor Augen, das Wochenendseminar „Auf dem Holzweg?!“ zu besuchen. Dort wurde das Thema „Forstplantagen und ihre Auswirkungen in Mosambik“ beleuchtet und diskutiert.

Zunächst erhielten die Teilnehmer eine allgemeine Einführung bezüglich der brisanten sozialpolitischen und wirtschaftlichen Situation in Mosambik, ein Land, das aktuell Platz 181 unter den registrierten 188 Ländern im Human Development Index einnimmt und somit zu den zehn ärmsten Ländern der Welt zählt. Veranschaulicht wurden im Anschluss Punkte wie die globale Dimension von Papierverbrauch, expandierende Forstplantagen und der Wald als Lebensgrundlage für Mensch und Natur. Einige der Organisationen, die im Berliner Seminar vertreten waren und in Mosambik aktiv sind, heißen Misereor, Brot für die Welt und ADECRU. Letztere ist eine mosambikanische Nichtregierungsorganisation. Einer der Mitgründer ADECRUs, Jeremias Vunjanhe, hielt einen Vortrag über die Chancen und Gefahren der Forstplantagen in Mosambik. Zuvor besuchte er die Seminargruppe an der Hochschule Augsburg, um über seine Organisation zu berichten. Diese wurde von Studierenden und Dozenten ins Leben gerufen und hat sich als Ziel gesetzt, sich für die Menschen, deren Rechte und die Entwicklung des Landes einzusetzen.

 
Die Studierenden in Berlin.
Die Studierenden in Berlin.
Jeremias Vunjanhe zu Gast an der Hochschule Augsburg.
Jeremias Vunjanhe zu Gast an der Hochschule Augsburg.
 

Doch warum muss man sich auch in Deutschland für die gerechte Entwicklung eines Landes wie Mosambik einsetzen? Sehr viele europäische Unternehmen und Banken, investieren große Geldmengen in Mosambik, in sogenannte Megaprojekte. Eines dieser Megaprojekte ist das Forstplantagenprojekt der portugiesischen Firma PORTUCEL. Die mosambikanische Regierung hat PORTUCEL eine Erlaubnis für die forstwirtschaftliche Nutzung zweier Gebiete erteilt. Eines befindet sich in Zambézia Provinz, ein anderes in Manica Provinz. In Zambézia Provinz will PORTUCEL sein Plantagenprojekt ausbauen. Es handelt sich dabei um eine Investitionsfläche von 120.000 Hektar. Die Fläche in Manica ist sogar größer, hier handelt es sich um 126.000 Hektar.

Hintergrundinformationen von Portucel Moçambique:

In diesem Kontext ist nicht nur problematisch, dass der einfache Bürger und die einfache Bürgerin, der Kleinbauer und die Kleinbäuerin laut ADECRU über die Investition kaum informiert wird und im Sinne der Armutsreduzierung wenig profitiert, sondern dass auch wichtige Lebensräume zerstört werden. Monokulturen vernichten Primärwälder und dadurch die Biodiversität des Landes, Trinkwasser und Wasser für den Anbau von Lebensmitteln wird durch die bewässerungsintensiven Forstplantagen reduziert. Die Armut kann sich dadurch sogar erhöhen und es kommt zum Aussterben der Arten. Durch die Globalisierung nimmt die soziale Ungleichheit zwischen Regionen zu, es kommt zu einem Zusammenhang zwischen unserem Konsum (Industrieländer) und der Ausbeutung vieler MosambikanerInnen, der sich beispielsweise durch sog. Landgrabbing bzw. Landenteignung äußert und sich bereits während der Kolonialzeit strukturell entwickelt hat.

Ein weiterer Punkt, der uns nahegebracht wurde, ist der Papierverbrauch im globalen Westen. In einer Diskussionsrunde wurden wir darüber aufgeklärt, dass Deutschland die gleiche Menge an Papier verbraucht wie Südamerika und Afrika zusammen. Das Paradoxe hierbei ist, dass die Zellstoffe vor allem aus der Forstwirtschaft dieser Kontinente stammen. An dieser Stelle wollen wir anpacken, denn den Verbrauch kann jeder einzelne selbst beeinflussen. Egal ob Verzicht auf Werbung, Nutzung von recyclebarem Toilettenpapier oder wiederverwendbarer Kaffeebecher, jeder Beitrag zählt.

Die Gruppe blickt positiv auf das Seminar zurück. Neue Perspektiven wurden uns aufgezeigt und wir wurden für die Realität Afrikas sensibilisiert. Wir wurden dazu angespornt, unser Konsumverhalten zu überdenken und zu verändern. Das liegt unter anderem daran, dass wir Informationen aus erster Hand und nicht aus Sekundärquellen erhielten.
Das Seminar hat uns einen Denkanstoß dazu gegeben, den Umgang mit unserer Umwelt zu verbessern und uns für unsere Umwelt einzusetzen, und das nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch.