Auf dem Bild (v.l.): Bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags: Prof. Dr. Thomas Gries, Prof. Dr. Stefan Schlichter, Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Prof. Dr. Joachim Voßiek und Prof. Dr. Helmut Wieser. Fotos: Matthias Leo
16.10.2020

Textile Kompetenz in der Forschung am traditionsreichen Textilstandort Augsburg – so lautet das Motto des Instituts für Textiltechnik Augsburg (ITA Augsburg), dem neuen An-Institut der Hochschule Augsburg. Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Präsident der Hochschule Augsburg, Prof. Dr. Thomas Gries, Leiter der ITA Group und Lehrstuhlinhaber für Textilmaschinenbau an der RWTH Aachen University, und Prof. Dr. Stefan Schlichter, Leiter ITA Augsburg, haben heute die Kooperationsvereinbarung zwischen der Hochschule und dem ITA Augsburg, das zur ITA Group der RWTH Aachen University gehört, unterzeichnet.

 

Impulsgeber für die Region

„Die Hochschule Augsburg fühlt sich in der Lehre und Forschung dem Wirtschaftsstandort Augsburg verpflichtet. Gemeinsam mit Unternehmen der Region forschen und arbeiten wir praxisnah an modernen Zukunftstechnologien. Das ITA Augsburg mit seiner hervorragenden Forschung im Textilbereich ergänzt mit seinen Kompetenzen und Ressourcen das starke Netzwerk der Hochschule Augsburg. So bleiben wir, vor allem auch in Kooperation mit hochkompetenten Partnern wie der RWTH Aachen University, auf Dauer zukunftsfähig und ein innovativer Partner für die Region“, erklärt Präsident Rohrmair bei der Vertragsunterzeichnung.

Prof. Dr. Gries, Leiter ITA Group, ergänzt: „Die RWTH Aachen University ist nicht nur eine der elf Eliteuniversitäten in Deutschland mit international einzigartiger Reputation, sondern auch die mit Abstand drittmittelstärkste Universität in Deutschland. Dies zeugt von der starken Industrieorientierung der RWTH Aachen. Es lag nahe, das ITA Augsburg in der Wirtschaftsregion Augsburg zu etablieren und mit der Hochschule Augsburg zu verzahnen. Vielfältige Synergien können so aus der ITA-Group am Standort Augsburg entstehen und ermöglichen textile Spitzenforschung hier vor Ort.“

Seit 2014 forschen die zehn Wissenschaftler:innen des ITA Augsburg – unter anderem auch im Rahmen des Spitzenclusters „MAI Carbon“ – zu carbonfaserverstärkten Verbundwerkstoffen (CFK) mit dem Ziel, textile Prozesse und Produkte noch stärker industriell zu etablieren und für die Industrie wirtschaftlich effizient zu gestalten. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Erforschung von digitalen textilen Prozessen und auf der Entwicklung von nachhaltigen Produkten. Dazu stehen den Wissenschaftler:innen im Sigma-Technopark und im Technologiezentrum Augsburg moderne Textilproduktionsstraßen zur Verfügung. „Das ITA mit seiner Forschung zu Verbundwerkstoffen ergänzt dabei das Forschungsportfolio der Hochschule Augsburg vor allem im Bereich des Leichtbaus“, sagt Prof. Dr. Stefan Schlichter, Leiter ITA Augsburg.

Synergieeffekte für Lehre und Forschung

Mit der HSA_comp unterhält die Hochschule Augsburg seit 2014 eine interdisziplinäre Forschungsgruppe mit den Kompetenzen Engineering, Fertigungstechnik und Nachhaltigkeit, die ein kompetentes und leistungsfähiges Angebot für die regionale Leichtbau-Industrie erarbeitet. Durch den Anschluss des ITA Augsburg können die Forschungsaktivitäten der HSA_comp um die Bereiche Textiltechnik, Digitalisierung und Recycling ergänzt und ausgebaut werden.

Auch die Lehre an der Hochschule Augsburg profitiert durch die Angliederung des ITA Augsburg. So kann die Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik ihr Lehrangebot in den Bereichen Composites und Textiltechnik ergänzen und ausbauen. „Auf diese Weise sorgen wir auch weiterhin dafür, dass die Region top ausgebildetes Personal erhält, in den wichtigen Schlüsseltechnologien Luftfahrt, Leichtbau, Automotive und Textil“, berichtet Prof. Dr. Joachim Voßiek, Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Hochschule Augsburg, bei der Vertragsunterzeichnung.

KI in der Textilproduktion

Auch beim Aufbau des geplanten KI-Kompetenzzentrums für Augsburg setzt die Hochschule Augsburg auf das neue An-Institut. „Für das KI-Netzwerk Augsburg planen wir ein Plattformkonzept mit der Hochschule Augsburg als Basis und dem Fraunhofer FIT, Projektgruppe Wirtschaftsinformatik, sowie dem ITA Augsburg als sehr leistungsfähige und industrieorientierte Satelliten, die auch im direkten Kontakt mit der Industrie stehen und innovative Geschäftsfelder im Bereich der KI erforschen und erschließen können“, erklärt Rohrmair. So hat beispielsweise das ITA Augsburg als erstes Forschungsinstitut Künstliche Intelligenz in die Produktion von Vliesstoffen einbezogen und für die Industrie rentabel gemacht, wie Schlichter bei der Vertragsunterzeichnung den Journalist:innen vor Ort demonstrierte.

„Die Einstellung und Bedienung von Krempelvliesanlagen erfolgt trotz fortschreitender Automatisierungstechnik immer noch erfahrungsbasiert“, erklärt Schlichter „Werden geänderte Umgebungsbedingungen oder Prozessfehler nicht rechtzeitig erkannt oder die Produktionsparameter falsch festgelegt, wird Ausschuss produziert oder es kommt zum Anlagenstillstand.“ Um dies zu verhindern, erarbeitete Schlichter mit seinem Team eine Lösung für eine komplexe Textilmaschine, die mittels Künstlicher Intelligenz die Vorhersage des technisch und wirtschaftlich sinnvollsten Arbeitspunktes ermöglicht. Die Techniken werden bereits in der industriellen Praxis bei einem großen Textilproduzenten in Bayern angewandt.