B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Georg Wickram
um 1505 - vor 1562
     
   



D i e   H i s t o r y   d e s
t h e ü r e n   R i t t e r s   G a l m y
a u ß   S c h o t t e n l a n d .


Cap. XXX - XXXIX

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      Wie des Hertzogen rhät von Lunden
      kummen waren. Der Kauffman
      mit in gon Vannes kam /
      und Galmien den brieff bracht.


            Das XXX. Capitel.

      DEs Hertzogen rhät yetz alle ding nach ordnung auß gericht hatten / iren weg zû handt wider gon Vannes zû reiten / für sich namen. Der Kauffman von Idenburg mit in gon Vannes kam / [121] Friderich inn aller sach von dem Ritter Galmien berichten thet / im erzalen / wie er den Ritterlichen orden überkummen / auch wie ‹f.73 = T2r› er sich in Franckreich und Britanien so mannlich auff den beyden Turnieren gehalten het / darvon der kauffman sunderliche freüd empfieng. Als sye nu gon Vannes kummen waren / und Galmy seines gsellen zû kunfft vernemen ward / er im zû handt etlichen weg entgegen reiten thet / in mit sampt den andern Herren freündtlich empfahen thet. Friderich dem Ritter den kauffman zeyget / im darbey sagt / er etlich brieff het von seinem vatter. Der Ritter meynet die sach mit Friderichen und dem kauffman überleyt sein. Als er den kauff‹T2v›man freündtlich empfangen hatt / er im von stund an seins vatters stand zû wissen thet / darauß Galmy der Ritter wol verstûnd / er ein kauffman von Idenburg wer. Als sye nun gon Vannes kamen / und yetz von iren pferden abgestanden waren / Galmy den kauffman bey seiner hand nam / [122] in sein gemach fúret / in aller sach seines vatters halb fragen thet / der im zû handt seins vatters wesen und stand erzalet / im auch den brieff / so im sein vatter geben hat / überantwurt / darinn der Ritter wol verstûnd / das der Künig auß Schotten land an seinen vatter gemût hat nach im zû schicken / der Ritter in im selbs gedacht. ‹Almechtiger Gott / wie seltzam bist du inn dein wunderwercken. Nun binn ich zwölff Jar in Britanien gewesen / und hab inn acht gantzen Jaren von meinem vatter keyne bottschafft mügen haben / dann yetz / so sye mir zû dem notwendigsten ist / ich het mein brieff warlich nit dörffen schreiben / wo mir sollichs zû wissen gewesen wer ›/ Der Ritter von stund an nach Friderichen seinem gsellen schicket / im die handtgeschrifft seines vatters zeyget / der solchs auch für ein sunderlich wunder achtet. Als sye sich nun mit einander erspracht hatten / Galmy dem kauffman andre kleyder bringen schûff / ir stiffel und sporen abzugen / all drey mit einander gen hoff giengen. Der Hertzog in on als gfor begegnen thet / zû handt den Ritter fragen ward / ob der frembd Herr sein freünd wer. «Neyn aller Gnädigster Herr» / sprach der Ritter / «er ist aber uß der statt Idenburg / ein kauffman / und ist mit etlicher kauffmanschatz in Britanien gefaren / hat im mein vatter etlich brieff geben / mir die selben har gon Vannes zû schaffen. ‹f.74 = T3r› Als er nun von Friderichen zû Lunden verstanden hat / das ich noch hie zû Vannes in ewer Gnaden dienst binn / hat er mir die brieff ye selb wöllen überantwurten / die ich dann von im empfangen hab. Hierumb aller Gnädigster Herr / ich an ewer Fürstlich Gnad begeren binn / wöllent mir ein reyß erlauben / damit ich ein mal sech / wie es umb meinen lieben vatter und mûter stand / und mein gesellen Friderichen / dieweil meines ampts pflegen lassen / will ich mich / so bald ich mag / wider her fúgen» / dem Hertzogen die red des Ritters nit wenig unmût bracht / dann er forcht / der Ritter an des Künigs hoff in Schotten land beliben würd / als dann geschach / dem Ritter uff solche meynung antwurt gab. «Galmy wo ich wißt / du deinem zû sagen nach kemest / ich dir fürwar gern in [123] Schotten lassen wolt / ich förcht aber / dieweil ich vernimm / dein vatter an des Künigs hoffe wol gehalten sein / der Künig werd dich auch nimmer von im lassen. Nun ist dir unverborgen / mit was treüwen ich dich zû allen zeiten gemeynet hab / dardurch ich inn hoffnung gwesen bin / dich an meinem hoff zû behalten / und mitler zeit eins herrlichen ampts zû begaben / und dir etwan umb ein Edle und reiche Fraw zû werben / damit wir bed unser leben bey einander hetten mügen verschlissen.» Der Ritter heymlich inn im selbs gedencken ward / ‹darvor sey Gott / das mich eyniges Frawenbild dahin bringen solt / das ich meiner aller liebsten Hertzogin vergessen thet ›/ nach dem der Hertzog sein red geendt hat / Galmy der Ritter anfieng / und also sprach. «Aller Gnädigster Herr / der trew und gûthat / so mir unwürdigen diener von eüwern Gnaden bege‹T3v› gnet / ich nimmer in vergeß stellen würd / bedanck mich auch gegen ewer Gnaden mit höchstem fleiß / nit minder danck zû sagen schuldig bin / hoff auch zû Gott / ich wöll sollichs noch mit der zeit umb eüwer Gnad verschulden / ir sond auch wissen Gnädiger Herr / das mich keyn mensch dahin bewegen sol / das ich ewer Gnaden dienst über geben werd / es sey dann das mich mein vatter nit von im lassen wöll / so will mir ye nach Göttlichem gsatz gebüren / im gehorsam zû sein / Bitt hierauff ewer Gnad mir demútiglichenzû erlauben.» Der Hertzog grossen unmût nam / von des Ritters worten / doch kundt er im mit keynen fûgen sein bitt abschlagen / «Galmy» / sprach er / «mir ist warlichen schwer / dich zû lassen / dieweil du aber ye nit emperen wilt / wil ich dir gern erlauben / so du anderst har wider kummen wilt / es sol auch Fridrich / dein getrewer und liebster gsell / biß zû deinr zûkunfft dein ampt tragen. Hierumb mein liebster Galmy / du mir anzeygen solt / wann dir geschickt sein will / solche reyß zû volbringen / will ich dir ein erliche gesellschafft zû geben / die dich biß gon Lunden beleyten mússen / so du auch etwas notdürfftig bist / an gewant oder gelt / will ich dir gnûgsam verschaffen.» «Aller Gnädigster Herr» / sprach [124] Galmy / «so bald mein gefert auff sein will / mûß ich im von freüntschafft wegen gesellschafft leysten / dann er mir zû lieb von Lunden har gon Vannes geritten ist.» Der Hertzog zû handt den kauffman fragen ward / wann sein zeit sein würd / bat in damit ein monat oder zwen an seinem hoff zû bleiben. Der kauffman was ein vernünfftig mann / dem Hertzogen mit züchten antwurt gab. «Aller Gnädigster Fürst und Herr / ‹f.75 = T4r› ewer Fürstlich Gnad mir armen kauffman vergeben soll / das ich wider ewer Gnad inn sollchem fal handel / wie wol mir unwissen gewesen ist / das ich den Ritter mit meiner bottschafft bewegen solt / hinweg zû ziehen / noch dannocht bekenn ich mich gegen ewern Gnaden gesündiget haben. Dieweil aber die sach also sich schickt / und der Ritter ye mit mir davon wil / so ist meins bleibens nit lenger dann den morndrigen tag / Ich hab meinem Factor zû Lunden etlich geschefft angehenckt / und nit weiter / dann derselbigen halben / gewalt geben / wo ich nun nit zû rechter zeit zû im kem / mir grosser schad darauß endtston möcht.» Do nun der Hertzog die meynung von dem kauffman verstanden hat / zû Galmien dem Ritter sprach. «Mein lieber freündt Galmy / demnach du von mir verstanden hast / so dir etwas mangels wer / solt du mich lassen wissen / zû handt ich verschaff dir solcher gewent würt» / der Ritter dem Hertzogen grossen danck saget / und sprach. «Aller Gnädigster Herr / mir manglet von Gottes genaden nichts / dann ich hoff gelts gnûg in Schottenland zû reysen / in meinem vermügen zû haben / begeb sichs dann schon / das mir an zerung abgon würd / so tröst ich mich meins kauffherren / der würt mich sunder zweyffel nit lassen.» Mit disen worten der Hertzog von im schied / von stund an verschûff seinem Rentmeyster dem Ritter zweyhundert stuck golts zû liffern / im sollichs von wegen des Hertzogen zû einer zerung zû verehren. Galmy der Ritter mit sampt Fridrichen und dem kauffman zû der Hertzogin giengen / der Ritter der Hertzogin gnaden wolt / ir all sach und brieff zû wissen thet / Davon die Hertzogin ein news ‹T4v› leyd überkam [125] / den Ritter fraget / wann er doch uff sein wolt / der ir die stund unnd den tag verkündet / die ursach des kauffmans der Hertzogin zû verston gab. Erst ward ir leyd zû beden seiten gemert. Fridrich nit minder leyd dann ir yetweders tragen ward. Nu was es an dem das der Rentmeyster den Ritter mit dem gold sûchen gieng / dem ward zû handt gesagt / wie er bey der Hertzogin in irem Frawen zimmer wer. Als er in nun darinn fand / das gold nam / im solchs in seinen mantel schutt / also zû im sprach. «Ritter nemendt hin die zerung / von wegen meines Gnädigen Herren / der eüch ein sollichs befohlen hat zû bringen.» Dem Ritter dise Wort und auch sollich gelt nit zû solchen freüden dienet / als do er uff dem Turnier die kostlichen gaben empfangen hat / die weil dieselben im zû einer frölichen ursach dienten / als er in empfahung der selben / zû einem Trucksessen erwölt ward / unnd aber yetz / die in nienan anderst zû / dann zû seinem abscheyd fürdern thetten. Nit dest weniger dem Hertzogen grossen danck gegen seinem Rentmeyster saget / wie im dann sein Ritterlich gemút underricht gab.
 

      Wie die Hertzogin dem Ritter und
      seinem gesellen befalch / den nechsten
      tag nach dem morgen mal / zû ir
      in ir gemach zû kummen.


            Das XXXI. Capittel.

      ALs nun der tag dem Ritter mit wenig kurtzweil vergangen was / und yetz yederman an sein rhû gon thet / der ellent Ritter die gantz nacht ungschlaffen verzeret / stätigs an das [126] bitter scheyden gedencken ‹f.76 = V1r› thet / offt wunscht / er nye in Britanien kummen wer / oder das er Friderichen die ursach seiner kranckheyt nie entdecket het / so wer er doch nit ein ursach an der Hertzogin leyd gewesen / Die weil sye von seiner liebe noch nichts gewißt. In solchen schweren gedancken / der Ritter ein lange zeit ungschlaffen lag / zû letst understûnd im selb ein hertz zû schöpffen / anfieng zû im selb sprach / ‹Galmy wo hin gedenckst du doch? Hast du nit offt gehört / das zû spater rewen keyn frucht bringt? Was bekümmerst du dich umb ein ding / so nimmer gewert wer‹V1v› den mag? Nun hast du doch offt gewünschet / dich ein mal nach deinem gefallen mit der Hertzogin zû reden / darnach willigklich in den todt zû gon / Wie woltest du sollichs vollbringen / so du nit ein Jar oder zwey von ir sein magst › / sprach Galmy unnd redt [127] hinfürt mit im selbs. ‹Ja wenn ich auch gewiß wer / nach zweyen Jaren wider zû kummen / Es stat doch zû deiner wal / so du anderst im leben bist / Ich bin aber nit gwiß / das mein die Hertzogin nit vergessen werd / sie möcht villeicht einen liebern Ritter / dann mich / über kummen / dieweil man doch gemeyncklich spricht / ab augen ab hertzen. So ich aber der Hertzogin solichs vertrew / wie möcht ich sye dann recht liebhaben / die weil ich doch nye keynen falsch an ir gespürt hab / und ich auch sich / das ir mein abscheyd sollich leyd bringt / warumb hat sye dir dann das gerhaten zû thûn / nun hett sye doch wol fürsich selb wol mügen die yhenen beschicken / so ir args zû legen wolten / und der massen mit in geret / das sye solichs vermitten hetten / sye möcht aber dardurch in grossen argwon gegen mencklich kummen sein / dadurch ir dann mit der zeit nit klein leiden entsprungen wer. Du irst dich warlich mein lieber Galmy / dann wann dich die Hertzogin nit in waren treüwen lieb het / wie möcht sye an dem tag / als du dich mit eygnem messer verwuntest / in ein sollich groß omacht kummen sein / gedenckst du nit der zûsagung / so sye dir vergangnen tag gethon / auch das du ir zû mermalen verheyssen hast / so baldt du gegen eim menschen dich argwenig sein meynest / du woltst ee an frembde unbekante ort reiten / do du von nyemants erkent werden möchtest / und wilt yetz nit mit gûten fûgen in dein vatter‹f.77 = V2r›land reiten / so doch nyemandts die ursach deines hinwegscheydens erfaren oder wissen mag / Ist dir die Hertzogin lieb / als du sagst / soltest du dich in grösser gefor geben / dann dise / darumb ich mir endtlich für will nemen den willen und gebot der Hertzogin mit willigem hertzen zû voll strecken. › Als nun Galmy der Ritter / inn sollichen gedancken lag / und yetz die liecht sonn uß dem tieffen Mör gestigen was / das gantz erdtrich mit klarem schein erleüchtet / der Ritter auff stûnd zû seinem liebsten gsellen kam / im sein fürnemen endtöffnet / dardurch Friderich ein grosse freüd empfieng. [128]
 

      Wie Galmy mit sampt seinem
      gesellen zû der Hertzogin kumpt /
      und wie sye in freüntlich
      umbfacht / mit weynenden
      augen den Ritter gesegnet.


            Das XXXII. Capitel.

      ALs man nu zû hoff den ymbiß volbracht hat / die hertzogin zûhandt in ir gmach gieng / allen Junckfrawen / so bey ir waren / urlob gab / mit grossem leyd Galmien des Edlen Ritters warten thet. Der nach kurtzer zeit mit seinem gesellen Friderichen gangen kam / die Hertzogin die beden früntlichen gsellen empfieng / den Ritter zû ir nider sitzen hieß / in ir leyd klaget / dardurch Galmien dem Ritter sein erstes leyd ernewert ward / Die Hertzogin mit züchtigen worten trösten thet / ir Friderichen seinen gesellen treülich empfalch / unnd darbey anzeygt / das er in hinfürt vertretten solt / dardurch die Hertzogin aber ein wenig trostes empfieng. ‹V2v› Friderich [129] sye auch bed nach seinem vermügen trösten was / Nach langer vilfeltiger trauriger red / die Hertzogin auff stûnd / dem Ritter ein antzal gulden zû einer letz mit sampt einem kostlichen ring geben thet / deßgleich der Ritter ir ein köstlich kleynot zû einer letze gab / darbey sie sein ingedenck sein solt / welches kleynot die Hertzogin harnach in grossen eeren hielt. «Ach mein aller liebster Ritter» / sprach die Hertzogin / «erst umbgeit mich angst und not / so ich den ernst unsers scheydens empfinden thû / mich rewt das ich dir solichs gerhaten hab / das ‹f.78 = V3r› du dich von disem hoff thûn solt / ich weyß die ding sich nit so übel zû tragen wurden haben / dem nach wir sye überschlagen hand / nun will sich aber nit gezimmen / die sach wider zû ruck zû treiben / dieweil du urlob von meinem Herren genummen / und er dich schon ab gefertiget hat / ich bitt dich aber aller liebster Galmy / wöllest dich so bald du magst / wider har zû uns fúgen / und dich kein falsche zungen nichts irren lassen / ich hab aber sorg / du dich deinen vatter bereden werdest lassen ein weib zû nemmen / dardurch du mein gantz vergessen würst / darfür ich dich aber freündtlich bitt / sollichs nit thûn wöllest / so du aber ye ein weib haben wilt / so wöllst hie in Britanien eine nemmen / dann du hie durch meinen Herren wol gefürdert werden magst. Ach Edler Ritter mein / biß doch ingedenck der lieb / so du zû mir getragen hast / nit laß die uß deinem hertzen verlöschen.» Der Ritter nit wenig schmertzen ab der Hertzogin red empfahen thet / ir treülich versprach / allem dem nach zû kummen / so sye an in begeret / als er auch treülich thet. Friderich in grossen sorgen stûnd / von wegen des kläglichen gebarens / so die zwey mit einander triben / dann er sorget / der Hertzog oder yemandts widerwertiges darzû kummen möchte / darauß dann in allen dreyen groß leyd zû ston möcht. Als nun die Hertzogin und der Ritter lang in solcher gstalt mit einander vil und mancherley red getriben / und sye yetz bede zeit daucht / zû scheyden / der Ritter mit schwerem seüfftzen / die hertzogin züchticklich an sein arm nam. «Nun gesegen eüch Gott mein aller liebste [130] Hertzogin / welche do ist ein uffenthalt meiner seelen / auch ein eyniche hilff meines ‹V3v› lebens / die weil ich leb / ich ewer diener sein will / Dann mir nit müglich ist ewer zu verbergen.» Die Hertzogin dem Ritter vor weynen nit antwurt geben mocht / im sein leyd dardurch größlich meret. Galmy anfieng zû der Hertzogin sprach. «Aller liebste Hertzogin gehabendt eüch wol / ist es ewer gefallen / ich von hinnen nit scheyden will / wie ich joch sollichs zû wegen bring / ich bitt eüch aber aller liebste Hertzogin mir zû erlauben / so versprich ich eüch das bey meinem Ritterlichen orden / so bald mir müglich sein würdt / ich mich zû handt wider her zû eüch fúgen wil / wo aber ich ye nit käm / und mit glimpff von meinem vatter nit kummen möcht / sond ir oder Friderich mir schreiben / will ich mich sunder saumen zû eüch in schneller eil fürdren zû kummen.» Die Hertzogin eins teyls von des Ritters worten ein trost empfieng / und sprach / «Mûß es dann Edler Ritter ye den weg haben / so ziehendt hin im namen Gotts und kerendt nach ewern worten bald her wider. Gott eüch ein glückselige reyß verleihen wöll / damit ir ewern vatter mit freüden anschawen mügen / unnd darnach frölich wider har kummen mügen.» Mit disen worten die zwey liebhabenden menschen von einander schieden / mit traurigem hertzen der Ritter sich eilendts rüsten thet / sein fürgnumne reyß zû volbringen / Deßgleichen sein gesell Friderich / der in dann ungern von im scheyden ließ. Als nun der Ritter gantz bereyt was / alle die so an dem hoff waren / freündtlich gesegnet / sich mit yederman letzet / und sunderlich mit seinen wider sechern und gantz keynes gleichen thet / als ob im solche feindtschafft zû wissen wer / alle gemeyngklich groß wunder ‹f.79 = V4r› von seinem schnellen hinwegscheyden namen / nyemants die ursach / dann Friderich / Galmy und die Hertzogin / wissen mocht / das gantz hoffgesind / sich bereytet / dem Ritter morndes das gleyt zû geben. Als es nun obents ward und man zû hoff essen solt / Galmy mit sampt dem kauffman in das Frawen zimmer von dem Hertzogen gefúrt wurden / Der Hertzog in zû lieb auch bey der [131] Hertzogin zû nacht essen thet / welche sich mer frölich dann ir im hertzen was / erzeyget / Den Ritter offt mit heymlichen seüfftzen anblicket. Als nun der nachtimbiß schier ein end hat / die Hertzogin den Ritter Galmien auch fast bitten ward / bald wider zû kummen / das er in auch zûm offtern mal versprechen thet. Friderich die selb nacht erst mal seines amptes pflegen thet / Die Hertzogin anfieng und sprach. «Ritter / ich meyn / eüch nit gefallen hab / mein diener zû sein / dann ir noch keyn Jar mein dienst versehen handt.» Der Ritter sprach / «Aller Gnädigste Hertzogin / ich hab mein dienst noch keyns wegs uffgeben / alleyn soll mich Friderich biß zû meiner zûkunfft vertretten» / «die weil ir dann» / sprach die Hertzogin «in ewer vatter land reiten wöllen / damit und ir mügen sagen / ir mein diener seidt / so reitend nit hinweg / schickend mir vor ewern bûben / so will ich eüch ein reiche schnûr uff ewern hût schicken / die sond ir mit eüch in Schottenland fúren / und dabey ewers diensts ingedenck sein / und eüch des fürderlicher wider har fúgen.» Der Ritter der Hertzogin größlich danck sagt / ir auch inn bey wesen des Hertzogen versprach / bald wider zû kummen. Als nun nach mancherley schimpflichen worten der ymbiß vollbracht / yederman von dannen ‹V4v› schied / zû rhû und beth giengen / biß yetz der ander new tag erscheyn.
 

      Wie Galmy mit einer eerlichen
      gesellschafft zû Vannes
      außreyt / Und wie im Friderich
      das geleydt gon Lunden gab.


            Das XXXIII. Capitel.

      NUn hand ir wol gehört / mit was züchtiger liebe / Galmy der Ritter gegen seiner aller liebsten Hertzogin umbfangen gewesen [132] ist / deßgleichen was ‹f.80 = X1r› grosser liebe die Herzogin zû dem Ritter getragen hat / auch mit was grossen leyds sye umbgeben wurden / als sye von einander scheyden múßten. Ein solchs als ich denen zû erkennen geben wil / so sich ye in solcher gstalt verwunt haben / dann mir davon nit not ist vil zû schreiben / und will nun zû mal genûg darvon gesagt haben / und weiter sagen / wie der Ritter auß Britanien geritten. Als nun Galmien ein kostliche schnûr von perlin gestickt / von der Hertzogin geschickt ward / und er sich yetz gantz wegfertig gemacht hat / uff zû roß saß / an einem morgen mit einer weydlichen gsellschafft zû Vannes außreyt / manchen schweren seüfftzen hinder im ließ / im die Hertzogin auch manchen traurigen seüfftzen nachschicket / sich zû obrest in ir gemach fúget / do sie dem Ritter einen ferren weg nachsehen mocht. Fridrich stätig neben seinem gesellen ritt / im underricht gab / wie er sich in seinem abwesen halten solt. Als nu der Ritter [133] Galmy etlich weg und meilen von Vannes geritten war / und im nun der merer teyl hoffgsinds genadet hatten / er die andren alle freündtlich batt heym zû reitten / in grossen danck saget / das sye in so weit beleytet hatten / zû hant sye all von im schieden / biß an Friderichen seinen gesellen und Heynrich ein Edelman / welcher dann auch groß leyd von des Ritters abscheyd empfahen thet / der selb Heynrich sich allweg zû den beyden Jungen Herren gehalten hat / Die bede mit Galmien dem Ritter biß gon Lunden ritten / und erst da selbs ein abscheyd mit im machten. Als nun Friderich und Heynrich mit Galmien gen Lunden kamen / etlich tag da bey im beliben / unnd yetz die kauffleüt gantz ferig waren / ‹X1v› ein glücklich wind und wetter zû schiffen anschlûg / der Ritter mit sampt den Kauffleüten zû schiffen bereyt waren. Die beyden Jungen Edlen Herren dem Ritter das gleydt biß zû dem schiff gaben. Galmy Fridrichen seinem gsellen sein pferdt zû letz schanckt / die andren zwey verkaufft / urlob von seinen gsellen nam / Heynrichen ein kostlichen ring zû letz gab / mit bekümmertem hertzen von seinem aller liebsten Friderichen urlob nam / auff das fleissigest im die Hertzogin befehlen thet / Zû letst mit seinem bûben und knecht auff das mächtig schiff gieng. Nit lang darnach / der Patron des schiffs verschûff von land zû faren / Die beden Jungen Edel männer Galmien vil glücks nach wunschten / an der port beliben / so lang sye den segel des schiffs nimmer sehen mochten. Fridrich seinem liebsten gsellen das creütz nach machet / Zûhandt seinen weg gon Vannes nam / mit dem Edelman Heynrichen mancherley red hat / Galmien seinen gesellen hertzlich klaget.
      Die lassen wir also reiten / und sagen fürthin / wie es dem edlen Ritter Galmien gieng / als er auff dem Mör fûr / unnd ein unmûtigs hertz hat / nit lang stûnd / er fast kranck ward / das dem kauffman unnd des Ritters knechten grosse sorg zû stûnd / aber nit lang uff dem Mör bliben / mit glückseligem wind dahin kamen / so sye dann gemeyngklich begerten / Der Ritter mit grossen sorgen dahin kummen was. Als sye nun das [134] land erreycht hatten / Der kauffman den Ritter zûstund in ein gûte herberg fúren ließ / sein wol zû pflegen verschaffen thet / biß er wider zû seinen verlörnen kräfften käm. Also lag Galmy inn der statt uff die acht tag / da ward sein fast wol gewart / der ‹f.81 = X2r› kauffman auch die zeit bey im beleib / sein hab und gût heym schicket. Als nun Galmy gantz gesundt worden was / ander kostlich pferdt kauffet / mit dem kauffman inn kurtzer zeit gon Idenburg reiten thetten / Zû des Ritters vatter kamen. Galmy seinen vatter freündtlichen grússet / der aber von wegen des langen außbleibens seinen sûn nit erkennet / dann er fast jung / wie ir dann offt gehört handt / auß Schotten land kummen was / und yetz ein wolgewachsner gerader Ritter war / Wie dann offt gemelt ist / in sein vatter nit erkandt.
 

      Wie sich der Ritter seinem
      vatter zû erkennen gibt /
      Auch wie er von dem
      Künig empfangen ward.


            Das XXXIIII. Capittel.

      DO nu Galmy von seinem vatter nit anderst dann ein frembder ritter erkant warde / und er solchs wol verstûnd / anfieng mit im uff solche meynung zû reden / «herr» / sprach er / «habt ir nit ein sûn an des Hertzogen hoff von Britanien / mit namen Galmy?» «Ja warlich» sprach der vatter / «ich hab in yetz mer dann zwölff Jar nit gesehen / und das mich noch mer bekümmert / so hab ich inn acht Jaren nichts von im vernummen / ich wolt warlichen gern wissen / wie er sich in Britanien hielt.» «Herr» sprach Galmy / «er halt sich gantz frölich und wol zû mût / es ist auch nit lang / ich mit im gessen [135] unnd getruncken hab» / « Warlich ich hör es fast gern» / sprach der vatter / «ich hab ‹X2v› im neüwlich ein brieff bey disem kauff man geschicket / und im empotten / das er ein mal zû mir har kumme / das ich warlich fast gern haben wolt.» «Herr» / sprach der kauffman / «ich hab im den brieff in sein hand geben / binn auch selbs bey im zû Vannes inn Britanien gewesen / mit im ein leichten mût gehabt / unnd im auch ettlich tag zû Lunden gesellschafft gehalten.» «Das hör ich gern» sprach der Edelman / «ich bitt e%:uch / mir sein wesen und handel sagen» / «auff mein eyd» sprach der kauffman / «Ich ‹f.82 = X3r› hab vil gûts von im hören sagen / und in den Hertzogen und sein gemahel fast hören rúmen / dann ich den letsten ymbiß zû Vannes bey der Hertzogin an irem tisch gesessen binn / auch hab ich verstanden von allem hoffgesindt / das in der Hertzog zû Ritter geschlagen habe / auch wie er in Franckreich auff einem Turnier das best gewunnen hab / deß gleich inn Britanien drey mechtiger kleynot auff einem Turnier [136] gewunnen / er ist auch inn hohen eeren bey dem Hertzogen gehalten / dann er der hertzogin Truckseß ist.» Des Ritters vatter groß freüd von des kauffmans red empfieng / im seiner bottschafft grossen danck saget. «Auff mein treüw» sprach er / «es mir warlichen grosse freüd brecht / wann ich meinen sûn ein mal sehen solt.» «Herr» sprach der kauffman / «ir in sunder zweyffel in kurtzer zeit sehen wert / dann ich darbey stûnd / als er erlaubniß von dem Hertzogen nam / hab auch gesehen / das im der Hertzog zweyhundert stuck goldts zû einer zerung geschencket hat.» Deß Ritters mûter bey sollicher red stûnd / groß freüd darvon empfieng / vor freüden nit wußt / was sye sagen solt. Der Edel Ritter seinen lieben vatter und mûter nit lenger auffendthalten wolt / seinen vatter umbsehen thet / also sprach. «Hie ist dein sûn / aller liebster vatter seyest gegrúßt.» Dergleich die mûter auch freüntlichen grússen thet. Als nu der vatter und mûter vernamen / iren liebsten sûn mit in reden / vor grossen freüden uff in selb kaum geston kundten / sich ab seiner schöne und stercke nit gnûg verwundren mochten / vil kurtzweil mit einander hatten / Zûhant nach iren freünden schickten / ein herrliche wirdtschafft zû richteten. Als nun meyn‹X3v›cklich des Ritters zû kunfft erfûr / erschall solichs auch für den Künig / der zû handt nach deß Ritters vatter schicket / im befalch seinen sûn mit im zû bringen / Das ward zû hant nach des Künigs gebott volbracht. Als nun Galmy der züchtig Ritter / für den Künig kam / und yetz dem Künig sein reverentz gethan hat / der Künig groß verwundren ab seinem züchtigen wandel genummen / deßgleich an seiner herrlichen und dapffern grösse / dieweil sein vatter nit also grad was. Der Künig den Ritter zû im schûff zû sitzen / aller hand von im zû erfaren / der Ritter mit grosser vernunfft antwurten kund / davon der Künig ein grosse freüd empfahen thet / Von stund an an den Ritter begert im zû dienen. Der Ritter dem Künig uff sein red ein kurtz antwurt gab / «Aller Gnädigster Herr und Künig / eüwern Küniglichen Gnaden zû dienen / mir warlichen groß gefallen brecht / wo [137] ich von meim aller Gnädigsten und liebsten Herren in Britanien urlob het. Ich bin aber sins / ein zeitlang in ewerm Künigreich zû bleiben / dann ich in zwölff Jaren meinen vatter nye gesehen hab / biß auff dise zeit / allweil ich dann hie zû Idenburg beleib / ich eüwern Gnaden hoffgsind sein will / soll mich auch ewer Küniglich Gnad in keyn weg sparen.» Der Ritter von dem Künig hoch geprisen ward / und in also bey im dieweil er in Schotten wer / batt zû bleiben. Der Ritter sich die zeit in allen Ritter spilen úbet / als mit stechen und Turnieren / mancherley kurtzweil an dem Küniglichen hoff anfieng / also ein halb Jar sein zeit vertreiben thet / stätig seiner aller liebsten Hertzogin gedencken was / Offt wünschet / das er wissen möchte / wie es ‹f.83 = X4r› umb sein aller liebste Hertzogin stúnd / nit minder verlangen die Hertzogin nach im hat / deßgleichen sein aller liebster Fridrich / der was in grossen sorgen / von seines gesellen wegen / wann er sein kranckheyt in Britanien bedencken ward. Offt gedacht / Galmy sein gesell / von seines kummers wegen inn ein neüwe kranckheyt kummen würd / das aber nit geschach / dann im der Ritter selbs vil freüd mit den gaben / so er von der Hertzogin empfangen / machen thet. Nun wöllen wir den Ritter inn Schotten land lassen bleiben / und fürbaß sagen / was newen leyds der Edlen Hertzogin in Britanien zû stûnd. Dardurch ir leiden unnd leyd / manigfaltigklich zûnam.
 

      Wie der Hertzog mit einer
      loblichen gesellschafft zû dem
      Heyligen grab reyt / und seinem
      Marschalck die Hertzogin /
      land und leüt befalch.


            Das XXXV. Capitel.

      INn dem sich nun vil ding verloffen hatten / wie ir dann oben gehört / und nun der warm glentz den grimmen winter gantz [138] vertriben hat / und yetz die erstorbnen felder wider erquicket / unnd alle wysen mit schönen wol schmackenden blûmen geziert waren / in allen beümen und welden die vögel ir sússen stimmen ertönen liessen / und yetz alle lebendigen geschöpff lust und willen hatten zû weffern. Der Hertzog eins tags denen gûten und langwirigen friden bedencken ward / im fürnam / das / so er in lang willen gehabt hat / zû solcher zeit an ein ort zû bringen. Ein lobliche geselschafft versamlet / in für ‹X4v› hûlt / ein reyß zû dem Heyligen grab zû thûn / er willens wer. Darumb er all die / so lust mit im hetten zû ziehen / gebetten haben wolt / sich auff das fürderlichest darzû zû rüsten / dann er ye / so im Gott die gnad geben wolt / die Heylgen stett besichtigen / und zû erfaren / im on alles hindern fürgenummen hett / zû handt sich ein eerliche gesellschafft zûsamen verpflicht / sye all mit dem Hertzogen ziehen wolten. In kurtzer zeit harnach alle ding köstlich und wol versehen wurden / zû [139] wasser und land. Als nun der Hertzog und sein geselschafft gantz bereyt ‹f.84 = Y1r› waren / und nyendert an keyn mangel mer was / Dann alleyn wem er sein land und leüt befehlen / ward ihm von etlichen seinen rhäten sein Marschalck dargeben / dem der Hertzog auch sunderlichen wol vertreüwet / auch keyn argen wandel nye an im gespürt hat / zû stund er seinen Marschalck für all sein rhät berúffen ließ / im die meynung fürhielt / in durch Gott und der gerechtigkeyt willen bitten ward / im sein land und leüt inn seinem abwesen trewlich zû regieren / im auch sunderlichen die Hertzogin empfehlen / das er ir in allen treüwen pflegen solt / solchs er zû ewigen zeiten umb in verdienen wolt. Als nun der Hertzog sein red geendet hat / Der falsch Marschalck anfieng in sollicher gestalt mit im zû reden. «Aller gnädigster Herr / dieweil mich E(wer) G(naden) solcher eeren vertrewet / will ich mich sunder zweyffel in massen darzû schicken / das ich groß lob und eer von eüch erlangen will / darumb aller Gnädigster Herr / ir keyn sorg noch gedencken harheym haben solt.» «Marschalck» / sprach der Hertzog / «solchs will ich mit geneygtem willen allezeit umb eüch beschulden.» Als nun der Hertzog und sein geselschafft gantz bereyt waren / der Hertzog urlob von der Frawen nam / auff zû roß saß mit den seinen / den weg zû dem heyligen land mit grosser andacht für sich nam / so lang ritten / biß sye kamen an ein port des Meers / auff die schiff sassen / ire pferdt zû ruck wider heym schickten / also mit glücklichem gûtem wind das hoch Meer überschifften / so lang sye das land mit freüden erlangten. [140]
 

‹Y1v›

      Wie der schandtlich Marschalck
      zû der Hertzogin kam / seinen
      stinckenden mund gegen ir auffthût.
      Und wie im die Hertzogin antwurt gab.


            Das XXXVI. Capitel.

      IR hand gehört / wie der Hertzog mit einer loblichen gselschafft gon Jerusalem die Heylgen stett zû besehen / faren thet. Den lassen wir also faren / und sagen fürt hin / wie der Marschalck die land in seinem abwesen regie‹f.85 = Y2r›ret. Der schalckhafftig Marschalck / so bald der Hertzog hin weg was / sich gegen allen Britanien gútig beweisen thet / dardurch er in einen mercklichen gunst gegen allem volck erlanget / Das als aber darumb thet / das er seinem bösen willen / dest ee ein genúgen thûn möcht. Als nu der Marschalck sich des Hertzogen [141] gantz sicher wußt / fieng er sich an freündtlich gegen der Hertzogin zû erzeygen / Eins solchen die hertzogin groß freüd hat / dann sye in solchs von des Hertzogen wegen thûn meynet. Der schalckhafftig Marschalck aber ein ander fürnemen vor im hat. Als er nun nach seinem willen zû der Hertzogin gon mocht / wann er wolt / eines tags als er sich gantz sicher und eynig bey der Hertzogin sein meynt / fieng er an der Hertzogin seinen bösen willen zû entdecken. «Aller Gnädigste Fraw» / sprach der Marschalck. «Wiewol ich mir fürgenummen hat / das / so mir an meinem hertzen lang zeit gelegen ist / heymlich und mir selbs zû behalten / noch zwingt mich ewer schöne / das ich nimmer verbergen mag. Nun wißt ir Gnädige Fraw / das ich nun zûmal den gwalt inn gantzem Britanien tragen thû / Unnd nun zûmal nyemandts dann ich alleyn darinn herscht. Ir wißt auch aller Gnädigste Hertzogin das ich mich zû aller zeit inn ewerem dienst mit gantzem fleiß geúbt hab / und allzeit eüwer Gnaden williger diener gewesen binn / umb sollicher dienst und liebe willen / ich eüch aller Gnädigste Fraw bitten wil / wöllendt mich ewer liebe auch lassen erwerben / dieweil wir doch sollichs on alle sorg vollbringen mögen / es würdt eüch auch keyn mensch darinn verdencken / dann mengklich wissen mag / das ir mir von dem ‹Y2v› Hertzogen befohlen seindt zû bewaren / hierumb aller liebste Fraw schlahendt zû ruck all sorg und angst und gend meinem willen statt / will ich mich hinfürt in eüwern dienst und liebe / die weil ich leb / verpflichten.» Die züchtig und Edel Hertzogin grossen schrecken von des Marschalcks red empfieng / vor grossem schrecken im lang keyn antwurt geben kundt / zû letst anfieng unnd sprach. «Mich wundert warlichen lieber Herr unnd Marschalck / was übels ir doch gedencken mügen / das ir / als die / so eüch in eeren zû bewaren / befohlen ist / und mich underston oder fürnemen umb mein Eer zû bringen / hat eüch mein Herr so vil gûts und eer bewisen / Wie mügendt ir dann sollichs übels wider in underston zû gedencken / ich will des fürnemens zû thûn geschweigen / wo eüch anderst sollichs [142] nach dem irs außsprechen / inn ewerm hertzen ist / das ich eüch doch nimmer mer vertrew.» Der Marschalck von seinem bösen fürnemen nit ston wolt / sunder weiter an die Hertzogin satzt / mit listigen worten sye hindergon meynet / aber alles nicht an der Edlen Hertzogin verfahen wolt / auff solliche meynung anfieng zû reden. «Ir sond des sicher von mir warten sein / wo ir mit solcher schantlichen anmûtung nit nachlassen wöllen / ich / so bald mein Herr zû landt kummet / im sollichs von eüch gerúmpt werden soll / damit er sehen mög / wem er mein weiplich Eer befohlen hat zû bewaren / auch in wen er als sein vertrewen gesetzt hat / Darumb gond hin / bey mir sond ir keyn gnad nimmer mer erfinden.» Der Marschalck von der Hertzogin red wegen inn grosse sorg und angst fallen thet / dann er gewißlich wußt / wo der Hertzog sollichs von ‹f.86 = Y3r› im erfaren würd / im groß unrhû darauß erwachsen und sein umb leib und leben kummen möcht. Die Hertzogin den Marschalck alleyn in irem gemach sitzen ließ / von im gieng / inn grossen zorn gegen im gefallen was / doch die ding nyemandts offenbaret / solchs sye zû letst inn grosses leyd bracht. Als nun der Marschalck sich gantz eynig in grosser scham sitzen fand / nit wol wußt / wie er sich doch solcher bürde entladen möcht / manchen seltzamen anschlag für sich fasset / biß er zû letst ein bösen fund erdacht / dardurch er die Edel Hertzogin understûnd umb leib / Eer und gût zû bringen / als auch geschehen wer / wo nit der Edel und theür Ritter Galmy sollichs mit seiner mannlichen hand fürkummen hett. Als nun die Edel und keüsch Hertzogin von dem eerlosen Marschalck gegangen was / und zû iren Junckfrawen und in das Frawen zymmer kummen / gantz traurig sich gegen in erzeygt / aber nyemandts die ursach ires traurens erkennen mocht / sye offt willens was / Friderichen sollichs an zû zeygen / doch umb gúte willen sollichs underwegen ließ / Inn dem der Marschalck auß der Hertzogin gemach gieng / seinem bösen fürnemen ein end zû geben. [143]
 

      Wie der Marschalck mit einem
      kuchen bûben einen schandtlichen
      anschlag macht / dardurch
      er die Hertzogin meynt umb
      ir leben zû bringen.


            Das XXXVII. Capitel.

      ‹Y3v› DA nu der Marschalck uß der Hertzogin gemach gangen was / im zû handt ein böser gedanck infûl / sich bald zû einem schönen knaben so lang zû hoff in der kuche gewesen was / fúget / zû im sprach. «Jüngling / wiltu meines rhats pflegen / ich dich an hab unnd gût / fast reich machen wil / also / das keyner an disem hoff dir an kleydern und gelt geleichen mûß.» Der Jung die red des Marschalcks wol verstanden hat / zû handt begird hat / sich von seiner arbeyt zû entledigen / und in reichtumb zû ‹f.87 = Y4r› kummen. «Herr» sprach er / «wie möcht ich eüch nit volgen / wann mir sollich gûthat von eüch widerfaren thet» / «so schweig still» / [144] sprach der Marschalck / «und so bald du magst / kum zû mir inn den garten / will ich dir meinen rhat zû wissen thûn.» Der Jung / so bald er kunt / sich ferig machet / zû dem Marschalck in den garten kam / den er seinen emsigklichen warten fand. Nun hörend von einem schalckhafften bösen fürnemen / dadurch er den bûben umb sein leib / die Hertzogin umb ir Eer / und sich selb umb sein leben bracht. Als nu der kuchen bûb zû dem Marschalck kummen was / der eeren hold Marschalck anfieng mit im zû reden. «Jüngling / du weyst» / sprach er / «das ich nun zû mal in gantzem Britanien zû gebieten hab / und sunst niemant anderst. Nun solt du wissen / das ich ein sach für mich genummen hab / welche ich on hilff nit weyß zû volbringen / und bedarff eines verschwignen Jünglings darzû / den wolt ich an gût und hab reich und mechtig machen. Darumb so du mir versprechen wilt / die sach verborgen zû tragen / wil ich dir solchen meinen anschlag entdecken» / der kuchenbûb nach disem gûten leben groß verlangen empfieng / vermeynt ein reicher herr zû werden / nit gedacht / das sein herrschafft so ein schandtlich end nemen würd / zûhand dem Marschalck auff des höchst versprechen und zû sagen thet / solche sach heymlich und verborgen zû halten / solt im der todt darauß erwachsen. Der Marschalck im von stund an ein gantz hantfol gulden unzalt in sein paret schutt / davon der bûb das gifft empfahen thet. Der Marschalck anfieng und also sprach. «Dieweil du dich nun inn meinen dienst verpflicht hast / so will ich ‹Y4v› das du zû stund hingangest / dir köstlich kleyder kauffen und machen lassest / und so dir an gelt zerrinnen will / dich zû nacht zû mir in mein wonung fúgen solt / alda / ich dich reichlich mit gold und gelt versehen will / du solt auch alle Tavern und wirtzheüsser auß gon / und dirs nach dem besten her tragen lassen / auch gût gsellen an dich hencken / alles was sye verzeren / ußgeben solt / mit spilen solt dich auch dapffer dummeln / nit acht / ob dir an gût oder gelt zerrinnen will / dich aber all nacht zû mir fúgen solt / wo du dann mangel hast / ich dir alle zeit die [145] völle geben will / des solt du dich aber gebrauchen / das du allweg auff einer red beleibest / und so man dich fragen würd / von wannen dir sollich gût kum / so sprich / die Hertzogin allen oben nach dir schick / dann mússest du die nacht bey ir schlaffen / wann sye dich dann des morgens von ir schick / geb sye dir nach deinem gefallen / als was du an sye begerest / und so bald du yetz von mir gast / zû deinem meyster koch sagen solt / mein Gnädige Fraw dich nit lenger inn der kuche haben wöll / Darumb du dann urlob von im haben wöllst / Aber gedenck / laß dich nit mercken / das ich die sach mit dir überlegt hab.» Der bûb die sach mit gûtem willen annam / nit meynt / sye so schwer auß gon solt / von stund an / zû seinem meyster inn die kuchen kam / nach geheyß des Marschalcks mit im anhûb zû reden. Der kuche meyster uff des bûben red antwurt gab / «wider mein Gnädige Fraw gezimpt mir nit zû handlen / will sye / mag sye gar einen Herren uß dir machen» / mit disen worten von im gieng. Als nun der bûb sein üppigs wesen anfahen / kostlich kleyder und ring kauffen thet / als er nun seine kleyder hat lassen machen / ‹f.88 = Z1r› und yetz mer einem Edelman dann einem kuchen knecht sich vergleichet / mengklich ein auffsehens auff yhn gewan / auch mancherley red darauß getriben ward. Etlich meynten / er dem Hertzogen über sein schatz kummen wer / aber nyemandts der schandtlichen verräterey gedencken ward. Der Marschalck in auch mit köstlichen ketten und kleinoten zieret. Als sich nun der armetselig bûb so köstlich anfieng herauß zû butzen / und solichs die jungen Edelleüt / so zû hoff waren / ein verdruß darab nemen theten / anfiengen die köpf zû sammen stossen / Einen anschlag machten / wie sye doch hinder in kummen / damit sye sein wesen erfaren möchten. Einer under in / ein frecher und fast dürstiger junger / Seboldt genant / zû im sprach. «Mügent ir mir zûsehen und mir nit inn mein sach reden / will ich sein junckerschafft (wo har die kumpt) bald erfaren. Dann ich mich zû im gesellen wil / mit im zechen / und gûts mänlin sein / dann mússendt ir eüch auch einer nach dem [146] anderen zû uns schlagen. So wir in dann ein mal gnûg truncken machen / wil ich dann mit geschickten worten an in kummen / und all sein heymligkeit an im erfaren.» Diser anschlag in allen wolgefallen thet / dem Sebolten in gemeyn versprachen / in nit in der sach zû verstören / er solt machen was er wolt.
 

      Wie sich Seboldt zû dem
      kuchenknecht gesellet / und alle
      heymligkeyt von im meynet
      zû erfaren / aber nichts
      dann lugen von im erfûr.


            Das XXXVIII. Capitel.

      ‹Z1v› SEbold der Jung Edelman sich zûhandt zû dem falschen und verrhäterschen kuchenbûben gesellet / mit im in all Tavernen und wirtsheüßer gon thet / sich freüntlich gegen [147] im erzeyget / in dem sich die andern auch hübschlich zû in machten. Als sich nun eines tags begab / das sye alle zû mal wol getruncken / alleyn Sebold sich gantz núchtern halten thet / biß in sein zeit meynet kummen sein / anfieng uff solche meynung mit seinem gsellen zû reden. «Mich erbarmt warlich lieben gsellen nit klein / der gût jung herr / das er sein jungen tag also lang in der kuche hat mússen schlissen / nun sicht man wol / das er nit auß einem steyn entsprungen ist / dieweil im seine ‹f.89 = Z2r› Eltern (als ich dann meyn) solche grosse menge des gûtes schicken / dann er fürwar kürtzlich mer on worden ist / dann ich / dieweil ich an dem hoff gewesen» / anfieng den kuchenbûben fast zû loben / darmit er in reysig machen möcht / zû letst anfieng in zû bitten / das er im sein harkummen und geschlecht zû erkennen geben wolt. Der kuchenknecht anfieng zû lachen / unnd sprach. «Fürwar ich binn von einem fast armen vatter und mûter / die mich von armût wegen inn ein kloster kuche verdingt hant / Als ich mich aber mit dem selben klosterkoch nit vertragen kundt / ich on aller welt wissen hinweg lieff / und har an disen hoff in die kuche kummen / darinn ich mich yetz lang endthalten hab / mich auch noch darinn endthalten wolt / wo mich nit sollich groß glück umbgeben hät / wie ir dann gemeyngklich wol sehen» / mit disen worten sein red beschliessen thet. Als nun die Jungen herren all gemeyngklich sein red vernummen hatten / erst groß verlangen und begir hatten sein handel zû erfaren. Seboldt wider an in satzt / freüntlich bitten / er in die ursach seines glücks anzeygen wolt. Der kuchenknecht von stund an anfieng und sprach / «dieweil mein Herr yetz auß gewesen ist / hab ich ein gantz Gnädige Frauw gehaben / dann sye seidthar zûm dickeren mal / des obendts nach mir geschicket hat / so binn ich von ir freündtlich empfangen worden / unnd hab darnach die selb nacht in freüden bey ir geschlaffen. Wann ich dann des morgens von ir uffstand / sye mir unbegert vil gelt und kleynot schencket. Darumb ir nit wunder nemen solt / ab meinem frölichen wesen.» Die Edlen Jungen Herren die red von dem lugenthafften [148] bûben / so bald ‹Z2v› nit vernummen hatten / von stund an auff stûnden / groß leyd empfiengen / das sye mit im gessen unnd truncken hatten / etlich seiner red glauben gaben / die andren nit / groß sorg der Hertzogin halben trûgen. Als aber der verlassen bûb / von manchem gefragt / und allweg sollich antwurt gab / und yetz das geschrey in gantzem hoff erschollen was / die Hertzogin in statt und auff dem land in ein schandtlichen rûff kam / der Edlen unschuldigen Hertzogin solliche verrhäterey gantz verborgen was / so lang der Edel Friderich die red auch erfaren thett / groß leyd und schmertzen im sein hertz an allen orten umbgab / nicht gelassen mocht / zû der Hertzogin kam. «O Hertzogin» sprach er / «was grossen übels und verrhäterey mit eüch gebraucht würdt / nit zû schreiben ist / ich förcht die falschen zungen eüch groß unrhû zû richten werden.» Die Hertzogin zû dem Edelman sprach mit erschrocknem hertzen. «Aller liebster Friderich / ich bitt mir solchs zû öffnen» / der Edelman der Hertzogin das vor allen iren Frawen und Junckfrawen erzalet / dardurch sye in solchen grossen schmertzen kam / das sye schnelliklichen nider zû der erden sancke / all ir krafft und vernunfft verschwinden thet / lang in solcher omacht lag / als ob sye gantz von diser welt gescheyden wär / in grossem weynen und klagen ire Junckfrawen ob ir stûnden / vilerley mit ir versûchten / damit sye / sye zû iren verlornen krefften bringen möchten. Fridrich in grossem leyd bey der hertzogin stûnd. Ach mein aller liebster gesell Galmy / möchtest du wissen / in was grossen leidens dein aller liebste Hertzogin wär / du würdest inn Schottenland nit bleiben / und dein lieb in Britanien in solchem ‹f.90 = Z3r› leyd lassen. Als nun die Hertzogin ein wenig wider zû ir selbs kam / ire zarten eüglin ein wenig uffschloß / von stund an Friderichen bey ir mit weynenden augen ston sach. [149]
 

      Wie die Hertzogin in ein
      groß omacht kam / als sye
      sollichs mordt und übels
      auff sye reden vernam.


            Das XXXIX. Capittel.

      ‹Z3v› DIe Hertzogin mit weynenden augen zû Friderich sprach. «O mort mein aller liebster diener / wer mag mir doch solliche grosse schand on alle unschuldt zûlegen / nun hab ich doch all mein tag sollich übel in mein gedancken nye genummen. Ach was wil mein aller liebster herr sagen / so er von seiner weiten reyß wider heym kumpt / und mich / als ein verlimbdte eebrecherin meynt zû finden / daran mir doch gewalt und unrecht beschehen thût / warlich er würt nit anderst dann wie mit einem brüchigen weib mit mir handlen / und mich mit dem grimmen todt darumb straffen. Den todt aber ich nit klagen wolt / wo man nit sprech / mich umb solche schand verurteylt [150] worden sein. O du frummer Fürst und Herr mein / möchtest du mich doch nach meinem tod unschuldig erfinden / wolt ich gern sterben.» Die Hertzogin inn sollichem trauren und klagen ir zeit vertrib / von nyemandts keyn trost empfahen mocht. Nun hat der untrew Marschalck wol vernummen / wie das geschrey allendthalben auß geschollen was / und des Hertzogen rhät sein schon gantz voll waren. Eins obents als der schandtlich bûb verborgen zû im kam / fieng er an mit im zû reden. «Dein fürgenumen meynung mir warlich nit übel gefallen thût / wo du anderst also fürfarest / du warlich rülich von mir begabt werden solt / wann sich aber begeben würd / das ich von unser beder glimpffs wegen zû dir greiffen würd / und dich in ein gefengkniß legen / auch mit andren Herren zû dir kummen / und dich der sach befragen / so gedenck / und bleib festigklich auff deiner red / wo du anderst des todts nit sein wilt / unnd ‹f.91 = Z4r› mich auch mit dir in leiden bringen / Wo du aber / wie ich dir anfengklichs gesagt und gebetten hab / auff deiner red beharrest / will ich dich sunder zweyffel hoch in dem land Britanien machen.» Der Marschalck nit unrecht daran seyt / dann er zûletst den bûben nach seinem verdienst erhöhet. Als nun der einfeltig bûb von newem dem Marschalck verpflicht / urlob von im nam / von dannen gieng / sein mûtwillig leben / do er es gelassen hat / wider anfieng.