BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Hartmann von Aue

um 1160 - nach 1210

 

Lieder

 

Kreuzzugslieder

(etwa 1188 - 1197)

 

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V

 

1

MF 209,25

Dem kriuze zimet wol reiner muot

und kiusche site,

sô mac man sælde und allez guot

erwerben dâ mite.

5

ouch ist ez niht ein kleiner haft

dem tumben man,

der sînem lîbe meisterschaft

niht halten kan.

Ez wil niht, daz man sî

10

der werke dar under vrî.

waz touget ez ûf der wât,

der sîn an dem hérzen niene hât?

 

 

2

MF 209,37

Nu zinsent, ritter, iuwer leben

und ouch den muot

MF 210,1

durch in, der iu dâ hât gegeben

beidiu lîp und guot.

5

swes schilt ie was zer welte bereit

ûf hôhen prîs,

ob er den gote nû verseit,

der ist niht wîs.

Wan swem daz ist beschert,

10

daz er dâ wol gevert,

daz giltet beidiu teil,

der webte lop, der sêle heil.

 

 

3

MF 210,11
    (5)

{Diu werlt lachet mich triegende an

    (6)

und winket mir.

    (7)

nu hân ich als ein tumber man

    (8)

gevolget ir.

5 (1)

der hacchen hân ich manigen tac

    (2)

geloufen nâch,

    (3)

dâ niemen stæte vinden mac

    (4)

dar was mir gâch.}

Nu hilf mir, herre Krist,

10

der mîn dâ vârende ist,

daz ich mich dem entsage

mit dînem zeichen, daz ich hie trage.

 

 

4

MF 210,23

Sît mich der tôt beroubet hât

des herren mîn,

swie nû diu werlt nâch im gestât,

daz lâze ich sîn.

5

der vröide mîn den besten teil

hât er dâ hin,

schüefe ich nû der sêle heil,

daz wær ein sin.

Mac ich íme ze helfe komen,

10

mîn vart, die ich hân genomen,

ich wíl ime ir hálber jehen.

vor gote müeze ich in gesehen.

 

 

5

MF 210,35

Mîn vröide wart nie sorgelôs

unz an die tage,

daz ich mir Kristes bluomen kôs,

die ich hie trage.

5

die kündent eine sumerzît,

MF 211,1

diu alsô gar

in suezer ougenweide lît.

got helfe uns dar

Hin in den zehenden kôr,

10

dar ûz ein hellemôr

sîn valsch verstôzen hât

und noch den guoten offen stât.

 

 

6

MF 211,8

Mich hât diu welt alsô gewent,

daz mir der muot

sich zeiner mâze nâch ir sent

– dêst mir nu guot,

5

got hât vil wol ze mir getân,

als ez nu stât,

daz ich der sorgen bin erlân –,

diu menigen hât

Gebunden an den vuoz

10

daz er belîben muoz,

swanne ich in Kristes schar

mit vröiden wunneclîche var.

 

 

XI

 

1

MF 214,12

Nieman ist ein sælic man

ze dirre werlte wan der eine,

der nie liebes teil gewan

und ouch dar nâch gedenket kleine.

5

Des herze ist vrî von sender nôt,

diu manigen bringet ûf den tôt,

der schône heil gedienet hât

und sich des âne muoz begân.

dem lîbe niht sô nâhe gât,

10

als ich mich leides wol entstân,

wand ich den selben kumber hân.

 

 

2

MF 214,23

Ez ist ein ungelückes gruoz,

der gêt vür aller hande swære,

daz ich von vriunden scheiden muoz,

bî den ich iemer gerne wære.

5

Diu nôt von mînen triuwen kumt.

ich enwéiz, ob sî der sêle iht vrumt:

sine gît dem lîbe lônes mê

wan trûren den vil langen tac.

mir tuot mîn stæte dicke wê,

10

wand ich mich niht getrœsten mac

der guoten, diu mîn schône pflac.

 

 

XVI

 

1

MF 217,14

«Diz wæren wunneclîche tage,

der sî mit vröiden möhte leben.

nu hât mir got ein swære klage

ze dirre schœnen zît gegehen,

5

Der mir leider niemer wirdet buoz:

ich hân verlórn éinen man,

daz ich vür wâr wol sprechen muoz

daz wîp nie liebern vriunt gewan.

dô ich sîn pflac, dô vröit er mich:

10

nu pflege sîn got, der pfliget sîn baz danne ich.

 

 

2

MF 217,24

Mîn schade wær niemanne reht erkant

ern diuhte in grôzer klage wert.

an dem ich triuwe und êre ie vant

und swes ein wîp an manne gert,

5

Der ist alze gæhes mir benomen.

des mac mir unz an mînen tôt

niemer niht ze staten komen,

ine müeze lîden sende nôt.

der nû iht liebers sî beschehen

10

diu lâze ouch daz an ir gebaerden sehen.

 

 

3

MF 217,34

Got hât vil wol zuo zir getân,

sît liep sô leidez ende gît,

diu sich ir beider hât erlân:

der gêt mit vröiden hin diu zît.

5

Ich hân klage sô manigen liehten tac,

und ir gemüete stêt alsô,

MF 218,1

daz sî mir niht gelouben mac.

ich bin von liebe worden vrô:

sol ich der jâre werden alt,

10

daz giltet sich mit leide tûsentvalt.»

 

 

VI

 

MF 211,20

Swelch vrowe sendet ir lieben man

mit rehtem muote ûf dise vart

diu koufet halben lôn dar an,

obe sî sich heime alsô bewart

5

Daz sî verdienet kiuschiu wort.

sî bete vür siu beidiu hie,

sô vert er vür siu beidiu dort.

 

 

XVII

 

1

MF 218,5

Ich var mit iuweren hulden, herren unde mâge.

liut unde lant die müezen sælic sîn!

ez ist unnôt, daz ieman mîner verte vrâge,

ich sage wol vür wâr die reise <mîn>.

5

Mich vienc diu minne und lie mich varn ûf mîne sicherheit.

nu hât si mir enboten bî ir liebe, daz ich var.

ez ist unwendic, ich muoz endelîchen dar.

wie kûme ich bræche mîne triuwe und mînen eit!

 

 

2

MF 218,13

Sich rüemet maniger, waz er dur die minne tæte.

wâ sint diu werc? die rede hœre ich wol.

doch sæhe ich gern, daz sî ir eteslîchen bæte,

daz er ir diente, als ich ir dienen sol.

5

Ez ist geminnet, der sich durch die minne ellenden muoz.

nu séht, wie sî mich ûz mîner zungen ziuhet über mer.

und lebte mîn her Salatîn und al sîn her

dien bræhten mich von Vranken niemer einen vuoz.

 

 

3

MF 218,21

Ir minnesinger, iu muoz ofte misselingen,

daz iu den schaden tuot, daz ist der wân.

ich wil mich rüemen, ich mac wol von minnen singen,

sît mich diu minne hât und ich si hân.

5

Daz ich dâ wil, seht, daz wil alse gerne haben mich.

sô müest aber ir verliesen underwîlent wânes vil:

ir ringent umbe liep, daz iuwer niht enwil.

wan müget ir armen minnen solhe minne als ich?