BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Ulrich von Liechtenstein

ca. 1200 -1275

 

Vrowen dienst

 

1255

 

Lücke von etwa 250 Versen.

Ulrich als König Artus verkleidet bestreitet

verschiedene Einzelkämpfe im Dienst

seiner frouwe. Er trifft herrn Luitfried und reitet

mit ihm nach Krabat, wo er Lied XXXVIII dichtet.

Nach der erfolgreichen Teilnahme an vielen

Turnieren beendet er die Artusfahrt.

(Strophe 1400 - 1609)

 

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1400

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die wârn lieht, vor rost behuot:

5

dar über zwên hurtenir von horn.

man stricte mir dar umb ouch zwen sporn,

der varbe lieht von golde schein,

sus wären gewäpent mir diu bein.

 

1401

Dô leit ich einen halsperc an

vesten, starc, lieht, wol getân,

dar über eine blaten guot.

ûf ritterschaft stuont al mîn muot.

5

mîn wâpenroc was scharlachrôt,

gefurrirt wol, als ich gebôt,

mit einem zendâl gel gevar,

gehouwen meisterlîche gar.

 

1402

Er was vil volleclîchen lanc:

sîn lenge unz ûf die erden swanc.

zwelf gêren wâren drin gesniten

durch sîne wîtę nâch meisters siten.

5

er was gezegelt über diu knie,

mit borten beidiu dort und hie

gegetert für wâr meisterlîch:

die borten wâren kosterîch.

 

1403

Über den wâpenroc zehant

gurt ich ein gürtęl breit als ein hant.

des porte was grüen als ein gras:

mit golde er wol beslagen was.

5

man sach ouch an dem buosem mîn

von golde ein kostlîch heftelîn,

vil wol geworht, envollen breit. (15)

mîn hertzę was frô, der lîp gemeit.

 

1404

Dô zôch man dar daz orsse mîn:

daz muost ouch wol verdecket sîn

mit scharlach rôt, reht als ich schuof.

diu decke reicht unz ûf den huof:

5

si was dem wâpenroc gelîch

gefurrirt unde porten rîch,

gegetert und gehouwen sô,

daz ich sîn was ze sehen frô.

 

1405

Ûf daz örss saz ich zehant.

den helm ich ze houbet bant:

der was gezimirt wunneclîch

mit einer wæl von golde rîch:

5

die sach man vil wol gęortert sîn:

diu wæl stuont ûf dem helme mîn:

dar umb ein kranz von scharlach gie,

zerhouwen vil wol dort und hie.

 

1406

Die zegel wâręn ze rehte lanc:

ir lenge unz ûf diu venster swanc,

diu wol mit valden was behuot.

an ieslîch ort ein koste guot

5

von pfânsvedern gebunden was:

der helm was lieht alsam ein glas,

dâ man vil schônę sich inne ersiht:

der helm was dem gelîche lieht.

 

1407

Den schilt ze halse nam ich dô:

ich was gar sîner veste vrô.

er was dem wâpenroc gelîch:

von scharlach rôt, mit porten rîch

5

was er gegetert und vil wol

gehouwen, er was schellen vol

gehangen, der klanc lûte erklanc,

swannę ich in gegen der tyoste swanc.

 

1408

Dar nâch gab man mir ein sper

ze mâzen grôz. dô kom ouch her

gein mir von Stretwich her Kuonrât.

des lîp begie nie ritters tât.

5

ez stuont für wâr alsô sîn muot:

er warp in aller zît umb guot,

swie er mohtę, sus unde sô:

in huop umb frowen lop unhô.

 

1409

Doch wart sîn tyost dâ guot genuoc.

sîn orss in mir sô nâhen truoc,

daz er mir mit der tyoste sîn

stach an daz kinne den helm mîn,

5

sô daz diu tyost vil lûte erhal.

von beiden speren drumzen val

sach man und hôrte helme klanc.

mînęs speres ort dâ hôhe spranc.

 

1410

Sâ dô diu schœne tyost geschach,

vil schône ich gegen mir komen sach

für wâr einen rehte biderben man:

der fuort alsölîch gezimir an,

5

daz Fêravîz Antschevîn

gezimirt moht niht schôner sîn

noch Aroffel von Persyâ,

danne er gezimirt was aldâ.

 

1411

Ich wil mêr von dem biderben sagen:

er was für wâr bî sînen tagen

ze mâzen tump, ze mâzen karc,

ze mâzen milt, ze mâzen arc,

5

ze mâzen trûric unde frô:

des stuont sîn lop von schulden hô.

er kom gein mir in engels wîs.

 

1412

Er het vil biderbes hertzen rât.

er hiez von Sûrouwe Kuonrât.

er fuort ein schône geverbtez sper.

dô ich in sach sô snelle her

5

und ouch sô ritterlîchen komen,

mîn orss mit sporn wart genomen.

mit willen wir zesamen triben:

diu sper verstochen aldâ beliben.

 

1413

Diu tyost wart ritterlîch geriten

sunder vielen und versniten

an beiden helmen diu kollir.

ir sult für wâr gelouben mir,

5

daz ich nie schœner tyost gesach,

dannę von uns beiden dâ geschach.

diu sper unz ûf die hendę sich kluben,

dâ von die spritzelen hôhe stuben.

 

1414

Diu tyost dâ ritterlîch ergie.

nû sult ir gern hœren, wie

gein mir dô kom der junge man,

von Priks mîn her Cristân.

5

der kom sô snelle gegen mir her,

daz mir vil kûme wart daz sper

gegen der tyost dâ in die hant:

sô snelle kom er mich an gerant.

 

1415

Von sîner gæhe er vælte mîn.

dô stach ich im durch den schilt sîn (10)

daz sper, daz ez vil lût erhal,

sô daz von der tyost dâ zetal

5

die drumzen vielen ûf daz gras.

sâ dô diu tyost ergangen was,

dô bant ich abe den helm mîn

und wolt ouch dâ niht lenger sîn.

 

1416

Ich reit von danne sâ zehant

gein Eppensteine, dâ ich vant

hern Liutfrit halten ûf dem plân,

gezimirt als einen rîchen man.

5

ich het in Kalocrîant genant.

der rîche sprach dô sâ zehant:

"hie kumt der werde künic Artûs

und wil mich heimsuochen ze hûs.

 

1417

Sîn suochen ist her al mîn ger.

nu reichę mir her ein starkez sper!

ich sol enpfâhen in alsô,

dâ von die zprîzdn vliegen hô.

5

er wil an mir der frowen sîn

dienen; nu ist der wille mîn,

daz unser tyost hie werde guot:

daz ist mîn wille und ouch mîn muot."

 

1418

Ein sper nam er sâ in die hant.

dô ich in sô bereiten vant,

des freut ich mich und sprach alsô:

"dêswâr ich bin des harte frô,

5

daz her Liutfrit hie tyoste gert:

er ist ein edel ritter wert."

dô freut ich mich ze gęsellen sîn;

dô bant ich ûf den helm mîn.

 

1419

Wir wâren bêde hôchgemuot:

des wart diu tyost für wâr dâ guot.

zwei sper dâ wurden wol verswant;

dar nâch wir schieden dan zehant.

5

mit freuden wir von danne riten,

gekleidet wol nâch ritters siten,

ze Krâbat ûf den anger breit,

da mir diu herbergę was bereit.

 

1420

Mir wâren gęslagen zwei gezelt

und vier hütte ûf pluomen velt,

ûf einen anger wunneclîch.

di naht wâr wir dâ freuden rîch.

5

sâ dô der ander tac her gie,

dô zogtęn zuo uns dort unde hie

gezimirt ritter mit den spern: '

di hôrt man alle tyoste gern.

 

1421

Ein messe hete wir vernomen,

ê daz die ritter wâren komen.

zehant ich wâppen mich began:

ich wart gezimirt als ein man,

5

der von einer vrowen guot

ist ritterlîchen hôchgemuot;

alsô was ouch dâ mîn lîp

vil hôchgemuot durch ein wîp.

 

1422

Der reinen wolt ich dienen dâ:

dô baunt ich ûf den helm sâ,

ein sper nam ich in die hant,

ich reit, dâ ich tyostiren vant.

5

dâ wart gętjostiret ritterlîch:

für wâr manic puneiz muotesrîch

wart dâ mit ritters kunst geriten,

mit speres ort kollir versniten.

 

1423

Ich hân an disem buoche vil

von tyost gesagt: dâ von ich wil

ez iu kürzen, swâ ich kan,

und wil si ungenennet lân,

5

die schône ir frowen dienten dâ

und sît vil offte anderswâ.

si wâren ritterlîch gemuot:

des wart dâ vil manic puneiz guot.

 

1424

Ich sage iu, wie ez dâ geschach:

ê daz ich siben sper verstach,

dô wâręn driuzehen sper ûf mir

verstochen, daz geloubet ir!

5

dar nâch dô reit ich sâ von dan.

zehant ich tihten dô began,

dô ich alsô von danne schiet,

disiu ritterlîchen liet:

 

Lied XXXVIII

Eine ûzreise, diu ander

(Bechstein II,181; Lachmann 456,25)

 

1

Êren gernde ritter, lât iuch schouwen

under helme dienen werden frouwen.

welt ir die zît vertrîben

ritterlîch     êren rîch

5

wert ir von guoten wîben.

 

2

Ir sült hôchgemuot sîn under schilde,

wol gezogen, küene, blîde, milde.

tuot ritterschaft mit sinnen

und sît frô     minnet hô:

5

sô mügt ir lop gewinnen.

 

3

Denket an der werden wîbe grüezen,

wie sich daz kan guoten friunden süezen.

swen frouwen munt wol grüezet,

derst gewert     swes er gert:

5

sîn fröide ist im gesüezet.

 

4

Swer mit schilt sich decken wil vor schanden,

der sol ez dem lîbe wol enplanden.

des schildes ampt gît êre.

imst bereit     werdekeit:

5

si muoz aber kosten sêre.

 

5

Manlîch herze vindet man bî schilde:

zeglîch muot muoz sîn dem schilde wilde.

gein wîben valsch der blecket,

swer in hât,     an der stat

5

dâ man mit schilden decket.

 

6

Tuo her schilt: man sol mich hiute schouwen

dienen mîner herzenlieben frouwen.

ich muoz ir minne erwerben

unde ir gruoz     oder ich muoz

5

gar in ir dienst verderben.

 

7

Ich wil sî mit dienste bringen inne

daz ich sî baz dan mich selben minne.

ûf mir muoz sper erkrachen.

nû tuo her     sperâ sper!

5

des twinget mich ir lachen:

 

 

1425

Diu liet gesungen wurden vil.

für wâr ich iu daz sagen wil:

bî den lieden wart geriten

manic tyost nach ritters siten.

5

diu liet man vil gerne sanc,

dâ fiwer ûz tyost von helm spranc:

si dûhten manigen ritter guot,

si rieten ritterlîchen muot.

 

1426

Gegen Pruckę wir zogten dô:

wir sungen unde wâren frô.

mit mir reit manic ritter guot:

si wâren ritterlîch gemuot.

5

die naht ze Prucke wir beliben.

dô diu naht dô wart vertriben

von des lichten tages schîn,

dô wâppent ich abęr den lîp mîn.

 

1427

Gezimirt kom ich dô geriten,

dâ mîn vil schône het gebiten

von Krotendorf mîn her Herman

mich rant dâ ritterlîchen an.

5

als tet von Mûre her Dietmâr:

der kom ouch schône gein mir dar.

die bêde verstâchen dâ vier sper

ûf mir und ich wan eines mêr.

 

1428

Dannoch wâręn ir ähte dâ,

die mich vil schône bestuonden sâ:

von der tyost wart drumzen val;

maniges tyost dâ lût erhal

5

und ouch ûf helmen lût erclanc.

ir lîp dâ wol nach êren ranc;

si wâren hôhes muotes vol:

dâ von geriet ir tiost dâ wol.

 

1429

Noch schiet ich âne gesellen dan,

daz ir deheiner dâ gewan

von reht ze der tavelrunde stat.

als iu min munt gesagt e hat:

5

swer sunder vaelen wol driu sper

mit mir verstach, seht, daz was der,

den man het verre deste baz:

von reht ze dęr tavelrunde er saz.

 

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