BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Mechthild von Magdeburg

um 1207 - um 1282

 

 

Das fließende Licht

der Gottheit

 

Buch II

 

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Dis ist das ander teil dis buoches

 

I. Die minne machet hohe in der sele nit umbe menschlich arbeit; das kumt von eigenem willen

II. Von zwein leiden der minne des, der in der minne wart gesehen

III. Von der zungen der gotheit und von dem liehte der warheit und von den vier stralen gottes in die nún koere, von der drivaltekeit und von Sante Marien

IV. Von der armen dirnen, von der messe Johannis Baptiste, von der wandelunge der ovelaten in das lamp, von der schoeni der engelen, von vier hande lúten geheligot und von den guldinen pfenningen

V. Ein sang der selen ze gotte an fúnf dingen und wie got ein kleit ist der selen und die sele gottes

VI. Ein widersang gottes in der sele an fúnf dingen

VII. In der pine loben got, so erschinet er dir. Von zwein guldin koepfen der pine und des trostes

VIII. Von dem vegefúr alzemale; da von loesete {16v} ein mensche tusent mit minnetrehnen

IX. Got lobet sin brut an fúnf dingen

X. Die brut widerlobet got an fúnf dingen

XI. Von siben hande liebi gottes

XII. Von siben hande vollekomenheit

XIII. Zwúschent got und der sele sol dú minne sin

XIV. Wa von kume luterkeit, swarheit, krankheit, eisunge, swindekeit, not, ellende, selten getroest

XV. Wie der von minnen ist wunt, wirt gesunt

XVI. Von siben gaben eins bruoders

XVII. Wie got friet die sele und machet wise in siner liebi

XVIII. Wie dú sele betútet gottes vriheit in aht dingen

XIX. Wie die bekantnisse und dú sele sprechent zesamene und sprechent, das si drivaltig si. Von drin himeln. Die bekantnisse sprichet allererste

XX. Wie swester Hildegunt ist gezieret in himmelriche mit drin menteln, mit siben cronen, und wie si lobet die nún koere

XXI. Wilt du den berg ansehen, so solt du haben siben ding

XXII. Wie dú beschowunge vraget die minnende sele von Seraphym und von dem nidersten menschen

XXIII. Wie dú minne vraget und leret die stumphen sele und brehte si gerne zuo irem lieben und sprichet allererst und die stumphe sele antwúrtet

XXIV. Wie die minnende sele sich geselleget gotte und sinen userwelten lieben und sol glich sin allen heligen und wie der túvel und dú sele sprechent zesamne

XXV. Von der klage der minnenden sele, wie ir got schonet und entzihet sin gabe. Von wisheit, wie dú sele vraget got, wa er  si  und  wie  er  si. Von dem bovmgarten, von dem bluomen und von dem sange der megden {17r}

XXVI. Von disem buoche und von dem schriber dis buoches

 

 

 

I. Die minne machet hohi in der sele, nit unmenschlich arbeit;

das kumt von eigem willen

Die hohe der sele geschiht in der minne und die zierde des lichamen geschiht in dem heligen cristan tovffe, wan úber die minne ist kein hoehe und ussen der kristanheit ist enkeine zierde. Darumbe toerent si sich selber vil sere, die mit grúlichen, unmenschlichen arbeiten wenent erstigen die hoehi und tragent doch ein grimmes herze, wann si hant der heligen diemuetigen tugent nit, die die sele in got kan leiten; und da sculet gerne valschú helikeit, da der eigener wille die meisterschaft in dem herzen treit.

 

II. Von zwein liederen der minne des,

der in der minne wart gesehen

Ich sturbe gerne von minne, moehte es mir geschehen; den jenen, den ich minnen, den han ich gesehen mit minen liehten ovgen in miner sele stan. Swelú brut iren lieben geherberget hat, dú bedarf nit verre gan. Dú minne mag nit wol vergan, swa die juncfrovwe dike nach dem jungelinge gat. Sine edel nature die ist so bereit, das er si aber gerne enpfat und leit si im von herzen na. Das mag den tumben lichte entgan, die ungerne nach dem lieben stant. «O edeler arn, o suesses lamp, o fúres gluot, entzúnde mich! Wie lange sol ich alsus dúrre sin? Ein stunde ist mir alze swere, ein tag ist mir tusent jar, so du mir froemede woeltest sin; solte es ahte tage wern, ich woelte lieber zer helle {17v} varn - da ich doch inne bin! -, wan das got der minnenden sele vroemde si; das ist pine úber mensclichen tot und úber alle hellesche pine, das glovbent mir! Die nahtegal dú muos ie singen, wan ir nature spilet <al von minnen>; der ir das beneme, so were si tot. Eya grosser herre, bedenke min not!» Do sprach der helig geist zuo der sele: «Eya edelú juncfrovwe, bereitent úch, úwer lieber wil komen.» Do erschrak si und wart inneklich vro und sprach: «Eya trut botte, keme es iemer also! Ich bin so boese und so gar ungetrúwe, das ich sunder minen lieben niena mag geruowen. Swenne ich das bevinde, das ich von siner minne enwenig erkuole, so ist mir in allen enden we und ist mir ze danke, das ich jamerig muos nach im gan.» Do sprach der botte: «Ir soellent wúschen und begiessen und betten und bluomen stroewen.» Do sprach dú ellende sele: « Wenne ich wúsche, so muos ich mich schamen, so ich begússe, so muos ich weinen, so ich betten, so muos ich hoffen, so ich bluomen briche, so muos ich minnen. Swenne min herre kumt, so kum ich von mir selben, wan er bringet mir so mangen suessen seitenklang, der mir benimet allen mines fleisches wank, und sin seitenspil ist so vol aller suessekeit, da mit er mir benimet alles herzeleit.»

 

III. Von der zungen der gotheit, von dem liehte der

warheit, von den vier stralen gottes in die nún

koere, von der drivaltekeit und von Sante Marien

Dú grosse zunge der gotheit hat mir zuo gesprochen manig creftig wort; dú han ich enpfangen mit wenigen oren miner snoedekeit; und das allergroeste lieht hat sich ufgetan gegen den ovgen miner sele, da inne han ich gesehen die unsprechlich ordenunge und bekante die unzellichen ere, das unbegriflich wunder und das sundertrúten mit underscheide, die genuegekeit uf das hoehste und die grossen zuht in der bekantnisse, die gebruchunge mit der abebre{18r}chunge nach der maht der sinnen, die ungemengete froede in der einunge der geselleschaft und das lebende lip der ewekeit, als es nu ist und iemer wesen sol. Da wurden ovch gesehen vier stralen, die schiessent alzemale usser dem alleredelsten armbrust der heligen drivaltekeit von dem gotlichen throne dur die nún koere. Da blibet nieman so arm noch so rich, er treffe in minneklich. Die strale der gotheit schússet si mit einem unbegriffenlichem liehte, die minnende moenscheit gruesset si mit bruederlicher geselleschaft, der helig geist rueret si mit der durchfliessunge der wunderlichen schoeppfunge der ewigen wunne; der ungeteilet got spiset si mit dem blikke sines heren antlútes und fúllet si mit dem unlidigen ateme sines vliessenden mundes; und wie si gant ane arbeit als die vogele in dem lufte, so si keine vedren ruerent, und wie si varent, swar si wellent, mit libe und mit sele und doch in ir satzunge blibent unvermischet, und wie dú gotheit clinget, dú moenscheit singet, der helig geist die liren des himelriches vingeret, das alle die seiten muessent clingen, die da gespannen sint in der minne. Da wart ovch gesehen das selbe here desemvas, da Christus nún manot in sas mit sele und mit libe, als si iemer sol beliben, an eht alleine die grossen zierde, die der himelsche vatter an dem jungesten tage allen seligen lichamen sol geben; der muos únser frovwe noch enbern, die wile das dis ertrich swebet uf dem mere. Do wart gesehen, wie schoene únser frovwe stuont in dem throne zer linggen hant des himmelschen vatters unverborgen an aller megdlicher schoepfnisse, und wie ir menschlich licham ist getempert und geformet in {18v} die edel lúhtnisse der sele únser frovwen, und wie die lustlichen brúste unverborgen sint vol der suessen milche, das die tropfen vliessent da hin dem himelschen vatter ze eren und dem menschen ze liebe, also das der mensche úber alle creature volkomen si. Wan so sere wundert die hohen fúrsten, die ertzengel sin, des, das andere fúrsten der menschen úber si komen sint, das es loblich ist, das únser vollezúge da si. Zuo der vordern hant únsers herren stat Jhesus, únser loeser, mit offenen wunden, bluotig, unverbunden, ze úberwindende des vatters gerehtekeit, die mangem súnder vil nahe lit, wan die wile das die súnde uf ertrich weret, so soellent Christi wunden offen sin, bluotig, ane sere. Mer nach dem gerihte so sol Christus ein sogtan cleit an zien, das nie wart gesehen, es wisete denne got ungeschehen; so súllent die suessen wunden heilen, als ob ein rosenblat geleit were an der wunden stat. Da siht man denne die naren vroeliche minnevar, die niemer sollent vergan. Denne wil der ungeschaffen got alle sin schoepnisse núwe machen und also núwe, das si niemer múgent alten. Nu gebristet mir túsches, des latines kan ich nit; so was hie guotes an liget, das ist min schult nit, wan es wart nie hunt so boese, lokete im sin herre mit einer wissen simelen, er keme vil gerne.

 

IV. Von der armen dirnen, von der messe Johannis Baptiste,

von der wandelunge der ovelaten in das lamp, von der engel

schoeni, von vier hande lúte geheliget und von

dem guldinen pfenninge

Wie nútze das si, das ein mensche von guotem willen sie, nochdenne das si der werke nit vermag, das wisete únser lieber herre einer armen dirnen, do si nit zuo der messe komen mohte, alleine {19r} si doch leider zuo sinem dienste nit endohte. Do sprach si alsust ze gotte: «Eya lieber herre min, sol ich hútte ane messe sin?» In dirre begerunge benam ir got alle ir irdensche sinne und brahte si wunderlich hin in ein schoene kilchen, da vant si nieman inne. Do gedahte sú: Owe du vil armú tregú, nu bist du ze spate komen; das du nu bist uf gestanden, das mag dir hie kleine fromen. Do sach si einen jungeling komen, der brahte ein gebunt wisser bluomen, die stroewete er niden in dem turne und gieng hin. Do kam ein anderer und brahte ein gebunt vielaten, die stroewete er mitten in die kilchen. Do kam aber einer und brahte ein gebunt rosen, die stroewete er schone vor únser frovwen alter. Do kam der vierde und brahte ein gebunt wisser lilien und stroewete si in dem kore. Do si dis hatten getan, do nigen si schone und giengen enweg. Dise jungelinge waren also edel und schoene an ze sehende, das niemer menschen pine moehte wesen also gros am libe, moehte er si reht an sehen, alle sin pine mueste vergan. Do kamen zwene schuoler mit wissem gewete, die brahten zwoei lieht, die sasten si ufen den alter; do giengen si vil schone und bliben in dem kore. Do kam ein vuegelich lang man, der was vil mager und doch nit alt; sinú kleider waren also arm, das im sin arm und sin bein blekoten. Der truog ein wisses lamp vor siner brust, und zwo ampellen braht er an sinen vingeren. Do gieng er zuo dem altar und saste das lamp dar uf und neig do lieplich dar. Das was Johannes Baptista, der solte singen die messe. Do kam ein junge{19v}ling, der was rehte verzartet mit sinem gelasse, der truog einen adlar vor siner brust; das was Johannes Ewangelista. Do kam ein einvaltig man, Sant Peter. Do kam ein jungeling gros, der brahte ein gebunt gegerwedes, da mit gerweten sich die drie herren. Do kam ein grossú schar, das was das kreftige gesinde des himelriches, und fulleten die kilchen also vol, das die arme dirne dekeine stat konde vinden, da si bliben moehte. Do gieng si niden in den turn stan, da vant si einer hande lúte mit wissem gewete, die enhatten kein har; mere si hatten einvaltige kronen uf iren hovbten. Das waren die nit hatten gelebt nach der e. Die gezierde des hares, das ist: guoter werken, hatten si nit. Wa mit waren si denne zuo dem himelriche komen? Mit rúwen und mit guotem willen an irem ende. Fúrbas vant si noch schoener lúte gekleidet mit vielvar cleidern, die waren gezieret mit schoenem hare der tugende und gekroenet mit der gottes e. Noch vant si schoener lúte, die waren mit rosevar kleidern gekleidet, die hatten ein schoen zeichen der wittewen und ein cronen der angenomenen kúscheit. Die arme dirne was úbel gekleidet und was krank am libe, und bi den drin scharen mohte si niena bliben. Do gieng si fúr den kor stan und sach hin in, wa únser liebú frovwe stuont in der hoehsten stat und Sant Katharina, Cecilia, bischove, marterere, engele und megde harte vil. Do dirre arme mensche dise grosse herschaft gesach, do besach si ovch sich selben, eb si bliben getoerste vor ir snoe{20r}dekeit. Do hatte si umbe einen roten brunen mantel, der was gemachet von der minne und nach der burnekeit der sinnen nach gotte und nach allen guoten dingen. Der mantel was gezieret mit golde und ovch mit einem liede, das sang alsust: «Ich sturbe gerne von minnen.» Si sach sich ovch einer edeln juncfrowen glich und truog uf irm hovbet ein schapel von golde herlich, dar an was geleit aber ein liet, das sang alsust: «Sin ovgen in min ovgen, sin herze in min herze, sin sele in min sele umbevangen unverdrossen.» Und ir antlút sach sich selben den engeln glich. «Owe ich unselig phuol, wie ist mir nu geschehen? Joch bin ich leidor so selig nit, als ich mich da han gesehen.» Alle die in dem kore warent, die sahent si mit eim suessen lachen an. Do winkete ir únser frovwe, das si oben Katherinen stuonde; do gieng si bi únser lieben frovwen stan, wande es selten mohte geschehen, das si gottes muoter muoste sprechen und sehen: «Eya du liebe wolgemuote!» Das nam sú vúr guot, das dú unedele kra bi der edeln turteltuben stuont. Alle, die in dem kor waren, die waren gekleidet mit lúhtendem golde und waren bevangen mit einer swebendiger wunne, klarer denne die sunne. Do huoben si eine messe an alsust: Gaudeamus omnes in domino, und als dikke únser frovwe wart genant, so knúweti si, und die andren nigen, wan ir got die groessesten ere hat gegeben. Do sprach dú snoede, dú do zuo der messe komen was: «Eya frovwe, moehte ich hie gottes lichamen enpfan, {20v} wan es stat hie nút ze vare!» Do sprach gottes muoter: «Ja liebú, tuo din bihte!» Do winkete dú himelsche kúneginne Johanni Ewangeliste; der gieng us und horte der súnderine bihte. Do bat si, das er ir wolte sagen, wie lange si soelte leben. Do sprach Johannes: «Ich muos dir es nút sagen, wan got wil es nút; wand were das zit lang, so moehtest du von dinem manigvaltigen kumber vallen in ein verdrossenheit; were aber die zit kurtz, so moehtest du von jamer dines herzen vallen in ein gerunge lange ze lebende.» Do gieng Johannes lesen das ewangelium Liber generationis. Do sprach dú arme zuo únser frovwen: «Sol ich oppferen?» Do sprach únser frovwe: «Ja, wilt du im es nit wider nemen.» Do sprach dú arme: «Eya frovwe, die gnade muost du mir von gotte geben.» Do sprach únser frovwe: «Nu nim disen guldinen pfenning, das ist: dinen eigenen willen, und oppfer den minem heren sune an allen dingen.» Mit grosser zuht und mit heliger vorhte enpfieng der kleine man den grossen pfenning. Do sach si den pfenning an, wie er gemúnzet were. Do stuont an dem pfenning, wie Christus von dem crúze wart geloeset, anderhalp stuont alles himelrich, da inne die nún koere, da oben der gottes tron. Do sprach ir gottes stimme zuo: «Oppferst du mir disen pfenning, also das du in nit wider nimst, so wil ich dich loesen von dem crúzze und bringen dich zuo mir in min riche.« Dar nach tet der selbe priester die stillen messe, der gewihet wart in siner muoter libe mit dem heligen geiste. Do er die wissen ovelaten nam in sine hende, do huop sich das selbe lamp uf, das uf dem alter stuont, und voegete sich mit den worten under die zeichen siner hant in die ovelaten und die ovelaten in das lamp, also das {21r} ich der ovelaten nút me sach, mere ein bluotig lamp, gehangen an einem roten crúze. Mit also suessen ovgen sach es úns an, das ich es niemer me vergessen kan. Do bat die arme dirne únser lieben frovwen alsust: «Eya liebú muoter, bitte dinen heren sun, das er sich selber mir armen welle geben.» Do sach si, das ein lúhtendú strale schein usser únser frovwen munt uf den altar und ruorte das lamp mit ir gebette, also das got selbe us dem lambe sprach: «Muoter, ich wil mich gerne legen in die stat diner girde.» Do gieng die arme dirne zuo dem altar mit grosser liebe und mit einer offenen sele. Do nam Sant Johannes das wisse lamp mit sinen roten wunden und leit es in den kovwen irs mundes. Do leite sich das reine lamp uf sin eigen bilde in irem stal und sovg ir herze mit sinem suessen munde. Ie me es sovg, ie me si es im gonde. [Nu die, der dis geschach, die ist tot und ist hingevarn. Got helfe úns, das wir si noch muessen sehen in der engel schar! Amen.]

 

V. Ein sang der sele zuo gotte an fúnf dingen,

und wie got ein kleit ist der sele und die sele gottes

«Du lúhtest in die sele min als dú sunne gegen dem golde. Swenne ich muos ruowen, <herre, in dir>, so ist min wunne manigvalt. Du kleidest dich mit der sele min und du bist ovch ir nehstes cleit. Das da ein scheiden muos geschehen, joch envant ich nie groesser herzeleit! Woeltist du mich serer minnen, so keme ich sicher von hinnan, da ich dich ane underlas nach wúnsche moehte minnen. Nu han ich dir gesungen, noch ist mir nit gelungen; woeltest du mir singen, so mueste mir gelingen.»

 

VI. Ein widersang gottes in der sele

an fúnf dingen

«Swenne ich schine, so muost du lúhten; swenne ich vlússe, so muost du vúhten. Swen du súfzest, {21v} so zúhest du min goetlich herze in dich, swenne du weinest na mir, so nim ich dich an den aren min. Swenne du aber minnest, so werden wir zwoei ein sin, und swenne wir zwoei alsust ein sin, so mag da niemer scheiden geschehen, mer ein wunnenklich beiten wonet zwúschent úns beiden.» «Herre, so beite ich denne mit hunger und mit durste, mit jagen und mit luste unz an die spilenden stunde, das us dinem goetlichen munde vliessen die erwelten wort, die von nieman sint gehort mer von der sele alleine, die sich von der erden enkleidet und leit ir ore fúr dinen munt. Ja die begriffet der minne funt!»

 

VII. In der pine lobe got, so erschinet er dir.

Von zwein guldin koepfen der pine und des trostes

Ich súndigú, tregú, ich solte zuo einer stunt betten. Do tet got, als ob er mir enkeinerleie gnade woelte geben. Do wolte ich mich betrueben jaemerlich umb mine vleischlich súche, die mich duhte ein hindernisse geistlicher gebruchunge. «Eya nein», sprach min sele, «gedenke noch aller trúwe und lob dinen herren alsust: Gloria in excelsis deo.» In dem lobe erschein ein gros lieht miner sele, und in dem liehte wisete sich got in grosser ere und unzallicher clarheit. Do huop únser herre zwene guldin koeppfe in sinen henden, die waren bede vol lebendiges wines; in der linggen hant waz der rote win der pine und in der vordern hant der wisse win des úberheren trostes. Do sprach únser herre: « Selig sint, die disen roten win trinkent; wand alleine ich bede schenke von gotlicher liebi, so ist doch der wisse win edeler in im selber; und alleredlest sint die, die beide trinkent, wissen und roten.»

 

VIII. Von dem vegefúr alzemale; da von loesete ein mensche

tusent selen mit den minne·trehenen

{22r} Ein mensche soelte betten mit grosser begirde vil einvalteklich vúr die armen selen got von himmelriche. Do wisete im got das grúwelich vegefúr zemale und da inne so mengerleige quale, als die súnde an in waren. Do wart also kreftgrimmig des menschen geist, das er das vegfúr zemale in sin arme begreif. Do gebarte er kumberlich und begerte minneklich. Do sprach got von himmelrich: «Las dis nu, tuo dir nút we! Es ist dir alze swere.» Do sprach der geist jaemerlich: «Eya vil lieber, nu loese doch etliche!» Do sprach únser herre: «Wie vil wilt du ir?» Der geist sprach: «Herre, als vil, als ich mit diner gueti mag vergelten.» Do sprach únser herre: «Nu nim tusent und bringe si, war du wilt.» Do huoben si sich usser der pine swartz, fúrig, phuolig, brinnendig, bluotig, stinkende. Do sprach aber des menschen geist: «Eya lieber herre min, was sol disen armen nu geschehen? Wand alsust egeschlich koment si niemer in din rich.» Do neigete got sich unmassen sere nider sine edelkeit und sprach ein wort, das úns súndigen sere ze troste stat: «Du solt si baden in den minnetrehnen, die da nu vliessent usser den ovgen dines lichamen.» Do wart da gesehen ein sinwel gros se; da huoben si sich mit einem swunge zemale in und badoten in der minne, klar als dú sunne. Do enpfieng des menschen geist unzelliche wunne und sprach: «Gelobet siest du, vil lieber, von allen creaturen eweklich. Nu ziment si dir wol in dinem riche.» Do neigete sich únser herre zuo in von der hoehin und saste in uf ein krone der minne, die si geloeset hatte von hinnan, und sprach: «Dise krone sont ir tragen eweklich ze erkennende allen den in minem riche, das ir mit den minnentrehnen erloeset sint nún jar e denne úwer rehten zit.»

 

IX. Got lobet sin brut an

fúnf dingen

{22v} Du bist ein lieht der welte, du bist ein kron der megde, du bist ein salbe der verserten, du bist ein trúwe der valschen, du bist ein brut der heligen drivaltekeit.

 

X. Dú brut widerlobet got

an fúnf dingen

Du bist ein lieht in allen liehten, du bist ein bluome ob allen cronen, du bist ein salbe ob allen seren, du bist ein unwandelber trúwe sunder valscheit, du bist ein wirt in allen herbergen.

 

XI. Von siben hande

liebin gottes

Dú rehte gottes·minne het siben aneginne: Dú vroeliche minne trit in den weg, die voerhtende minne enpfat die arbeit, dú starke minne mag vil tuon, dú minnende minne enpfat enkeinen ruom, dú wise minne hat bekantheit, dú vrie minne lebet sunder herzeleit, dú gewaltige minne ist iemer me gemeit.

 

XII. Von siben hande

vollekomenheiten

Gerne ungeeret, gerne ungevoerhtet, gerne alleine, gerne stille, gerne nider, gerne hoch, gerne gemeine.

 

XIII. Zwúschen got und der sele

sol die minne sin

Zwúschent got und dir sol iemer mere dú minne sin, zwúschent irdenschen dingen und dir sol angest und vorhte sin, zwúschent súnde und dir sol has und strit sin, zwúschent himmelriche und dir sol stete hoffen sin.

 

XIV. Wa von kumt bitterkeit, swarheit, krankheit, eisunge,

swindekeit, noete, ellende, selten getroestet

Bitterkeit des herzen kumt von der moenscheit, swarheit des lichamen kumt von dem vleisch alleine, swinde gemuet kumt von der edelkeit der sele, egschberkeit vor der pine kumt von der schulde, krankheit des libes kumt von nature, <ellendig not> kumt von muotwillen, selten getroest kumt von unruowe. {23r}

 

XV. Wie der von minnen ist wunt,

wirt gesunt

Swelch mensche wirt ze einer stunt von warer minne reht wunt, der wirt niemer me wol gesunt, er enkússe noch den selben munt, von dem sin sel ist worden wunt.

 

XVI. Von siben gaben

eins bruoders

Dú sele ist grundelos an der gerunge, brennende an der lieben, minnesam an der gegenwúrtekeit, spiegel der welte, wenig an der groessi, getrúwe an der helfe, gesament in gotte.

 

XVII. Wie got vriet die sele und machet

si wise in siner liebin

Alsust vriet got die einvaltigen sele und machet si wise in siner liebi: «Eya liebú tube, din fuesse sint rot, din vedern sint eben, din munt ist reht, din ovgen sint schoene, din hovbet ist sleht, din wandelunge ist lustlich, din flug ist snel und du bist alze snel zuo der erde.»

 

XVIII. Wie dú sele betútet gottes

vriete in aht dingen

Herre, min fuesse sint geverwet mit dem bluote diner waren loesunge, min vedern sint verebent mit diner edeln erwelunge, min munt ist gerihtet mit dinem heligen geiste, min ovgen sint geklaeret in dinem fúrigen liehte, min hovbet ist geslehtet mit diner getrúwen beschirmunge, min wandlunge ist lustlich von diner milten gabe, min flug ist gesnellet mit dinem unruowigen lust, min irdensch sinken kumt von diner einunge mines lichamen. Ie groesser loesunge du mir gist, ie langer ich in dir muos sweben.

 

XIX. Wie dú bekantnisse und dú sele

sprechent zesamne und wie si sprichet, das si drivaltig si.

Von drien himmelen

Die bekantnisse sprichet allererst: «O minnendú sele, ich sach dich an, du bist harte minnenklich wunderlich getan. Ein lieht wart darzuo gelúhen, das ich dich moehte besehen, es were {23v} mir anders nie beschehen. Du bist drivaltig an dir, du maht wol gottes bilde sin: Du bist ein menlich man an dinem strite, du bist ein wolgezieret juncfrovwe in dem palast vor dinem herren, du bist ein lustlichú brut in dinem minnebette gottes! Minnendú sele, in dime strite bist du gewaefent mit unmezlicher kraft und mit so grosser samenunge dines gemuetes, das dich alle die mengi der welte noch alle helfe dines fleisches noch alle scharen der túvel noch die kraft der helle nit mag von gotte gevellen. Des mag sich ovch nieman me beruemen, du werst dich alles mit bluomen. Din swert das ist der edel rose Jhesus Christus, da mit werst du dich; din schilt der ist die wisse lylie Maria. Es enhilfet si nit, das si dich bestan, mere das si dich zieren und an dir meren unmesseclich gottes ere. Alle, die luterlich an diseme strit gestant, die soellent richen solt von dem keyser enpfan. Eya notlichú sele, an dinem palaste der heligen drivaltekeit, da du so minnecliche stast gezieret vor dinem herren, wielich ist din ere?» «Vrovwe bekantnisse, ir sint wiser denne ich si, warumbe vragent ir mich?» «Vrovwe sele, got hat úch erwelt ob allen dingen, ir sint min vrovwe und min kúneginne.» «Vrovwe bekantnisse, ich bin edel <geborn und vri>, ich muos nit ungeerot sin, des ich alleine minne; so muos ich gewinnen, das mich minnet, trútet und eret dú helige drivaltekeit, und alles, das himmel und erde treit, muos mir eweklich undertenig sin. Lan ich nu die minne gewaltig úber mich wesen, also das ich ir die statte gebe, das si mich muesse binden in die heligen gedult, das sich nit enmere mine schult, so leittet si mich denne in die edel sanftmuetekeit, das ich zuo allen guoten dingen muos wesen {24r} gereit, und spannet mich in die starke gehorsami, das ich gotte und allen creaturen lieplich muos wesen undertan.» «Eya vro brut, went ir mir noch ein wortzeichen sagen der unsprechlicher heimlicheit, die zwúschent gotte und úch lit?» «Vrovwe bekantnisse, das tuon ich nit. Die brúte muessent alles nit sagen, was in beschiht. Dú helig beschovwunge und dú vil werde gebruchunge sont ir han von mir, die userwelte bevindunge von gotte sol úch und allen creaturen iemer me verborgen sin sunder alleine mir.» «Vrovwe sele, úwer wunderschovwen und úwer hohú wort, ir in gotte hant gesehen und gehoert, wenne ir mich dar zuo twingent, das ich des ein kleine fúr bringe, so setz ich des keysers lieht in einen vinstern fulenden stal. Dú rinder essent doch ir strov wol; wan etteliche, die schinent gottes kinder und stossent sich doch also ungebundenú rinder in dem vinsteren stalle und sprechent, was inen sogtan getúsche soelle, es si von muotwillen gedaht und in valscher helikeit vúrbraht.» «Vrovwe bekantnisse, man vindet also geschriben, das Sant Paulus wart gefueret in den dritten himmel; es were im nie beschehen, were er Saulus beliben. Hette er die warheit funden in dem ersten und in dem andren himele, er were nie in den dritten gestigen.» « Vrov sele, ein himmel ist, den het der túfel gemachet mit siner schoenen valschen list. Da wandelnt die gedenke inne mit trurigen sinnen und dú sele lit alstille, wan si vindet nit ir naturen minne. Da blibet dú sele ungetroest und betrúget die einvaltigen sinne. In disem himele wiset sich der túfel einem lúhtenden engel gelich, ja ovch an sinen fúnf wunden gotte glich, einvaltigú sele, huete dich! Der ander himmel ist gemachet von heliger gerunge der sinne {24v} und von dem ersten teile der minne. In disem himmel ist enkein lieht, dú sele siht da gottes nit; mere si smekket ein unbegrifliche suessekeit, die ir alle irú lider durgat. Si hoert ovch eine stimme von etlichen dingen, die si doch gerne wil, wan si ist noch gemenget mit irdenschen sinnen. Ist denne die tieffi aller diemuetekeit da nit, so bringet der túfel dar sin lieht; das denne da geschiht, das ist von gotte nit. Ist aber die volle diemuetekeit da, so muos dú sele vúrbas varn in den dritten himmel, da wirt ir <gegeben das ware lieht>.» So sprechent denne die sinne: «Únser vrovwe, dú sele, hat gesclaffen von kinde; nu ist si erwachet in dem liehte der offener minne.» In disem lieht sihet si sich al umbe, wie der si, der sich iro wiset, und was das si, das man ir zuo sprichet. So siht si werlich und bekennet, wie got ist allú ding in allen dingen. «Nu leg ich allen kumber nider und var mit Sant Paulo in den dritten himmel, wenne got minen súndigen lichamen minnenklich sclat da nider.» Dirre dritte himmel ist gewelbet und geordent und verlúchtet schone mit den drin personen [die beginnen alsust: Der ware gottes·gruos, der da kumt von der himelschen vluot].

 

XX. Wie swester Hiltegunt ist gezieret in dem

himmelriche mit drin mantelen, mit VII cronen

und wie si lobent die IX koere

An einer heligen juncfrovwen tag Sante Barberen enpfieng swester Hiltegunt ir ere. Das wisete got eim lamen hunde, der noch mit jamer lekket sine wunden. In minem gebette es also beschach, das ich nit weis, weder das himmelrich were geneiget zuo mir oder ich was gezogen in das wunnenrich hus gottes. Da stuont Hiltegunt vor dem trone des himmelschen vatters, gezieret als ein núwú brut, die der kú{25r}nig geholet hat ze huse. Si het umbe sich drie mentel und treit uf irem hovbet siben cronen und sunderlichen loben si nún koere. Do ich si sach, do bekante ich si in aller gabe, die si enpfangen hat von gotte. Doch luste mich mit ir ze redenne und vragete si doch in der gebruchunge, uf das ich deste langer bi ir were: «Eya, wa von hastu disen rosenvarwen mantel?» Do sprach Hiltegunt: «Ich was ein martererinne in der fúrinen minne also das dikke min herzebluot úber min hovbet gos.» Do vragete ich si fúrbas: «Wa von hastu disen guldinen mantel, der so schone lúhtet?» Do sprach si: «Von dem bilde guoter werke.» Do sprach ich: «Wa von hastu disen bluemenden wissen mantel?» Do antwúrt si: «Von der notlichen minne, die ich heimlich truog in miner sele und in minen sinnen.» Dis waren die siben cronen: crone der stetekeit, crone des heligen glovben, crone der trúwe, crone der milten barmherzekeit, crone der heligen vernúnftekeit, crone der minne, crone des magtuomes. Do vragete ich me: «Liebú, wa ist din crone der diemuetekeit, dú geistlichen lúten so wol an stat?» Do antwúrte si: «Der han ich nit sunderlich noch si nie gewan; mere also vil das mich got hochmuotes mitte benam.» Dise siben cronen sint alle gezieret sunderlich mit dem schapel der edelkeit der luteren heren kúscheit. Alsust lobent si die nún koere an nún tugenden: «Wir loben dich an diner rúwe, an dinem guoten willen, an diner warheit, an diner wisheit, an dinem suessen jamer, an dinem willigen armuete, an diner starkheit, an diner gerehtekeit.» Alsust lobent die von Seraphin, wan si ir gesellen sint: «Wir loben dich an der minne, gottes {25v} kúneginne.» Die Throni lobent si alsust: «Wir loben den brútegovme an der schoeni der brúte.» Ich vragete si manger dingen, der ich nu swigen wil. Wan alleine das himmelriche si minnevar, so ist doch leider das ertriche vil wandelbar an mir und an mangem man, der noch ze himmel nie kam, da man die warheit schowen sol.

 

XXI. Wiltu den berg ansehen, so solt

du haben siben ding

Einen berg han ich gesehen, das was vil scheire geschehen, wan enkein lichame moehte das getragen, das dú sele ein stunde da were. Der berg was niden wis wolkenvar und oben an siner hoehin fúrig sunnenclar. Sin <ende und sin beginnen> konde ich niena vinden, und <er spilte in sich selber binnen> vliessende goltvar in unzellicher minne. Do sprach ich: «Herre, selig sint dú ovgen, dú dis minnesweben eweklich sont schowen und dis wunder bekennen, ich mag es niemer genemmen!» Do sprach der berg: «Dú ovgen, dú mich soent alsust sehen, dú muessent gezieret sin mit siben dingen, es mag in anders niemer beschehen. Die sprechent alsust: noete borgen, gerne gelten und nit enthalten an im selber und getrúwe wider den has und minnenklich wider die vreislicheit, luter an der schulde und <gegen der enpfengnisse bereit>.»

 

XXII. Wie die schowunge vraget die minnende sele von

Seraphin und von dem nidersten menschen

«Vrowe sele, woeltent ir lieber sin ein engel von Seraphin oder ein mensche mit libe und mit sele in dem niderosten kore der engel?» Dú sele zuo der beschowunge: «Vrowe beschowunge, ir hant das wol gesehen, das die engel von Seraphin hohe fúrsten sint und das si ein minne und ein fúr und ein aten und ein {26r} lieht mit gotte sint.» Die beschowunge zuo der sele: «Vrovwe sele, ir hant das wol gesehen, das die engel einvaltige personen sint und das si got nit me lobent noch minnent noch bekennent denne in an ist geborn, und des mag sich der niderste mensche alsust erholen mit cristanem gelovben, mit rúwe, mit gerunge und mit guotem willen, mere sin sele mag in der gotheit so sere nút brennen.» Dú sele zuo der beschowunge: «Vrov beschowunge, ir hant das wol gesehen, das die engel von Seraphin gottes kinder und doch sine knehte sint. Dú minste sele ist ein tohter des vatters und ein swester des sunes und ein vrúndinne des heligen geistes und werliche ein brut der heligen drivaltekeit. Swenne das spil úberein get, so sehe man denne, weles allermeist wege, den werdesten engel Jhesum Christum, der da swebet oben Seraphin, der mit sinem vatter ein ungeteilet got muos sin. Den nim ich minstú sele in den arm min und isse in und trinke in und tuon mit im, swas ich wil. Das mag den engeln niemer geschehen. Wie hohe er wonet ob mir, sin gotheit wirt mir niemer so túre, ich muesse ir ane underlas allú minú gelide volbewinden; so mag ich niemer mere erkuolen. Was wirret mir denne, was die engel bevinden?»

 

XXIII. Wie dú minne vraget und leret die stumpfen selen

und brehte si gerne zuo irme liebe und sprichet allererst,

und dú stumpfe sele antwúrt

«Eya torehtigú sele, wa bistu oder wielich ist din wonunge und wes lebestu? Wa macht du ruowen, nu du nit enminnest dinen lustlichen got úber dinen eignen willen und úber alle dine maht?» «Las mich ungewekket, ich weis nit, was du mir sagest.» «Man muos die kúneginne wol weken, swenne {26v} ir kúnig komen wil.» «Ich bin in einem heligen orden, ich vaste, wachen, ich bin ane hovbtsúnde, ich bin gnuog gebunden.» «Was hilfet, das man ein ital vas vil bindet und das der win doch us rinnet? So muos man es fúllen mit steinen der uswendigen arbeit und mit eschen der vergenglicheit.» «Ich wonen in der wollust miner mage und miner lieben geistlichen vrúnden, und wie moehte ich den lustlich minnen, den ich nit erkenne?» «Owe, kanst du den herren nit erkennen, den man dir so dikke lieplich nemmet? Du bist me bekúmbert mit dinem huntlichen lichamen denne mit Jhesu, dinem suessem herren; des gewinnestu vor sinen ovgen niemer ere.» «Ich leben mines eignen willen, das ich den gerne vollebringe.» «Wiltu gotte rehte trúwe leisten, so soltu in siner liebin volgen sinem geiste.» «Ich ruowen in der welte mines lichamen.» «Des maht du dich hútte vor gotte schammen, das du doch treist geistlichen namen und gast doch alles umbe mit dinem lichamen.» «Wes solte ich mich generen, ob ich mich mit dir woelte besweren?» «Eya untrúwe, der die sele so edel het gemachet, das si nút denne got essen mag, der lat noch iren lichamen nit verwúschen.» «Du schiltest mich sere; wiste ich, wa er were, so moehte ich mich noch bekeren.» «Wiltu mit im wonen in edeler vriheit, so muostu e rumen dise wonunge der boesen gewonheit.» « Wiste ich, was das beste were, so woelte ich das beste welen.» «Owe, das tuot menig man nit, der wise ist von lere und von natúrlichen sinnen, das er sich iht getoerre legen in die gewalt der nakkenden minne. Mere die einvaltigen reinen, die got in allem irem tuonde luterlich meinent, zuo den muos sich got {27r} natúrlich neigen.» «Ich wande, wenne ich mich dur got begebe, das ich denne vil hohe were gestigen.» «Was hilfet, das man einen sclaffenden man schone kleidet und im edele spise vúr setzet? Die wile er schlaffet, so mag er doch nit essen. Eya liebú, nu la dich wekken.» «Eya, nu sage mir, wa sin wonunge si.» «Es ist enkein herre me, der zemale in allen sinen húsern wone denne alleine er. Er wonet in dem vride der heligen minnesamkeit und runet mit siner liebin in dem engen enoete der sele, er halset si ovch in der edelen behagunge siner liebi, er gruesset si mit sinen lieplichen ovgen, wenne sich die lieben werlichen schowent, er durkússet si mit sinem goetlichen munde. Eya wol dir, me denne wol der úberheren stunde! Er trútet si mit voller maht in dem bette der minne. So kumt si in das hoehste wol und in das minnenklicheste we, wirt si sin rehte inne. Eya liebú, nu la dich minnen und were dich nit mit grimme.» « Wer sint die, die sich mit grimme werent?» «Das sint die, die ander lúte und sich selber mit ir bosheit beswerent. Nu sage ich dir, wer er si: Er ist der allerhoehste hohe und der selbe hohste hohe hat sich geneiget in das allerniderste tal und dis allerniderste tal hat sich gesetzet in den allerhoehsten hohen. Stumpfú sele, sich dich umb und umbe und tuo uf din blinden ovgen.» «Ist er von der hoehsten hoehin dur mine liebi nider getretten und hat sich gentzlich mir mit allen creaturen gegeben; ja, enwolte es nu sine gueti mir nút benemen, so moehte ich mich iemer me vor sinen ovgen schemmen, das ich min ungeneme kupfer nie gentzlich umb sin túres golt wolte geben. Owe, wa bin ich gewesen, ich unselige blinde, das ich also lange gelebet han ane kreftige minne, da mit ich werlich alle mine not sunder aller miner vienden dank úberwinde? Nu alleine {27v} ich armú vil guotes versumet habe, so wil ich doch noch us allen dingen in got gan. Eya minne, wiltu mich noch enpfan?» «Ja, got hat sich nieman verseit; das ist ein glich masse: Wiltu liep haben, so muostu liep lassen.»

 

XXIV. Wie sich die minnende sele gesellet gotte

und sinen userwelten lieben und sol gelich sin allen heligen.

Wie der túfel und dú sele sprechent zesamne

Eya herre Jhesu Christe, din unschuldigú pine troestet mich, wan ich an allen minen pinen schuldig bin, und din heilsame tot haltet min húgenisse lebendig in dir, und din unbewollen bluot hat min sele durchvlossen. Maria, trut muoter, ich stan bi dir bi dem crúze mit allem minem cristanem gelovben, und das swert des heligen jamers snidet durch min sele, darumbe das der so vil ist wandelber, die geistlich schinent. Johannes Baptista, ich bin mit dir gevangen, wan dú ungetrúwú dirne der valscheit hat gottes wort getoetet in minem munde. Johannes Ewangelista, ich bin mit dir entsclafen in herzeklicher liebi uf den brústen Jhesu Christi, und danne da han ich so erhaftigú wunder gesehen und vernomen, das min lichamme ist dikke von im selber komen. Petre, ich bin gecrúcegot mit dir, wand mir wirt niemer mensclich wol, und mir ist dikke geistliche we nach dem lobe Jhesu Christi. Paule, ich bin wunderlich uf gezuket mit dir und han ein solich hus gesehen, das mich nie keines dinges so sere gewunderte, das ich sider dem male ein lebendig mensche mohte sin. Swenne ich gedenke, das der himmelsche vatter da ist der seligen schenke und Jhesus der kopf, der helig geist {28r} der luter win, und wie dú ganze drivaltekeit ist der volle kopf und minne gewaltige kellerin, weis got so neme ich gerne, das mich dú minne da ze huse bete. Nu ich wil noch hie gerne gallen trinken. Eya lieber Jhesu, nu lone es inen allen lieplich, die mir hie schenkent bitterkeit, wan si machent mich gnadenrich. Mir kam ein kopf mit gallen, der was also kreftig, das er min lip und sele al durgieng. Do bat ich sunderlich got vúr minen schenken, das er im woelte schenken den himelschen win. Werlich, das tet er und sprach: «Du jungfrovwe, gehabe dich wol! Die groessi mines wunders sol úber dich gan, die loewen soellent dich voerhten, die beren soellent dir sicheren, die wolfe soellent dich vliehen, das lamp sol din geselle sin.» Ich bin des gewis, unde als mir untz har ist beschehen, das ich noch manigen kopf mit gallen us sol trinken, wand leider der túfel hat noch under geistlichen lúten vil manigen schenken, die der vergift so vol sint, das si es nit alleine moegent getrinken, si muessen si gottes kinden bitterlichen schenken. Stephane, ich knúwe bi dir vor den júdeschen herzen under den scharpfen steinen, wand si vallent uf mich gros und cleine. Die guote lúte schinent, die steinent mich ze rugge und vliehent und wellent nit, das ich es it wisse, das es mir von inen si geschehen; got hat es doch gesehen. Laurenti, ich was bi dir gebunden me denne zwenzig jar uf einen grúlichen rost; doch behielt mich got unverbrant und hat mich nu me denne siben jar gelost. Martine, ich wonen mit dir in der unahteberkeit und {28v} ware gottes·minne hat mich gemarteret ob aller arbeit. Dominice, lieber vatter min, ich habe enwenig teiles mit dir, wan ich habe es gegert manigen tag, das noch mueste min súndiges herzebluot vliessen under der ungelovbigen ketzeren fuessen. Katherina, ich gan mit dir ze strite, wan die meister von der helle wolten mich gerne vellen. Der einer kam zuo mir schone als ein schin von der sunnen, das ich solte wissen, das er ein engel were, und brahte ein lúhtendes buoch und sprach: «Nime doch das petze, so du zuo der messe nit komen maht.» Do sprach dú sele mit gezogner wisheit: «Der selber keinen vriden hat, der mag mir keinen vriden geben.» Do vuor er hin und verwandelt sich und kam wider gelich eim vil armen siechen manne, dem sin gederme usviel, und sprach: «Eya, du bist also helig, mache mich gesunt.» Do sprach aber dú sele: «Der selber siech ist, der mag nieman heilen.» «Es ist geschriben: Wer bas mag, der sol dem andern helfen.» «Es ist ovch geschriben: Man sol nieman wider got helfen.» «Das man wol tuot, das ist nit wider got.» «Da nit guotes an ist, da mag nieman nit guotes an tuon. Du hast ein ewig siechi; wiltu gnesen, so var hin und zoege dich einem priester oder einem bischof oder einem ertzbischof oder dem babest. Ich han enheinen gewalt denne alleine, das ich súndegen mag.» Do sprach er mit grimme: «Das wil ich niemer getuon.» Do wart er gelich einem swarzen rovche und zoegete sich ungezogen und fuor hin. Ich fúrhte mich doch nit vor ime. Maria Magdalena, ich wone mit dir in der woestunge, wan mir sint oelú ding ellende sunder alleine got. Herre himelscher vatter, zwúschent dir und mir gat ane under{29r}las ein unbegriflich atem, da ich vil wunders und unsprechlicher dingen inne bekenne und sihe und leider wenig nútze enpfahe, wan ich bin so snoede ein vas, das ich dinen minsten funken nit erliden mag. Dú ungebunden minne wonet in den sinnen, wan si ist noch gemenget mit irdenschen dingen, also das der mensche rueffen mag: «In der gnade ist dú minne in den sinnen entlegen und hat noch leider die sele nit erstigen.» Der lúten ist vil gevallen, wan ir sele bleip ungewunt. Salomon und David enpfiengen den heligen geist in iren mensclichen sinnen; do sich aber die sinne wandolton, do vielen si in die valschen minne. Weis got, ir sele was nit gesenket in die nidersten tieffi under aller creature noch gewundet mit dem creftigen teil der minne; wan der des besten wines nie enbeis, der groieret dike allermeist. Die gebunden minne wonet in der sele und stiget úber menscliche sinne und gestattet dem lichamen enkeines sines willen; si ist gezogen und vil stille; si lat ir flúgel nider und hoeret nach der unsprechlichen stimme und siht in das unbegriffenlich lieht und wirbet mit grosser begirde nach irs herren willen. Mag denne der licham vedersclagen, so enmag dú sele das hoehste, das menschen geschehen mag, niemer ervaren. In diser gebundenen minne wirt rich die gewundete sele und vil arme ir uswendigen sinne, wand ie me got richtuomes in ir vindet, ie si sich <tieffer diemuetet von rehter edelkeiti der minne>. Swelch mensche alsust gebunden wirt mit der gruntruerunge der kreftigen minne, dem kan ich enkeinen val zuo den hovbtsúnden vinden, wan dú sele ist gebunden, si muos ie minnen. Got muesse úns alle alsust binden!

 

XXV. Von der klage der minnenden sele, wie ir got schonot

und enzihet sine gabe. Von wisheit, wie dú sele

vraget got, wie ir si und wa er si.

Von dem bovmgarten, von den bluomen

und von dem sange der megde

«O du unzalhaftiger {29v} schatz an diner richeit! O du unbegriffenliches wunder an diner manigvaltekeit! O du endelosú ere in der herschaft diner edelkeit! Wie we mir denne na dir si, als du wilt schonen min, das moehten dir alle creaturen nit vollesagen, ob si muesten fúr mich clagen, wan ich lide unmenschliche not; mir were vil sanfter ein menschlich tot. Ich suoche dich mit gedanken als ein juncfrovwe verholn ir liep. Des muos ich sere kranken, wan ich mit dir gebunden bin; das bant ist starker denne ich si, des mag ich nit werden von minnen vri. Ich rueffe dir mit grosser gere in ellendiger stimme, ich beiten din mit herzenswere, ich mag nit ruowen, ich brinne unverloschen in diner heissen minne. Ich jage dich mit aller maht. Hette ich eines risen kraft, dú were schiere von mir verlorn, keme ich recht na dir uf das spor. Eya lieber, nu lovfe mir nit ze lange vor und ruowe ein wenig minnenkliche, uf das ich dich begriffe. Eya herre, als du mir hast alles enzogen, das ich von dir habe, so la mir doch von gnade die selben gabe, die du von nature einem hunde hast gegeben, das ist, das ich dir getrúwe si in miner not ane allerleie verdrutz; des gere ich sicherliche serer denne des himmelriches.» «Liebú tube, nu hoere mich! Min goetlichú wisheit ist so sere úber dir, das ich <an dir also ordene alle mine gaben> , als du si an dinem armen libe maht getragen. Din heimliches súfzen muos mich vinden, dines herzen jamer mag mich twingen, din suesses jagen machet mich so muede, das ich begere, das ich mich kuele in der reinen sele din, da ich in gebunden bin. Dines seren herzen súfzen und biben hat min gerehtekeit von dir vertriben. Das ist vil rehte dir als mir: ich mag nit eine von dir sin; wie wite wir geteilet sin, wir moegen doch nit gescheiden {30r} sin. Ich kan dich nit so kleine beriben, ich tuo dir unmassen we an dinem armen libe. Soelte ich mich dir ze allen ziten geben nach diner ger, so mueste ich miner suessen herbergen in dem ertrich an dir enbern, wan tusent lichamen moehtin nit einer minnenden sele ire ger vollewern. Darumbe ie hoher minne, ie heliger marterer.» «O herre, du schonest alze sere mines pfuoligen kerkers, da ich inne trinke der welte wasser und isse mit grosser jamerkeit den eschekuochen miner bloedekeit, und ich bin gewundet uf den tot mit diner fúrigen minne strale. Nu lastu mich, herre, ligen in not, ungesalbet in grosser qwale.» « Herzeliebe, min kúnegin, wie lange wiltu also ungedultig sin? Wenne ich dich allerserost wunden, so salben ich dich allerminneklichost in der selben stunde. Die groessi mines richtuomes ist alleine din und úber mich selber soltu gewaltig sin. Ich bin dir innenklichen holt, hastu das geloete, ich habe das golt. Alles, das du hast dur mich getan, gelassen und gelitten, das wil ich dir alles widerwegen, und wil dir mich selben eweklich vergebens nach allem dinem willen geben.» «Herre, ich wil dich zweiger dinge vragen, der berihte mich nach dinen gnaden: wenne min ovgen trurent ellendekliche und min munt swiget einvalteklich und min zunge ist mit jamer gebunden und min sinne mich vragent von stunden ze stunden, was mir sie, so ist mir, herre, alles nach dir. Wenne min fleisch mir entvallet, min bluot vertrukent, min gebein kellet, min adern krimpfent und min herze smilzet nach diner minne und min sele brimmet mit eines hungerigen loewen stimme, wie mir denne si und wa du denne sist, vil lieber, das sage mir.» «Dir ist als einer núwen brut, der sclafende ist engangen ir einig trut, zuo dem {30v} si sich mit allen trúwen hat geneiget, und mag des nit erliden, das er ein stunde von ir scheide. Alse si denne erwachet, so mag si sin nit me haben denne alse vil als si in irem sinne mag getragen; da von hebet sich alle ir clage. Die wile das dem jungeling sin brut ist nit heim gegeben, so muos si dike <von im eine> wesen. Ich kum zuo dir nach miner lust, wenne ich wil; siestu gezogen und stille und verbirg dinen kumber, wa du maht, so meret an dir der minne kraft. Nu sage ich dir, wa ich denne si: Ich bin in mir selben an allen stetten und in allen dingen als ich ie was sunder beginne und ich warten din in dem bovmgarten der minne und briche dir die bluomen der suessen einunge und machen dir da ein bette von dem lustlichen grase der heligen bekantheit; und dú liehte sunne miner ewigen gotheit beschinet dich mit dem verborgenen wunder miner lustlicheit, des du ein wenig heimlich hast erzoeget, und da neige ich dir den hoehsten bovm miner heligen drivaltekeit. So brichestu denne die gruenen, wissen, roten oeppfel miner saffigen menscheit und so beschirmet dich der schatte mines heligen geistes vor aller irdenscher trurekeit; so kanstu nit gedenken an din herzeleit. So du den bovm umbevahest, denne lere ich dich der megde sang, die wise, dú wort, den suessen klang, den die jene an inen selben nút múgen verstan, die mit der unkúscheit sint durgan; sie soellent doch suessen wandel han. Liebú, nu sing an und la hoeren, wie du es kanst.» «Owe min vil lieber, ich bin heiser in der kelen miner kúscheit; mere das zuker diner suessen miltekeit hat min kelen erschellet, das ich nu singen mag alsust: Herre, din bluot und min ist ein, unbewollen - din minne und minú ist ein, ungeteilet - din kleit {31r} und min ist ein, unbevleket - din munt und min ist ein, ungekust din brust und min ist ein, ungedrukt von allen mannen sunder dich alleine.» Dis sint dú wort des sanges. Der minne stimme und der suesse herzeklang muessen bliben, wan das mag kein irdenschú hant geschriben!

 

XXVI. Von diseme buoche

und von den schribern dis buoches

Ich wart vor disem buoche gewarnet, und wart von menschen also gesaget: Woelte man es nit bewaren, da moehte ein brant úber varen. Do tet ich als ich von kinde han gepflegen; wenne ich betruebet ie wart, so muoste ich ie betten. Do neigete ich mich zuo minem liebe und sprach: «Eya herre, bin ich betruebet dur din ere; sol ich nu ungetroestet von dir beliben, so hastu mich verleitet, wan du hies mich es selber schriben.» Do offenbarte sich got zehant miner trurigen sele und hielt dis buoch in siner vordern hant und sprach: «Lieb minú, betruebe dich nit ze verre, die warheit mag nieman verbrennen. Der es mir us miner hant sol nemen, der sol starker denne ich wesen. Das buoch ist drivaltig und bezeichent alleine mich. Dis bermit, das hie umbe gat, bezeichent min reine, wisse, gerehte menscheit, die dur dich den tot leit. Dú wort bezeichent mine wunderliche gotheit; dú vliessent von stunde ze stunde in dine sele us von minem goetlichen munde. Dú stimme der worten bezeichenet minen lebendigen geist und vollebringet mit im selben die rehten warheit. Nu sich in allú disú wort, wie loblich si mine heimlichheit meldent, und zwivel nit an dir selben!» «Eya herre, were ich ein geleret geistlich man, und hettistu dis einig grosse wunder an im getan, so moehtistu sin ewige ere enpfahen. Wie sol man dir nu des getrúwen, das du in den unvletigen pfuol hast ein guldin hus gebuwen und {31v} wonest da werlich inne mit diner muoter und mit allen creaturen und mit allem dinem himelschem gesinde? Herre, da kan dich dú irdensche wisheit nit gevinden.» «Tohter, es verlúret manig wise man sin túres golt von verwarloesi in einem grossen herwege, da er mitte ze hoher schuole moehte varen; das muos ieman vinden. Ich habe von nature daz getan manigen tag, wa ich ie sunderliche gnade gap, da suochte ich ie zuo die nidersten, minsten, heimlichosten stat; die irdenschen hohsten berge moegent nit enpfan die offenbarunge miner gnaden, wan die vluot mines heligen geistes vlússet von nature ze tal. Man vindet manigen wisen meister an der schrift, der an im selber vor minen ovgen ein tore ist. Und ich sage dir noch me: Das ist mir vor inen ein gros ere und sterket die heligen cristanheit an in vil sere, das der ungelerte munt die gelerte zungen von minem heligen geiste leret.» «Eya herre, ich súfzen und gere und bitte fúr dine schribere, die das buoch na mir haben geschriben, das du in ovch wellist die gnade <ze lone geben>, die nie menschen wart gelúhen; wan, herre, diner gabe ist tusent stunt me denne diner creaturen, die si moegent nemen.» Do sprach únser herre: «Si hant es mit guldinen buochstaben geschriben, also soent allú disú wort des buoches an irem obersten cleide stan eweklich offenbar in minem riche mit himmelschem lúhtendem golde ob aller ir gezierde wesen geschriben, wan dú vrie minne muos ie das hoehste an den menschen wesen.» Die wile das mir únser herre disú wort saget, do sach ich die herliche warheit in der ewigen wirdekeit. Eya herre, ich bitte dich, das du dis buoch wellest bewaren vor den ovgen der valschen vare, wan si ist von der helle under úns komen; si wart nie usser dem himmelriche genomen, si ist gezúget in Lucifers herzen und ist geborn in geistlichem homuote und ist gedrunten in dem has und {32r} ist gewahsen in dem gewaltigen zorne als gros, das si des dunket, das kein tugent si ir genos. So muessent gottes kinder under gan und muessent sich mit der smacheit verdruken lan, wellent si die hoehsten ere mit Jhesu enpfan. Ein helige vare muessen wir uf úns selber ze allen stunden tragen, das wir úns vor gebresten bewaren. Ein minnenklich vare soen wir zuo únsern ebencristanen haben, so si missetuont, das wir in das alleine getrúwelich sagen, so moegen wir manig unnútze rede bewaren. Amen.