BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Tanhuser

um 1200/10 - nach 1266

 

Die Gedichte der

Großen Heidelberger

Liederhandschrift

 

Leiche

 

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VI

 

C 266d-267b.  Pfaff 87345-8778.  MSH 2,89a-90b.  Singer 24-29

 

1.

Ich muoz klagen,

daz bi kurzen tagen

diu werelt wil an fröuden gar verzagen.

 

2.

Diu ist so kranc,

5

swaz ich ir ie gesanc

ze dienste, des seit si mir kleinen danc.

 

3.

Ein ander not

klage ich sunder spot,

daz rehtiu milte ist an den herren tot.

 

4.

Also zel ich zem ersten an

den keiser Friderichen.

owe daz man niht vinden kan

in allen tiutschen richen

 

5.

Einen künec, dem zaeme wol

15

nach im des riches krone!

owe daz er niht leben sol,

dem si stuont also schone!

 

6.

Daz was der milte künec Heinrich,

bi dem was fride staete.

20

daz nieman nu tuot dem gelich,

der zuo dem riche traete

 

7.

Und im mit triuwen waere bi!

nu ist der künec erstorben

und ist daz rich gar erben fri.

25

da bi ist vil verdorben,

 

8.

Des besten lands ein michel teil.

die wile und daz er lebte,

künc Kuonrat, do was maneger geil,

der nach dem riche strebte.

 

9.

Nu ist aller schal gelegen.

wa siht man noch erglesten,

als man bi künegen hat gepflegen,

den kunden und den gesten?

 

10.

Uz Beheimlande ein künec rich

35

und ouch in Osterlande

ein Liupolt und ein Friderich,

die lebten ane schande.

 

11.

Ein junger fürste von Meran

und ouch ein Welf von Swaben,

40

die willeclichen manegem man

vil richer kleider gaben.

 

12.

Ein junger helt von Abenberc

und Hug ein Tuwingaere,

die worhten beide herren werc,

45

si buozten manegem swaere.

 

13.

Ein Herman uz Düringenlant,

dar zuo ein Brabandaere,

Kuonrat von Landesperc genant,

dar zuo der Bogenaere,

 

14.

Der tugent ist mir wol erkant.

wer erbet nu ir milte?

Erich uz Denemarkenlant,

den gabe nie bevilte!

 

15.

Des tugent wankte niht ein har,

55

sist iemer staete, triuwe.

da bi nim ich eins herren war,

der hat so ganze triuwe:

 

16.

Von Brene ein grave Dieterich,

der hat der tugende ein wunder.

60

vil milter got von himelrich,

gewer mich des besunder

 

17.

An sime sun, Kuonrat genant,

die wile in treit diu erde!

so wünsche ich des durch elliu lant,

65

daz er guot rihter werde

 

18.

Und er begrife des vater spor

nach rehtes herren lere:

die wile im get diu jugent vor,

so hat sin alter ere.

 

19.

Also der junge fürste hat,

der uz Düringenlande;

alreht Dietriches lop uf gat:

gebruoder ane schande!

 

20.

Uz Polonlande ein fürste wert,

75

des wil ich niht vergezzen.

frou Er sin zallen ziten gert,

diu hat in wol besezzen,

 

21.

Herzogen Heinrich eren rich,

von Pressela genennet,

80

den wil ich loben sicherlich,

min zunge in wol erkennet.

 

22.

Het er tusent fürsten guot,

seit man in tiutschen richen,

daz vergaeb sin milter muot

85

und taet ez willeclichen.

 

23.

Fride und reht ist uz gesant

von im uf sine straze.

der junge künec uz Beheimlant,

der lebt in küneges maze.

 

24.

Wer sach bi manegen ziten ie

so werdes fürsten krone,

als er in Beheimlande empfie,

dem si stüend also schone?

 

25.

Got helf der sele uz grozer not!

95

ich mein die herren alle,

die sin an rehter milte tot

und ouch an eren schalle.

 

26.

Got setzes alle in sine schar!

ich wil von fürsten singen, –

100

der vinde ich leider kleine gar –

die nu nach lobe ringen.

 

27.

An den man ie des besten jach,

Heinrich der Mizenaere,

der sine triuwe nie zerbrach,

105

derst alles wandels laere.

 

28.

Er solde des riches krone tragen,

der vater mit den kinden.

ich kunde nie bi minen tagen

kein wandel an im vinden.

 

29.

An Hennenberc vil eren lit,

mit tugenden wol beschoenet,

graf Herman, ouwe der zit,

daz der niht wart gekroenet!

 

30.

Des muoz ich in von schulden klagen.

115

got gebe im dort ze lone:

nach siner wirde müeze er tragen

im himelrich die krone!

 

31.

Uz Sahsenlant herzoge Albreht,

der was der fürsten lere,

120

er kunde unfride wol machen sleht;

diu werelt hat sin ere.

 

32.

Von Bamberc bischof Egebreht,

den wil ich gerne grüezen;

er was an allen tugenden reht,

125

er kund wol kumber büezen.

 

33.

Uz Peierlant ein fürste wert,

den grüeze ich mit gesange.

sin herze maneger eren gert.

des milte muoz mich blangen.

 

34.

Sin bruoder heizet Ludewic,

der hat der tugende ein wunder.

den fürsten da von Brunenswic

behüete uns got besunder!

 

35.

Von Brandenburc der hof stet wol;

135

den ist also ze muote,

daz siu sint wisheit alze vol:

diu wisheit stet nach guote.

 

36.

Wa sol ich herren suochen,

die lobes nu geruochen?

140

die sol frou Ere wisen.

swer rehtez lop kan prisen

mit werdes fürsten zungen,

dem wirdet lop gesungen.

 

37.

Ich wil den fürsten nennen,

145

ob ir in welt erkennen:

sin gruoz und ouch sin lachen.

daz kan mir fröude machen.

 

38.

Des munt ist kiusche und süez sin wort.

daz füeget nieman hie und dort

150

baz danne reinen wiben, sit

ir güete hilfet sendem man, der in ir minne banden lit.