BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Tanhuser

um 1200/10 - nach 1266

 

Die Gedichte der

Großen Heidelberger

Liederhandschrift

 

Sangspruchreihen

 

______________________________________________________________

 

 

 

XII

 

C 268b und c.  Pfaff 88216-88415.  MSH 2,93b-94b. Pfaff, Minnesang des 12. - 14. Jahrhunderts 187f.

Singer 37-38  3. Strophe DLD 250 (V. 185-192)

 

1.

Hie vor do stuont min dinc also, daz mir die besten jahen,

ich waer den liuten sanfte bi; do het ich holde mage.

Si kerent mir den rugge zuo, die mich do gerne sahen;

sit ich des guotes niht enhan, so grüezent si mich trage.

5

Min dinc hat sich gefüeget so, daz ich muoz dem entwichen,

der e von rehte mir entweich, den laze ich für mich slichen.

si sint alle wirte nu, die sant mir geste waren,

und bin ich doch der selbe, der ich was vor zwenzic jaren!

ich bin gast und selten wirt, daz leben ist unstaete.

10

dunk ieman, daz ez senfte si, der tuo, also ich taete.

 

2.

So mir min dinc niht ebne get, swar ich ker in dem lande,

so denke ich sa gen Nüerenberc, wie sanfte mir da waere.

Ich wold e haben da genuoc, da man mich wol erkande,

e᾽ch bi den frömden hete niht, geloubet mir ein maere!

15

Ich tet vil manegez hie bevor, daz mich nu riuwet sere;

het ich gewist, daz ich nu weiz, ich hete lihte mere.

in kande do min selbes niht, des muoz ich dicke engelten,

des lade ich die frömden in min hus nu harte selten.

„wol uf her gast, ir sult enwec!“ so sprechent si mir alle.

20

in weiz, ob ieman disiu fuore iht wol an mir gevalle.

 

3.

Ich denke, erbuwe ich mir ein hus nach tumber liute rate,

die mir des helfen wellent nu, die sint also genennet:

Her Unrat und her Schaffeniht, die koment mir vil drate

und einer, heizet Seltenrich, der mich vil wol erkennet.

25

Her Zadel und Her Zwivel sint min staetez ingesinde,

her Schade und ouch her Unbereit, die᾽ch dicke bi mir vinde.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

und wirt min hus also volbraht von dirre massenie,

30

so wizzet, daz mir von dem bu her in den buosen snie.

 

4.

Rome bi der Tiver lit, der Arne get für Pise,

also der Tronte für Pitschier, diu Tuzer get für Retzen.

Crimun lit dem Pfate bi, durch Safoe get diu Ise,

Paris bi der Seine lit, diu Musel get für Metzen.

35

Für Basel fliuzet abe der Rin, der Necker für Heilbrunnen,

so ist diu Elbe lange durch der Sahsen lant gerunnen.

Lütche ist ouch der Mase bi, für Polan get diu Nize;

so fliuzet durch der Unger lant der Wac und ouch diu Tize.

Prage bi der Woltach lit als Wiene an der Tuonouwe.

40

swer des gelouben welle niht, der var, unz erz beschouwe.

 

5.

Ein wiser man der hiez sin liebez kint also gebaren,

er sprach: „so du ze hove sist, so tuo nach miner lere.

Du solt den snoeden frömde sin, der frumen solt du varen

und wis in zühtecliche bi, des hast du lop und ere.

45

Swa du sehest übel tuon, da von solt du dich ziehen,

ungefüegez luoder solt du zallen ziten fliehen.

und trinke ouch in der maze so, dazz ieman missevalle.

du solt den frouwen sprechen wol, so lobent si dich alle.

du solt dich rüemen niht ze vil, daz zimet wol, von wiben;

50

und tuost du daz, so maht du deste baz bi in beliben.“