BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Tanhuser

um 1200/10 - nach 1266

 

Die Gedichte der

Großen Heidelberger

Liederhandschrift

 

Sangspruchreihen

 

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XIV

 

C 269a und b.  Pfaff 88618-88827.  MSH 2,95b-96b.  Singer 40-41

 

1.

Daz ich ze herren niht enwart, | daz müeze got erbarmen!

des git man mir des goldes niht, | daz man da füert von Walhen.

Die herren teilentz under sich; | so kapfen wir, die armen,

wir sehen jaemerliche dar, | so fült man in die malhen.

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So kumt uns anderthalben | von Dürngen vil von guote.

daz laze ich uf die triuwe min, | daz ich des niender muote.

swie tumb ich si, ich funde da, der mich gehielte schone.

ich waere e iemer ane guot, e᾽ch schiede von der krone.

dem künege dem sprich ich wol; in weiz, wenn er mir lone.

 

2.

Ich solde wol ze hove sin, | da horte man min singen.

nu irret mich, dazz nieman weiz: | in kan niht guoter doene.

Der mir die gaeb, so sunge ich | von hovelichen dingen,

ich sunge wol und verre baz | von allen frouwen schoene.

Ich sunge von der heide, | von loube und von dem meien,

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ich sunge von der sumerzit, | von tanze und ouch von reien;

ich sunge von dem kalden sne, von regen und von winde,

ich sunge von dem vater, von der muoter und dem kinde.

wer loeset mir diu pfant? owe, wie wenic ich der vinde!

 

3.

Diu schoenen wip, der guote win, | diu mursel an dem morgen

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und zwirent in der wochen baden, | daz scheidet mich von guote.

Die wil daz ich verpfenden mac, | so lebe ich ane sorgen;

swenne ez an ein gelten get, | so wirt mir we ze muote,

Und ich diu pfant sol loesen, | so kumt daz liep ze leide.

so sint diu wip gar missevar, | swenn ich mich von in scheide.

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der guote win der suret mir, swenn ich niht mac verpfenden.

wenne sol min tumber muot an truren sich volenden?

ja weiz ich der herren niht, die minen kumber wenden!

 

4.

Ja herre, wie habe ich verlorn | den helt uz Oesterriche,

der mich so wol behuset hat | nach grozen sinen eren!

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Von sinen schulden was ich wirt, | nu lebe ich trurecliche,

nu bin ich aber worden gast. | war sol ich armer keren?

Der mich sin noch ergetze, | wer tuot nach im daz beste?

wer haltet, als er toren tet, | so wol die stolzen geste?

des var ich irre, in weiz wa ich die wolgemuoten vinde.

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und lebte er noch, so wolde ich selten riten gegen dem winde.

der wirt der sprichet: „we her gast, wie friuset iuch so swinde?“

 

5.

Ze Wiene het ich einen hof, | der lac so rehte schone.

Liupolzdorf was dar zuo min, | daz lit bi Luchse nahen.

Ze Hinperc het ich schoeniu guot. | got im der wirde lone!

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wenne sol ich iemer mer | die gülte drabe enpfahen?

Ez sol mir nieman wizen, | ob ich in klage mit triuwen.

min fröude ist elliu mit im tot, | da von muoz er mich riuwen.

wa wilt du dich behalten iemer mere, Tanhusaere?

weist aber ieman, der dir helfe büezen dine swaere?

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owe wie daz lenget sich! sin tot ist klagebaere.

 

6.

Min söumer treit ze ringe gar, | min pferit get ze sware,

die knehte min sint ungeriten, | min malhe ist worden laere.

Min hus daz stet gar ane dach, | swie ich dar zuo gebare,

min stube stet gar ane tür, | daz ist mir worden swaere.

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Min kelr ist in gevallen, | min küche ist mir verbrunnen,

min stadel stet gar ane want, | des höus ist mir zerrunnen.

mir ist gebachen noch gemaln, gebruwen ist mir selten;

mir ist diu wat ze dünne gar, des mac ich wol engelten:

mich darf durch geraete nieman niden noch beschelten.