BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Meister Albertus' Lere

ca. 1350

 

Meister Albertus' Lere

 

Text:

in: John Knight Bostock, Albertanus Brixiensis in Germany,

Oxford: Oxford University Press, 1924 (pp. 79-106)

Digitale Edition: Angus Graham

University of Sharjah, United Arab Emirates

 

___________________________________________________

 

 

 

Angus Graham über das Gedicht «Meister Albertus Lere»: an anonymous poem, composed in the Wetterau in the mid-fourteenth century. Divided into three sections, the first is adapted from the Ars loquendi [Albertani Brixiensis], the second from the Liber consolationis [Albertani Brixiensis], and the third still needs work doing on its sources, though Bostock detects the influence of Berthold von Regensburg and Bruder Peregrinus. (cf.: John Knight Bostock, Albertanus Brixiensis in Germany, Oxford: Oxford University Press, 1924. Bostock provides (pp. 79-106) an edition which, now out of copyright, is repeated at this site.)

 

 

I

Von der kunst zu reden unde zu swigen

 

Ein meister hiez Albertus,

Der sprach zu sime son alsus:

«Ich wil dir ein lere geben,

Die solt du vernemen eben,

5

Und sage dir, liebez min kint,

Daz gar wenig lude sint,

Die da konnen zu rechten ziden

Antwurten unde swigen.

Vogel, wurme unde dier,

10

Der zunge ir nature swiget schier;

Aber mensche, wip und man,

Der zunge nieman gezemen kan.

Davon ich dir wil raden wol,

Als ich zu recht und billich sol,

15

Wiltu mich vernemen eben,

Wie du solt rede und antwurt geben,

Und wanne du solt swigen

Und reden zu rechten ziden.

 

So du din rede wilt fahen an,

20

Nim ein bizeichen bi dem han.

E er sin stimme lat uz sinem munde,

So slecht er sich dri stunde

Mit sinem vettichen; - an daz

Wis gemant und betracht dich baz

25

Waz du zu reden willen habest,

E wan du icht herus gesagest,

Und betrachte dri worbe in dich,

Obe din wort sin redelich.

Und wan du sie hast vollenbracht,

30

So nim diner worte gar eben acht

Und mercke wer, waz oder wem

Du zu sprichest, ez si disem odor dem,

Und warumbe, wie oder wanne,

Daz solt du allez betrachten e.

 

35

Zu dem ersten male, so swig und hore

Und luster eben mit dime ore

Wer rede oder waz man sage,

Und swic biz man dich frage.

Und gat die rede dich nit an,

40

So swic und laz sie hin gan

Oder antwurt also bescheidenlich,

Daz nieman moge gestrafen dich.

Wanne ez sprichet der Katho

In sinem buche also:

45

«Die erste tugent an frauwen und man

Ist wer sin zunge betwingen kan,

Und wer mit bescheidenheit kan swigen,

Bi dem wonet got zu allen ziden.»

Ez ist auch eins wisen mannes lere:

50

«Wer twinget sin zunge, behut sin sele.»

Sant Peter spricht in sinen buchen:

«Wer leben und gude zit wil suchen,

Der sol sin zunge betwingen,

So mag er leben und gude zit vinden.»

55

Man sol auch numer fur ware gesagen

Da man zwivel moge an haben.

Ein wise man wart gefraget darumbe,

Wer aller beste reden kunde.

Er antwurt unde sprach:

60

«Rede waz du wilt, do ez geschach

Und da kein zwivel an moge ligen;

Es ist anders besser vil geswigen.»

 

Zu dem andern male, so mercke waz

Du redest, ez si diz oder daz,

65

Obe ez si ein warheit

Oder valsch si darzu geleit;

Wan vor allen dingen

So laz dich an warheit vinden

Und behude dich vor liegen,

70

Wiltu dich nit selbe triegen.

Du wirdest anders so gar unwert,

Daz din nieman nit begert.

Din wort sollen auch sin endehaft

Und stede; so mogen sie haben craft.

75

Davon Sante Paulus seit:

«Hude din wort vor uppikeit.»

Din wort und din stimme

Sol auch numer wesen zu grimme.

Du solt suze wort uz lazen

80

Und solt dich ubeler rede mazen.

Davon sprach gar schon

Der wise konig Salomon:

«Suze wort bringent fruntschaft vil,

Bose rede vintschaft haben wil.»

85

Du solt nit reden schemelich

Und solt hubscher worte flizen dich,

Wan schamper rede, damide

Schendet man gude side.

Din wort sollen auch senfte wesen,

90

Wiltu vor vintschaft genesen,

Wan senfte antwurt stillent zorn,

Mit hezziger rede wirt haz geborn.

Din rede sol auch sin offenbar

Und nit verborgen; daz ist war.

95

Bezzer ist ein stumme sin,

Wan nieman verste die rede din.

Du solt nit reden heimelich,

Des du must offenbar schemen dich.

Du solt auch in ernstlichen sachen

100

Nieman zu keime spotte machen,

Wan wer die lude verspotten wil,

Der wirt auch gerne verspottet vil.

Du solt auch nit hoffertig sin

Mit worten und mit den reden din,

105

Wan hoffertige straffe wort

Machent meineide unde mort.

Du solt auch allezit flizen dich,

Daz du it redest unnutzeclich,

Wan alle die unnutze wort,

110

Die wir reden hie und dort

Uppecliche die wile wir leben,

Da muzen wir got umb rechenunge geben.

 

Zu dem dritten male, so merck zu wem

Du redest, ez si disem oder dem,

115

Und luge umb dich gar snelle,

Ob er si frunt, vint oder geselle.

1st er ein din bewerter frunt,

So du im din heimelichkeit kunt,

Oder ein geselle der swigen kan,

120

Da niachtu dich auch wol lazen an.

Aber keinen dinen alten vint

Soltu nit offen heimelich dinc,

Wie wol er deme gliche dut,

Daz er si din frunt gut.

125

Davon her Salomon hat gesprochen:

«Alt vintschaft wirt gerne gerochen.»

Du solt auch dines gespreches huden

Mit doren und unwisen luden.

Davon sprach ein wise man:

130

«Nieman keime dore gevallen kan,

Er spreche im denne in sin ore

Waz in lustet und gerne hore.»

Und wo cleffisch lude sint,

Die fluch mit reden, liebez kint,

135

Und alle verspottere,

Die fluch mit reden sere,

Ez sin frauwen oder man,

Du must anders scham oder schaden han.

Du solt auch heimliche rede verswigen

140

Mit druncken luden unde wiben,

Wie sie sich des nit konnen mazen,

Daz sie ir claffen it lazen.

Also wart allezit umb dich

Zu wem du redest, daz rade ich,

145

Daz din rede it werde getragen,

Daz ez dir kommen moge zu schaden.

 

Zu dem vierden male, betracht auch daz,

Umb welche sache und umb waz

Du redest, ob ez si den luden not

150

Zn lernen gude wort durch got.

Also paffen und bredigere,

Die dein luden gebent gude lere,

Daz solt du dun offenlich,

Daz nieman moge gestrafen dich.

155

Merken solt du auch dabi,

Ob dir zu reden notdurft si,

Wie du dinen lip generest.

So sich, daz du it swerest

Und des it mit worten beginnest,

160

Wie du gut mit abesweren gewinnest,

Du verlusest anders zu der stunt

Din ere, din sele, dinen lumunt.

Und hast du «n frunt, dem du bist holt,

Vor den du reden und biden solt,

165

So wirp numer vor in die dinc,

Die schemelich oder schadeber sint.

Noch solt du mit keinen sachen

Offen bosheit unschuldig machen,

Du bist anders also schuldic daran,

170

Als jener, der die hat gedan.

Ist aber din frunt oder din mac

Unschuldic des man in gezigen hat,

So schirme in und hilf in fast

Mit worten, wo du kanst oder mast.

175

Daz ist recht und gotlich,

Darumb mac nieman gestrafen dich.

 

Zu dem funften mal alhie,

Soltu, kint, auch mercken wie!

Du solt zu reden maze haben.

180

So du din rede heruz wilt sagen,

Des ersten, solt du frolich anheben,

Und solt einfeltig erber wort reden,

Und besich die lude nit hie und dort.

Habe senfte rede und suze wort,

185

Und hebe din antlitz ufrecht,

Und dine lefsen eben slecht.

Antwurt mit siden betrachteclich,

Mit den augen sich vor dich,

Dinen hals nit crumbe,

190

Mit den augbrawen swenck nit umbe,

Und du dinen mund nit uf so wit.

So ander lude redent, so swic

Und habe hin bi din ore.

Waz man redet, daz hore

195

Und mercke hi ander lude sinnen,

Waz rede du wollest beginnen.

Du solt doch nit zu male swigen,

Noch din rede zu vil antriben.

Wer den luden wol gevallen wil,

200

Der antwurt lutzel und hore vil

Und si mit worten nit zu swinde

Und si an der gehorde gar behende.

Ein wise man wart gefraget daz,

Warumbe er zu antworten were so laz.

205

Er sprach: «Ein dor kan nit swigen,

Er muz claffen zu allen ziden.»

Davon sprichet gar schon

Der wise konig Salomon:

«Wer da wol geswigen kan,

210

Der heizet wol ein wise man;

Wie im witze nit wonet bi,

Man wenet doch, daz er wise si.»

 

Zu dem sechsten male, so merck auch wol

Zn welicher zit man reden sol,

215

Wan er ist ein wise man,

Der zu rechter zit reden kan.

Davon du dinen munt besluz

Bis ander lude geredent uz

Und din wort mogen vorganc han;

220

Danne so hebe din rede an

Und sage din notdurft bescheidenlich.

So kan man vernemen dich,

Wan Salomon sprichet: «Wer antwurt vor,

E man in verhore, der ist ein dor,

225

Und wer e rede dan er gelerne,

Der wil zu spotte werden gerne.»

 

Zu dem lesten, solt du auch vernemen,

Daz du din zunge solt also zemen

Vor bosen worten und bosen claffen,

230

Und solt auch din herze machen,

Daz ez nit glauben habe

Alles, daz man mim gesage.

Du solt betwingen din ore,

Daz ez nit alzit hore

235

Bose cleffe und bose wort,

Die jederman claffet hie und dort.

Und also du dich mit worten

Solt huden an allen orten.

Also solt du auch flizeclich

240

Vor bosen worten huden dich

Und solt got biden sere,

Daz er dir furbaz mere

Gezam mache alle stunt

Dine zunge und dinen munt,

245

Daz sie sinen lop kunden

Und daz du werdest funden

In sime dienste flizeclich,

Umer, an ende, ewiclich.

 

Amen.

 

 

II

Wie gar nutze fragen si

 

Wer gerne hete sinne und witze,

250

Dem were wise lere nutze

Und daz er hete wisen rat

Mit flize fru unde spat.

Davon wil ich raden wol,

Daz sich nieman schemen sol,

255

Er wolle furbaz fragen

Und wolle im heizen sagen,

Wo er nit weiz umb die dinc,

Die eime andern kuntlich sint;

Wan fragen, daz si dir geseit,

260

Daz ist ein sluzzel der wisheit.

Wer fraget daz er nit enkan,

Der wil sich nemen wisheit an.

Von fragen wirt zwivel abe genommen,

Von fragen komet dicke fromen,

265

Fragen ist auch nutze me,

Wer irret, daz er recht ge,

Und zu maniger leie sachen

Mochte man fragen nutze machen.

 

Darumbe sollen wir mercken eben,

270

Wer uns sol rat geben.

Davon Sant Jacob gesprochen hat:

«Wir sollen an got heischen rat,»

Wan ane got an allen dingen

Mac nieman nustnit vollenbringen.

275

Als er selbe hat geseit,

An im stat alle wisheit,

Er weiz ubel unde gut,

Er bekennet iegeliches mut

Und alle vorgeschehen dinc

280

Und die gegenwertic sint

Und waz noch geschehen sol,

Die weiz er allesament wol

Und sint im allesament gar

Mugelich und offenbar.

285

Davon sollen wir in rufen an,

Sit er uns wol geraden kan,

Und sollen in. biden mit andacht,

Daz unse sache werde vollenbracht,

Und alle dinc die wir begern,

290

So wil er uns alzit gewern.

 

Darnach solt du gan selbe in dich,

Und solt gar betrachteclich

Rat in dir suchen her und dar

Und solt vil eben nemen war

295

In dins selbes herzen und sinnen,

Ob du kundest etwas vinden,

Daz dir nutze si und gut,

Wie du vor schaden sist behut,

Und du kein dinc in dime zorn,

300

Anders din wisheit ist verlorn.

Wer in sime zorne dut ein dinc,

Der wirt gerne an den sinnen blint.

Und mac nicht bekennen wol

Waz er dun oder lazen sol.

305

Du solt auch keinen ubermut

Vollenbringen zu vil, daz ist dir gut,

Wan wer sin mutgelust wil han,

Daz mac kume an schade ergan,

Und uberige mutgelust

310

Ist dicke lip und sele verlust.

Du solt auch mit dem berade din

Numer nit zu swinde sin.

Wem zu beraden ist zu gach,

Da gat vil gerne ruwe nach.

315

Also solt du nustnit dun e

Du betrachtest vor waz danach ge.

So mac dir wol gelingen,

Daz solt du wol bevinden.

 

Ist aber daz einer nit enkan

320

Oder mac rat von im selbe han,

So sol er suchen hin und her

Zu luden, die wizzen me dan er.

Und doch nit allen luden gar

Din heimelichkeit offenbar,

325

Und verhel dins selbes laster vast,

Wo du kanst oder mast,

Und entbloze din scham ieglichen nicht;

Ich sage dir anders wie dir geschicht:

Du mochtest dem clagen din leit,

330

Er wolte es were also breit,

Und lachte er dich vorwert an,

Er wolte dich hinderwert verkeuft han.

Davon solt du dich betrachten

Und solt in dir selbe achten,

335

Wer die ratlude sollen sin,

Den du wilt sagen den willen din.

Hievon leret uns gar schon

Der wise konig Salomon.

Er sprach: «Du solt nit iederman

340

Getruwen, der dich lachet an.»

Wan du guden rat wilt haben,

So solt du wise lude fragen,

Die du vorware vil wol weist,

Daz sie din frunt sint aller meist,

345

Und die du wol beweret hast,

Daz du in wol getruwen mast,

Und die wislich konnen gebaren

Und die witzig sint an den jaren;

Wann der bewerte frunt allein

350

Ist bezzer dan golt, silber und gestein.

Ez kan auch nieman gar bevinden

Waz ein wise man mac vollenbringen.

So er alleine betrachtet in sich,

Er vichtet wider menlich

355

Ane wafen und ane slac.

Er machet vinster, so es ist tac.

Er machet mit siner wisheit allein,

Daz vil groz dinc wirt gar clein,

Und so ein dinc gar nahe ist,

360

Er machet ez verre mit sime list.

Er kan auch machen ganze dinc

Uz stucken, die zurbrochen sint.

Er wendet unde keret,

Er minret unde meret.

365

Davon man gerne sol haben. rat

Von eime, der wisheit in im hat;

Wan der wise man, ane spot,

Ist in dem huse der muse dot.

Die alten lude sol man auch fragen;

370

Wan sie konnen wol gesagen,

Waz hievor ist beschehen,

Manigez daz sie habent gesehen

Und daz sie auch besuchet hant,

Davon in wisheit ist bekant.

 

375

Und so du hast vernomen war

Iegliches rates, her und dar,

So solt du eben mercken dabi,

Waz dir aller nutzest si,

Und solt zu aller leste

380

Uz in allen welen daz beste.

Ist daz du suchest also rat,

So wiz, daz ez dir wol gat

An libe und auch an sele,

An gut und auch an ere.

385

Und an allen dingen

Mac dir wol gelingen.

 

Hast du wol vernomen eben,

Wer dir wisen rat kan geben,

So solt du auch mercken wol,

390

Wen man zu ratgebe miden sol.

Zu dem ersten, so solt du dore fliehen

Und solt dich von irme rade ziehen;

Wan ein dor vil gerne erzeiget

Waz zu dorheit ist geneiget,

395

Und wie er in dem sinne hat,

Also kan er geben rat.

Du solt auch nit junge kint

Fragen umb kein wise dinc;

Wan ir sin nit ist bereit

400

Anders wan zu dorheit.

Davon sprichet aber gar schon

Der wise konic Salomon:

«We und leit daz lant an gat,

Daz ein kint zu konige hat.»

405

Du solt auch boser lude rat

Schuhen fru unde spat;

Wan sie mit iren sinnen

Kein gut dinc mogen beginnen.

Dir sol auch sin unmere

410

Der rat der schmeichelere;

Sie geben den luden suzen munt

Und betriegent sie zu stunt,

Als ein vogeler, der laget

Dem vogel biz er in gevahet.

415

Du solt auch keinem gleuben vil,

Wir saget dir eins und anders wil,

Und sprichet gein dir schone wort

Und meinet hinderwert anders dort.

Und wer din vint gewesen ist,

420

Wie du mit im versunet bist,

Du solt sinen rat doch miden

Darnach zu allen ziden,

Und solt im furbaz nit getruwen,

Ez mac dich anders wol geruwen.

425

Und wer durch voht dir raden sol

Und nit durch liebe, dem getrew nit wol

So er din bestez dir sol werben,

Er redet dir du must verderben;

Wan nieman gerne minnet

430

Da man in zu betwinget.

 

Also betrachte fru und spat

Zu wem du sollest nemen rat

Und wen du sollest fliehen

Oder zu rade ziehen.

435

Und wilt du daran volgen mir,

So mac wol gelingen dir.

 

 

III

Von der e und von der huszucht

 

1. Wie man in der e leben sol

 

Wer elich leben recht wil haben,

Der sol gerne horen davon sagen,

Obe er kornen wolle darzu,

440

Daz er doch wizze waz er du,

Oder wer itzunt ist dabi,

Daz er wizze waz er si,

Und wie die e von rechte si worden

Ein gesetze und auch ein orden,

445

Und wer den orden habe geben,

Und wie man solle darinne leben,

Und wo der orden si gemacht,

Oder warumbe er si erdacht,

Und wie ez damide solle ergan,

450

Und wie man damide moge bestan,

Oder wie man darinne halte sich,

Daz ez got si lobelich.

 

Die e ist heilic, gerecht und gut.

Wer in der e rechte dut.

455

Und sich heltet ordenlich,

Der erwirbet wol daz himelrich.

Aber vil lude nit erkennen wollen,

Wie sie die e halten sollen

Ist in ewiclichen unbekant;

460

Davon die e wirt dicke geschant.

Sie halten sie nit als sie sollen;

Wan sie keiner lere volgen wollen.

Wie vil man sie gelernen kan,

So volgent sie doch nieman.

465

Sie lebent nach irs selbes mut,

Als unverstanden vihe dut,

Daz sich an got nit keret

Und sich selbe oder nieman eret,

Und auch nit ordenlich heltet sich,

470

Und lebent unvernunfteclich

Und aueh ane alle bescheidenheit.

Ir eins dem andern nit vertreit,

Sie sint auch gar veruneinet,

Ir keins daz ander mit truwe meinet,

475

Ir eins dem andern sin spise nimet,

Ez granet, ez bizet, ez slecht, ez grimet,

Ir keins dem andern gudes gan,

Sie zannent und bellent einander an.

Wo kuschen eluden also geschicht,

480

Da ist kein rechte e nicht,

Und wart auch die e nit also erdacht

Oder gesetzet oder gemacht.

 

Got hat den menschen geordinieret

Und vor andern creaturen gezieret,

485

Daz er hat vernunft und erkentnisse,

Bescheidenheit und verstentnisse,

Und er bekennet bose und gut,

Daz kein ander creature dut

Wan alleine des menschen kint;

490

Die andern alle unvernunftig sint.

Ir wesen zergat auch in korzer frist;

Des menschen wesen ewic ist.

Stirbet hie sin lip und lit darnider,

Er erstat und wird lebendig wider.

495

Daz dut kein creature me,

So sie erstirbet, daz sie wider erste

Oder daz sie vernunft habe;

Wan der mensche daz hat von gnade,

Die im got sonderlich hat geben.

500

Davon er vernunfteclich sol leben

Und sol in ordenung halten sich,

Daz er nit du eime vihe glich,

Daz nit achtet wie ime geschicht,

Und hat zu got kein zuversicht

505

Oder nit sorget wie ez ime erge

Und wie ez ewiclich erste.

Der mensche sol vochten sinen got

Und sol behalten sin gebot

Und sol volgen siner lere,

510

Und sol sime gemahel bieden ere

Und sol in mit zochten liep haben

Und sol in ubersehen und vertragen

Und sol in numer zornig machen

Ane scholt und redeliche sachen

515

Und sol dugentliche mit ime leben,

Als uns got bizeichen hat geben.

Wie man an allen dingen

Sol elich werk volbringen

Und wie man mide gebaren sol,

520

Daz wirt man hernach horen wol.

 

Do got den ersten menschen liez werden,

Beschuf und machte er in us erden

Und, do er in hate beschaffen,

Liez er in suzeclichen slafen.

525

Den menschen hiez er Adam.

Uz sime libe er im ein rippe nam,

Und machte im daruz ein wip,

Und leite sie Adam bi sinen lip.

Unse herre det sie ufstan,

530

Und hiez sie beide zu ime gan.

Daz wip wart Eva genant.

Got nam sie beide mit der hant.

Er sprach: «Ir zwei ein lip sint.

Ir sollent mit einander machen kint

535

Und sollen wahsen hie uf erde,

Daz uwer vil werde,

Und minnen einander furbaz me!»

Also machte got von ersten die e.

Diz geschach an der heiligsten stat,

540

Die iergent uf ertrich lac

(Und auch in der heiligsten zit)

Dar alle menschen nie in quamen sit.

Die stat das Paradise ist genant.

Sie zwei, beide sant,

545

Waren zu der zeit und stunden

Ledic und los von allen sunden.

Davon in der cristenheit

Die e heizet ein heilikeit;

Wan sie got selbe gemachet hat

550

In heiliger zit und an heiliger stat,

Und begat man ez in der cristenheit

Also got ez hie vor hat angeleit.

Das mogen wir wol mercken heran:

Wan man wil ein brutlauf han,

555

Man leit die brutlude slafen nider

Und hebet sie darnach uf wider,

Als unse herre slafen liez

Adam und Eva, sie hiez

Daz sie solten wider ufstan.

560

Darnach sollen sie zu der kirchen gan.

Daz bezeichent uns die heilige stat,

Da got die e gemachet hat.

Der priester nimet sie da mit der hant.

Da bi ist uns daz bekant,

565

Daz got mit der hant nam

Eva und auch Adam

Und beval zu einander sie,

Also dut sie auch der priester hie.

Und daz Adam und Eva heilic waren,

570

Also sol man heilicliche gebaren:

Der brudigome und sin wip

Sollen nider knuwen an der zit

Und sollen bichten und horen mezze

Und biden, daz got ir nicht vergezze,

575

Und biden flizecliche und sere,

Daz got in libes eren beschere

Und gut, damit sie sich erneren

Nach godes lobe und mit eren.

Wer also bidet und also dut,

580

So ist die e heilic und gut.

Daz diz si war und bewert,

So hat got selbe die e geert.

Daz geschach zu einer offen hochzit

In einer stat, die zu Galilea lit.

585

Dahin quam ein groze schar,

Die alle waren geladen dar,

Godes junger was auch vil da

Und Ihesus selbe und Maria.

Da begunde in wines gebresten sin,

590

Got selbe machte in uz wazzer win.

Der win was also gut und zart,

Daz bezzer win uf erden nie wart.

Sie druncken, daz sie frolich worden.

Damit got erte den heiligen orden.

595

Hete man sunde begangen daran,

Daz man brutlauf hete getan,

Got were selbe nit komen dar

Und hete da nit gezeichent offenbar.

 

Got hat uns auch ordenunge geben,

600

Wie wir in der e sollen leben.

Der orden ist also stark

Als ie kein orden geordent wart.

Der mensche ist selic ewiclich

Und besitzet mit got daz himelrich.

605

Die e ist darumbe gedacht,

Daz kint da werdent vollenbracht

Und menschenkunne uf erde

Davon gemeret werde.

Und ist auch gemacht darumbe,

610

Daz wir mit unkusche begen kein sunde.

Davon Sant Paulus: «Jederman,

Der sol sin elich wip han

Und sol unkusche vermiden

Mit andern frauwen und wiben.»

 

615

Wie man die e recht halten sol,

Des bedurfen alle elude wol

Daz sie ez wizzen eben,

Wie sie in der e sollen leben.

Die e ist und heizet ein dinc,

620

Da zwei in eime willen sint,

Da ein man und auch ein wip

Zusammen gelobent iren lip,

Daz sich ir keins von den andern scheide

Weder durch liebe noch durch leide,

625

Und mit einander wollen liden

Ubel und gut zu allen ziden.

Wir sich also vermischet hat,

Die vermischunge nieman gescheiden mac,

Wan alterseine unse herre got

630

Mit geistlichem leben oder mit dem dot,

Ez irre denne etlich ander dinc,

Die hie nit notdurftic zu sagen sint,

Also wise paffen daz wizzen wol,

Waz sache ein e hindern sol.

635

Diz sollen wir geswigen,

Und lazen wir»z also triben

Und horen sagen furbaz me,

Wie man sich sol halten in der e.

Ein eman und ein ewip

640

Sollen haben zwo selen und einen lip

Und sollen ir leben zu allen ziden

Nach godes lobe vertriben

Und sollen sich in tugenden uben.

Ir keinz daz ander sol betruben

645

Also verre ez mac und kan.

Sie sollen einander liep han,

Und mogen miteinander dun die dinc,

Die mogelich und gewonlich sint,

Und sollen davor huden sich,

650

Daz sie nit leben vihelich

Und sollen nit sin unbekant

Als diere die kein verstentnisse hant.

Es sin frauwen oder man,

Sie sollen got vor augen han.

655

Und sollen nit vollenbringen

Iren wollust an allen dingen,

Und sollen leben in gotlicher vochten

Mit mezeclicher zeme und zochten.

Sie sollen sich also vereinen,

660

Daz sie einander mit truwen meinen

Und sol einz dem andern getruwe wesen;

So mogen sie an libe und an sele genesen,

Ir einz dem andern billich gan

Waz ez im selbe wil haben getan.

665

Sie sollen mit einander gliche zeren

Und einz sol helfen daz ander generen.

Nit daz der man ge zu dem win

Und laze die frauwe in gebresten sin,

Oder daz die frauwe hinderwert ezze

670

Und ires mannes gar vergezze.

Also an allen dingen

Sol einz des andern truwe bevinden.

Doch sol die frauwe irem man

Gehorsam sin und undertan

675

In dem huse an aller stede

Zu rechten dingen an widerrede.

Er sol ir auch nit muden zu,

Daz si numer kein unrecht du.

Sie sol sich erberliche ziehen

680

Und sol gesponsen schuwen und fliehen.

Sie sol sich nit ufspitzen und florieren

Und sol sich uf keinen andern zieren,

Daz sie eime andern gevalle wol;

Irme eman sie gevallen sol.

685

Sie sol dem man nit ziehen abe

Hinderwert und heimeliche sin habe.

Sie sol in halten in friden und eren

Und sol sich an keinen andern keren.

Sie sol in nit kiveln nacht und tac

690

Und snadern als ein gans: «Bap, bap.»

Wolte sie nit friden und gemache haben

Und wurde davon wol zerslagen,

Da dete der man kein sunde an,

Obe sie im des nit wolte erlan.

695

Der man sol auch sin elich wip

Haben liep als sinen eigen lip.

Er sol sie zuchteclich handeln und eren

Und sol sich an kein andre keren.

Er sol gedencken daran,

700

Daz sie hat vader und muder gelan

Unde alle frunde, die ir ie worden,

Und zu im getreden ist in den orden.

Er sol sie handeln tugentlich

Und sol sie strafen zuchteclich.

705

Hete im ieman it getan,

Daz sol er sie nit entgelten lan.

Wolte er sinenzorn und ungedult

Lazen gan uber sie an alle schult

Oder, so er wol getruncken habe,

710

Daz er sie dan bluwe und slage,

Daz ir villichte gat abe ein kint,

Oder ir widervert ein ander dinc,

Daz irme libe geschicht gar we,

So wirt gevelschet da die e.

715

Hie sollen frauwen unde man

Zu aller zit gedencken an:

«Die frauwe sol dem manne vertragen.

Er solt sie ane schult nit slagen.

Ir einz dem andern ubersehen sol.

720

So geschicht in allen beiden wol.»

 

Mensche mercke, mit siben sachen

Velscht man die e und dut sie swachen.

Wer also die e wil besitzen,

Der pliget nit guter witzen;

725

Er verluset alzit damit sin sele

Und dicke lip, gut und ere.

Daz leider von manigem menschen geschicht

Und scheidet man die e doch darumb nicht;

Ez heizet vor der welt wol hie ein e

730

Und wirt dort ewiclich ein we.

 

Die erste sache ist wo ein man

Eine frauwe gelobet elich zu han

Und, wan er ir daz gut verzert,

Daz er sich dan von ir kert

735

Und ir nit hilfet noch redet me,

So wirt an in gevelschet die e.

 

Die ander ist wo man und wip

Einander an der e gelobent ir lip

Und welchez dem andern untruwe dut

740

Mit andern gesponsen, daz ist nit gut

Und ist die e gebrochen

Und wirt gar swerliche gerochen.

 

Die dritte la dir sin geseit:

Wer got gelobet sin kuschheit

745

Und darnach grifet zu der e,

Also dicke er unkuschet vorbas me,

So dut er alle stunde

Ein dotliche sunde.

 

Die vierde: Wer beredet sin kint

750

Da unertic groz gut sint

Und die mit unrecht sint gewonnen,

Weiz er»z und hat er»z vernomen,

Der velschet die e gar sere

Und wirt der sele gar swere.

 

755

Die funfte: Wer der heiligen zit

Oder siechen frauwen lip

Nit schont und sich daran nit kert,

Davon wirt die e geunert,

Und komet vil gerne davon gebort,

760

Die unselic werdent hie und dort.

 

Die sechste sache ist daz,

Wo elude einander sint gehaz

Und keinz dem andern gudes gan

Und zannent und grinent einander an

765

Und keinz dem andern wil vertragen.

Die muzent alzit ungluck haben

Und sint unselic umer mere

An libe, an sele, an gut und an ere.

 

Die sibende: Wer mit unkuschen dingen

770

Wil bosen wollust vollenbringen

Und ubet wider die nature sich,

Eime unverstanden vihe glich.

Da erzurnet man got gar sere mit,

Wer sich davor hudet nit.

 

775

Welich mensch nit underwegen lat

Valsch, daz im vorgeschiben stat

An eime diser siben dinge …,

Der beheltet unrecht sin e

Und wirt verdampnet umer me

780

Ane ende und ewiclich,

Er wolle dan bekeren sich

Und wolle ruwe darumb han

Und wolle furbaz davon lan.

Wo auch diz nicht geschicht,

785

So sol er haben kein zuversicht

Zu dem, der uns die e hat geben,

Oder zu dem ewigen leben.

 

 

2. Wie man sich gein den kinden halten sol

 

Wil got den luden kinde beschern,

Sie sollen sie zichen und genern

790

Und sollen in narunge geben;

Und mercke wie man sol mit in leben:

 

Man darf den luden nit vaste sagen,

Daz sie ir kinde liep haben.

Die nature sie darzu twingt,

795

Daz ein yedlich mensche sin kint minnt,

Und ist zu vochten vil mere,

Daz sie ir kinde minnen zu sere

Wan die minne si zu cleine.

Mercket wie man daz gemeine:

800

Wer leit an die kinde zu groze liebe,

Der machet uz in doren und diebe.

Man sol in zit strafen die kint

Die wile sie in der jugent sint

Und sol sie mit ruden slahen,

805

Biz daz sie wisheit gevahen.

Davon sprichet gar schon

Der wise konic Salomon:

«Du solt din kinde ziehen,

Daz sie die dorheit fliehen.»

810

Dorheit in kinde herzen helt hus,

Mit ruden tribt man sie wider uz,

Und wan dorheit enwec fluhet,

Die wisheit sich dan wider in zuhet.

Wer sinen kinden zu vil verhenget,

815

Der wirt vil gerne an in geschendet

Und gelebet an in groz herzeleit

Und komet sin auch dicke in arbeit.

Herwider, so kinde wise werdent

Und vader und muder hie ersterbent,

820

Sie werdent bi got des frauwen sich

In jener werlte ewiclich.

Davon sol man in dorheit weren

Und sol in zucht und wisheit leren

Und, daz sie got vor allen dingen

825

Anbeden, eren unde minnen,

Und auch leren erkennen dabi

Waz recht und unrecht getan si,

Daz sie daz gude triben

Und daz bose vermiden.

 

830

Man sol sie auch leren etwas,

Davon sie sich generen deste baz

So vader und muder ersterben,

Daz sie nit bedeler werden.

 

Du solt dich mit zorn auch nicht vergahen,

835

So du din kint wilt strafen und slahen.

Du solt sie strafen in bescheidener mazen

Und solt sie auch nit vaste hazzen.

Da han wir ein bizeichen an:

Welcher mensche got wil liep han,

840

Den strafet er mit manigen dingen

Und behelt in doch in siner minnen.

 

Wizzen sollen auch die kint,

Die zu iren tagen komen sint,

Welchez kint dut nit recht und eben,

845

Dem ist sin vader nit schuldic zu geben

Noch zu helfen vil oder wenic

Die wile es im ist nit undertenic.

Ez sol auch nit erben sins vader gut,

Wo ez unrecht wider in dut.

850

Darzu sundet ez wider gode

Und brichet ein der zehen gebode.

 

 

3. Wie sich die herschaft gegen dem gesinde halten sol

und daz gesinde gegen der herschaft

 

Die lude muzen auch haben gesinde,

Daz sie in helfen ziehen ir kinde

Und in zu dienste sin bereit

855

Zu ander manigerlei arbeit.

 

Wer dir dan getruweliche dut,

Den dienst solt du haben vor gut

Und solt milte gegen im sin,

So dut er gerne den willen din.

860

Sinen dienst den vorder dugentlich,

So dienet er dir willeclich,

Und geschicht dir zu dem dienste gut,

Wan er ez willecliche dut.

 

Ein gesinde solt du haben in vochten

865

Und solt sie doch strafen mit zochten

Und solt gein dem gesinde din

Nit alzit zu grimic sin.

Du solt sie haben in der mazen,

In nit gar iren willen lazen.

870

Fuget dir ein dienst nit gar eben,

Dem solt du «n bescheiden urlop geben

Und gip im sinen verdienten lon

Mit willen, weidelich und schon

Und laz in schaffen daz sin;

875

Also du auch du daz din.

 

Ein gesinde sol auch an allen dingen

Siner herschaft nutz volbringen,

Und sollen in zu aller arbeit

Sin gehorsam und bereit.

880

Sie sollen sich nustnit weren

Waz sie mogen getun mit eren.

Sie sollen sie in friden haben

Und sollen in ubersehen und vertragen.

Sie sollen sie halten in eren

885

Und ir bestez vorwenden und keren.

Sie sollen dienen getruwelich

Mit sorgen alzit willeclich.

Sie sollen alle dinc bringen zu schutz

Und keren zu dem besten nutz.

890

Ezzen und drincken sollen sie nit sparn.

Daz uberige sollen sie wol bewarn

Und sollen bewarn den luden ir gut,

Daz ez vor schaden si behut.

Si sollen enwec geben kein dinc,

895

Die ir herschefte sint,

Weder hie oder dort

Ane ir wizzen und ane ir wort.

Alle dinc sollen sie dun und erzeigen

Mit truwen, als were ez in eigen.

900

Si sollen das beste vorwenden

Nach al ir mogen an allen dingen.

Wo sie anders haben getan,

Da dun sie ubel und unrecht an.

Wer also wirbet und dienet schone,

905

Der ist wirdic, daz man im lone

Und, obe er also sturbe,

Daz ime hie nit gelonet wurde,

So wil im got dort selbe geben

Freide, ruwe und ewigez leben,

910

Und wil im lonen also,

Daz er mit ime wirt ewiclich fro.

Got wil ez im an der sele ergetzen.

Daz sollen ir diener alle eben schetzen.

 

 

4. Summa

 

Wo nu eliche lude sint,

915

Die gesinde bedurfen und habent kint

Und in die helfen zern

Und sie die muzen genern,

Sie sollen sich nit ubel gehaben

Und sollen an gode nit verzagen.

920

Der got der sie beschaffen hat,

Der selbe got alle dinc vermac.

Got der hat zu geben vil

Und git alzit wem er wil.

Er ist aller gnaden vol

925

Und erkennet unse notdurft wol.

Wer got getruwet und hat in liep,

Den lazet got verderben nit.

Wil er sich lazen begnugen

Und zern zu rechten zugen,

930

Got fuget im umer etwie,

Wie er sich genere hie.

Der anders so selic were,

Daz er mit truwen und ere

Nach solichem gude hie wurbe,

935

Damit er nit ewicliche verdurbe.

 

Wie man darnach werben sol,

Mensche, daz solt du mercken wol:

Man sol gut besitzen unde gewinnen

Mit recht und mit erlichen dingen,

940

Daz man sich davon genere

Nach libes notdurft und nach ere,

Und nit in solichem sinne,

Daz man uberig gut gewinne,

Davon man hie auf erde

945

Hoffertic und geweltic werde,

Und daz man kostlich cleide trage

Oder deste me eren habe

Oder daz man kostliche spise ezze,

Damit man godes gar vergezze,

950

Oder daz man mit wiben

Wolle unkuschheit triben

Und daz man lust habe davon,

Herumbe sol ez nieman dun.

Man sol gut darumbe gewinnen,

955

Daz man gebe den kinden

Und man sich davon genere

Und die notdurft davon zere

Und armen luden habe zu geben,

Daz sie fristen hie ir leben,

960

Und auch umbe daz,

Daz man got gediene deste baz.

Wer also nach gude stat

Und alle bose meinung lat,

Vellet dem groz richtum an,

965

Daz mac er wol mit gode han,

Also daz er in sime sinne

Nit habe zu groze liebe und minne

Zu den irdischen gudelin,

Und er vergezze des schopfers sin

970

Von dem er allez gut hat

Und er in ungedancket lat.