BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

I. Von dem Menschen

in seiner gemainen Natur.

 

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[Von dem Menschen]

 

GOT beschuof den menschen an dem sehsten tag nâch andern crêatûren und hât in beschaffen alsô, daz seins wesens stük und seins leibes gelider sint gesetzet nâch dem satz der ganzen werlt, wan in dem menschen ist vernunft als in dem engel und kain ander crêatûr hât vernunft ân den engel und den menschen, und dar umb ist kain tier gelernich mit rehter kunst als der mensch ist. auch wegt diu sêl des menschen leib von stat ze stat recht als der himelweger tuot den himel. mit dem geleicht der mensch dem himel. auch als diu sunn ze mittelst stêt under andern planêten, dar umb, daz si irn schein gestrewen müg auf die andern stern über sich und under sich, alsô stêt des menschen herz ze mittrist in dem leib, dar umb, daz ez andern glidern craft gesenden müg. auch nimt der mensch sein narunge mit ezzen und mit trinken und wechst auf und ab. mit dem geleicht er den paumen und den kräutern und allen den dingen, die narunge pflegent. auch ist der mensch gemischet auz den vier elementen, die dâ haizent feur, luft, wazzer und erd. mit dem geleicht er stainen und gesmeid und allem dem, daz auz den elementen wirt. dar umb als Aristotiles spricht: sô der mensch ain kindel ist, sô gêt er auf den henden, dar nâch gêt er aufreht auf den füezen unz an daz letzt alter, sô pückt er sich dan wider zuo der erden, dâ mit bezeugt er im selber, daz er von der erden komen sei und wider zuo erden werden muoz.

Nû hân ich kurz begriffen, wie der mensch der ganzen werlt sei geleich. dar umb haizt er in kriechischer sprâch microcosmus, daz ist als vil gesprochen als die clain werlt. dar umb sprechent hübsch leut: ich sach alle werlt in ainem rock.