BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

I. Von dem Menschen

in seiner gemainen Natur.

 

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48.

Wie diu gepurt an die werlt kome.

 

Sô nun diu fruht zeitig ist in der muoter leib, sô entsliezent sich die âdern und diu pant, diu vor die fruht hielten, reht ze geleicher weis als diu æderlein an den frühten auf den päumen, und sô naigt sich danne diu fruht in der muoter leib ze tal gegen der porten in die werlt, sam Aristotiles spricht, mit offem mund und daz kindlein besleuzt den offenen munt mit seim hendlein, daz ist sein êrstez menschleichez werch. ez gêt auch daz kindel in die werlt des êrsten mit dem haupt. aber ez gêt wider auz der werlt des êrsten mit den füezen, wan man kêrt im die füez für, sô man ez ze grab tregt. ist auch, daz daz kint zuo der porten niht kümpt des êrsten mit dem haupt, sô kümpt ez gar swærleichen in die werlt und mit der muoter grôzem leiden, alsô daz diu muoter oft stirbt an dem kindlein. daz geschiht dar umb, daz sich diu fraw niht auf gerihtes helt in dem gepern. man hœrt auch des kindes kain stimm, ê daz ez ganz her für köm auz der muoter leib. ez geschiht auch oft, daz die frawen der kindlein genesent ê der zeit; daz geschiht von mangerlai sachen, von derschrecken, von slegen, daz man die swangern frawen vast sleht, und von grôzen sprüngen, die die frawen tuont, von swærem schütteln, von reiten oder von varn, wan von den sachen allen prechent diu pant ê der zeit, dâ mit daz kint gepunden ist in der muoter leib, reht sam der ain pirn ê der zeit wirft mit ainem stain ab dem paum. ez sprechent auch etleich, daz der frawen daz kindlein ab gê von dem gestanch ainr erleschten kerzen. daz verstên ich gar von zarten frawen, die gar clârer nâtûr sint. man spricht auch, ob diu frawe irn âtem halt in der gepurt, daz si dester leihticleicher geper.