BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

II. Von den himeln und

von den siben planêten.

 

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1.

Des êrsten von dem satjar.

 

Ich lâz des puoches ordnung ze latein, wan ez ist hie gar ungeordent, und wil anheben des êrsten von den himeln und von den planêten, und dar nâch von den elementen. Manik maister und aller maist der christen und der juden lêrer setzent zehen himel ob ainander. der êrst und der obrist stêt still und welzt niht. der haizt ze latein empireum, daz ist der feurein himel, dar umb, daz er glestent und scheint mit wunderleichem grôzem glast. dar inne ruowet got mit seinen auzlieben. der ander himel ze tal gegen uns haizt der êrst walzer oder der cristallisch himel, dar umb, daz er klâr und lauter ist sam ain cristall, und kain stern ist an dem selben himel. der welzt in tag und in naht, daz ist in vierundzwainzig stunden, ains mâls umb und umb daz ertreich. der dritt himel haizt ze latein firmamentum, daz ist der vest himel, dar umb, daz er ain vest und ain grunt ist aller gesteckten stern. der welzt widerwarts von der sunnen underganch gegen der sunnen aufganch und volpringt seinen lauf in sehsunddreizigtausent jâren ains mâls. er haizet auch der gestirnt himel.

Dar nâch sint die siben himel der siben planêten. der hât iegleicher neur ainen stern. der êrst haizt ze latein Saturnus, daz ist der Satjâr, dar umb, daz er den frühten und dem leben wider ist, und sölt er ze reht haizen der Stœrjâr oder der Hungerjâr; sô haizt man in spötleichen Satjâr (wann er verderbt wein und korn), reht als der ainen ungestalten menschen engel hieze. der stern ist von seiner kraft kalt und trucken und ist sein lieht tunkel und volpringt seinen lauf in dreizig jârn. Plinius der spricht: alle planêten gênt ir kraiz zuo der lenken hant âne dér stern, der gêt alle zeit snell zuo der rehten hant. daz verstên ich alsô, daz er alle zeit stêt daz mêrer tail gegen der sunnen underganch über, wan er volgt der sunnen trægleich. der nun sein antlütz kêrt gegen dem himelwagen und den ruck gegen mittem tag, dem ist der stern ze der rehten hant. kêrst aber dû den sin umb in anderr weise, sô ist er auch wâr, wan ez ist anders niht gesprochen denne daz der stern træg ist. daz ist dar umb, als Plinius spricht, daz in der gestirnt himel hindert in seinem umblauf, und dar umb, daz er træg ist, sô ist er dester kelterr krefte, seint snelliu wegung ist ain sach der hitz. aber Augustînus der spricht über genesim daz puoch, daz der stern dar umb kalt sei von den wazzern, die ob den himeln sint. wærleich mit urlaub, daz ist ain spot, wann kain wazzer ob den himeln ist. wær aber wazzer dâ, daz den stern frœrt, daz frœrot allermaist den gestirnten himel, und sô wær er dann sô kalt, daz er daz ertreich sô gar durchfrœret, daz kain fruht noch kain leben dar auf wol beleiben möht. und wenn diu hailig geschrift spricht, daz wazzer ob den himeln sei, daz verstên ich von dem cristallischen himel, der lauterm wazzer geleich ist, wan der ist ob dem gestirnten himel. gedenk niht, daz ich pezzer well sein wann Augustînus, wann er hât an seinem anvanch vil gesprochen, daz er hinden nâch widersprochen hât. dar umb sprich ich, daz der stern Satjâr an seinr aigenr nâtûr kalt ist, dâ mit in got beschaffen hât.