BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

II. Von den himeln und

von den siben planêten.

 

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11.

Von dem geschöpften stern.

 

Der geschopft stern haizet ze latein cometa und ist niht ain rehter stern: er ist ain flamm und ain feur prinnend in dem obristen reich des luftes. dar umb scholt dû wizzen, daz daz hitzig gestirn an dem himel zeuht irdischen dunst auz der erden und wäzzerigen dunst auz dem wazzer und die dünst paide gênt auf in den luft, dar umb daz si leiht sint sam der luft. wenne nu daz ist, daz ain irdischer vaizter rauch aufgezogen wirt in den luft, sô enzündet er sich oben in dem luft pei dem feur ze næhst, und ist des dunstes vil, sô wert diu flamm lang, und gêt der materi ze stunden vil zuo auz dem ertreich, sô wert diu flamm lang und scheint uns des nahtes als ain stern, der an dem himel stêt, reht als ainer, der pei dunkelr naht reitt und verren siht ain lieht, den dunket daz lieht ain stern sein. diu flamm ist gehaizen von den maistern der geschopft stern, dar umb, daz funken von im vliegent und daz er zinzelt gegen dem tail der werlt, dâ im der dunst zuo gêt, der in nert und fuort. der stern bedäut hungerjâr in dem land, dâ er den schopf hin kêrt, dar umb, daz diu fäuhten auz dem ertreich ist gezogen und diu vaizten, dar auz süez wein und korn und ander früht schölten auz der erden gewachsen sein, und koment oft dâ mit vil kefern und häuschrecken. alsô sach ich ainen comêten ze Pareis, dô man zalt von gotes gepürt dreuzehenhundert jâr und siben und dreizig jâr, der werte mêr denne vier wochen und stuont gegen dem himelwagen und het den sterz gekêrt gegen däutschen landen und wegt sich mit ainr überwertigen wegung gegen mittem tag, unz er verschiet. dô was ich gar junk und prüeft doch allez, daz dâ nâch geschach, wann dâ nâch kürzleich kom ich her auz in däutscheu lant, dô kâmen sô vil häuschrecken geflogen von Ungern durch Oesterreich und durch Paiern auf über den Sant den Main ab gegen dem Rein, daz si sô vil getraides verderbten auf dem veld, daz manich gäuman verdarb. daz geschach dâ von, daz der stern kraft daz wüest lant in Preuzen und an etsleichen steten in Ungern, dâ ez hüelich was und mosich, beraubte seiner behenden fäuhten und liez die gerben dâ, auz den wart ain fäuhten und ain sâm, dar auz die häuschrecken wurden, wan ain iegleich tier hât sein aigen materi, dar auz ez wirt, dar umb ist ain wazzer vischreich, daz ander fröschreich. Der comêt bedäut auch streit und verræterei und untrew und etleicher grôzen fürsten tôt und gemaincleich vil pluotvergiezens. alsô huoben sich dâ nâch in den næhsten jâren vil krieg und streit zwischen dem küng in Frankenreich und dem küng in Engellant, wan der von Engellant dertrankt dem von Frankenreich vierzigtausent man auf dem mer, und ains anders jârs dar nâch gesigt er im an aines grôzen veltstreites, dâ küng Johannes von Pehaim inne derslagen wart und vil êrbæriger ritterschaft. daz geschach allez pei kaiser Ludweiges zeiten, dem vierden seines namens. nu maht dû frâgen, war umb der stern streit bedäut und pluotvergiezen? daz ist dar umb, daz ze den zeiten der stern kreft die lebleichen gaist auz dem menschen ziehent und machent daz behend pluot auzdünstend auz dem menschen. sô nu der mensch trucken ist und hitzig, sô ist er zornig und vicht gern, als wir sehen an haizen läuten: wenne si vastent, sô sint si unmuotig und zornich; iedoch möht man daz wol understên mit guoten ræten. daz aber die maister sprechent, daz der stern bedäut der fürsten tôt mêr denn armer läut tôt, daz ist dar umb, daz die fürsten namhafter sint dann arm läut und ir tôt weiter erschillet denn armer läut tôt.