BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

B. VON DEM GEFÜGEL

IN AINER GEMAIN

 

___________________________________________________

 

 

57.

Von dem pfawen.

 

Pavo haizt ain pfâw. daz ist gar ain schœner vogel und ist ain freunt aller schônhait und rainikait, sam Aristotiles spricht. der vogel hât ainen langen geäugelten zagel und hât ain saphirisch herz an der varb, wan er hât ain plâw varb an der prust und ist an dem hals gar liehtvar, reht als ain saphir ist von Orient. der vogel hât die art, daz er mit seim geschrai vertreibt alleu vergiftigeu tier, wan diu getürrent niht beleiben an den steten, dâ si sein stimm hœrent. er hât ain graussam stimm und ain ainfaltigen diepleichen ganch. Augustînus spricht, daz des tôten pfâwen flaisch ain ganzez jâr frisch beleib und niht vaul, als er spricht in dem puoch von der stat gotes. er spricht auch, daz des pfâwen flaisch nümmer vaul werd. Jacobus spricht, wenne man den pfâwen schawt und in lobt, sô streckt er seinen zagel auf in ains halben kraizes weis und zaigt seins zagels schœne allermaist gegen der sunnen, wan dâ sint sein varb aller liehtest und aller klârst. wenn der pfâw seinen zagel gestreckt hât gegen der sunnen und sein ungestalt füez ansiht, sô senket er den zagel wider auf die erden. alsô spricht daz puoch von der aigenchait der ding. der pfâwe verleuset seinen zagel alle jâr und mauzet sich, und in der zeit sitzet er under ainen paum oder in ainen schaten gar schämiger an im selber, unz im die selben federn wider gewahsent. iedoch die haimischen laufent an daz lieht, wie stumpf si sint. Plinius spricht, wenn der pfâw die wol geverbten federn rêrt, sô traurt er und wirt dann perhaft. wenn der pfâw in der vinster wachet und sich selber niht gesehen mag, sô erschrikt er und schreit laut, wan er wænet, er hab sein schœne verlorn. der pfâwe zerpricht der pfæwinne air von dem lust, den er zuo ir hât. dar umb gepirt si ir air an ainer haimleichen stat. wenn der pfâw hôch auf steigt, daz ist ain zaichen des künftigen regens. Aristotiles spricht, daz der pfâw sô häzzig sei, daz er sein aigeneu kint niht ansehen well unz daz si krônen auf dem haupt habent und im geleich werdent. Pei dem pfâwen verstêt man ainen iegleichen hailigen prelâten, der ist gar schœn und rain an aller gaistleicher wirdichait und an hailigen werken. der hât ainen langen geäugelten zagel, daz ist, er hât vil weiser undertân, sam ain pischolf hât pröbst, dechant und ander klain prelâten under im, die sint sein augen ze sehen und ze pezzern allez daz, dâ er selber niht hin geraicht. und des zuo ainem urkünd und zuo ainem ebenpild tregt man in ir lang vell nâch in wälhischen landen. die pfâwen habent saphirisch prüst und häls, daz ist stæter gelaub und stæteu werk, wan pei plâwer varb verstê wir gemaincleich stætikait, wan ez ist ain reht himelvarb. der pischof schol alleu vergiftigeu tier in seinem pistuom, daz sint ketzer, wuochrær und alle übeltætige laien und pfaffen, vertreiben mit seinem geschrai, daz ist mit gaistleichen strâfen und auch mit werltleichem swert, ob sein nôt geschiht. er schol auch siticleichen gên und sleichen sam ain diep, daz ist, er schol mæzicleichen und mit weisem vorbetrahten ervorschen übel und guot und dar nâch rihten. des pfâwen flaisch gefault nümmer, wan als diu geschrift spricht, wer gelêrt ist und die läut lêrt zuo der gerehtikait, der scheint an dem jungsten tag sam der schein des liehten himels und sam der lieht sunnen schein in der êwigen êwichait. wenn man daz haupt der gerehtikait ansiht in seinen rehten lautern werken, alsô daz im sein undertân volgent, sô strecket er seinen zagel (daz sint seineu guoteu werk) und loket sein undertânen ümmer in daz êwig leben. aber wenn der pfâw, daz ist der pischolf, sein aigen füez ansiht (daz sint sein pœs râtgeben), sô senket er sein schœnen zagel auf die erden, daz ist, er vermæht sein guot pfaffen, die in zuo allen guoten dingen laitent. der pfâw mauzet sich all jâr alsô, daz er sein federn seiner hailigen lêr all jâr sträut under sein pfaffen und strâfet si. und wenn er sein lêr siht in der vinster, daz si niht fruhtpær scheint, sô schreit er mit seinen gaistleichen strâfen. wenn der pfâw (daz ist der pischof) hôch auf klimmet, daz ist, wenn er sein strâfen beswært, daz ist ain zaichen künftiges regens, daz ist künftiger strâf von got. wan Christus gab sant Peter den gewalt: ?waz dû pindest auf ertreich, daz ist gepunden in dem himel, und waz dû ledigst auf ertreich, daz ist geledigt in dem himel.' der pfâw (daz ist der pischof) hât seineu kint niht liep, unz daz si im geleich sint worden mit gehôrsam und mit allen guoten dingen. ich fürht aber laider, daz auz den pfâwen oft raben werden. daz müez got erparmen!