BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

B. VON DEM GEFÜGEL

IN AINER GEMAIN

 

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59.

Von dem pruoder piro.

 

Plumalis avis haizt aigenleich nâch der latein ain federvogel, dar umb, daz er gar schœn geziert federn hât, wan sein federn sint gemischt mit gel, weiz und swarz, und ist der vogel an der grœz als ain rephuon. aber wir haizen in ze däutseh pruoder Piro nâch seiner stimm, wan er ruoft mit seinr stimm sam er sprech pruoder Piro. von dem vogel sprechent etleich, daz er neur des luftes leb, und ist er doch vaizt. iedoch vint man nihts in seim gedirm. Pei dem vogel verstên ich die rehten christenläut, die neur des luftes der rehten gehôrsam lebent und der lêr des hailigen rœmischen stuols und kainen auzweg suochent fremdes gelauben, sam etleich ketzer tuont. der reht vest christen schreit ân underlâz: pruoder Piro, pruoder Piro! waz bedäut daz? treun, daz wil ich dir sagen. Piro in wälhisch haizt Peter und sant Peter was der êrst pâbst und ain gruntvest des hailigen rœmischen stuols, als Christus selber hinz im sprach. zuo dem stuol schüll wir alle schreien. wol dann pruoder, hie ist Piro, daz ist sant Peter und ain iegleich pâbst oder priester, der dâ zuo geweiht ist, daz er enpinden mag den sünder von allen seinen panden. Auz dem gelauben tretent etleich ketzer, die sich in laienweis ân all weih an nement peiht ze hœren und ze vergeben den läuten ir sünd, sam heur geschach in dem jâr dô man zalt von Christi gepürt dreuzehenhundert jâr und dar nâch in den neunundvierzigisten jâr, dô stuont ain volk auf, daz hiez man die gaislær, die sluogen sich mit gaiseln alsô nakent und vielen ir venie auf ir prust und nâmen ir hundert oder zwaihundert oder mêr oder minner ainen maister, der ain lauter lai was. der selb hôrt ir peiht und satzt in puoz. wider die selben ketzer schraib Clemens der pâbst, der sehst seins namen, dem pischolf von Augspurch und aller der christenhait ainen prief. des selben priefes sin wil ich hie kürzleich begreifen. Ez ist ain volk daz gaiselt sich und vellt auf die erden und bekent seiner sünd offenleichen vor allen läuten. daz volk setzt im selber ainen maister aller irrung, von dem nimt ez antlâz seiner sünd. die maister der valschait stênt auf und predigent wider die gâb der hailigen zwelfpoten, wan got gab den zwelfpoten und der pfaffhait die gâb allain, daz si daz gotswort scholten predigen und reht lêr vortragen andern läuten. nu werbent die välscher die potschaft gotes, der si doch niht gesant hât, und alsô laitt ain plinder den andern und vallent paid in die gruob der êwigen verdampnüss. die äffer legent ir hant an die archen der hailichait, sam Osa tet, den got dar umb ertôt. die äffer tuont sam Dathan und Abyron, die daz opfer gotes und diu rauchvaz angriffen, die gotes priester anhœrent. dar umb tet sich auf daz ertreich und verslant si alsô lebentig. wizz, daz die äffer dem teufel opfernt und niht got dienent. die äffer wellent den rock tailn unsers herren, der kain stuck noch kain nât nie gewan, dô in got truog, wan si wellent christenleichen gelauben verändern und verkêrn, und dar umb versmæht die äffer diu zwelfpotisch lêr, diu dâ spricht, daz niemant behalten werd auzerhalb des rockes, daz ist auzerhalb der ainigung der hailigen christenhait. der rock geleicht der arch der hailichait, wan diu paideu bedäutent die ainigung der hailigen christenhait. wer auz der funden wirt, sam Jeronimus spricht, der verdirbt in der sinfluot, daz ist in dem letzsten geriht unsers herren. die äffer sint die fühs, die unsers herrn Jesu Christi weingarten durchhölrnt und durchgrabent, von den spricht her Davit in dem psalter: ain sunderleich wilt hât den weingarten abgefrezt. die äffer sint die fühs, die dâ wonent in dem trucken tiergarten, dâ kain wazzer ist, daz ist dâ kain weishait ist und kain rehteu lêr. die äffer tuont wider Samuelis lêr des weissagen, der dâ sprichet: ?gehôrsam ist pezzer denn kain leipleich opfer.' wann si sint dem rœmischen stuol und got ungehôrsam. die äffer salzent mit verworfem salz, daz zuo nihtiu nütz ist denn daz man ez hin werf und daz ez die läut under die füez treten, wan ez ist niht ain salz der weishait, ez ist ain salz der irrung und der êwigen unsælichait. die äffer wolten sant Peters keten zeprechen, daz ist, den vesten gelauben wolten si vertilgen. die äffer sint die wâren geleichsnær, die von andern läuten wellent geêrt werden, als ob si kunst und gewalt und hailichait haben, und sint doch rôch, ungelêrt, ungeweiht, verluocht gepaurn, wan si tuont wider die offenne lêr unsers herren Jesu Christi, der dâ spricht durch des weissagen munt: 'ir sült rewig sein in ewern ruokämerleinne,' und spricht in dem êwangeli: 'wenn dû deinen vater anruofen wellest, sô gê in dein kämerlein und rüef in an mit beslozner tür.' und dô er zehen auzsetzel gesunt machet, dô sprach er: 'gêt und zaigt euch den priestern.' er sprach niht: gêt und zaigt euch den rôhen gepauern und den ketzern. wider die äffer hât Amos der weissag gesprochen auz gotes mainung: 'ich hân gehazzet und versmæht ewer hôchzeitleiche tag und wil ewer opfer niht.' von den spricht auch Beda über diu êwangeli Mathei: 'wer sich schaidet von der ainung und von der gemain des hailigen herren sant Peters, der mag niht enpunden werden von seinen sünden und mag nümmer in der himel fräud komen.' dar umb hât der vorgenant pâbst gepoten, wâ die äffer hin komen und iriu werk üeben, dâ schol man drei tag ungesungen sein. nu hab diu red ain end von den gaislærn.