BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

B. VON DEM GEFÜGEL

IN AINER GEMAIN

 

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64.

Von dem strauzen.

 

Strucio haizt ain strauz und haizt in kriechischer sprâch assida und haizt auch camel?n, dar umb, daz er gespalten füez hât als ain kämmel. der vogel hât die art, wenn diu zeit kümt, daz er airt, sô hebt er seineu augen auf gegen dem himel und schawet, ob der stern aufgangen sei, der virgilia haizt, wan er legt sein air niht unz der stern aufgegangen ist, dar umb, daz der selb stern aufgêt sumerzeiten in dem häumônn, der ze latein julius haizt, und sô ist daz ertreich warm. in der selben zeit legt der strauz seineu air und verpirgt si in den warmen sant und gêt dâ von und vergizt der air an der stat und kümt niht wider zuo den airn, wan ez ist gar ain vergezzen vogel von nâtûr, und dar umb legt er seineu air in der warmen zeit, daz im daz warm fridsam weter daz arbait und auch auzpring, daz er selber sitzend ob den airn sölt auzprüeten. dar umb sô diu air erwarmt werdent von der sunnen in dem sant, sô sliefent jungeu sträuzel dar auz und die alten nerent si dan. der strauz hât federn gevar als ain habich oder ain valk, aber er ist træg ze fliegen. er izt eisen und verdäut daz, wan er ist gar haizer nâtûr. er hazzet diu pfärd von nâtûr und laidigt si wâ er mag, und dar umb fürhtent in diu pfärt gar sêr und hazzent in alsô vast, daz si in niht getürrent angesehen. der strauz läuft sô snell auf der erd, daz er ain pfärt fürläuft, und wenn er gêt, sô hebt er die flügel über sich. Plinius spricht, daz der strauzen federn gar dünne sein. si habent auch augenprâwn an irn augen. si habent auch gezwiselt klâen an irn füezen, dâ mit begreifent si stain wenn man si jaget und werfent die jäger dâ mit. si sint sô tôrot, daz si neur ir haupt verpergent in ainen pusch und wænent denn, si haben sich zemâl gar verporgen, reht als der vasant tuot. man spricht auch, daz der strauz mit ainem augen den himel anseh und mit dem andern die erden. er hât auch gar ain grôzez starkez pain in der prust in ains schiltes weis. daz hât im diu nâtûr gegeben zuo ainem schirm seins grozen leibes, wan er ist nâhent als grôz sam ain mitelmæziger esel. Plinius spricht, daz der strauz von nâtûr kal werd und plôz; aber er hât ain sô dick haut, daz in niht freuset, wenn er von den federn enplœzt wirt.