B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Sebastian Brant
1458 - 1521
     
   



D a s   n a r r e n   s c h y f f .

X X X V I I I .   v ō   k r â c k ē   d i e   n i t   v o l g ē

__________________________________________


 
Wer kranck ist / vnd lyt jn der nott
Vnd volget nit eyns artztes rott
Der hab den schaden / wie es gott



vō krâckē die nit volgē

Der ist eyn narr der nit verstat
Was jm eyn artzt jnn nœten rat
Vnd wie er recht haltt syn dyget
Die jm der artzt gesetzet hett
5
Vnd er für wyn das wasser nymbt
Oder des glich das jm nit zymbt
Vnd lůg das er syn lust erlab
Biß man jn hyn treit zů dem grab
Wer will der kranckheyt bald entgan
10
Der soll dem anfang widerstan
Dann artzeny můß würcken langk
Wann kranckheyt vast nymbt vberhanck
Wer gern well werden bald gesund
Der zoug dem artzet recht die wund
15
Vnd lyd sich / so man die vff brech
Oder mit meißlin dar jn stech
Oder sie hefft / wesch / oder bynd
Ob man jm schon die hut abschynd
Do mit alleyn das leben blib
20
Vnd man die sel nit von jm trib /
Eyn gůtter artzt dar vmb nit flücht
Ob joch der kranck halber hyn zücht
Eyn siech sich billich lyden sol
Vff hoffnung / das jm bald werd wol /
25
Wer eym artzt jn der kranckheyt lügt
Vnd jn der bicht eyn priester drügt
Vnd vnwor seyt sym aduocat
Wann er will nemen by jm ratt
Der hatt jm selbs alleyn gelogen
30
Vnd mit sym schaden sich betrogen
Eyn narr ist / der eyn artzet sůcht
Des wort / vnd ler / er nit gerůcht
Vnd volget altter wiber rott
Vnd loßt sich segen jn den dott
35
Mitt kracter vnd mitt narren wurtz
Des nymbt er zů der hell eyn sturtz
Des abergloub ist yetz so vil
Do mitt man gsuntheyt sůchen will
Wann ich das als zů samen sůch
40
Ich maht wol druß eyn ketzerbůch
Wer kranck ist der wer gern gesunt
Vnd acht nit wo die hilff har kunt
Den tüfel rűfft gar mancher an
Das er der kranckheyt mœcht engan
45
Wann er von jm hülff wartend wer
Vnd nit műst sorgen grœsser schwer /
Der würt jnn narrheyt gantz verrůcht
Wer wider gott gesuntheyt sůcht
Vnd on die wore wißheyt gert
50
Das er well wyß syn vnd gelert
Der ist nit gsunt / sunder gantz blœd /
Nit wyß / sunder jn torheyt schnœd
In stætter kranckheyt er verhartt
In vnsünn blintheyt gantz ernarrt /
55
Kranckheyt vß sünden dick entspringt
Die synd vil grosser siechtag bringt
Dar vmb wer kranckheyt will entgan
Der soll gott wol vor ougen han
Lůgen das er der bicht sich noh
60
Ee er die artzeny entpfoh
Vnd das die sel vor werd gesunt
Ee dann der liplich artzet kunt
Aber es spricht yetz mancher gouch
Was sich gelibt das gesœlt sich ouch
65
Doch wurt es sich zů lest so liben
Das weder lib noch sel wurt bliben
Vnd werden ewig kranckheyt han
So wir der zyttlich went entgan
Vil sindt yetz ful / vnd langest dott
70
Hetten sie vor gesůchet gott
Syn gnad erworben / hülff / vnd gunst
Ee dann sie sůchten artzet kunst
Vnd meynten leben on syn gnad
Stűrben doch mit der selen schad /
75
Hett Machabeus sich verlon
Alleyn vff gott / vnd nit vff Rom
Wie er zům ersten dett dar vor /
Er hett gelebt noch lange jor
Ezechias wer gestorben dott
80
Hett er sich nit gekœrt zů gott
Vnd dar vmb erworben / das gott wolt
Das er noch lenger leben soltt
Hett sich Manasses nit bekert
Gott hett jn nyemer me erhœrt
85
Der herr zů dem bettrysen sprach
Der lange jor was gwesen schwach
Gang hyn / sünd nym / nit biß eyn narr
Das dir nit bœsers wider far /
Mancher gelobt jn kranckheyt vil
90
Wie er syn leben bessern will
Dem spricht man / do der siech genaß
Do wart er bœser dann er was
Vnd meynt gott do mitt btrogen han
Bald gont jn grœsser plagen an