B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Albrecht von Eyb
1420 - 1475
     
   


D a s   E h e b ü c h l e i n

D r i t t e r   T e i l ,   3 .   K a p i t e l

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Das kein ſunder
verzweýfelen ſolle.

     WIr haben gehabt ein wirtſchafft on eſſen vnd trincken vnd ein tantz on ſeýtenſpil vnd frỏlicheit. Nu will ich ſchreiben von einem groſſen hawptſunder, der vater vnd muter, weýb vnd ſchweſter erſchlagen vnd ſich mit der ſunde der vnkeůſchheit mit muter vnd ſchweſter – doch vnwiſſentlich – befleckt hat vnd durch ſein pußwertig leben an ſein letzten zeiten ſelig vnd heilig worden iſt, Daraus verſtanden ſoll werden, das kein ſůnder in ſeinen ſunden, wie groß die ſein, verzagen vnd verzweýfelen ſoll, vnd will ſolchs geben zuuerſtien durch ein hůbſche Hýſtori, die ich auch aus latein zu teůtſch gebracht hab, vnd lawtet alſo: Es iſt ettwo geweſt ein mechtiger, edler keiſer oder kůnig, des nam vnd kůnigreich hie nit beſtýmmet iſt, der hat gehabt ein hůbſche, liebe frawen an adel vnd geſchlecht ſeins gleýchen, die hat geperen ein tochter. Als die fraw mit tod abgangen was, da ward der kůnig ſein augen werffen in ſein leipliche tochter, ſie lieben vnd beſchlaffen vnd aus ir geperen ein ſun, den der kůnig wolt getỏt haben, die groſſen ſůnde damit zuuerdecken. Aber die tochter, des kindes muter, bekleidet vnd einwickelt das kind, Hing im an den hals ein peůtel, darein ſie thet ein gülden ring vnd dobeý nit wenig gülden, [53a] vnd gab einer frawen das kind zuerneren vnd zutragen aus dem lande, das ſie nu trug in das kůnigreich vngeren vnd legt das an den weg. Die das kind fanden, warden ſich verwunderen der hůbſche vnd wolgeſtalt des kindes, vnd das es peý im het im peůtel vnd an kleýde kůnigklich zeichen, vnd gaben das kind dem kůnig in vngeren; der name es mit freůden vnd gedacht, wie ſollichs geſchehe aus geſchickte gottes, das er durch ein frembdes kind ſolt getrỏſt werden, Wann er ſünſt keinen ſun het, vnd mit willen vnd gunſt ſeiner frawen begert vnd erwůnſchet er vnd nam an das kind als fůr ſeinen ſun, in latein Adoptiuus genant. Da gab man zuuerſtien den leůtten, die kůnigin het ein ſun vnd herren des lands geperen, vnd ward das kind getawfft vnd geheýſſen Albanus vnd von allermenigklich dafůr gehalten, als wer es geboren von dem ſamen des kůnigs von vngern. Sỏllichs kind ward wachſen an iaren, an tugenden, an gutten ſitten, an geſtrenngkeit vnd großmůtigkeit: Alſo, ob ſein geburt nit kůnigklich wer geweſt, das er dennoch ein kůnig billich gewelt ſolt werden. Als nun Albanus kome zu volkomenlichen iaren, ward er geliebet von allermenigklichen vnd auffgenomen fůr ein herren vnd gekrỏnet zu kůnig in vngeren beý leben vnd mit willen des vatters. Do kam das lob vnd frůmkeit fůr die oren des keiſers, der ſein vater was vnd in aus ſeiner leiplichen tochter het geperen, vnd gedacht, wie er im ſein tochter, die Albani muter was, mỏcht geben zu der Ee. Der kůnig von vngern durch rat ſeiner weýſen vnd edelen ſchickt zu dem keiſer vnd begert des keiſers tochter ſeinem ſun Albano zu der Ee. Der tag der Ee ward geſatzt, vnd die Ee volbracht mit wirden vnd freůden; vnd was in beýden eeleůten vnd allermenigklich vnkund, das die neů prawt was ein muter vnd [53b] ſchweſter des preůtigams vnd kůnigs Albani. Der alt kůnig in vngeren, als er ſterben ſolt, berůfft ſeinen gewůnſchten vnd angenomen ſun Albanum. Als der kam vnd ſtunde vor dem pette des krancken vaters, Sprach zu im der kůnig: «Mein lieber ſun, du ſiheſt, das ich ſterben will vnd dich meins kůnigreichs laß ein erben vnd in dich ſetze die hillff vnd ſeligkeit meiner ſele. Ich bitte dich, du wolſt dich erzeigen geſtrennglich mit frůmkeit vnd ſein zůchtig, gůttig vnd andechtig vnd wolleſt nit vergeſſen mein vnd meiner ſele: Wann ich bin dir geweſt ein gůtiger vater, hab ernert vnd zu diſen kůnigklichen wirden gebracht, darumb du mir billich verpflicht biſt aus genaden, die ich dir beweýſt hab, wiewol das nit iſt aus der natur. Nun will ich dir ettwas heimlichs ſagen, darumb du dich nit ſolſt bekůmmern. Es wer nit groß zuachten, was ich dir guttes gethan hett, ſo du von mir geboren werſt: Wann die vetterlich liebe vnd natur hetten ſolchs erfordert. Aber du biſt mir nichts auß der natur, vnd bin nit dein vater, vnd haſt das mein vnd mein kůnigreich auß genaden.» Der kůnig mocht die wort nit enden: der iůngling Albanus erſchracke, erſeůfftzet, ward bekůmmert in ſeinem gemůte, verplichen vnd geſtalt ſam ein tods menſch. der kůnig trỏſt in vnd ſprach: «Gee vnnd trag herein das ſchreinlein alſo geſtalt, ſo will ich dir zeigen, was ich geredt hab mit wortten!» Da Albanus das ſchreinlein het gebracht, zeiget im der kůnig den mantel mit dem peůtel vnd ringe, damit er in das kůnigreich vngeren getragen was worden, dardurch Albanus erlernet die warheit, das er wer ein fůndel vnd außgelegtes kind vnd nit ein ſun des kůnigs in vngeren. Die hawßfrawe Albani, die ſein muter vnd ſchweſter – doch vnwiſſentlich – was, vermercket, das er nach ſeiner gewon[54a]heit nit frỏlich was, als er von dem vater in ir gemache was kummen, vnd ward in fragen die vrſache ſeins bekummers vnd trawrens. Albanus vmbfieng vnd kůſſet die frawen, vndterſtunde ſie mit hůbſchen wortten von ſollichem fragen abwenden, die fraw wolt nit ablaßen vnd die ſachen wiſſen: ſünſt hýelt ſie es fůr, das er ir veindt were vnd ſie verſchmehet. Do ward ſich Albanus noch mer bekůmmern, vnd auß groſſem ſchmertzen vnd ſchame mocht er der frawen nicht angeſehen vnd hinfanck in die arme der frawen vnd entſchlieff. da warden im empfallen das mentelein mit dem peůtel vnd ringe darinnen, die er beý im hett vndter dem mantel. die ſahe die fraw mit vleýß vnd erkant von ſtunde ſolliche zeichen irer vnſeligkeit. do ward verwundet ir hertz vnd verneůten ſich wider die toten, verneůten wunden, viel nýder allzuhand fůr die fůß Albani, ires mannes, vnnd fragt in, wer im ſolliche zeýchen geben het vnd von wannen ſie kummen weren. Albanus was von dem kůnig ermant, die ſache in geheýme zuhalten, vnd ſprach, Wie im ſolliche zeýchen von dem kůnig, ſeinem vater, worden weren, vergäße alles ſeines trawrens vnd verſůcht allein, wie er die frawen mỏcht ſtillen vnd getrỏſten. Die fraw thet, als gemeinlich die frawen thun, die in irem fůrſatze beleiben, biß ſie die warheýt von den mennern erlernen vnd außſchỏpffen, vnd verſucht das hertze des mannes zuůberwinden mit weinen, mit clagen vnd wie ſie mỏcht, den ſie alſo nach etlichen tagen vnd nechten ůberwand. Vnd ſieng an der man zu ſagen die ſache, wie er von dem kůnig het vernomen, vnd ſprach, Wie er nit wer ein ſun des kůnigs in vngeren vnd wer beý kintheit mit ſolchem menttelein, peůtel vnd ringe gefunden vnd dem kůnig gebracht worden. O wie gar ein ſcharffes fchwert hat da durch gangen das weiplich hercze vnd gemůte, da [54b] ſie aus ſolcher rede hat gehỏrt vnd erkant ſich ein mutter, gen dem ſie ſich hat erzeigt ein haußfrawen, vnd ein ſchweſter von einem vater; vnnd viel hin zuſtunde die vnſelig muter zu der erden, ward irer ſýnne empfremdet vnd läge, ſam wer ſie tod. Do ward ſich Albanus verwunderen ſollichs vnmeßlichen ſchmertzens, angſt, nott vnd weinen der frawen, vnd was im noch vnwiſſent, das ſie ſein muter vnd ſchweſter ſein ſollt, vnd gedacht, das ſollich bekummernuß der frawen geſchee von ſeinen wegen, das in die fraw villeicht als ein fůndelkindt wolt verſchmehen, Hube ſie auff von der erden vnd ſprach zu ir: «Es iſt noch ware, als ich hab geſagt: du wirſt mich fůrbaß verſchmehen, ſo ich dir entdecket die warheit, vnd muß nun leýden, das ich hab beſorgt, vnd vermerck wol, das du nit mein iugent, mein geſtalt, mein tugende vnd gutte ſitten haſt angeſehen, ſunder die hohe gepurt kůnigklichs geſchlechtes, der du beý mir nit findeſt, wiewol nit die gepurt, ſunder die tugenten des menſchen zumercken ſein vnd edel machen. Es iſt mer zupreýſen die frůmkeit in dem diemůtigen, dann die hoch gepurt in einem hoffertigen. Wer weiß auch, ob ich von kůnigklichem geſchlecht kommen ſeý, ſo kůnigkliche zeichen beý mir funden ſein.» Die kůnigin, als ſie zu ir ſelbſt kome, antwurt vnd ſprach: «O menſch, du biſt mir nit zuuerſchmehen, ſo hab ich dich billich lieb: Wann du biſt mir auß meinem leiplichen vater ein bruder vnd ein ſun vnd aus bruder vnd ſun ein haußwirt. Ich vnſeliges weýb bin dein muter, hab dich empfanngen aus meinem vatter vnd eingewickelt in diſs menttelein. Ich erkenne die zeichen der verdampten gepurt vnd betracht mein groß, vnerhỏrte miſſetat, das ich vor leýd vnd ſchmertzen ſterben mỏcht, neůer das mich erquickt, das ich dich ýetz nit anſihe als dein hawßfraw, [55a] ſunder als dein muter vnd nit als mein hawßwirt ſunder als mein ſun.» mit dem vielen ſie beid zu erden; Vnd nach vil clagen, erſeůffzen vnd weinen giengen ſie zu dem kůnig vnd erzeigten ſich gegen im, als das ſollich clagen vnd trawren geſchee von wegen ſeiner kranckheit. Nit lannge darnach verſchiede der kůnig mit tode vnd wart zu der erden geſtattet vnd begraben mit kůnigklichen wirden, mit almuſen geben den armen leůten vnd kirchen vnnd mit vil gutten wercken. Nach der zeit der clage ſchickten ſie zu dem keiſer oder kůnig, der ir beider vater was, vnd begerten zu im zukummen auff ein geſatzten tag, den in der keiſer fůrſchlůge vnd verkůndet. Als ſie auff denſelben tag kamen zu dem keiſer, ward der erſt tag mit freůden vnd frỏlichkeit volbracht: wann der keiſer het do empfangen mit großer begire vnd frolocken ſein tochter vnd ſein eiden. Der ander tag ward mit iamer vnd leid eingefůrt vnd verzert, vnd alle freůden in trawren gewant; wann die tochter begert, zu reden allein mitſampt Albano, irem manne, mit dem vater. Als ſie fůr den vater kamen, fielen ſie auff ire knie, vnd mit weinenden worten ſprach die tochter alſo: «O mein lieber vater, du ſolt billich ingedennck ſein vnd nit vngeneme vnd vergeſſen der gỏttlichen gůttigkeit, das dir gott durch die wage der gerechttigkeit hat miltigklich geben das, als du biſt!» der vater ſprach: «Mein liebe tochter, du ſageſt recht. Ich bin got vil verpflicht, der mich ein keiſer hoch geporen, reich vnd mechtig hat laſſen werden vnd in ein ỏberſte weltliche meieſtat geſatzt, vnd das ich ſihe mein tochter, die einem kůnig geben vnd zweýer kůnigreich, des einen durch die ee vnd des anderen als ein erbe wartend iſt, vnd ſihe auch gegenwirttig meinen lieben eiden, deinen man vnd hawßwirt.» Die tochter ward hohe erſeůfftzen vnd [55b] ſprach fůrbaß: «Lieber herr vnd vater, es iſt ein anders, darumb du got vil danckpar ſein ſolt: ſo du vnſer groſſe, vnmeßliche miſſetat vnd ůbel wỏlſt bedencken, darinnen got ſo gůtig vnd barmhertzig iſt geweſt, hat dir vnnd mir bißhere verlihen das leben vnd die zeýt der büß.» der kůnig vnd vater viel der tochter in die rede vnnd gedacht, das ſein gegenwerttiger eýden nit wiſſen het ſollicher miſſetat. Aber die tochter ſprach: «Es iſt nit, das wir vnns vor im ſollen forchten vnd ſcheůhen: er iſt der, den du, vater, auß mir, deiner tochter, haſt geboren vnd ich durch ein laſterliche gepurt zu diſer welt gebracht, hingeben vnd mit etzlichen zeýchen geziert hab, auß dem lannde zutragen, vnd iſt vnſer ſun, den du mir vnwiſſentlich zu der ee geben vnd vertreůt haſt.» Allzuhandt viel der kůnig vnd vater fůr die fůße ſeiner kinder vnd ſprach: «O mein liebe tochter, ſolliche gethane miſſetat vnd ſůnde ſein mir zu zumeſſen! Ich bin ein vrſacher vnd thůner geweſt vnd ſoll billich pein vnd puß leiden vnd tragen. Es iſt hie beý mir in der ſtat ein geiſtlicher, andechtiger vnd vernůfftiger vater vnd biſchoff; wolt es eůch, liebe kinder, geuellig ſein, ſo wolt ich in beſenden: derſelb, ſo er die ſchulde vnd miſſetat wůrde verneinen, weſt vnns zu raten vnd puß auffzuſetzen nach ſeligkeit vnſer ſele.» Alſo wart der biſchoff geuordert vnd kame, do giengen vater, tochter vnd ſun vnd vielen nider auff ire knie fůr den biſchoff vnd ſtunden nit auff, bis der kůnig vnd vater den ganntzen hanndel ſỏllicher miſſetat in geſtalt der beichte dem biſchoff geỏffnet vnd zu erkennen geben het. Der biſchoff erſchrack vnd wart bekůmmert, fieng an zubeinen vnd zu heſchen, das er nit gereden mocht, begeret friſte zugeben vnd ſich zubedencken. do ſprachen die dreý perſon: «Nit, lieber herre vnd vater! wir pitten dich, Ee du von vnns abſcheýdeſt, [56a] du wỏlleſt vnns armen ſunderen mit teýlen das ampte deiner brieſterſchafft vnd geben ein heýlſame ertzneý vnſer ſunden!» Der biſchoff antwurt vnd ſprach: «Es iſt hýe in einer nehen in diſem walde ein heiliger man vnd cleůſner: deſſelben rate ſult ir haben.» Alſo fůgten ſich die perſon mit dem biſchoff zu dem cleůßner. do der einſidel ſie erſahe, gieng er in entgegen, vnd durch einpilldung des geiſtes endecket er in allen handel irer miſſetat. das wart die perſonen verwunderen, vnd erſchracken vnd begerten, puß von im zu erlangen durch mittel des biſchofs. da wart durch rate des biſchoffs vnd einſidels gefunden vnd denſelben dreýen perſonen auffgeſatzt ein puß: ſýben iar im ellende zuleben vnd wallen mit vaſten, peten vnd anderen gutten wercken; Vnd worden beide kůnigreich demſelben biſchoff mitſampt einem andern zuuerweſen vnd regiren befolhen. Die perſonen, vater, tochter vnd ſun, giengen in das ellende wůllein vnd parfuß, ſolliche auffgeſaczte puß fůr ir miſſetat zuuolbringen. Als nun die ſiben iar der puß geendet waren vnd ſich die perſonen mit freůden dem einſidel antworten vnd erzeigen wolten, do kam in entgegen geriten ein ritter, der wart ſie fragen, wer ſie weren, von wannen ſie giengen vnd wo hin ſie wolten. Antwurtten ſie vnd ſprachen, Sie weren půſſer vnd wolten gien zu dem mann gottes, dem einſidel in diſem walde, ſein rat vnd lere zu empfahen nach ſeligkeit irer ſelen. Sprach der ritter: «Ich ſihe wol, das ir půſſer ſeýt, vnd eůr geſtalt gibt mir zuuerſtien, das ir von edelem, hohem plut ſeýt geboren, ir ſolt heýnt beý mir beleýben! ir ſeýt můed vnd hungerig, ſo nehert ſich die nacht, vnd můgt nit erlangen eůren fůrgeſchlagen weg.» Alſo giengen die perſonen mit dem ritter zu hawſe; der erzeigt in gutten willen, als ſollichen vnd edelen perſonen wol gepůret. [56b] Den andern tag, als ſie zu dem einſidel komen ſolten, verirten ſie des wegs in dem walde vnd benachten. Der ſun bereýtet von pleteren der pawme ein pette, daran vater vnd muter ruen mỏchten, vnd ſteig auff ein pawme, zu hůtten ſich vnd ſie zubewaren. Als nun vater vnd tochter beý einander ſchlaffen ſollten, do wachet der pỏſe geiſt vnd veind der menſchen, bewegt vnd ůberwand vater vnd tochter, das ſie wider von neůem einfielen in die miſſetat der vnlauterkeit vnd ſich miteinander vermiſchten. ſollichs vermerckte der ſun auff dem pawme, wart bewegt, ſteig herab vnd ertỏtet ſie beide vnd fůget ſich zu dem einſidel mit weinen, trawren vnd betrůbten hertzen. Do gieng im der einſidel entgegen vnd ſprach: «O lieber ſun, was geſchehen iſt, das iſt mir kundt. wir wỏllen dein eltern, die du ertỏtet haſt, beſtatten zu der erden, vnd du wirſt Sýben ander iare půſſen wie vor.» begruben alſo die ertỏten perſonen beý der clauſen des einſidels, Vnd Albanus fůget ſich wider in das ellende, ſollich ergange miſſetat zupůſſen. Nach außgang der Sýben iare kam Albanus zu dem einſidel; der berůffet auch den biſchoff. Do ſprach der einſidel zu in beiden: «Ich will ſtecken ein rutten auff das grab der ertỏten perſonen. Wellicher vndter eůch beiden die rutten heraus gewinnen vnd mir zubringen mag, der ſolle wiſſen, das er erledigt iſt von allen ſeinen ſůnden.» Der biſchoff gieng des erſten vnd mocht der rutten nicht gewýnnen. Darnach volget Albanus, gewan vnd zohe herauß die rutten vnd bracht ſie dem einſidel. Do begertten der biſchoff vnd einſidel, das Albanus ſich ſolt vnterziehen der ere ſeins kůnigreichs zu vngeren. Albanus ſprach zu in: «Wiſſet fůr war, ir allerliebſten, das ich inbrůnſtig vnd geitzig bin des ewigen, hýmeliſchen reichs vnd alle weltliche, zergenckliche reiche verſchmehen [57a] will vnd bin in willen, pawen die wůſtung vnd ellende die zeýt meines lebens. Eines begere vnd bitt ich von euch gar diemůtigklich: ir wỏllet mir beſchriben vnd zeůgnuß geben meiner gepurt vnd meins lebens, wiewol ich das mit groſſen, vnmenſchlichen ſůnden vnd miſſetaten hab volbracht biß auff diſe ſtunde.» Der biſchoff vnd einſidel ließen Albano ſollich geſchrifft widerfaren, gaben im dreý gerſtene prott vnd ſchickten in die wůſtung des ellends, der alſo von in abſchiede frỏlich, lobet vnd dancket got: Wann wer begeret zu dienen vnd wolgefallen got, der freůet ſich, ſo er abſcheýdet von der geſellſchafft der welt. Darnach ward Albanus von den menſchen vnd ůbelteteren gefunden in der bůſtung vnd von in in ſolchem pußwerttigen leben vnd gutten fůrſacz, darinnen er ſich biß an ſein ende wolt ůben, ermỏrdet vnd in ein fließendes waſſer geworffen. Der tod leichnam Albani ward gefůrt von dem waſſer an ein můle; doſelbſt beleib er ſteende vndter dem waſſer verporgen, das er durch zeichen ſeiner heiligkeit den menſchen offenbare vnd kůndig werden mỏcht. Es begäbe ſich, das eins ritters tochter, die mit vnſawbrigkeit des auſſatz was beſchlagen vnd beý dem waſſer wonung het, gieng nach irer gewonheit an das waſſer, zu holen vnd zu gebrauchen nach irer notturfft; vnd als ſie die hende ſtieß in das waſſer, die warden von ſtundan gereinigit, darnach die fůß, die ſie auch ſencket in das waſſer, vnd ward auch der ganntz leichnam erlỏſt vnd gereinigt, als ſie aus dem waſſer ſich gewaſchen vnd gepadet het. Des ritters tochter lobt gott, gieng mit freůden zu dem vater, läget vnd erzelet im die ſchickung vnd weýs irer reinigung. Da kamen die ſiechen des aufſatzs in groſſer lampnung vnd warden alle gereinigt in dem waſſer. Das geſchreý ſollicher zeichen vnd neůig[57b]keit kam fůr den biſchoff in der ſtat; der gedachte vnd verſtunde, das ettwas in dem waſſer verporgen ſein ſolt, dadurch ſolliche kranckheit můſt weýchen vnd diſe zeichen geſchehen. Der biſchoff mit aller brieſterſchafft vnd gemeinem volck giengen mit einer wirdigen, lỏblichen proceſſen an die ſtat des waſſers, ſuchten daſelbſt vnd fanden den koſtperlichen, heilligen leichnam Albani, theten auff ein půchſſen vnd laſen ſein leben, das im der einſidel vnd ein biſchoff in geſchrifft gebracht vnd geben hetten. ýederman, geiſtlich vnd weltlich, warden hohe erfreůet, lobten vnd dannckten gott, das er ſie mit ſollichem wirdigen ſchatze eins heilligen begabet het, fanden das zeýchen ſeines mordes vnd todes, ſie trugen mit groſſen wirden vnd ſolempniteten in die thumkirchen vnd beſtatten ine am aller wirdigiſten zu begrebnuß, gott zu ere vnd lobe vnd allen ſůndigen menſchen zu hillff, troſt vnd hoffnung. Geſegent vnd gebenedeýt ſeýeſt du, herr got! du thuſt allein groſſe mirackel vnd zeýchen, dein ſein die gabe der vnſchulde vnd die genad der puß, dein ſein die oppfer eins reůigen hertzen vnd diemůtigen geiſtes, die du, herr, haſt auffgenomen in dem heilligen Albano vnd in geziert mit der kron der mertrer. gibe auch, herr, vns die genad der reůe aller vnnſer ſůnden, die zeýt der puß vnd volbringung der arbeit, das wir durch beýſpil vnd exempel deins dieners Albani wirdig werden vnd erlanngen abwaſchung vnſer ſůnden vnd werden geweiſt ůber den ſchnee in gegenwerttigkeit deiner gottheit! Amen!