B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Eine Augsburger Sittenlehre
1476
     
   


E i n e   A u g s b u r g e r
S i t t e n l e h r e   1 4 7 6


f o l .   1 8 3 r   -   2 0 8 v

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[183r]
Processus Juris.

     IN dem namen der heÿligen und unteilpern trivaltikeit Amen / Von ordnung ze reden / besunder zů angedingten freüntlichen rechten so wöllen alle die die in disem půch lesen aufmercken wz sÿ lesen / und nicht sorgen wa dz geschriben stee oder wer das geseczt habe. Dann söliche allegationes / das ist anzeÿgen wa ÿedes grüntlich außgee / nicht von unwissen des tichters / sunder von kürcze und verkerens wegen außgelassen sind / und nachvolgen dem meister Seneca. Non cura quis dicat &c. Nit acht wer dz sag. sunder wz geseczt werde. Et rosa ex spinis orta nequaquam plasphematur. Und als ein wolschmeckende rose auß einem groben dorn nit verachtet würt. Also wirdet auch ein gůte ler von einem schlechten menschen außgangen in des weisen menschen gehörde nit verachtet. [183v] als eins ÿeden fürsichtiger / also eins ÿeden außsprechers oder getichters ist die ordnung und ein ÿede ordnung würt geschickt in ein ende. Quia finis concludit omnia. Dann das ende beschleüßt alle ding / A fine etiam omnia denominanda sunt / Es sind auch alle ding nach dem ende zu benennen / Et qualem te jnvenio talem te judico / Und welchen ich dich vinde / denselben urteil ich dich. &c.
      Darumbe so ordenier eÿn yeder redner und tichter in seinem gemüt das ende seiner red und getichtes. und ist zweierleÿ end Propinquus et Remotus. Nahen und verr / oder entlich ende. Nahen als ein ÿede rede oder begerung hat ein ennde. Das verr oder entlich ende / ist die beschliessung
      Ein harpffer oder spilman hat vier eÿgenschafft / Des ersten macht er eÿn preamel [184r] oder vorlauff dz er die leüt im auffzemercken bewege. Darnach macht er gůt under schidlich tackt und mensur das er dÿe vorbewegten frölich und unverdrossen mache Darnach begert er gab die würt im gewonlich als er gůtes oder arges gemacht hat. Darnach behelt er die gab.
      Also sol eÿn ÿeder redner die vier eÿgenschafft auch an im haben.
      Zum ersten ein vorred zů tůn mit züchtigen ganczen verstentlichen worten / nach gestalt der personen die in zůhören begeren &c. Darnach seÿn klag / meldung / oder begerunge / kurcz lauter und gar bewerlich darseczen. Kurcz Dann lange wort oder geschrifft macht verdriessen. Lauter / dann verdeckte wort machen große jrrung / bewerlich das dein klag oder deÿn begerunge / beweret oder [184v] gerecht seÿ. Nachdem er also geredt und fürbracht hat / so pitt er das dar auf zÿmlich und gepürlich ist. Und was im dann zů antwurt gegeben oder gesprochen würt das behelt er.
      Welcher dz recht sůchet der sol sein veste weiß und greülich oder ernstlich. Jus querens. sit firmus. sapiens. atque crudelis. Nichcz darjnn nachgeben.
      Sich alweg wol underrichten und bedencken / das er seinen anfang / mittel und ende geleich auf einander secze.
      Laß im seine wort oder schrifft nit verfahen / verendern noch verkeeren.
      Gib und leg zů eÿnem ÿeden sein predicat dz ist der titel des standes / als einen römischen [185r] Keÿser oder künig. Allergenedigster durchleüchtigster / Großmechtigster fürste und / herre. Ewer keÿserlich oder künigklich maiestat &c.
      Einem erczherczogen. Durchleüchtigster fürst und herre / Ewer fürstlich genade
      Einem Margrafen oder schlechten herczogen. Durchleüchtiger fürst und herre Ewer fürstlich genade. Einen Graffen von herczoglichem stamme. Hochgeporner und ÿeden ewer genade. Einem freÿen Edler
      Einem Ritter. Strengen und vesten.
      Einem edlen turnierer. frummen und vesten
      Einem schlechten edelman Vesten und erbern. Einem Burgermeÿster und rate Fürsichtigen Ersamen / erbern und weÿsen darnach und die stat ist. Einem Bawren bescheiden. Einem Babst. Allerheiligster vater / Ewer heilikeÿt Einem Cardinal [185v] oder patriarchen oder Erczbischoff. Hochwirdigster in got vater und genedigster herre. Ewer väterlich oder fürstlich genade.
      Einem Bischoff oder gefürsten Abbte des reichs. dann nit ein ÿeder gejnfelter abbt ist gefürstet / sunder dÿe die ire Regalia als ander fürsten haben / dz seÿn die vier Abbte Tumprobst. Techant. Erwirdiger genediger herre. Einen Doctor / hochgelerter oder wolgelerter. Einem priester. Ersam &c.
      Rede mit der zungen / nicht mit den henden / Halt deÿn haubt stett / Red senfftmütigklich mit milter stymm / Quia discretio est mater virtutum / dann zucht und bescheidenheÿt ist [186r] ein můter der tugent / Und als verr er mag so secz zů seiner red ettliche beÿspil oder urteil / dann dardurch würt er ser gelobt und weiß gezelt. Er zeücht auch dÿe aufmercker damit an sÿch. Und ist das er mer dann ein ursach hat so secz dÿe treffenlichsten zů leczst. Dann gewonlichen das leczst dem menschen vernemlicher und einfelliger ist zů behalten dann das erst.
      Laß seinen widerteÿl außreden. redt er jchcz das er bezewgen wölle So sprich nit mer protestor / oder protestamur / Jch pit euch das zů gedencken / oder wir piten eüch &c. Und vor allen dingen laß sich mit nichten erczürnen / Vermerck behende / Gib nicht schnell antwurt / Dann sit omnis homo velox ad audiendum / Ein ÿeder mensche seÿ behend zů hören / aber treg ze reden und ze hören [186v] wann der zoren des mannes würckt nit die gerechtikeÿt gotes.
      Hie nach volget wz ein gericht seÿ / und wer zů dem gericht gehöre
      Gericht ist eÿn werck do dreÿ person zůsamen kommen in recht / das ist ein Richter. Ein klager / und ein antwurter / und heist in latein Judicium.
      Richter ist einer der die fürprachten sachen underscheÿdet / oder entlich urteilt und richtet. und heÿsset Richter von der gerechtikeit als ein recht richter. dann wenn er nit recht richtet so heist er kein richter / und heist zů latein Judex. und sind dreierleÿ richter / Ordinarius / ördenlicher richter / die haben eigen gerichtes zwang / Als Bebst. Keÿser. Künig [187r] Bischoff Fürsten / pröbst / dechant Vögte und Burggrafen &c. / Delegatus / nachgesaczt richter die sich geprauchen eines entpfolhen gerichtzwangs als die Commissari eines pabstes oder eÿnes keÿsers / Arbiter Verwillkürt richter auf dÿe bede teÿl sÿch mit willen vereÿnen / als durch Compromiß oder anlaß / Und wenn ein öberer ordenlicher richter seinem commissari und nachgesaczten richter gewalt gibt ander richter auch nach im zů seczen und subdelegiren / die heissen subdelegati
     Advocatus / oder patronus eÿner der ein sach beschirmet / als ein anweÿser / Ein verleümter dz ist jnfamis / Ein plinder das ist Cecus / Ein knecht dz ist Servus / Ein münch daz ist Monachus. Ein kint dz ist puer / Ein geregelter chorherre das ist Canonicus regularis / Ein [187v] Priester daz ist Sacerdos / sol ir keiner Advocat patron noch anweiser sein / dann ein münch oder chorherr in sachen irer kirchen und von gepot irer äbbte und oberer dÿe mügen advocaten sein. Ein priester mag in vier sachen Advocat seÿn in seiner eÿgen sache / Jn seiner kirchen sach / Jn seiner nechsten freünd sache / und in einer ellenden weÿßloßen person sach / als einer wittiben waÿsen oder lamen.
      Assessor. Einer der beÿ einem Richter siczt und in underweÿset ob der richter nit schriffrweiß ist. der heÿßt ein beÿsiczer.
      Procurator. Gewalthaber / Einer der von gepot oder liebe seines herren / oder aber gůten freündes ein oder mer sach zů in beÿden an sich oder auffnÿmet. Ritter / Frauen / penig [188r] Jn ächt / oder aberächt. Kind / pauren sullen nit gewalthaber sein / Und das merck als stettig procuratores / oder weÿbel eÿnes gerichtes
      Auditor / Einer der die sach gar / oder aber einen artickel / als zeügen / oder einen krancken durch befelnuß eines richters verhört / und heÿßt ein verhörer oder Commissari
      Notari offenschreiber beÿ dem richter Gericht. klager antwurter zewgen. Advocat. procurator. oder Auditor zů sein / steet in gewonheÿt und ordnung des  landes.  Actor  ein  klager.  Actores  vil  klager.  Reus ein antwurter / Rei vil antwurter Testis ein zeüg. Testes vil zeügen. Unverscheiden-lichen / das ist in solidum.
      Jurisdictio. Gerichtszwang Substituere procuratores Ander gewalthaber seczen. [188v]


Kurcze ordnung des gerichtes.

     DEr richter sol dem antwurter fürpieten auf einen genannten tag und zeit / und als er kommt in des klagers begerung / dz ist libell schrifftlich geben Darauf im der antwurter ein bedencken nÿmt sich mit dem klager gütlich zů vertragen oder rechtlich mit im zů kriegen und als das bedencken geendet / und dÿe sache gütlich nit vertragen ist. kommen bede teÿl widerumb für gerichte / Und hat der antwurter nit außzüg damit er dem gerichte entweÿchen müg / so sol er dem klager antwurten. das ist seÿn bekennen oder laugnen / Und sölch bekennen oder laugnen dz heÿßt Litis contestacio / des kriegs oder des rechtens andingung. und so sÿ sich also gegen eÿnander angedingt haben / so sol der Richter von in nemen den eÿde Calumnie [189r] das ist vermeÿden alle valscheit. Darnach auf den eÿde sÿ fragen und verhören nach notturfft umb die haubtsach Nach dem articuliern beid teÿl / und machen Replicaciones / widerred . Exceptiones / außzüge / Dupliciren. Tripliciren. Quadrupliciren / dz sind schrifften oder rede damit einer den andern sein Allegacion. ursach. Einred. oder andersprechen will / nach dem und die sach groß oder klein ist. und ÿedes teils notturfft eÿschet Es leiden auch die teil auf das ir gezeügen brieff und alle ir notturfft und Jnterrogatoria geben das sind eines teils artickel darauf man des andern teils zewgen auch fraget. Nach dem allen werden geöffnet der gezewgen sage / in gegenwurtikeit beÿder teÿle. Darczů auch ÿeder teil seÿn notturft gepraucht und redt. und als dann beschliessen [189v] beÿd teil und seczen das zum rechten / So sol sich der richter genůgsamlichen underweysen lassen und dÿe sach entscheiden mit seiner urteil / Von der ob sÿ nit gerecht ist ÿetweder teÿl sich berůffen und appellÿeren mag. Die ordnung ist begriffen
      Judex primo renuncciat / et post hoc liber illi fertur / Et Jnducie dantur de re que petita / Lis contestatur / Sequitur calumnia partes Querantur testes / ac instrumenta sequantur / Producti manifestentur / super hÿs placiture / Diffinitiva post hec sentencia detur / Que mala si fuerint / datur appellacio partis


Erklerung der ordnung

     CJtacio oder fürgepot ist ein anfang einer ÿeden sach / also dz nach jnn halt der gesachten rechte die sache durch die citacz und fürpot angefangen ist und wer das sich ÿemand nach dem fürpot [190r] seczen und ziehen wölt das hat nit krafft dann in das fürpot begriffen und fürkommen hat und ist schuldig umb dÿe sach alda zů antwurten.
      Und man sol und mag eÿnen ÿeden zů dreÿen malen umb ein sach fürpieten / iedes mals zů. xiiii tagen / doch ist pesser und gewisser man secz und benenn im in einer Citacion dreÿ tag. als. xlv. tage / xv. für den ersten xv für den andern. und xv für den dritten und leczten rechttag / und das heÿst Citatio peremtoria / ein entlich fürpot.
      Und ein ÿeder nachgesaczter richter sol die Commission im von seinen öbern zů gesant in die Citation und ladung von wort zů wort seczen
      Der Richter sol nÿemandt Citiren noch urteil sprechen an gepoten feÿrtagen dann es [190v] hat nit krafft. Und ist ze mercken das dreÿerleÿ feirtag sind / Solemnes hochczeitlich dÿe in der ere gotes und der heÿligen alte herkommen sind / Und an welchem auch die priester dem volck löblich singen / predigen und verkünden / und ob die partheÿen darein verwilligten / dennoch hat es nit kraft
      Rustice pawren feÿertag / dÿe von nucz und notturfft wegen der menscheÿt herbracht sind / als die zeÿt der erndt und auch des winters. Doch wenn dÿe partheÿen das verwilligen so hat es kraft / Repentine sind nit in gewonheÿt / Als da ein fürst den tag seiner gepurt eret / oder den tag der gepurt seÿns Suns / oder aber den sÿg seÿner veinde.
     KOmt und erscheint der antwurter nicht So heist er ungehorsam dz ist contumax. und als dann sol der [191r] richter auff des klagers begern richten über jn / als über ein ungehorsamen mit dem pan oder sunst nach gestalt der sachen ist im anders das fürgepot rechtlich verkündet / und wendet in nit eehaffte not / das ist ungeferlich gefencknuß / Siechtum / die weder zů kirchen noch zů strasse mag geen / und herren not / und wilde wasser / und der beÿ dem lande nit were ungevarlichen.
      Declinare forum.    Heÿst die sach in eÿn ander gericht ziehen.
      Defendere    Beschirmen.
      Respondere    antwurten.
      Inmutare procuratores.    Die redner verwandlen
      Processus.     Gerichczhandel.
      Jnhibitio    Verpotbrieffe
      Non conparere.    nit erscheinen 
      Conparere    Erscheinen [191v]
      Accusare    versagen
      Accusare contumaciam    die ungehorsamen beklagen.
      Erscheÿnt aber der antwurter und der klager auß beleÿbt / so sol er warten. Und geit man im ein spectancz / so sol im der klager dÿe scheden abtůn / und sol begeren in der klag / und des gerichcz ledig zůsprechen darnach und die sach ein gestalt / und groß oder klein ist.
      Jnterpellare / da ein teÿl / ein fürpot oder ein züg zů erlengern durch eehafft not von dem gericht zů rechter zeÿt erlangt / und dz dem widerteÿl verkündet / und ander tag benennet.
      Prorogare / Do eÿn oberster richter ein genad / freÿheit oder auffschlag einer sache erlengert. [192r]
     Suspendere do man ein sach oder recht auff schlecht.
      Erscheint aber der antwurter und gepüret im außnemunge / das ist excepciones oder einrede die sol er tůn ob er will. Und außnemung das ist excepcio / ist zweierleÿ Eins heißt Dilatoria / durch die allein die sach verzogen und nit geendet wirt / als do der antwurter außnÿmt / das ist excipiert wider dem richter das er verleümt / Jm pann jm argwenig oder sein veind / und villeicht des klagers freünd seÿ &c.
      Des geleichen wider den klager oder sein gewalthaber / oder den gewalczbrÿeff dz ist procuratorium oder mandatum / oder wider den gerichczzwang / oder wider die commission oder citation &c. Und wenn er die hat so würt er nit mer dann des gerichtes auff das male ledig. und nicht der klage. [192v]
      Dz ander heist excepcio peremtoria die die klag und die meÿnung des clagers dempt und nÿdertruckt. Als da einer angeclaget wirdet umb eÿn schulde. Er antwurt also Jch pin on laugen ich pin dir das schuldig gewesen. du hast mirs aber nachgelassen oder ich pin mit dir vertedinget oder eins worden das du mich darumb nit rechtvertigen noch anlangen solte. Und so er das kund macht so würt er der klag und des gerichts ledig gesprochen.
      Hat aber der antwurter der obgeschriben außnemung keÿne damit er dÿe sach dannen noch ab im schÿeben müge. So ist er rechtlich schuldig dem klager zů antwurten. und sol im dye klag geschriben geben werden als durch und in eÿnem libelle / das sol der klager ist es eÿn sach die man pillichem geschrifft gibt von stunden den richter antwurten [193r] und als dann sol der richter das und darzů xx tag dem antwurter geben. jn den er sich bedencke ob er der klager weichen oder der widersteen wölle.



Was ein libell seÿ.

     Libell ist ein geschrifft darjnn einer rechtlich begegnet oder rechtgefertiget würt. die do jnnhaltet die person des richters / Die namen des klagers und des antwurters / und die sach die begert würt und ursach der begerung.
      Und sol gar klar / schlecht und lauter gemachet sein das der antwurter gar eÿgenlich versteen müge warumb er doch angelanget werde. wa es aber nicht also were so mag man dareÿn reden / und ist im nitt schuldig zů antwurten Als lange piß das also gemacht würt / und mag der antwurter dem klager umb söliche versaumnuß umb [193v] sein exspenß und koste zů sprechen. dann der clager sol mit gefaßtem schilt in dz recht steen.
      Jtem es ist grosser underschid in dem klagen zů seczen / nach dem ein klag vil mer den die andern gefreÿet ist. Als umb entseczung einer gewer on recht. das heÿst Spolium Ein besůch auff eines andern grund und poden / heÿst Possessorium. Umb grund und poden / heÿst Petitorium. Umb jnczicht oder mißhandlung. heÿst / Actio jniuriarum. Umb missetat / heist / Actio criminalis. Umb zehenden / heÿst Actio decimarum / und ist auch grosser underschid under den personen die gegeneinander in recht steen / davon vil zů schreiben were / Aber es ist eÿnem laÿen vil zů jrrig / Darumb so sol der klager sich vor gar wol mit weÿsen gelerten lewten underreden und ermessen jn welchen weg er seÿn [194r] klag darseczen und bringen müge / und auch alleweg angesehen die landtleüff und gewonheÿt / So mag auch der klager zů zeÿten sein klag von kürcz wegen / nicht in libels weÿß / sunder pre modum poste sumarie darlegen / Das hat alles besunder forme / Als denn die procuratores der gesaczten gerichte besunder formulari darzů haben &c.
     So nun die xx tag vergangen / und die partheien mit einander nicht vereÿnt sind / so kommen sÿ wider für gericht / und bekennen oder laugnen da der antwurter dem klager auff das libelle Und durch sölch bekennen oder laugnen so würt die sach erst im rechten rechtlich verfangen / und der krieg angedinget / und heist Litis contestacio.
      Und ist zů mercken das alle obgeschriben [194v] außnemung wider den richter / gerichtes zwang der klager procurator. anweiser / commissio procuratorium oder citation süllen beschehen vor Litis contestationem / als ÿecz gevielt ist / dann sÿ werden hernach nit gehöret / und haben auch nit mer krafft.
      Mer ist zů mercken / wil der antwurter von dem klager widerrecht haben / dz heist Reconvencio / das sol er auch vordern vor litis contestacionem / und wenn der klager sein libel oder jnformation auch übergeben hat so würt es ein rechtsacz und mit einander zů geen / dann tet er dz nit vor litis contestacionem / so mag er das nit mer tůn piß des klagers sach ist vollendet.
      Und von stund als der krÿeg und dÿe sach also contestiert und in recht verfangen ist [195r] So sol der richter beÿden teÿlen erkennen und geben den eÿde der do heisset Juramentum Calumnie / der steet also. Der klager sol gelauben seÿn sach gerecht sein / deß geleichen der antwurter. und wenn er gefraget die warheit sagen wöll / und sich auch keÿner valschen geczeügknuß geprauchen noch behelffen / noch züg und täg das dÿe sach verczogen werde begeren wölle. Jtem ÿeder teÿl sol schwern das er nichcz geben oder verheissen hab / noch verheÿssen oder geben wölle / darumb das urteil für in gesprochen werde.
      Und welcher teil nit also schwern wölte der hat sein klagen oder laugnen in der sach verlorn. und der eÿd ist darumb erfunden und auff gesaczt das die lewt sich wol bedencken und nit gering schwern / sich gůter sachen haben zů gelauben. [195v]
      Nach dem eÿde sol der richter dÿe partheÿen forsthen und verhören / und süllen die Advocaten der partheÿen die artickel darauf man ÿeden teil fragen sol machen / und dem richter geben / und sölich artickel süllen das vorübergeben libell gar lauter erkleren / wie / warumb / was / wenn / wa dz geschehen seÿ. wer dabeÿ gewest sei / nach dem und dann die sach gestalt ist / Und was also ÿeder teÿl bekennet das sol verzeichnet und beschriben werden von den Advocaten die auch darbeÿ sein süllen / und alles das der antwurtet in recht bekennet und vergicht das wider in ist / damit ist er überwunden wes er aber laugnet das gepürt dem klazů weisen.
      Jnterrogare    forchen oder fragen
      Examminare    verhören oder behören [196r]
      Confiteri    Bekennen
      Negare    laugnen.
      Zů mercken in welich weg einen sein verjehen und bekennen schaden bring oder nit.
      Einer der under xiiij jaren ist / bekennet er jchcz wider in das schadet im nichcz.
      Einer der durch genötte vorcht jchcz bekennet schadet im nicht.
      Einer der auß jrrung jchcz bekennet und möcht die jrrung beweren das schadet im nicht.
      Einer der jcht bekennet das mit im were gelaubt man im nicht.
      Einer der ausserhalb seines widerteils oder des selben procuratores jchcz bekennet schadet im nicht
      Einer der nit gancz lauter bekennet alles das wider in fürgehalten wirdet schadet im auch nicht [196v]
      Einer der icht bekante das nit naturlich in ere. als das einer sein Sun wer oder lebendig were und erfünde sich das der selb zehen jar ellter dann er / oder tod were schadet im auch nicht.
      Ein Edle oder fürgenge person die durch jrrung oder einfeltikeÿt ichcz bekannte und bewert anders / schadet im nicht.
      Einer der jcht bekennet von dem der krÿeg nicht ist / das schadet im nicht.
      Und darumb kumt es offt das man die partheien bede oder eine widerumb oder anderweit verhört darnach und die sach gestalt ist / und das heist resumiert.
      Und ist ze mercken das sölch obgemelt fragen und verhören der partheÿen müntlich geneinander nit alweg beschicht dann es ist nit in einer ÿeden sach recht / alleÿn in den sachen die die sel antreffen sol man mund gegen mund verhören. [197r]
     So ist es auch allenthalben nicht gewönlich / Dann mund gen mund / schrifft gen schrifft.
      Nun ist zů mercken ob der antwurter laugnet / und wÿe der klager das bringen und beweisen sol.
      Probare    weÿsen
      Probacio    weisung
      Durch frische oder ware kuntliche tat der geschichten / das heyst per Evidenciam facti Als ein schub oder da eÿn priester kinder in dem hauß hat / das gibt urkund das er unstät ist / das ist jncontinens / durch beschawung des leibs / das ist per aspectum corporis / als umb junckfrauen und leümund und umb wunden.
      Durch leümden / das ist famam / als mit nachgepawren und gemeÿnem růffe / nicht mit hauß volck / erhalten / oder wenig personen. Es sol gemein und vil leüten berümt [197v] und kund sein. durch eÿd schwern / das ist per Juramenti dilationem / als der klager oder antwurter / sein jehen oder laugnen bestett ob es im erteilt würt.
      Per presumcionem / das ist do einer auß ettwas geleÿchnuß / jm in seinem gemůte fürnÿmt / dem seÿ also. &c. und ist vierley.
      Einer der einen man sicht siczen oder steen beÿ einer frauen und mit ir reden / der sol nit argkwonen oder im fürnemen das er von leiplicher werck wegen mit ir rede / Das heist Presumpcio Temeraria / und tauget nicht im rechten.
      Einer der einen sicht nackent beÿ eÿner ligen / oder sicht in offt und dick in ein verleümtes hauß geen / oder hört vil von im sagen / heist presumcio probabilis / wie wol das gar nahent beÿ dem zil ist / ÿedoch sol der richter darauff nit urteÿlen / dann dÿe [198r] weisung sol gar lauter sein / dz man fleÿsch in fleisch gesehen hab. es wer dann dz dÿe zweÿ die bei einander weren mit eÿnander zů krieg kemen / und eÿns dem andern des beweisen laugnet &c. so hat es underschid. Einer der eÿnen seine pfand widergibt da beÿ ist fürzenemen er hab in beczalt / und heÿst Presumcio violenta und beüget den richter darauff zů urteiln. es werd dann anders geweÿset / Ein fraw hat lange zeit beÿ einem mann willigklichen gewont und sprech sÿ were nit mit irem willen im gegeben oder verheÿrat worden / heist Presumpcio necessaria / und tauget nicht.
      Durch zeügen dz ist per testes / Jn einer ÿeden sach sein genůg zwen oder dreÿ zeügen die tugentlich sind. Quia in ore duorum vel trium stat omne verbum. dann in zweÿer oder dreÿer munde besteet ÿedes wort. [198v] knecht / frauen under xiiij jaren unbescheÿden / pübisch / toren / unbesinnet / verleümt leüt / Arm leüt dÿe öffenlichen nach dem almůsen geen / Keczer / pennig / ächtig / heÿden / juden / geschwister get für und undereinander / gedingt eehalten und dÿener für ir herrschafften. Ein leihe wider ein priester mügen nit zeügen sein / Zeügen darstellen Producere testes.
     DJe zewgen sol man dar oder fürstellen nach litis contest. Und so man zů weisung zůgelassen dz ist admittiert würt / und die zeügen schweren in beider partheien oder ir procuratoren gegenwurtikeit / ÿeder also. Dz ich in der sach dar üb ich für gericht kummen pin in zeüges weÿse ein warheÿt sage / als ichs waiß und gefraget würd. und dz nit laß weder durch lieb durch leid / durch freüntschafft / durch veintschafft / noch durch keinerleÿ sach weillen [199r]
      Welcher teil interrogatoria / dz ist fragzedel geben wil / der soldz alsdann tůn
      Und darnach nymt der richter ÿeden zeügen in sunderheit einen nach dem andern dz keiner den andern höre / und fraget in von wannen er seÿ. wie er heiß / wÿe alt er seÿ ob er Citiert seÿ / ob er die partheien kenne ob er nit angelernt worden sei / was er sagen süll / ob er keÿnen teÿl icht gewant seÿ. und ob er ÿeden teile seines rechten günne. und auff die artickel und fragzedel so beschreibt man gar ordenlich ir ÿedes sage nach aller notturfft / und beÿ dem verhören süllen die partheien und advocaten nicht sein.
      Durch besigelt brieffe / offen jnstrument Ein stat Rechtpůch. Ein salpůch Ein ringpůch / die bewert und gancz gerecht erkant in gemeiner form geseczt und gemacht [199v] und erbern leüten redlich außgangen und auff gericht / und gancz unargkwenig sind / an jnsigel / an geschrifft / und an allen sachen.
      Und sölche zewgknuß sol man in das recht legen vor offenbarung der zeügen sage Und welche partheÿ des begert die sol man dÿe brieff hören und besehen lassen / und abschrifft geben / damit sÿ darwider reden und außnemen mügen.
     Und wenn ÿeder teil sein zeügknuß also dargelegt hat die vermercket und beschriben sind. so seczet der richter als dann den partheien täg zů öffnen der zewgen sag / das heÿsset publiciert. so der selb tag erscheint / lißt man der zeügen sag beiden partheien öffenlich / darzů bede partheÿ. und sunderlich dÿe Advocaten ir notdurfft und dispensaciones reden und sagen / und begeren dÿe sage in geschrifft [200r] und züg und täg wider die zewgen und sag zů reden excepiern nach irer notturfft.
      welcher teil züg und täg oder anders begerte das den andern teÿle bedeücht nicht recht / und nicht mer dann verziehen / dz sind Dilationes / Der redt da wider und begert im das nit zů admittiern / sunder den weg zů understeen und zů verhalten / dz ist Precludere viam.
      Und wenn sölch ein red und excepciones also ende haben / und ÿeder teil nit mer reden noch fürbringen wil das zů dem rechten dienet / so beschliessen sÿ und seczen die sach zum rechten / und heist concludere.
      Darnach sol der richter dÿe acta und fürprachten allegationes und hendel eÿgentlichest so er kan und mag besehen / jst die sach groß so bedarff er weiser rete. [200v]
     und auff einen genannten tag den partheÿen verkunden / und dÿe sachen mit seÿnem enndtlichen spruch und urteil entscheiden.
     SEntencia judicialis / Rechtliche urteil ist entscheÿdung dÿe den wider teÿlen und kriegen ennde aufflegt durch erklerung des richters beschuldigung oder entschuldigung jnnhaltende / und ist zweÿerleÿ rechtlich urteil.
      Jnterlocutoria. Underschidlich urteÿl ist / die gesprochen ist zwischen anfang und ennde der sachen / mit umb dÿe haubtsache Aber über die auffwallende und eÿnfallent frag. Als umb libell zůgeben oder zů straffen das ist corrigiren / züg und täg zů geben / oder nicht und des geleichen. [201r]
      Entlich urteil / Diffinitiva / jst die haubt sach entscheÿdet / beschuldigung oder entschuldigung mitsampt den scheden jnnhaltende.
      Die urteÿl sol gefellet werden von jrem richter / das ist vor dem die sach gehandelt ist / und für den sÿ gehört
      Der richter sol die urteil siczent und nit steend / an einer gewönlichen erbern stat in beder partheÿ beÿwesen / oder eines ungehorsamen teils abwesen in geschrifft lesen und geben
      Und welcher teÿl beschwert würt an der urteil sÿ seÿ underschidlich oder entlich / der mag sich davon berůffen / dingen und auch appellieren [201v]
      Appellatio das ist Appellieren oder berůffen / von dem mÿndern zů dem merern richter / über ein untügliche urteil oder beschwernuß.
      Man sol appellieren von dem mÿndern zů dem merern richter / und nicht herwider.
      Doch mag man von einem ÿedem weltlichem richter on alle mittel für einen keiser appellieren. des geleichen von einem geistlichen richter für einen pabst.
      Jtem man sol appelliern jnner .x. tagen die nechsten und die urteil gesprochen ist.
      Jtem man sol in geschrifft appelliern und appostel dz ist laßbrieff begern. dem widerteil und dem richter in .xxx. tagen die appellacion verkünden und copien geben.
      Darnach die appellacion in einem jar an dem öbern richter für den er sich berüffet hat bringen. [202r]
     Der hat denn macht dÿe gesprochen urteÿl krefftigen und bestetten / oder unkrefftig und über geurteilt zůsprechen oder zů straffen
      Jtem vor dem selben / was nit verhört oder fürpracht ist worden / mag verhöret und fürpracht werden.
      Jtem eÿn Babst oder keÿser mag auch einen commissari geben dem er die appellacion gar oder eines teils bevilhet.
      Jtem ob ein keÿser an der appellacion seümig were / oder der der sich berůfft hat / und der appellacion durch eehaffte not nit vervolgen möcht in iar und tag / mag im ein keiser geben erlengerung / und heissen phatalia.
      Jtem wz der ander teil über sölch appellacion und hangent recht angesint / hat nit krafft / und besunder ob keinerleÿ neürung [202v] machte. Quia lite pendente nil debet innovari. Jn hangendem krieg sol nichcz ernewet werden. Und heÿssen Attemptata / Jn rechten sol niemant verkürczt werden / und darumb ob eÿn procurator oder advocat ein partheÿ gesambt. oder einer nach der Conclusion / zeügknuß / brieff oder andere ware urkund erfunden hette / der sol widerumb zů seinem rechten gelassen werden. [203r]


Wie man die höfe verleihen sol.

     ZUm ersten ist zů mercken ob der hofe / unvogtpar / unstewrper / ungerichtper unzehentper und undienstper seÿ / und ob er allein lig.
      So leihet man den einem maÿr dz er ein purgschafft oder gemeinschafft thů drei iar gewiser und wesenlicher mair zů sein und darnach unvertriben die weil er den verdienen und verwesen mag / und wie man im den verleicht so verschreibt er sich dz im der hof von genaden und keins rechten wegen verlihen seÿ / so oder so lang / Also er sol wesenlich oder persönlichen darauf siczen / den an hauß / Stadel / hof raite und aller zůgehörunge zů dorffe und auch zů velde / pewlichen und wesenlichen unertrennt halten. Jnnhaben und verwesen on des herren schaden / und sol den herren [203v] sein gülte die man benennen sol / alle jare antwurten auf seinen kasten. und on allen schaden zů rechter zeit. Das ist auff Ostern dÿe eÿer / Auff sant Johanns tag die wÿß gülte / Auff Galli dÿe korengült / Weÿsat zů Weÿhennachten. Genß Martini / hüner in dem Maÿen oder in dem herbst / und Schwein Andree / Vaßnacht hennen / liechtmeß dienst oder anders / nach gelegenheÿt des hofes. Jtem darnach sol man mit im reden ob hagel / oder aber ander gemeiner landes schade kem / wÿe man im den ansehen sülle / allein an der koren gülte / und sunst nicht. Und wo man kan oder mag so sol man lauter bereden wie der schad bescheche das man im keinen samen geb / und vor allen dingen sol er dem herren sölichen schaden verkünden ee das er an den schnit geet [204r] oder man wer im keÿns nachlassen schuldig Jtem es seÿ der hof vogtpar oder nit so sol man lauter bedingen dz er alle eehafft und gemeinsame von dem hof jerlich außricht und verdien on des herren schaden und entgeltnuß / und das er auff dem veld nichcz verkauff noch hingeb on des herren wissen und willen / das er auch den mist in kein ander gůt füre / Jtem das er auch keinen perhaften paum abhawe. und weder veld noch Egarten zů garten mache / noch gärten zů velde on des herren willen
      Er sol auch keinen soldner hinder in zÿmern lassen / oder hinder im siczen laßen / on des herren willen / der auch dem herren füglich seÿ und im auch gelob allermaß als der [204v] recht maÿr / dann dardurch und darauß so wechsset grosser unrate / Jtem ob der maÿr den paw mit ungewönlicher sate / oder mit anderm versaumte / darumb ist im der herr nichcz schuldig / Er sol auch weder söldnern noch sunst ÿemant keinen acker noch wisen umb sunst noch umb miet verleÿhen on des herren willen.
      Jtem es ist zů mercken gar eÿgenlichen ob der hof holcz habe und ob dz selbig holcz in den hof gehöre oder nicht / und gar oder ein teile / So sol man dem maÿr lauter sagen das er das nit verkauff noch hingeben Auch nÿemant darauß nichcz hinfüren ßal on des herren willen / ob aber der herr darauß ichcz hingeben oder verkauffen wölte dz er in daran jchcz jrre / und so der maÿr prennholcz / zeünholcz oder zymmer holcz hauen will [205r] so sol im der herr oder sein gewalt anweisen nit daz er hack wo er wölle und dz holcz wüßte / deßgeleichen von den söldern / darnach und dÿe sache gestalt / und das holcz wert ist.
      Der Maÿr sol auch nichcz reüten on des herren willen
      Jtem das der maÿr noch söldner nichcz auß den gütern verkauffen verseczen noch keinerleÿ dienst oder newerunge darauff kummen lassen on des herren wissen und willen
      Jtem vor allen dingen ob der maÿr ettwz erforschet / das zů oder in dz gůt gehörte oder dz im eintrege in dz gůt beschehen / von wem dz were darjnn sol der maÿr sein vermügen tůn und darvor sein auf sein kosten / und wo im dz zů schwer sein wölt / an den herren bringen / und aber darjnnen tůn nach des [205v] herren willen
      Jtem es süllen auch sein eehalten und söldner dem herren geloben / getrew und gewer zů seÿn / jren frummen füdern und schaden bewaren nach irem peßten vermügen. und kein andern schirm noch herrschafft sůchen noch geprauchen dann den grundherren.
     Und ob sÿ einander oder ÿemant anders sÿ sprüch nit erlassen möchten / recht zů nemen und zů geben wo sÿ der herre hinstellet on widerred und on weiter wägern.
      Und ob sich auch zwischen den herren oder den die im zů versprechen steen / und den mair oder seinen söldnern ichcz verlieff. darumb süllen sÿ allweg und auch menigklich von iren wegen / recht von in nemen und widerumb geben vor iren gewönlichen und ordenlichen richtern [206r] und gerichten. Und wenn er von dem scheÿdet lebent oder tod / oder das er den nit peülich noch wesenlich hÿelte / und darzů jerlich verdÿente / das denn der hof ledig seÿ von im und seinen erben und menigklichen Und das er den mit aller und ÿegklicher zůgehörunge peülich und erzÿmert / zů dorff und wol besät zů velde nach im ligen lasse nach landes recht / und unentgolten gen einem andern maÿr / wann er den wesenlich und peülich gefunden und enpfangen habe
      Jtem etlich höf geben weglösen / ettlich halben teil varnder hab / Ettliche hofrichtung / dz ist / haber samen / Stro / hew / wagen pflüg / Egen / Schwein. Genß / Hennen und darzů gelt. Und vor allen dingen so beleibt der mist. [206v] und das winter stro auf und beÿ dem hofe
      Jtem so ist ettlicher hof vogtper / und gerichtper. So ist ettlicher hof unvogtper und dennoch gerichtper / nach dem allen můß man die form seczen. und in allen brieffen wo sÿ das nit hielten das man sÿ darumb ankumen / nöten und pfenden müg mit den rechten geÿstlichen oder weltlichen oder on gericht / oder mit in beyden / welichs dem herren paß fügt.
      Jtem man sol eÿgenlichen fragen ob der mair kein ander gůt paw / und ob das selb vogtper seÿ oder nit / dann es möcht ein gůt mit dem andern vogtper werden.
      Man mag auch Ecker. wisen / holcz und sälden in einen brieff seczen und benennen.
      Auch sol man eÿgentlichen forschen wes [207r] der maÿr und söldner und irer haußfrawen leib eigen seÿn / sich darnach in manigerleÿ wege wissen zů richten. wann durch sölche eÿgenschafft werden dÿe gůt liederlichen vogtper / besunder geistlicher leüet güter.
      Nota ettlicher paur ist so lißtig und will den hof aufgeben und im sein sprüch behalten damit er dem herren eintreg tůn / und in für ander gerichte ziehen und umbtreÿben müg / das sol man lauter und mit ennilichen worten verdingen und fürkommen
      Auch sol man den pawren fragen ob er keinen acker / mad oder holcz hab das an dem gůt lige / und sol im auch verpieten keÿn ander gůt zů pauen noch zů kauffen dz daran lige on des herren willen / und sunder dz die eigenlich außgemerckt werden. [207v]
     fürsten und mechtig herrschafften bedürffen nit vil sorg noch form gen iren maÿrn dann in irem gewallt steet recht und unrecht.


Von zehenden

     WEr einen zehenden kaufft der sol den ordenlichen sameln. aufheben und einfüren / und von stunden außtreschen / und dÿe gülte davon dem herren antwurten / dann er bedarff nit zů pawen darumb sol man im nicht als lang verziehen als einem maÿr / und wer das ein gemeiner landt schade / von hagel / von fewr oder gerÿgen ungeverlichen on des herren und des zehenders schulde darüber gÿeng Das sol man im ansehen nach gestalt des schadens on geverde / Und wirdet aber der zehendt verkaufft mit gedinge / Es seÿ umb gelt oder umb getreÿde / So besteet es beÿ dem selben gedinge und zil / als dÿe [208r] gemacht sind.


Von Mülen.

     DEr Mulen zů verleihen hat der sol mercken von ersten die gewonheÿt der stat oder lanndes / und was er nit also haben will mit geding für kommen / und sunder wo man new mülen gepauet hat / und die auf erbrecht oder auff iar hinleihen wil / leÿhet man dÿe zů erbrecht so darff der herr hinfür nichcz pauen / und nÿmt sein gült und wegloß / und hat der müller sein stein und mülzeüg / Doch wenn der müller seine recht hingeben wil / sol er dem herren anpÿeten und neher geben dann einem andern. Leihet man die aber auff iar so hat gewönlich der herre den zewg und antwurt den dem müller. und last in auch der müller den und allen geenden zeüg [208v]
     Der Müller gewÿnnet auch wasser und macht dÿe wür abwercz rÿnnen / aber dÿe behausung pessert der herre. Gleser und öfen pessert der müller und geÿt die gült von quatember zů quatember / und wenn man dem Müller den zewg antwurt so misset man die gangstain und poden / und gibt ÿedem teile ein holcz. Den andern zeüg merckt man auch allen / und wenn die iar auß sind / So sticht man ab und besicht den zewg / Jst er geleich / pesser oder erger / dz geet einen teÿl zů dem andern ab alweg nach vier mann rat der ÿeder teil zwen darzů guot.

Zů Augspurg im .lxxvj. jare.