BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Minnereden

1300 - 1500

 

Minnereden

 

Quelle:

Berliner Liederhandschrift mgf 922

(Berlin, Staatsbibliothek)

 

____________________________________________________________

 

 

 

23.

Der Minnekampf

 

[12ra]

Eyn wyflic wyf mi dichten bat

vanden nuowen leven.

doe ich mich dair tzuo had gesat

und minen syn ergeben,

5

doe quoam mich voir in eyme drome

eyns morgens dat ich lege

voir eyme walde onder eyme bouome

und sulche sachen sege,

wie eyne menschlike creatúre,

10

eyn wyflich sierlic bilde,

die chierheit costelic und dúre

was, quoam, als sy wilde

were, us deme walde gegangen

und streich uof eyne riviere.

15

mir bestont tzuo hant ze banghen.

ich volgede dem bilde schiere

as zo vernemen wat dat were,

want id was mir vremde.

[12rb]

doch brach ich mich also zere

20

daz ich id irz erschemde.

wys samit er mantel was,

ich ensach nie duoeres tswaren;

duos pruoevede ich dair unden bas

das bloe die cleider wairen.

25

id hadde uof sime hovede eyne crone,

dat bilde mynnencliche,

ich wene so chierlich noch so scone,

so costelich noch so ryche

in gheynen lande nie wart gesien

30

van golde noch van gesteyne.

ich moes der wairheit billich ghien:

der witze ist mir tzo cleyne,

ich enkan nit geloven gnouoch

ir crone noch ir getziere,

35

noch ouch daz bilde daz zy drouoch.

nu sach ich vorbas sciere:

op ander syde des wassers quam

eyn hellich wyf gelopen seere.

sy was so bissich und so gram,

40

ich wende dat it eyn duovel were.

zwartse cleyder had sy ain,

swartz mit roden gestryft.

in chan van ir nit goitz gesain.

nu sien ich daz sy gryft

45

op reynen gront, dat felle wyf,

und vant dat quaet gedachte.

soldic wedden om myn lyf,

ich wene syt us dem buosen brachte.

eyn slinger bracht sy mit ir dair,

50

da sy onvalicheit in lachte.

as balde as ich des wairt gewair,

van hertzen ich mich leyde bedachte:

och, wat mach der duovel meynen?

alr seldes duit selver arnen;

55

wilt sie die creature ontreynen?

duo salt sicher sy wairnen.

[12va]

suos rief ich zuo der vrouwen: «vliet

die hy ny op der erden.

scouot, yn weis nit of irt syt,

60

ir sult gewerpen werden!»

doe antwoirde mich die mynnencliche:

«id is mir lief dattuo dit sys,

god sendich hier van hemelryche.

duo suos wail daz myn mantel wys

65

is ind alre vlechen ain

die van mynen schulden komen.

doch enmach ich nit ontgaen.

wat ich vlien, ten mach nit vromen.

die leyde slinger werpt so wyde,

70

wair ich vlien, ich wairde geracht.»

doe sprach zy: «sitz hier by mynre zyde

und sich wie mich die duevel maecht.»

doe werp die zwartze vyant dair

van ander syden vander bach

75

und reynede der mynnenclich so gair

dat men des wyssen nit ensach.

al werpende hoirtich grymmen,

as id der duovel were.

zelef sy rief mit luoder stemmen

80

uzer der maissen zere

ind sprach der mynnenclichen zuo

mit ongetzemden worden:

«duo enwins voir mir nuommer ru

duo enlaets dinen orden

85

ind drages mir op dyn crone, sy is myn!

ich hain dat lant gewonnen,

dair om sal sy myn billich syn,

in wille sy dir nit gonnen.

mir dient der luode meer dan dir

90

in sind mit mir vercleidet

...............»

...............

«...............

...............

95

dyn duober woeyen dat duo yngees

mit nit mit syde die croone,

der mir vrouo Ere und Mynne gyent

das ich sy drage van rechte,

sint mir noch inden lande dient

100

menich ritter und knechte,

[12vb]

joncfrouwen, vrouwen, layen, paffen,

die gecleidt syn mit als ich.

hier um, verzwartze, lais ur claffen,

ir duoyt mir sicher ongelich!»

105

«ich sien wail», sprach daz zwartze wyf,

«id gedyet ain eyme stryt,

ich neme dir dair omme dinen lyf.

ich sal mich inden lande so wyt

besenden naden vrunden myn.

110

der hain ich also vele,

dat muos an dir wail werden scyn,

id gheit nu us dem spele.

want ich wille tegen uch uf eyn velt

mit so manchen manne;

115

wir begeven dit getzelt,

duo untvlies mir nit van danne.

ich wynne die croone dir af mit stryde,

dars duo tzuo velde komen;

in deys duoys nit, daz weis by tzyde,

120

dat sal dir weynich vromen!

ich wynne dyn land zuo male dir af

duo encomes mir dan zuo velde,

want alle dine craft is eyn caf

tgen dat ich mach mit gelde.

125

ich sal dine vrunde zuo mir werven

ind sal ind gheve onghevuoch

............

............»

«neyn», sprach die werde creature,

130

«myne vruont ensint nit veyl om gelt,

un steit ir werdicheit zuo duore.

mer ich wil komen op eyn velt,

ich kenne myne vruont so wail gemuot

daz sy myn recht helffen weren.

135

sy haint mich ouch also behuot

dat ich onrechts nit engheren.

dair sal ouoch eyn vyel besser syn

dan hondert vanden uren,

men vint an yn der trouwen scyn,

140

in darf ir keynen huoren.»

dus wairt vorsprochen da eyn stryt

so wie die croone behalde,

[13ra]

als op eynen benoemden tyt

dat god dat richten walde,

145

helpt bidden, vrouowen und man,

ind dat die zwartze blive doit,

so wie dat god gebidden kan;

want des es zwair bitterliche noit!

Hier en bynnen ich ersien

150

zweyerhande wonder

an ons beyden doin geschien,

die ich uech zain besuonder.

die mantel die geworpen was,

als balde als quoam eyn sonne scyn,

155

die wairt noch claire dan eyn glas,

dat hy nit wisser mochte syn.

nu pruoft ich waz die zwarte meint:

die geit da zitzen op die bach

ind hait ir hende so intreynt

160

dat men nie des gelich gesach.

wat sy wesschet, engeit nit af,

sy bliven ir bevlecket,

dat wasser helpt ir nit eyn caf,

sy hait sich selve geghecket.

165

nu sprach die vrouowe mynnenclich:

«...............

...............

dattu wils syn die bode myn

ind sages mynen vruonden dat

170

al umbe inden lande wyt

dat deß stryt duos ist gesat.

dat sy sich werven, des ist tzyt,

um dat zy mir zuo hulpen komen,

sent dat icht begeren.

175

id sal un allen selver vromen,

mach ich myne crone erweren.»

doe sprach ich: «hertze vrouowe myn,

wie sallich sy bekennen?

ich wille gerne ur bode syn,

180

of ir mir sy wilt nennen.»

doe sprach die vrouwe gerne zu mir:

«vruont, wie gecleidt sint as ich,

dat sint mine vruont, dat sagen ich dir.

nu syt der mynnen bode, des bidden ich dich.

[13rb]

wie ouoch den wissen mantel haint,

an drogen hy die bloen en nit,

des helpe er mir on versaint,

of hy des rechten da in pleit.»

Sus ich van deme drouome entspranch.

190

so docht he mich so selsen syn,

wonderlich was myn gedanch.

doe ghinc ic zuo der vrouwen myn,

die mich des dichtens had gebeden,

und bad dat syne mir wolde bedueden.

195

sy antwoirde mich mit suoveren reden:

«snodel, ganc zuo wysen luden!» –

«vrouwe, ir syt hier zuo wys genuoch,

ich wille uoch den drouom ertzellen.

vorseit irt mir, daz ongevuoch

200

dat willic clagen den gesellen.»

als balde als sy den droom virnam,

sy sprach: «nu werdich wol gemuot,

al was ich dir zuo voren gram.

die droem duonct mir so rechte guot,

205

ich wene, duone selve wail versteis.

al woltuo horen minen syn,

ich sain dir gerne dat ichs weys.

nu gain wir weder ain dat beghin.

der mantel wys is eyn eren cleit,

210

den du den bilde doe sages drayn.

dat bloe bezeichent stedicheit.

hanich dicke horen sain.

dat was vrouwe Bescheidenheit,

dat bilde dat die varwe drouoch,

215

die van rechte crone dreit,

al eest der valsscher ongevoech.

byder zwartzer ich virstain

nut dan wisses wedersatz,

die op die ander syde quam gaen

220

intgeyn dat bilde op den platz.

die rode stryffen ich beduden

nit dan valsche mynne,

die zewers an menchen luden

[13vb]

stricht ome die zynne

225

in cleift dat herze in suore rasten

ind comt so dicke inden mont.

ich wilde die velscher solden vasten,

uns ir gront worde manlich cond.

Umbescheydentheit genant

230

is sy die dysse varwe drouoch;

ir is der werlte vele bekant.

sy deit den steden ongevuoch,

sy vint op reynen grondeln quoaet,

dat is an reynen, guoden lueden,

235

sy syn onschuldich boser daet.

den busem willich úch bedúden:

daz ist zwartze, felle hertze,

dat se menich felheit dryft,

dat doget pyn, rouwe und smertze

240

off yemant in syn ere blyft.

gelyc den buec ltgt verweys

alse doit die valsche diet:

wes vermoget he sich tzer geis,

die doch der seden nit enpliet?

245

die slingher die se brach aldair,

dat is die valsche tzonghe,

der wert men hier un dair gewair,

die is holre dan eyn longe.

der tzongen kan niemans ontflien

250

al ome, hier och over meer.

god lais ir leit zo leyde gescyen,

tgyen syen hebt ghyen geweer

dan manlich huden sich boser daet

ind laissen sy claffen waz sy wilt;

255

an dyeme wert ye des claffen raet.

int leste, wie voert der eeren schilt,

wat hy bynnen is geschiet

tzuo dedingen ome der cronen recht,

dat endarf des bedudes niet,

260

want et is in em selven slecht.

der mantel die beworpen was

int den die sonne hadde ercleint,

[13vb]

des mogen velscher haven has.

dat ons dese droem hy yn bewennt,

265

wanne dat die velscher quaet

in iren selben hertzen vonden.

sy stichten menigen fellen rait,

wie sich op ir tzonge bepronden

ind die goeden dair mit ontreynen.

270

da mit sy wenen sich erheven,

dat is allet dat sy meynen.

god geve in mit leyde tzuo leven.

wie dander wairheit kan herbeyden,

................

275

ind wilt bescheiden leven leyden,

opt leste so waire syn mantel fyn.

och, dat die wairheit schynt so selden,

dat erberme den goeden god,

ind die bescheydene des ontgelden

280

daz huom die velscher haven spot!» –

«vrouwe, wat is da mit gemeynt

dat de swartze ir hande

dwoech ind blevoen ir nit reynt?» –

«gherne ich dat bekande.

285

wanne die velscher vele geluoghet

ind dan die wairheit wert vernomen

ind vuoelt dat hy sich selven bedruoghet,

so weynt hy dan des weder komen.

wat hy loyent, hem hanget ane

290

die loghen die hy hait gelogen.

he were de wesschens wail in dane,

hy hait sich selven dan bedrogen.» –

«ey vrouowe, nu beduyt mir dat,

des biddich uch up rechte hulde,

295

dat mir die mynnencliche bat

dat ich ir boitscap wesen wolde.» –

«duo salt dich dair ynne bewaren

ind salt den goeden raden

...............

300

ind dair omb nit en verquaden.

of nu, of nemmer en verlinget

des sy van hertzen geren,

doch ir moet ie dair na ringet

daz sy holpen weren

[14ra]

vrouowe Bescheydenheit yr crone,

dat is dat sy rechte leven.

Bescheydentheyt sal die tse lone

loves vele und eren geven.

des ist tzyt daz sy sich werven,

310

dat sy onder eyn getruwe bliven,

sint ir orden dus verderven

die velscher willent ind verdriven.

so ensullen sy nit dair om versagen,

al is der velscher meyne grois,

315

sint sy nit na recht enjagen;

god macht sy seker segelois

ellich vanden goeden sal.

alsuos beduodich uoch den stryt:

intgheyn sy hondert und al,

320

die gerechten sy alte tzyt

voir antwoirden mit rechten truowen

ind by der wairheit bliven.

dair moeten velscher schuowen.

sus salman sy verdriven.

325

vort sprach vrouo Bescheidenheit:

woldes duo myn vruont bekennen,

dattuo pruoeves manlich cleit;

sy endorften dich nit nennen,

sint by den blayn ist gemeynt

330

niet dan stader mynnen leven,

da eyne mit eyme ist vereynt

in stedicheit ain begheven.

wie van sulken leven is

in dreit der eren cleit dair by,

335

den meynt die vrouowe, syt gewis,

dat hy mit ir gecleidet sy.

men vint ouoch luode sonder mynne

sich bescheidelich bewairen,

ind die van irs selfs synne

340

in vrouwen eeren te dienste varen.

die drayn ayn blae wisse cleit,

ain die saltuo dyn boitscap werven,

als dich bat vrouowe Bescheydenheit,

[14rb]

want sy sint ouoch der cronen erven.» –

345

«vrouowe, in soiker sonder nyt,

ich salt in die gemeynde sagen.

hoirt id node die velsche diet,

id sal den goeden wail behaghen.»

Nota.