BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Das Volksbuch von Dr. Faust

um 1580

 

Historia vnd Geschicht

Doctor Johannis Faustj

 

Das Ander Theil

 

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) 24. (

Wie Doctor Faustus

jn die Hell gefahren:

 

Doctor Faustus ward auf das Achte jar kommen / vnnd erstreckht sich also sein zil von Tag zu Tag / ward auch die zeit des Maystentheils mit forschen / Lernen / fragen / vnd Disputiern vmbgangen / Vnder dem Traumet jm abermahl von der Hell / fordert also seinen Dienner vnnd Geist Mephostophilem Er soll jm seinen herren den Belial oder Lucifer berueffen / Das thett der Geist /

Sie schickhten jm aber ein Teuffel der nennt sich Beelzebub. Einen fliegennden Gayst vnder dem Hymell Der fragt Doctor Faustum was sein begern vnnd Anligen wer? jm Antwurt Doctor Faustus Ob Er nicht vermöcht das jn ein Geist jnn die Hell hinein fuert vnnd wider herauß / Das Er der Hell Qualitet, Fundament, Aygenschafft vnnd Substanz möcht sehen / vnnd abnemen / ja antwurt jm der Beelzebub. Vmb Mitternacht So will jch kommen vnnd dich hollen.

Als es nun stick finster ward erschin jm der Beelzebub hat auff seinem Rugkhen ein Beinenen Sessel / vnnd Rings herumb gantz zugeschlossen/ Darauff sass Doctor Faustus vnnd fuer also daruon/ Nun so horet wie jn der Teuffel verblenndet / vnnd jm ain Affen spiel machet / das er nicht anderst gemaint hatt dann Er jnn der Hell gewesen / Er fuert jn jnn die Lufft / Darob Doctor Faustus entschlieff / als wann Er jn ainem warmen wasser oder Bad sess / bald hernach kompt Er auf einen Berg einer grossen jnsell Hoch darob schwefell / Bech vnnd Fewrstralen schluegen / vnnd mit solcher vngestuem vnnd krachen / Das Doctor Faustus darab erwachte /

Der Teufflische Wurmb schwang sich in solche Clufft hinein mit Doctor Fausto / Faustus aber wie hefftig Er brann / empfand Er doch keiner hytz noch brunst / sunder luftlein wie jm Mayen oder Frueling / Er hört auch darauff allerlay jnstrument der klang ganntz Lieblich ward / vnnd konndte doch wie Hell das Fewer ward kein jnstrument sehen/ oder wie es geschaffen / so dorfft Er nit fragen / dan jm das zuuor ernstlich verbotten ward / das Er nicht fragen noch reden solt / jnn dem schwungen sich zu disem Teuffelischen Wurm vnd Beelzebub noch Drey auch solcher gestalt /

Als Doctor Faustus besser jnn die Clufft hinein kam / flogen Sie dem Beelzebub vor / Da dem Fausto ein grosser Fliegennder Hiersch mit grossen Hörnern vnnd Zinckhen begegnet / Der wolt den Faustum jnn die Clufft vom stuell hinab sturtzen / darab Er erschrackh nicht wenig / Aber die Drey Vorgeende Wurm verdriben den Hierschen /

Als Doctor Faustus besser jnn die SPelunckh hinab kam / Da sach Er vmb sich herumb nichts dann lautter Vnzyfer vnnd Schlangen schweben / Die Schlanngen waren vnseglichen gross / jm kamen aber fliegennde Lewen zu hilff / Die Rangen vnnd Kempften mit den Schlanngen vnnd obsigten / Das Er sicher vnnd besser hindurch kam.

Da nun Doctor Faustus weitter hinab gelanngt / sahe Er einen grossen Fliegenden zornigen Stier auss einem Alten Thor oder Loch herauß gehn / Der lief also ganntz brullend vnnd grimmig auf den Faustum zue vnnd stieß an seinen stuel so starckh / das sich Der stuel mit dem Wurm vnnd Fausto vmbwendt / Doctor Faustus fiel vom Stuel jnn die Kluft jmmer hinab schrey zetter vnnd Wehe / gedacht nun ist es mit mir auß / Dann Er köndt seinen Geist nit mehr sehen / jn erwischt aber Letztlichen jm herabfallen ein Alter runtzleter Aff / der erhielt vnnd errettet jn /

Baldt vberzog die Hell ein Dickher vnd Finsterer Nebell das er ein weil gar nicht sehen kondt / jnn dem thett sich ein wolckh an / darauß zwen grosser Trachen stigen vnnd zogen ein Wagen nach jnen / Darauff der Alt Aff Doctor Faustum setzt / Da wurdt ein solcher Sturm windt sampt einem grausamen Donnern mit gestanckh vnnd schwefell vermischt / das sich der Berg oder Clufft dauon erschittelt / Vnd Er mainte zuuersennckhen / vnnd zue sterben/ darauff volgt etwan einer Viertl stund lang ein Dickhe Finsternus / Also das Doctor Faustus weder die Drachen noch den Wagen empfandt/ vnnd Fuer doch jmmer forth /

Aber so baldt solcher dickher vnnd Finster Nebel verschwand sah er wider sein Ross vnnd wagen ein kluft herab schossen auf Doctor Faustum Souil stral vnnd blitz / das der Keckhest geschweigñ Faustus erschreckhen vnnd zittern mueste / jnn dem Kompt Doctor Faustus vf ein gross vngestiem Wasser / mit dem senckhten sich die Drachen hinunder / Er empfanndt aber kein wasser / sonnder grosse hytz vnnd Warm / vnnd schlueg also der stram vnnd Wellen vff Doctor Faustum zue / das Er Ross vnnd Wagen verlor vnnd fuell jmmer vnnd jmmer jnn die grausamkeit des Wassers hinein biß er endtlich jm fallen ein kluft / Die Hoch vnnd spitzig ward / erraicht / darauff sass Doctor Faustus als wann Er halb todt wer / sahe vmb sich / konndte aber niemandt sehen noch hören / schawete jmmer jnn die klufft hinein / Darob ein Luftlein sich erzeiget vmb sahe er nichts dañ das Wasser /

Doctor Faustus Dacht nun wie soltestu jm thuen / Dieweil du von den hellischñ Geistern verlassen bist / eindweders du muest Dich jnn die klufft oder jnn das wasser sturtzen / Erzurnet sich darab vnnd sprang also mit einer rasennden vnsynnigen forcht jnn Das Fewrig Loch hinein / sturtzt sich herab vnd sprach Nun Geyster so nembt mein woluerdientes Opffer auf / So mein Seel verursacht hat / Jnn dem Er sich also vber zwerchs hinein gesturzt hat / wurdt so ein erschrockhlichs gross gethumel vnnd klopffet gehört / vnnd erschuttet sich der berg vnnd spitz so sehr / das er meint Es were lautter gross geschutz abganngen /

Als Er vf Den grundt kam / da sahe Er jm Fewr viel stattlicher Leuth / Kayser / König / Fursten vnnd Herren / jtem viel Tausent geharnischte/ vnnd kriegsleuth am Fewr / Rann ein kuels wasser Dauon ettliche tranckhen sich erlabeten vnnd Badeten / ettliche liefen vor kuele jnn das Fewr /

Doctor Faustus Dratt hinzue wolt ein Seel des verdambten erwischen / vnd so Er maint Er habs jnn der hanndt / So verschwandt Sie jm / er konndt aber vor hitz nicht bleiben / vnnd als Er sich hin vnd wider vmb sache / so kam sein Drach oder Beelzebub mit dem Sessel / darauff sass Er vnnd fuer wider jnn die Höche / Dann Doctor Faustus konndte vor dem Donner / vngestuem Nebell / Rauch / schwebell / wasser / Frost / vnnd hitz jn der lenng nicht beharren/ sonnderlichen da er gesehen / vnnd gehört hat Ceter schreyen / wehe/ gryss vnnd gram / alle wehe jammer vnd Pein etc.

Doctor Faustus darumb lang nicht anhaimisch gewesen / auch sein Famulus nit anderst gemeint / weil Er die Hell begert zusehen / Er wurde mehr gesehen haben / dann jm lieb sey / vnnd also Ewig aussen bleiben/ jnn solchem wohn kompt jnn der Nacht Doctor Faustus zu hauß/ dann Er seither auf dem Sessel geschlaffen hat / der Geist wirft jn (schlafendt) schlaffenndt jnn sein Betth / als aber der Tag herbej kam / Doctor Faustus erwacht vnnd das Liecht des Tages sahe / Da ward jm nicht anderst / Als wann er ein zeitlang jnn einem Finstern Thurn gelegen wer / Dann er seidher nichts anders von der Hell gesehen hat / dann was die Fewerstramen / vnnd das Fewer von sich geben hat. Doctor Faustus jm Betth ligenndt Dacht der Hell nach / Ein mahl nam Er jm gewiß fur / Er were darjnnen gewest / vnnd es gesehen / ein mahl zweifelt Er Darab / Der Teuffel hett jm nur ein verblendung vor die Augen gemacht / wie auch war ist / Dann Er die Hell noch nicht gesehen / Er hett sonst nicht darein begert

Dise Historj vnnd Geschicht / was Er jnn der Hell oder verblendung gesehen / Hat Doctor Faustus selbs aufgeschriben / vnnd ist nachmahls solchs jnn einem zedell / so Doctor Faustj eigne hanndschrifft gewest jnn einem Buech verschlossen gefunden worden /