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Das Volksbuch von Dr. Faust
um 1580

 


 






 




71

Doctor Faustj Grewlich End
vnnd SPectackell:

Die .24. jar des Doctor Faustj waren verloffen / vnnd eben jnn sollichem wachen erscheint jm der Geyst vberantwurt jm sein Brieff oder verschreibung / vnnd zeigt jm an / Das der Teuffel seinen Leib die Ander Nacht hollen werde / dess soll er sich versehen.

Doctor Faustus klagt vnnd Wainet die gantze nacht / Also das der Geyst jnn sollicher Nacht jm widerumb erscheint / spricht jm zue / vnnd sagt

Mein Fauste sey doch nit so kleinmuettig / ob Du schon dein Leib verleurst / so ist noch lanng Dahin biß dein Gericht wirdt / Du muest doch sterben/ wann du gleich viel hundert jar Lebest / Muessen doch die juden / Turckhen / vnd andere Vnchristliche Kayser sterben / So jnn gleicher Verdamnus seind / waistu doch noch nicht was dir aufgesetzt ist / sey behertzt vnnd verzag nit so gar / hat dir doch der Teuffel Verheyssen er wöll Dir ein Stachlinen Leib vnd Seel geben / so nicht Leiden soll/ solliches wie andere verdampten etc. solch vnnd sonst mehr trost vnnd zuespruch gab er jm / doch falsch vnnd der Hayligen Schrifft nicht gemeß.

D: Faustus der nicht anderst wyst vnd gewerttig ward / Dann die versprechung oder Verschreibung muest Er mit der haut bezallen/ geht eben an disem tag (.da jm der Gaist angesagt / Das der Teuffell jn Hollen wert.) zu seinen Vertrawten gesellen Magistris, Baccalaureis, vnnd andern Studenten mehr / welliche bej jm offt stackhen / Die Bath Er das Sie wolten mit jm gehn jnn das Dorff Rimlich ein halb meyl wegs von der Statt / vnnd alda mit jm ein Malzeit Einnemen / Die jm solches nicht abschluegen / gehn dahin vnnd Assen ein Morgenmahl mit Vil kostlichen richten an speiß vnnd Wein so der Wirdt auftrueg.

Doctor Faustus wardt mit jnen Frölich aber nit auss rechtem Hertzen/ Bitt Sie all widerumb so er berueffen Sie wöllen jm souil zugefallen thuen / vnnd mit jm widerumb zu Nacht Essen / auch solche Nacht bej jm bleiben / Er mueß jnen etwas wichtiges sagen / Das Sie jm wider zuesagten / Namen hierauff die Mahlzeitt ein/

Als nun der Schlaftrunckh auch vollendet wardt / bezalt Doctor Faustus den Wirdt vnnd batt Die Studenten Er wölle jnen etwas anzeigen / dess Sie sich bewilligten /

Doctor Faustus Sagt zu jnen also.

Mein liebe vertrawte vnnd gantz gunstige herren / Warumb jch Euch berueffen hab / jst diss die Vrsach Das Euch vil jar hero an mir bewust / Was jch fur ein Mann ward / mit allen kunsten vnd Zauberey bericht / Welches aber nirgennd anderst herkommen / Dann vom Teuffel / vnd mich auch zu disem Teuffelischen Lust niemand gebracht Dann boese Gesellschafft Darnach Mein nichts wirdiges fleisch vnnd Bluett / Mein halsstarriger Gottloser will / vnd fliegende Teuffelische gedannckhen / welliche jch mir furgesetzt / Daher jch mich dem Teuffel versprochen / vnnd Verschreiben muessen / Nemlich jm 24 't'h jaren mein Leib vnnd Seel zuuerpfenden /

Nun seind solliche jar zu Endt biß auf dise Nacht verloffen / jst mir das Stundglaß vor den Augen / vnnd gewerttig sein mueß wann es ausgehe / Derhalben dieweil jch waiss Das der Teuffel nicht lest dahinden was jm zuegehört / vnnd jch jm Leib vnd Seel so theur verschriben mit meinem bluet / Also Das er mich dise Nacht hollen wirt / hab jch Euch Freundtliche liebe gunstige herren vor meinem Endt zuuor berueffen / mit Euch ein Johannes Trunckh zu ainem Abschied thun wöllñ / vnnd Euch mein hinschaiden nicht verbergen wöllen /

Bitt Euch hierauff mein Liebe gunstige Brueder vnnd herren jr wöllet all die meinen / vnnd die meiner jnn guettem gedencken von meinetwegen Bruederlich vnd freundtlich griessen / vnnd auch mit bitt mir nichts fur vbel zuhaben / sonder wo jch Euch jemals belaidiget hab/ solt mir solches hertzlich verzeyhen /

Was dann mein Hystorj vnd was jch triben hab jnn solchen .24. jaren / werdet jr alles aufgeschriben finden/ Vnnd last Euch mein grewlichs End Euer Lebtag ein furbild vnnd erJnnerung sein / Das jr wöllet Gott fur Augen haben / jn bitten Das Er Euch wolle Behuetten vor dess Teuffels Lyst / vnd trueg /

Ja der Liebe Gott Euch nicht wölle jnn versuechung fueren/ Dargegen jme anhanngen nicht so gar abfallen von jm wie jch Gottloser verdampter Mensch / Der jch veracht vnnd Abgesagt hab der Tauff dem Sacrament Christj / Jtem Gott / allem Hymmelischen Hoer vnd den Menschen / Einem sollichen Gott der nicht begert Das einer soll verlohren werden /

Last Euch Die Boese Gesellschafft nicht verfueren / wie es mir ganngen / sonnder besuecht fleissig vnnd Embsig die Kirchen/ vnnd seidt alzeit wider den Teuffel mit ainem guetten gelauben an Christum vnnd Gottseligen Wandel endtlich gericht /

So ist nun zum Beschluss mein freundtlich bitt jr wöllet Euch zu betth begeben mit Rue schlaffen / vnd Euch nichts anfechten lassen / Auch so jr ein Valtter oder Vngestuem jm hauß höret / Wollet jr Darab mit nichten erschreckhen / Es soll Euch kein Leyd widerfahren auch nit vom Betth aufstehn / Vnnd so jr mein Leib todt findet / jn zur Erden bestettigen lassen /

Dann jch stirb als ein boeser vnnd guetter Christ/ Darumb das jch ein hertzliche Rew hab / vnnd jm hertzen jmmer vmb gnad bitt / Damit mein Seel errettet mocht werden / Dann jch waiss Das der Teuffel den Leib will haben / vnnd jch will jm jn gern lassen/ er lass mich nun zufriden mit meiner Seel /

Hierauff Bitt jch Euch jr wölt Euch zu betth verfuegen / vnnd Wunsch Euch ein guette Nacht/ mir ein boese Ergerliche erschrockhenliche/

Dise Declaration. vnnd erzellung thett D: Faustus mit behertztem Hertzen / Damit Er sich nicht verzagt / erschrockhen vnnd kleinmuettig machte/

Die Studenten verwunderten sich aber vfs hochst das Er so verwegen gewest / nur Vmb schelmerej Furwitz vnnd Zauberey willen sich jnn solliche gefahr an Leib vnnd Seel zubegeben / Hatten jn Lieb / vnnd sprachen jm also zue / Ach Lieber herr Fauste / was habt jr Euch gezygen Das jr so lanng habt still geschwigen / vnnd diss vnns nit lenngest offennbaret / Wir wolten Euch durch gelerthe Theologos auss dem Netz dess Teuffels errett vnnd gerissen haben. Nun ist es aber zu spatt vnnd Eurem Leyb vnnd Seel schadlich.

D: Faustus Antwurt jch hab es nit thun dörfen / bin dessen offt jm willen gewest / mich zu Gottseligen Leytten zuthuen / Rath vnnd hilff zusuechen / wie mich auch ein Altter Mann darumb angesprochen Das jch seiner Lehr volgen soll / Von der Zauberey abstehn / vnnd mich bekhern / jch ward diss schon jm willen / Da kam der Teuffel wolt schon mit mir den garauß spillen (.wie er heidt thon wirdt.) vnnd sagte so Bald jch die Bekherung zu Gott annemen wolte / oder jm synn habe / so soll es mit mir auß sein /

Als Sie solliches vom Fausto verstuenden / SPrachen Sie zu jm/ weil nun nichts anderst zugewartten ist / So soll Er Gott anrueffen vnnd Vmb verzeyhung vmb jesu Christj willen bitten vnnd sprechen/ Ach Gott Sey mir armen sünder genedig / vnnd gehe nicht mit mir jns Gericht / jch kan vor dir nicht bestahn / Wiewol jch dem Teuffel den Leib mueß lassen / So wöllest Du doch die Seel erhalten / Ob Gott etwas wirckhen will /

Das sagt Er jnen zue / Er wolt betten / Es wolt jm aber nicht eingeen / wie dem Cain. sagt seine sünd weren grösser Dann jme mocht verzygen werden / Also mit Fausto auch / der gedacht jmmer Er hab es mit seiner Verschreibung zu grob gemacht/

Die Studenten vnnd guette herren / als Sie jn gesegneten / Weyneten/ vnnd einander Vmbfiengen / blib Doctor Faustus jnn der Stuben / Die herren aber begaben sich zu beth vnnd kundt keiner recht schlaffen / Dann Sie den Ausganng hören wolten.

Also geschahe es zwischen zwelff vnnd Ein Vhr jnn Mitternacht / Das gegen dem hauß her ein grosser vngestiemer wind gieng / So Das hauß vmbgeben / als ob es alles zugrund wolt gehn / vnnd das hauß zu Boden reyssen Darab die Studenten vermeinten zuuerzagen sprangen auss dem Betth vnnd hueben an einander zutrösten / wolten auss der Kamer nicht/

Der Wirt Lief auss dem hauß / Da Er sonnst jnn den andern heusern kein vngestyem spiret / dann eben jnn seinem hauß / jnn dem Wind (.dann die Studenten neher lagen bey der Stuben / darJnn Doctor Faustus ward.) hörten Sie ein grewliches pfeiffen / als ob Schlanngen/ Ottern / vnnd anndere Thier jm hauß wehren / Bald geht Doctor Faustus thur jnn der Stuben / Der hueb an Mordio vnnd schrey vmb hilff / aber kaum mit halber stym / Da hört man jn nicht mehr schreyen.

Wie es nun tag ward / Vnd die Studenten die gantze Nacht nichts geschlaffen hetten / seind Sie jnn die Stuben ganngen / Darjnn Doctor Faustus gewesen / sahen sie kein Faustum mehr / sonder nichts dann die Stuben Voller Bluett / Das hyrn klebt an der wand Dann der Feindt jn von einer Wand zu der Andern geschlagen hett / jtem seine Augen Da/ vnnd ettliche zeen ein greuliches Spectacul.

Die Studenten hueben an zu Clagen vnnd zu waynen suechten jn allenthalben / Da Sie herauß bey dem Myst den Leyb funden / welcher greulich anzusehen ward/ Der Kopff vnd alle glyder schlotterten.

Dise Studenten vnnd Magistrj so gemelt vnd bey dess Doctor Faustj Todt gewesen / haben souil erlanngt / Das man jn / jnn disem Dorff begraben hat / sein darauff auch jnn dess D: Faustj Behaussung ganngen/ Da Sie sein Famulum den Wagner gefunden / der sich seines Meysters vbel gehueb /

Sie fanden Die Historj dises Buechlin alles aufgeschriben etc. Ohn was sein Famulus aufgezeichnet / Das auch ein New Buech von jm ausgeht /

Desgleichen eben an sollichem tag ist die Verzauberte Helena / vnnd jr Sohn Justus Faustus nicht mehr verhanden gewest. Es ward aber so Vngehewer jnn seinem hauß / Das niemandt darJnnen konndt Wohnen D:Faustus erschin dem Famulo Leibhaftig zu nacht vnnd offenbart jm vil Haimliche ding / So hat man jn auch gesehen bey der Nacht herauß sehen auss dem Fenster wer fur vber ganngen ist.

Also Endt sich die gantz warhafftig thatt geschicht Historj vnd Zauberey/ Darauß die Studenten vnnd Schreiber Lehrnen sollen Gott Furchten / Zauberey / beschwörungen / vnnd anders Teuffels werckh so Gott verbotten zufliehen / auf das Sie den Teuffel nicht zu Gast Laden Noch jm Ruem geben / wie Doctor Faustus gethon /

Da vnns ein Schrockhenlichs vnnd grewlichs Exempel von seiner Verschreibung vnnd End furgebildet ist / sonnder sollicher hendel muessig geen/ Jnn allen dingen Gott allein anbetten / vnnd jn Lieben von gantzem Hertzen Seel vnnd Krefften/ Dargegen den Teuffel sampt allem seinem Anhanng Absagen/ Das wir also mit Christo Ewigclich selig werden mogen/ Das helff vnns allen Christus jesus Vnnser Einiger Herr vnnd Seligmacher

Amen. Amen. Amen.
 
 
 
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