BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Fischart

1546/47 - 1590

 

Affentheurlich Naupengeheurliche

Geschichtklitterung von Thaten und

Rhaten der vor kurtzen Langen und je

weilen vollenwolbeschreiten Helden und

Herren Grandgoschier Gorgellantua

 

1575/1582/1590

 

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An alle Klugkröpffige Nebelverkappte NebelNebuloner,

Witzersauffte Gurgelhandthirer vnd ungepalirte

Sinnversauerte Windmüllerische Dürstaller

oder Pantagruelisten.

 

 

 

GRoßmächtige, Hoch vnd Wolgevexirte tieff vnd außgelärte, eitele, orenfeste, orenfeißte, allerbefeistete, ährenhaffte vnd hafftären, orenhafen, vnnd hafenoren oder hasenasinorige insondere liebe Herrn, gönner vnd freund. E. Keinnad vnnd dunst sollen wissen, daß die alte Spartaner, das sprichwort (Ein vnflat erleidets dem anderen) warzumachen, kein bessere weiß gewußt haben, jhrer jungen Burgerschafft die Trunckenheit zuerleyden, alß daß sie zu gewissen Festtagen an offenem platz in beisein jhrer Kinder jre Knecht sich redlich voll vnnd doll sauffen liessen, auff daß so sie die also hirntobig vnd schellhörnig vnnd hirnschöllig von Wein rasen, balgen, walgen, schelten, gauckeln, fallen, schallen, burtzeln, schrien, gölern, prellen, wüten, sincken, hincken, speien vnd vnflatig genug sein sehen, sich vor solcher Vihischen vnweis forthin zu hüten wüßten: Gleich wie auch zu vnserer zeit ein namhaffter Fürst den Lumpenhößlern vnd Zotten junghern jhr zottengelümp zuerleiden, eins tags einen Hencker, in der neuen Kleidungsweiß, die damals Braunschweigisch hieß, anthun ließ, vnnd den auff die Schloßbruck, da alle Hofleut fürzogen, stelen, damit er jhnen durch diß schön schinder muster das gesäß gefreß versauerte, vnd hat dannoch darmit so vil geschafft, daß die Lumpen an Hosen sind abkommen, vnd in das gekröß geflogen, vnd in die vorgewelbte bäuch geschloffen. Deßgleichen pflegen nit auch noch heut etliche Eltern jre Kinder, sie von Lastern vnnd Bubenstücken abzuschrecken, zur warnung mitzunemmen, wann man einen Vbelthäter vom leben zum todt zurichten außfüret? alda die schöne Leichpredig, so der Dieb schwanenmäsig zur letzt aüff der leiter jm selbs zu spat Galgenreulich vnnd andern zu frühe Galgentrewlich thut, anzuhören. Vnnd zwar, welche sich solche beid wüste vnd schreckliche spectacul nit erschamroten vnd abmanen lassen, werden nimmermehr durch glimpfflichere vnd vernünfftigere mittel fruchtbarlich zu recht zubringen seyn.

So nun beides die alte vnd auch heutige welt, solche beyspilige spigelweiß vnd spigelweißliches beyspiel, vnd Comedische art der leut scham vnnd zucht, (wo anders noch einige im hindersten spulwinckel bey jnen verborgen) zuerwecken vnd auffzumuntern, gebillichet vnd nutzlich befunden: wie solten wir vns dann derselbigen bereit bewärten weiß nun hierin vnd zu andermalen anderswo zugebrauchen, vnd ein verwirretes vngestaltes Muster der heut verwirrten vngestalten Welt, sie von jrer verwirrten vngestalt vnd vngestalter verwirrung abzufüren vnd abzuvexieren, fürzuspiegeln beschamen? Sintemal doch außfündlich, daß es der Welt auff solchen schlag mächtig wol gefallt, vnd ohn nutz nicht abzugehen pfleget, weil sie augenscheinlich spüren, daß jnen daselbs, da der Wirt) ein Dieb ist, nicht wird zu stelen seyn: (doch dem Authorem vnverglichen, sonst müst er auch wie der Schultheiß von Hundsfelden mithetschen.) Solt aber darumb ich oder ein anderer schumpfierboß (wie ich wol weis etliche Wechselhirn schliessen) ein Vnflat seyn, weil wir villeicht euch vnd euers gleichen Vnfläter vnflätig beschrieben? gleichwol solchs vnserm Handwerck nit schad, dann wir dörffen nit kochen) Solten darumb die Spartaner, weil sie trunckenböltz vorstelleten, trunckenböltz sein? der Fürst weil er einen Hosenbutz auffstellt ein Hosenlump? die Eltern, weil sie galgenschwengel vorspiegeln, galgenmässig heissen? Non sequit, sagt der Abt: sondern im gegenspil mögen die, denen man solche vnnd andere saubere muster vorbildet, wol für sich sehen, solche Vnfläter nicht zu werden: weil sie sich on das zimlich darzu arten vnd geberden Was kan ein Spiegel dazu, daß er.ein lützelhüpschen lützelhüpsch anzeigt? der Kütreck, daß er eim die Naß außtruckt, nach dem er drein fallt? Die Blum, daß eine Spinn gifft auß jr zeicht? der Paracelsus, daß jm der Hencker, wie er schreibt, 21 Knecht gehenckt hat? Der Spiegel wird darumb nicht dunckeler, wann schon ein Schmutzkolb drein sicht: die Sonn wirt drumb nicht wüst, wann sie schon Wasser auß Pfitzen ziecht. Der Artzet muß darumb nicht kranck werden, wann er schön mit Krancken vmbgeht: Solt ich nit ein geistlichen Text vnder eine Weltliche weiß singen können? oder ein Weltlichen Dantz auß der Psalmenweiß, Der Thorecht spricht, geigen können? Dichten doch vnsere Predicanten Geistliche Lieder von einer Wilden Sau, das geistliche wacker braun Meidlein, den geistlichen Felbinger etc. O mein lieben Gäst, ich sahe den Bettlerdantz auch wol grosse Herren dantzen, vnnd den Philipinadantz, dantzt auch wol ein Bawer. Ich thu wie die Griechischen Philosophi, die zogen auff alle Kirchweihen, Messen vnd Märckte, nicht daß sie kaufften, sonder alles, wie es zugieng, begafften, waren Gaffleut für Kaufleut. Ich sorg nit wie jener Cardinal, der nit durch Genff ziehen wolt besorgend der Lufft macht jhn Ketzerisch, wie jener zu Rom, gieng den Griechen zu neid, nit durch die Griechisch straß, förchtend, er ererbe die Griechisch Pestilentz, oder wie jener Signor, der nicht durch Neapolis wolt reissen, auß sorg, es stoß jn die Neapolitanisch sucht an, das ist, er erb die Rittermäsigen Frantzosen: wie jene Mönch zu Franckfort kein Lutherisch Bücher in jr Kloster wolten einstellen, vor ängsten sie würden Ketzerisch: Hei, wie herrlich schöne Witztölpel: sie sind auch etlicher widertäuffer art, die, wenn sie durch ein Kirch oder Rahthauß gehen, die schuch, wiewol nit auff Mosis, sonder widersinniger meynung außziehen, damit sie nit die geweihete schuch aber nit die geweiheten Füß entheiligen, oder vil mehr den geheiligten Boden verunreinen, vnd den staub wie die Aposteln von Füssen schüttlen müssen. Darumb nam michs oft wunder, warumb die Durchliechthelligsten, die man auff Mistbären tragen muß, vnd sonst auff Lewen vnd Otter gehen, damit sie kein Zähe an ein stein stossen, jhnen nit auch die Zähen wie die Finger beschweren, versegnen, weihen, schaben, beschneiden, verchrisamen, verelementen vnd versacramenten lassen, alß dann möchte sie kein Pantoffel noch Schuch trucken, wie jenen Predigkauzischen tropffen der die Schuch mit Chrisam schmieret. Aber diß soll noch wol auff eim Concilio berahtschlaget werden, wann mich einmal die Schuch nimmer trucken: Nun ha, reim dich Eisenhut an den Fuß oder Fut: das sind eitel Saturnische, turmische Windmüller vnd Letzköpff: Die Leut sind nicht Schlangenart, daß sie sich so leichtlich mit bösen worten solten beschweren vnnd vergifften lassen, dieweil sie je den verstand gutes vnd böses haben, vnd nichts böses beschrieben wird, daß nicht von jnen herkompt, vnd es selbs böß erkennen. Verwirfft man doch von wegen etlicher vnbescheidener Wort nit jedes Buch: Kan doch das Ohrenzart Frauenzimmer wol etliche Zotten inn Bocatij Centonovel, deß Jacob Winters Wintermeyen. der beiden Stattschreiber zu Burckheim vnd Maursmünster Wickram vnd Jacob Freyen frey Rollengespräch vnd Gartenzech: Auch deß M. Linders Katzipory gestech, vnd deß Straparole Historien vertragen: daß ich jetzt anderer Eulenspiegelischer vnd Wegkurtzerischer art buchern geschweige. Sie seynd dannoch weit nit, wie deß «Pogij purcitiarum opus». Verwirfft man doch in Schulen von wegen leichtfertiger reden nit etliche mutwillige Poeten, alß den Martialem (wiewol jhn Naugerius järlichs auff gewissen tag verbrennt hat, wie Paracelsus den Dioscoridem) Ouidium, Plautum, Juuenalem. Pogium, Bebelium, vnd schier alle Comedische vnd Satyrische scribenten, denen bossenzureissen angeboren: Terentius der so gar sauber sein sol, ist im Eunucho nit so gar lauter, so doch seine Comedien die ernhafftesten Römer Lelius vnd Scipio sollen geschmit haben.

Man hat zu allen zeiten bey allen Nationen solcher art kurtzweiligs Gespötts vorgehabt: die Griechen mit Tragedien Dithyrambis, Dionisiacis: die Römer mit Fescenninis Manduconen, Mimis, Pasquillen: Die Teutschen mit Faßnachtspielen, Freihartspredigen, Pritzenschlagen: die in Schulen mit deponieren, vnd Quotlibeten: welche weis, wie die «Quotlibetarij» fürgeben, auch S. Augustin soll gebraucht haben, vnd gewiß S. Thomas vom «Aquauino». Die Athener hatten ein Fest «Kythroi», da sie einander musten närrisch gnug verkittern, durchs Gitter, wie der Apoteckernar durch den Fingersträl. So bringen wir nun hie auß allen vorgedachten arten ein gebachenen kuchen, vnd nach jetziger welt lauff schöne «Mythologias Pantagruelicas» dz ist Alldurstige Grillengeheimnussen vnd Märendeitungen (dann diß wer dießes buches warer Titul) Welche in was meinung sie seyen gestellet worden, wil ich nachgehends, wa ich zuuor, was deß Authors person betrifft, angezeigt, vermelden.

So wißt demnach, daß er Frantz Rabelais bey vilen einen bösen ruff hat, alß ob er ein Gottloser Atheos vnnd Epicurer seye gewesen: Welchs ich dann in seim werd beruhen lasse, dann heilig ist er nit gewesen: darumb sorg ich deß weniger, daß man jn dafür anbett. Gleichwol daß man solches vnnd ärgers auß seinen schrifften zuschliessen gedencket, dessen entschüldigt er sich auffrichtig vnd redlich, inn einer Dedicationepistel an den Cardinal von Castillon, deß Admirals Bruder, darin er das vorhaben solcher Bücher, welchs wir, wie erst gedacht, baldfolgends auch setzen wollen, scheinlich anbringet: vnnd meint darbey, daß von wegen deß schmutzes die alte Real nicht hinzuwerffen seyen, noch die Kern von wegen der Sprewer: es stehe eim jeden frey drauß zulesen was er wil: wann er schon einen sich hieß hinden lecken soll er vngezwungen seyn: besser ein Fenster auß, alß ein gantz Hauß, sagt der Probst, da man jn warnet, er würd sich blind sauffen. Ist derwegen er nit allein diser beschönung, sonder auch seiner Physicischen Lehr, wolbelesenheit, Artzeneierfahrung, vnd fürnemblich seines Diogenischen kurtzweiligen lebens vnd schreibens halben bey hohen Leuten liebgehalten worden, bey den Königen in Franckreich, allen Gelehrten vnd Poeten, ja auch bey den geistlichen, wie gehört, ja bey den Hocherleuchten Frawen, der Königin von Nauarra, etc. Dann jr auch diß beyneben wissen solt, daß er ein Doctor der Artzeney gewesen, vnd deßhalben jm ein schlecht gewissen gemacht, etwan von natürlichen sachen natürlicher zu reden, auch etwas Gurgellantischer zuweyselen, zukröpffen vnd sich zubeweinen, dieweil er, alß ein Physicus sein Natur im höchsten gradu trocken befunden, vnd das Heilpflaster alß ein Artzt auff die gemeine Weinwunden zuhanden gehabt. Daher jm dann der heut berümtest Frantzösisch Poet Ronsart (in massen auch die Poeten Marot vnd Auratus) ein lustigs jhm gemäses Epitaphi folgendes Inhalts hat gestellet.

 

Wann auß eim todten, so wirt faul,

Kan etwas anders werden,

Gleich wie ein Roßkäfer von dem Gaul

Wie Krotten auß der Erden,

Die Maden auß den faulen Käsen:

Vnd wie die Glehrte halten

Daß der abgang vnd das verwesen

Könn ander wesen gstalten:

So wird, wa etwas werden soll,

Gwiß auß deß Rabelais Magen

Sein Kutteln vnd seim Eierstoll

Ein schön Reb fürher ragen:

(Wie rnan dann auch find solcher mossen

Daß auß S. Dominici Grab,

Ein Reb sey nach seim todt fürgsprossen,

Die gut Domvinischen Wein gab)

Dann weil er lebet must er trincken

Vnd trincken war sein leben,

Vnd wann er müd war an der lincken

Must die recht das Glaß heben:

Dann er gern mit der lincken tranck

Weil sie ist nahe dem Hertzen

Auff daß es deß meh krafft empfang,

Vnd kützel es zum schertzen.

Solchs wust er alls wol außzurincken

Weil er ein Artzet war,

Daß man den Ring tregt an der lincken

Daß es das Hertz erfahr:

Er tranck Jüdischen Wein allein

Der nicht getauffet was

Vnd den Lateinischen Wetzstein,

Den mitteln auß dem Faß.

Ehe daß er einen niderstelt

Hub er ein andern auff,

Hiemit zu zeigen an der Welt

Der Stern vnd Sonnen lauff:

So bald er hat das Maul gewischt

Netzt ers wider behend,

Zuzeigen wie der Mon erfrischt

Was die Sonn hat verbrent:

Sein Gurgel starck den Wein anzog

Vil besser alle stund

Alß den Regen der Regenbog,

O wie ein guten Schlund.

Die Sonn kont nicht auff sein so frü

So sah sie jn schon truncken,

Der Mon konnt so spat kommen nie

So sah er jn schon duncken:

Vnd wann die Hundstag fulen ein

So sah man jn dort sitzen

Halb nackent bey dem külen Wein

Vnd den Wein von sich schwitzen,

Streifft seine Ermel hinter sich

Vnd streckt sich auff die Matzen,

Auff daß jm nichts wer hinterlich,

Da fieng er an zu schmatzen,

Wült aich herumb inn Wein vnd Kost

Zwischen Bechern vnd Platten,

Gleich wie im Mur vnd schleim ein Frosch,

Lehrt seine Zung da watten.

Wann er dann also gar war truncken

So sang er Bachus lob,

Lobt jn von seinem grossen Schuncken

Vnd seiner Rebengob:

Träuet alßdann Sanct Vrban auch

Wann er nicht schafft gut Wein

Werd man jn nach dem alten brauch

Werffen in Bach hinein:

Sang auch von deß Grandgusiers Kuchen

Vnd deß Gargantoa Thier,

Wie es zerschmiß gantz Wäld voll Buchen

Im grossen Schwantzthurnier:

Auch wie Bruder Jan Onkapaunt

Mit der Kreutzstangen focht,

Vnd Wurstdurstpanthel Fürtz kartaunt,

Vnd was Panurgus kocht.

Aber der Tod der gar nicht trinckt

Zucket den Trincker hin,

Wiewol er rufft: dem Tod eins bringt,

Heißt ein weil sitzen jn:

Aber er wolt nicht sitzen nider

Wolt auch keins warten auß

Er gieng dan vor mit jm hernider

Inn sein Liechtfinster Hauß:

Daselbst bringt er jm Wassers gnug

Auß dem Fluß Acherunt

Vnd heißt jn sitzen bey dem Krug

Vnd schwencken wol den Mund:

Jedoch so war ist, was wir lesen

Das Wein vor Fäule bhüt,

So wird deß Rabeles Nam vnd Wesen

Nimmer verfaulen nit

Dann er je wol beweinet war,

Sein Leib vnd Därm durchweint

Wein war sein Weih vnd Balsam gar:

Der Balsam hie noch scheint.

Vnd nimpt mich wunder, daß jr nicht

Dürmelt weil jr hie steht,

Daß euch der Wein ins Haupt nicht rücht

Dann diß Grab weinlet stät:

Gleichwol weil jr hie bleibet stehn

So steht hie nicht so schlecht,

Sonder ehe jr von dannen gehn

So thut jm auch sein Recht,

Vnd opffert jm ein Glaß mit wein

Vnd gsaltzen Ränfftlin Brot,

Das wird jm liber alß beten seyn

Dann beten gehöret Gott.

 

So vil sey genug von deß Authors person: Was aber demnach sein fürnemmen vnnd bedencken solche Grillenbücher zustellen belanget: ist es, wie ers selbs meldet, dises: Dieweil er ein Artzet war, vnd wust was Hippocras im sechsten Buch Epidemie lehret, Daß ein rechtgeschaffener Medicus in allem seim leben, thun vnd wandel dahin sinnen vnd schalten sol, die leut auff alle mögliche weg, es sey mit Artzneystücken, worten oder geberden bey gesundheit frisch zuerhalten, oder von kranckheit zuerledigen: vnd aber wißlich ist, dz nit alle kranckheit am oder im leib sich erregen, sonder mehrmals im gemüt durch melancholi oder traurigkeit sich begeben, welche hertzkränckung folgends am Leib pfleget außzubrechen vnd es zuschwächen: wie dann solches der wolerfarn Artzt Erasistrat Aristotels tochter Son an königs Antiochi puls, so sich vor grosser Lieb gegen seiner Stieffmutter kräncket, erkannt, vnd jm desselbigen leibschmertzens abhalff: Derwegen wil er, dz ein Artzt nit allein mit kreutern, salben, träncken, vnd confecten gerüst sein sol, angesehen erstlich, weil solches der «Medicorum» Köchen nemlich den Apoteckern zubefehlen, vnnd nachgehends weil diese stück zu zeiten nit helffen, demnach das Leid nicht eusserlich leiblich, sondern, welchs gefärlicher, jnnerlich hertzlich ist: sonder auch wolgeberdig, holdselig, freindlich gesprächig, kurtzweilig, bossenreissig, der eim schwachen etwan, wans not thut, ein Mut einschwetzen, vnd eingauckelen kan, jn lachen machen, wenn er schon gern weint, jn vberreden er seye gesund, dieweil man doch einen vberredt er sey kranck, er sey rotprecht, wann er todt färbig sicht: Oder vber zwerch felds mit eim schalen Bossen daher kommen, der, wie man sagt, einen todten möchte lachend machen, jhm ehe einen Esel fürfüren der Disteln frißt: Dann vom Prediger vnd Sacrament soll er jhm nicht vil sagen, das mögen andere Leut thun, die gern da bald erben, soll sich ehe selbs zum Esel machen, der Disteln frißt, auff dz es der Kranck auch esse: sol seim Nächsten Krancken vnd Krancken Nächsten alles zu lieb werden, wie die Hoffleut jren Herren, vnd die Buler jren Närrin.

Sol keinen trösten wie Callianax seinen Krancken: dann alß jn der Kranck fraget, ob er sterben würde? antwortet er jm: Es sey doch wol deß Keyser Koch gestorben.

Dieser grobe Sauzius hat Platonem nit gelehrt, welcher, wiewol er die lügen alß schändlich jederman verbiet, doch dieselbige dem Artzet trosthalben gestattet. Ja vnsere geschriebene Gesatz heissen einen Medicum wol nit liegen (dann er kans vngeheissen) aber geschwetzig seyn («Abcursius in l. parabolanos C. de Epis. & cler.») weil sie Hebammen geschlecht seynd: aber notfolglicher weiß, lassen sie es doch zu: dann wer vil schwetzet der lügt vil. «Iuxta illud in multiloquio & c.»

Darumb mag jm wol zu zeiten ein «Medicus» ein reuschlin trincken, nit alleine den bösen lufft vnd geruch minder einzulassen, sonder auch bossierlicher zuseyn: der wird ein Krancken mutiger vnd getröster machen, alß ein langweiliger Langschaubiger Stirnruntzelter Fantast.

Dann wißt jhr nit von jenem Philosopho, der sich ab eins Affen Bossen gesund lacht, alß er sahe jne sein Doctor Häublin vnd Vberparetlin vom Nagel ziehen, vnd es so ordenlich wie der best Dorff Calmäuser auffsetzen? vnd gewiß es sicht lächerlich, ich habs versucht.

Ja ich kenn noch einen, dem sein Melancholisch Kranckheit vergieng, da man jm nur das Bachkanten Verßlin recitiert.

 

«In veteri cacabo medico faciente cacabo».

 

Vnnd der groß Spottvogel Erasmus, hat vber den Episteln «obscurorum virorum» also gelacht, daß er ein sorgfältig geschär, welchs man jhm sonst mit gefahr auffschlagen müssen hat auffgelacht: vnnd wie mancher kan durch wagendes schüttelens lachen einen vngeraden, Magenrumpeligen, Därmspenstigen vnd Bauchhängstigen Furtz vertreiben.

Es könnens wol Jungfrawen am besten, wann sie das Kittern in sich beissen vnd vertrucken, vnd alleweil das Naßtüchlein fürs Maul heben, daß der geruch nit inns Hirn steig.

Wie vil hat auch die Music gesund gemacht? Was ist aber die Music alß ein klingend freud? Wie vil anmutiger aber ist ein angenemme freudige Red eins Menschen?

Galenus schreibt, der höchst Artzt Aesculapius habe lächerliche Liedlein gedicht, darmit in den Krancken Lung vnd Leber zuüben, vnnd ein hitz in kalte Leut zubringen. Ohoh in kein Holtzbürstenhertz.

Ja sie schreiben, das Gesang heile die Schlangenbiß: Wie vil mehr dann den Narrenstich. Ja der Jurist «Tiraquellus» von Wasser­schöpffingen hat, wie er schreibt, das Viertagig Fieber mit singen vertrieben: vnnd ich mit trincken.

Ja Asclepias hat mit der Trommeten einen Tauben hörend gemacht: Ja ich glaub noch mehr, er habe inn eim engen gemach darmit ein hörenden daub gemacht.

Vnd sicht man nit wie es die Meydlein so wol kitzelt, wann die junge Schneider mit anmessen vmb die Brust zugreiffig vnd schweiffig sind: deßgleichen wann jhnen die Schuchmacher die enge Stieffeln anmessen, daß manche vor grossem Kitzel, wann sie das Bein zu hoch auffhebt, ein Schweißlein hinten auß lasset, wie die Magd deren man den Dorn außzog: Wie solt es dann nicht auch kurtzweilig seyn, wann ein Medicus mit Pulsgreiffen zutastig vnd kitzelich wer: vnnd warumb weren sonst die Näderin so anmütig, wann sie nit mit Hembd vnnd Bruchanmessen so subtilig vnnd kurtzweilig weren, vnd langweilig anzusehen wie ein alte Badreiberin.

Derwegen Rabelais inn solchem wendvnmütigem Stück seim obersten Lehrmeister Hippocras genug zuthun, vnd darinnen, so vil alß an jm wer, die Krancke trostlose vnd schwermütige, alß ein Artzet nicht zuverwarlosen, hat er jnen zimliche lustige Materi, sie zuerlustigen vnnd vor schweren gedancken zuuerwaren, hierin zusammen getragen, vnnd also nichts ausserhalb seim Ampt, Beruff vnd Facultet gethan, sondern guthertzig geschertzt, wers guthertzig verschmertzt.

Hierauff mögen jrs neben ewern geschefften zu verlornen miessigen Erquickstunden, Spacierzeiten, Spielen, Festen, Reisen, vnder zechen, Schlafftrüncken, vnnd zu Tisch gebrauchen, betrachten vnd belachen, vnd zu weilen die Frümettliche Augbroen, oder dz Vespasianisch «Cacantis faciem» ablegen: vnd an das alt Sprichwort gedencken, «Capu»t melancholicum, est balneum Diabolicum«, ein Melancholischer Kopff, ist deß Teuffels Hafen vnd Topff, darein er tropff vnd darinnen er koch sein Hopff.

Sonst so viel den Dolmetschen belangt, hab ichs (eben gründlich die Vrsach zuentdecken) darumb zu vertiern fürgenommen weil ich gesehen, wie bereit etliche solche arbeit vnterstanden, doch ohn Minerve erlaubnus vnd mit darzu vngemachenem vnd vngebachenem «Ingenio» vnnd «genio», zimlich schläfferig, ohn einig «gratiam», wie man den Donat exponiert, vnbegreifflich wider deß Authors meinung, vndeitlich vnd vnteutschlich getractiert.

Derwegen da man jn je wolt Teutsch haben, hab ich jhn eben so mehr inn Teutsch wellen verkleiden, alß daß ich einen vngeschickteren Schneider müst druber leiden: Doch bin ich an die Wort vnd Ordnung vngebunden gewesen vnnd mich begnügt, wann ich den verstand erfolget: auch hab ich jhn etwan wann er auß der Küheweyd gangen, castriert, vnd billich vertiert, das ist, vmbgewand.

Das vbrig, was noch weiters zusagen, vnd welchem er diß Buch zugeschrieben, werdet jhr im folgenden Bereitschlag deß Authors vernemmen. Hiemit euch jederzeit zu ergetzligkeit geneigt: Geben auff den Runtzel Sontag, inn Voller Fantast Nacht wenn man die runtzeln mit Erbsen abreibt.

«Subscripsit».

Jhrer Fürstlichen Gnaden

Mutwilliger.

Huldrich Elle

Poscleros.