B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Georg Wickram
um 1505 - vor 1562
     
   



D i e   H i s t o r y   d e s
t h e ü r e n   R i t t e r s   G a l m y
a u ß   S c h o t t e n l a n d .


Cap. X - XIX

_____________________________________

 



‹G4v›

      Wie Galmien dem Ritter drey kleynot /
      so er auff dem Franckreichischen stechen
      gewunnen hat / bracht wurden.


            Das X. Capittel.

      ALs nun Galmien das best bracht ward / Von ungeschicht der Hertzog mit sampt seinem volck zûgegen stûnd / die / so im die köstlich gab (wölches dann was ein schöne ketten / ein halsband [46] / und ein kostlicher ring / mit eynem edlen steyn versetzt) brachten / zû dem Ritter kamen. «Nemment hin» (sprach der Herolt / so dise kleynot trûg) «Edler Ritter / die gab so ir die drey vergangnen tag mit ewer mannlichen hand gewunnen haben / Wölche eüch ‹f.28 = H1r› mein aller gnädigster Künig befohlen hat zû bringen.» Der Ritter mit züchtigen geberden dise gaben von dem Herolten empfahen thet / also sprach / «Fürwar solcher reülicher kleynot ich durch keynerley weg verdienet hab. Dieweil aber / ein Kron uß Franckreich / mir solche schicken thût / ich sye mit grossem danck annemen wil» / mit solchen und mancherley züchtigen worten und reverentz / der Ritter die kleynot zû seinen händen nam / sye seinem Herren überantwurten thet. Der Hertzog die kostlichen ketten in ansehen seins volcks / dem Ritter an seinen halß hencket / und im auch das halsband umblegt / also sprach. «Fürwar Galmy du billich und von rechts wegen solche kleynot [47] an deinem leib dreyst / die du mit deiner mannlichen hand ritterlichen gewunnen und erlangt hast. Darzû will ich dir / so bald wir in Britanien kummen / geben / was ich dir versprochen hab. Du solt auch solche kleynot auß Franckreich / an deinem halß offentlich fúren / allen denen zû gfallen / so vermeynt hand / solche kleynot uß Franckreich zû bringen» / Der Ritter sich gantz willig gegen dem Hertzogen erzeyget. Nun werdt ir hye genûg von dem stechen gesagt han / dann mich nit von nöten sein bedunckt vil darvon zû schreiben / deß / so sich nit mit Galmien dem hertzhafften Ritter begeben hat. Wend auch also die Frantzosen die andren kleynot / nach dem sye ein yeder verdient hat / tragen und überantwurten lassen / und weiter von Galmien dem Ritter sagen. Ir hand gehört / mit was reülichen gaben der Edel Ritter verert ward / und wie grosse freüd der Hertzog selbs darvon empfieng / Die neidigen und verbünstigen hertzen aber / im der eeren ‹H1v› gantz vergünnen thetten / doch sich keyner anderst erzeygen thet / dann wäre im sunderlich grosse freüd darvon begegnet / wie wol im dannocht etliche under deß Hertzogen volck / der eeren günneten. Aber die / wölchen es die aller gröst freüd bracht het / nichts davon mochten wissen. O Edle Hertzogin / wie mag eüch die freüd und das glück ewers aller liebsten Ritters so gantz und gar verborgen sein / warumb seind ir nit von hertzen schlagen / alle sorg seint halben / und erfröwend eüch mit dem / deß hertz ir zû aller zeit und alle tag bey eüch handt. Deßgleichen Fridrich sag mir / was bekümmert dich / das sich dein angesicht nimme frölich erzeygen will / verbinst du deinem gsellen / das er solch groß lob und Eer erlangt hat. Neyn sunder zweyffel / so eüch beyden wissen wer / das das glück / sich so gäntzlich / in aller miltigkeyt / gegen dem Ritter erzeygen thet / ewer freüd sunder zweyffel sich größlichen meren würd. Hie von gnûg geredt sey. Als nun der Hertzog und ander Fürsten iren geschefften / gentzlich ein end gemacht hatten / sich menklich rüsten thet. Damit sye wider yegklicher in sein land reiten möcht. Der Hertzog sich auch fürderlich [48] darzû bereyten ward / wie ir dann nachmals hören und vernemmen werdt.
 

      Wie sich der Hertzog rüstet /
      unnd wider inn Britanien reiten thût /
      Und wie es im darnach ergieng.


            Das XI. Capitel.

       ‹f.29 = H2r› DO nun die zeit kam / das mencklich verricht was. Alle Fürsten und Herren sich bereyteten und zû rüsten / den nächsten weg wider heym zû reiten. Als nu der Hertzog auß Britanien sich mit seinem volck zû gerist hat / zû hand dennechsten in Britanien reiten thet / gût wetter erreycht hatten / [49] deßhalb sie auch gûter weg zû reiten / dest ee heym fürdert / dann er in kurtzer zeit auß Franckreich in Britanien geritten kam. Als nun der Hertzog etlich tagreißen noch hat (gen ‹H2v› Vannes / do er dann hoff hielt) schicket er einen von seinen dienern voranhy / sein zûkunfft zû verkünden. Die Hertzogin so bald sye innen ward / schnell nach dem botten schicket / in aller sach halben fragen thet / wie es umb iren Herren stúnd? «Wol» sprach der bott / «dann ich in frölich am vordren tag gelassen hab / als ich von im geritten binn» / «Wie stat es aber» (sprach die Hertzogin) «umb seine diener / kummend sye all / wie sye mit meinem Herren außgritten seind?» «Gnädige Fraw» / sprach der bot / «sye seind all frölich und wol zûmût / Dann Galmy der ritter / drey schöner köstlicher kleynot in franckreich uff eynem stechen gewunnen hat / und solchs für die best gab (als der / so das best gethon) von dannen gefúrt.» Die Hertzogin die red so bald nit vernummen hatt / als ir geblút sich von grossen freüden empören thet / ir hertz von grossen freüden sich auffbeümet / Zûhandt dem botten urlob gab / und im empfalch / so bald er Fridrichen finden möcht / solt er in schnell zû ir heissen kummen / Der bott von der Hertzogin schyed / nach Friderichen dem edelman gieng / in schnell zû der Hertzogin kummen schûff. Welcher / als ein gehorsamer erscheinen thet / So bald die Hertzogin sein ansichtig ward / ir angesicht vor freüden sich empferbet / «Friderich» / sprach die Hertzogin / «Frew dich mit mir / dann unser liebster Ritter biß morn zû nacht hie sein würt / Welcher / grossen lob wirdigen handel bestanden hatt / Dann er yetzmals inn Franckreich drey schöner kleynot mit stechen gewunnen und auch den preiß vor menglich behalten / also das im die drey kleynot zûgeteylt / für die best gab worden seind.» Nun bedarff nyemandts fragen / was grosser freüden ‹f.30 = H3r› Friderichen zûgestanden sey / do er solche eerliche bottschafft vom seinem aller liebsten gsellen vernemen ward. Dann er in / wie ir offt gehört hand / nit für einen gsellen / sunder einen brûder zû allen zeiten hielt. Die Hertzogin und der [50] Jüngling mancherley frölich gesprech mit eynander von deß Ritters wegen hatten. Zû letst der Edelman urlob nam / sich mit sampt andren edlen bereyt / dem Hertzogen entgegen zû reiten. Der Marschalck / wölcher dann allen gewalt an dem hoff und in dem gantzen land getragen hat / in deß Hertzogen abwesen / der selbig mit sampt den jungen Edelleüten entgegen dem Hertzogen reiten thet / sich noch deßselbigen tags auff machten / den weg fürsich namen / Die nacht so weit sye mochten reitten. Des anderen tages frú auffwaren / den überblibenen weg mit freüden erstreckten / so lang biß das sye dem Hertzogen begegneten. Der Marschalck den Hertzogen mit frölichem angesicht empfahen thett. Der Hertzog den Marschalck zûstund fragt / wie es umb sein fraw stúnd / ob sie frisch und wol zû mût wer / dem der Marschalck nichts dann alles gûts verjehen thet / im auch nit dann alles so dem Hertzogen gefallet / von seinem land und leüten sagen was. Dise lassen wir also hinreiten / und sagen fürthin von der Hertzogin / die daheymen bliben / Auch Friderichen dem Edelman bey ir zû bleiben erbetten hat / damit sye sich mit im deß Ritters halb ersprechen möcht / vilerley zû red wurden. Die Hertzogin mit sampt irem Frawen zymmer / und Fridrichen / uff einen hohen thurn giengen / damit sie von verren sehen mocht / wann ir Herr und Galmy der Ritter dahar kämen reiten. ‹H3v› Als es nun gegen der Vesper ward / so blicket die Hertzogin von ungeschicht gegen einem grúnen wald / So ersicht sie ein hellen und liechten blitzenden schein / dann die sunn iren glast in die schönen und balierten harnasch oder kreyß vermischet. Die Hertzogin zûhand abnam / solchs ires Herren volck sein würd / Vor grossen freüden kummerlichen ston mocht / bald Friderichen zû ir rúffet / im die ding selbs anzeygt / wölcher von stund an erkant / seins Herren volck sein würd. Die Hertzogin mit sampt den andern ab dem hohen thurn steigen thetten / sye sich mit sampt irem Frawen zimmer nach dem köstlichsten zierten / des Hertzogen zûkunfft zû erwarten. Nit lang darnach / der hertzog mit sampt seinem [51] volck geritten kam / die Hertzogin mit iren Junckfrauwen vor dem palast stûnd / den Hertzogen mit freüntlichen und lieblichen worten empfahen thet. Zûm nechsten nach dem Hertzogen der Ritter Galmy ritt / wölchen die Hertzogin mit frölichem angsicht ansach / doch keyn wort zû im sprechen dorfft / Was grosser freüden die zwey liebhabenden menschen umbgab / nit zû beschriben ist. Der Ritter der Hertzogin manchen lieblichen blick gab / gern mit ir und sye mit im geredt hette / aber beyde das durch glimpffs willen underliessen. In dem Friderich kam / seinen freündtlichen und lieben gesellen mit grossen freüden empfahen thet. Galmy zû hand von seinem gsellen begert mit im zû gon / seinem bûben sein pferdt befalch. Er unnd Friderich mit eynander giengen / in den lustigen und schönen garten von dem doben gesagt ist. Der Ritter Friderichen aller sachen halben fraget / grosse freüd ab seiner red empfieng / als ‹f.31 = H4r› er vernam die Hertzogin sein also gedacht haben / und das sye so bald erfaren hat / wie es im inn Franckreich gangen was. Also ein gûte zeit bey eynander spacieren ir zeit vertriben. Zû letst der Ritter inn sein gemach gieng / sich erst abziehen thet / und andre kleyder anlegt. Fridrich und Galmy mit eynander gen hoff giengen / dann die zeit des nacht ymbiß yetz vorhanden was. Der hertzog aber größlich von Galmien rúmet / wie er sich so mannlich in Franckreich gehalten het / dardurch dann aber grosser neid und haß under seinen widersächern endtston thet. Wie ir dann naher hören werdt. [52]
 

      Wie die Hertzogin den andren tag nach
      Galmien dem Ritter schicket / in empfacht
      und was freündtlichen gesprech sye
      mit nander hatten / wie nachstot.


            Das XII. Capitel.

      ALs nu der ander tag mit frölichem gesang der edlen vögel an den hymel brach / Der Ritter mit freüden auffstûnd / zû Friderichen kam / mit eynander spacieren ritten / in den grúnen angern unnd wälden / manchen sússen unnd lieblichen thon von der wunnsamen drosteln vernamen / auch grosse freüd ab den lustbaren Blúmelein namen / wölche mit mancher farben gekleydt und geziert waren. In solchem reiten und spacieren / Galmy nichts anders dann von seiner liebsten [53] Hertzogin reden thet / ein grosse freüd hat / das im sein gsell von der Hertzogin saget / wie sye so offt seinethalben nach im geschickt hat / und also treülich nach ‹H4v› im gefragt / und alzeit sorg für in getragen / mit solcher red und kurtzweiligem gsprech sye die zeit lang vertriben / Zû letst Friderich seinen gsellen fraget / wie er sich uff dem stechen in Franckreich gehalten hett / das im der Ritter von anfang erkläret / im auch die drey kleynot in irem werdt anzeyget. Als nun Friderich verstûnd von seinem gsellen / das er so ein köstlichen ring mit eynem solchen köstlichen steyn versetzt / gewunnen hat / er zû dem Ritter sprach. «Mein liebster Galmy ich dich bitt mir an disem ort volgen wöllest / und meinem rhat ge‹f.32 = I1r›horchen / wo mich das glück mit einem solchen schönen bûlen begabt het / und mir nachgands ein solch kleynot zûstúnd / deren du nun zûmal drey gewunnen hast / ich wolt das treülich mit ir theylen / ich sag dir / wo du meiner Gnädigen Frawen den ring / von wölchem du mir yetz gesagt hast / geben würst / sye in warlich für ein grosse freüd annemen würt.» Galmy der Ritter zûhandt seinem gesellen antwurt. «Mein Friderich / was darffst mich also zû bitten / nun magst du doch wol wissen / das ich zû gfallen meiner liebsten Frawen / so es müglich / und ir ein gefallen wer / ich meines eygnen hertzen in meinem leib nit verschonen wolt / ir das willigklichen geben / wiewol ich (wo du mich nit gemant hettest) ich warlichen nye daran gedacht het / aber Gott wolt ich wißt mein gnädige und aller liebste Fraw ein gefallen darab het / ich ir warlich dise drey kleynot alle geben wolt.» «Mit nichten» sprach Friderich. «Die Hertzogin so vil köstlicher gaben keyns wegs begeren thet. Darumb on not ist / solche reüliche kleynot der Hertzogin zû geben / dann sye ir gantz nit umb der köstligkeyt willen achtet / sunder alleyn von liebe wegen / die für lieb und werd halten würd.» Mit diesen worten sie yetzundt der statt naheten / yetz die zeit kam / das man das mal nemen solt. Nach dem solches volbracht ward / Die Hertzogin mit iren zweyen Junckfrawen in iren garten / nach irer gewonheyt [54] spacieren gieng / so bald sye in den garten kummen was / zûhand / ein irer kamer bûben nach Galmien dem Ritter schicken thet / wölchen der knab noch zûhoff fandt / bey Friderichen seinem gesellen ston / zû hand zû im gieng / «Edler Ritter» / sprach der knab / «es hat mich mein Gnä ‹I1v›dige fraw zû eüch gschickt / laßt eüch sagen / das ir schnell zû ir kummen in iren garten / dann sye mit eüch etwas zû reden hab.» Der Ritter nit wenig freüd ab solicher bottschafft empfahen thet / sich von stund mit sampt seinen gesellen in den grúnen garten zû der Hertzogin fúget. So bald die hertzogin des Ritters zûkunfft vernemmen ward / als ir geblút inn freüden erbrinnen thet / ir schne weisse hand dem Ritter in die sein hand verschlossen ward / also zû im sprach. «Edler Ritter / ir sond mir wilkum sein auß einem frembden land / sagend uns was news bringt ir uns auß Franckreich? Wie gefallend eüch die Franckreichischen weiblin?» Der Ritter vor grosser freüd / der Hertzogin nit wol antwurt geben kundt / doch zûletst der hertzogin antwurt. «Aller Gnädigste Fraw / ewern Gnaden vil newer mer zû sagen / deren seind mir nicht vil wissen. Aber das mich eüwer Gnad fragen thût von schönen frawen / deren hab ich warlich kein acht gehabt.» «Wie?» sprach die Hertzogin / «Mein lieber Galmy / ich hab eüch doch ye und allweg für einen getrewen und rechten frawen diener gehalten / und sagendt / ir keyn acht auff sye haben» / mit solichen worten die Hertzogin den Ritter bey seiner hand nam / sye mit im zirckels weyß in dem garten spacieren gieng / erst anfieng uff semliche meynung mit im zû reden. «Ach mein aller liebster Ritter / wie hast du an deinem hertzen mügen haben / das du so lang deinen aller liebsten Fridrichen und mich / hie in Britanien gelassen hast / und uns keynerley botschafft / wie es doch umb dich stand / zû wissen gethon / Wie hastu mich / die dich ob aller welt lieb hat / in solchem sehnen und verlangen ‹f.33 = I2r› mügen lassen / nun meyn ich doch / ich dir für allen anderen weiben lieb sein / so anderst sich dein hertz nit erst in Franckreich verkert hatt. Warlich solt [55] mir glauben / Mich vil sorg und angst deinenthalben in deinem abwesen umbgeben hat / Dann keyn nacht vergangen ist / du mir in meinem schlaff yetz frölich / dann traurig erscheinen thettest. Darumb ich dann zû mermalen nach Friderichen deinem gesellen geschickt / welcher mir allzeit einen gûten trost geben hat.» Der Ritter nit lenger dulden mocht / das die Hertzogin also mit im redt / Zûhand anfieng / also sprach. «Ach mein außerwölte / aller liebste Fraw mein / mich nit wenig bekümmeren thût / das mich ewer edles hertz in solchem übel verdencket. Nun sey des Gott mein zeüg / das ich keyn stund ewer schönen und adelichen tugendt nye vergessen hab. Ja was mir zû handen gangen / ich allweg zû vor gewünschet hab / eüch solchs zû wissen / das ich aber schon gern ewer Gnaden meiner außerwölten Frawen / etwas entbotten het / mir keyns wegs müglich gewesen ist / on sunder grossen argwon zû wegen zû bringen. Ir sond wissen / mein aller liebste Fraw / das ich alles das / so ich gehandlet hab / in ewerem gefallen beschehen ist / hab auch zû allen zeiten krafft und stercke genûgsam gehabt / so ich an eüch gedacht hab. Als ich mich zû dem Stechen und Turnier rüsten thet / ewer liebe zû aller zeit ingedenck was / Glaub auch mich alles glücks / so mir zûgestanden ist / von eüch kummen sein / Mich wundert doch / was mir zû schwer sein wolt / wann ich an eüch gedächt / das ichs nit beston dörfft. Hierumb aller liebste fraw mein / wöllent disen ring von mir nemen / welchen ich in ‹I2v› ewerem dienst erlangt hab / Gott wolt müglich gewesen wer / das ir sollichs selbs hetten mügen sehen» / Die Hertzogin den ring von dem Ritter mit grossen freüden nemmen thet / in an ir schnee weissen getrungenen fingerlin stieß / «Edler Ritter» / sprach sie / «Mich warlich nit mer bekümmern soll / das / so ich dir vorgehalten hab. Dieweil ich dich doch inn sollichen trewen spüren thû / hab auch von deiner mannheyt genûgsam / ehe dann du wider harkummen bist / verstanden / mit was grossen lobs du uß Franckreich gescheyden seyest.» Der Ritter sprach / «Ach mein liebste Fraw / es ist nit on / das mir [56] die beste gob auff dem stechen für ander Ritter und Graven zû geteylt worden ist / wiewol man mir sye vileicht mer auß gunst / dann umb verdiensts willen geben haben möcht. Aber was ich in Franckreich erlangt hab / eüwer tugendt und liebe ein ursach ist / Ich sey wo ich wöll / und ich an eüch mein aller liebste fraw gedencken thû / mir nichts trúbsals zûhanden gon mag / sunder als mein thûn unnd lassen lauter glück ist / wie es sich dann zûm offtern mal begeben hat» / Die Hertzogin zû dem Ritter also sprach / «Mein ußerwölter Ritter und aller liebster freünd auff erden / Dein liebe und trew gegen mir nit nodt ist zû probieren / dann ich dich zû aller zeit / als einen waren unnd rechten liebhaber gespürt und erkent hab / damit du warlichen mein hertz gefangen hast / Gott wolt / wir on alle sorg umb einander wonen möchten / damit wir uns in keynen weg verdächtlich möchten machen. Aber ich hoff die zeit noch kummen soll / in welcher ich dich nach meines hertzen willen und begeren anschawen mög» / solichs Galmy der Rit‹f.34 = I3r›ter auch von hertzen wünschen ward. Als sich nun die zwey liebhabenden menschen nach irem wunsch und willen erspracht hatten / und in die zeit nit lenger vergünnen wolt / bey eynander zû bleiben / sie beyde wider an das ort / da sye Friderichen und die zwo Edlen Junckfrawen gelassen hatten / giengen / die dann ir kurtzweil auch mit dem Edelman gehabt hatten / mit mancherley schimpfflichen worten / der Ritter und die Hertzogin nit weit von in gewesen waren / also das Friderich seinen gesellen stätigs in seinem gesicht behalten hat. Als nun die Hertzogin mit sampt dem Ritter wider zû in kam / Der Ritter urlob von der hertzogin begeren thet / ir sein hand bodt / also sprach. «Gnädige Fraw / ich bitt ewer gnad / wöllendt mir mein geschwatz / so ich gegen ewer gnaden gethan hab / verzeihen.» «Ach mein Galmy / vil mer ir mir verzeihen solt / das ich eüch so lang mit worten auffgehalten hab / dann mir ein grosse freüd gewesen ist / das ir mir alle sach / wie sichs in Franckreich verloffen / angezeygt haben.» Mit solichen worten von eynander schieden. [57] Friderich sich gegen der Hertzogin neyget / urlob begert / mit seinem aller liebsten Ritter von dannen gieng / wölcher wol zû mût was / als dann wol zû glauben ist. Die Hertzogin mit iren junckfrauwen noch ein gûte zeit inn dem Garten beleiben thett / inen des Ritters mannheyt offenbaret / wie er in Franckreich das best gethan het / Dardurch er dann drey kostlicher kleynot erlangt hette. Darab dann die Junckfrauwen auch sunderliche freüd empfiengen. Hie bey wend wirs bleiben lassen / und sagen was grossen leyds (die so dem Edlen und theüren Ritter widerwertig ‹I3v› waren) ab seinem lob / so er in Franckreich erholt hat / tragen thetten. Wie ir dann nachgendts klärlich bericht werden.
 

      Wie der ungútig Wernhard sich heymlich
      zû seinen mitgsellen fúget / und was falschen
      anschlags sie wider den Ritter erdachten.
      Doch gäntzlich über sye selbs ußgieng.


            Das XIII. Capitel.

      NIt lang nach solchen verloffnen geschichten / sich eines tags begeben thet / der schandtlich Wernhard / wölchen sein untrewes / falsches hertz nimmer rûgen ließ / sonder all weg trachtet wo‹f.35 = I4r›mit er doch dem Edlen Ritter sein gût lob außdilgen möcht / zû seinen mithelffern kummen was / sye all zûsammen berúffet / in uff solche meynung verhielt. «Ir sehend lieben herren / mit was gunst der Hertzog gegen dem Ritter Galmien geneyget ist / darbey wol hören / was grossen eeren er im täglichen zû messen thût / nicht mer dann von seiner mannheyt unnd geschickligkeyt reden kan / dardurch wir warlichen all verkleynt werden / zû sorgen ist / wo wir die sach nit fürkummen / er in kurtzer zeit / mer gewalts / dann unser keyner an dem hoff / überkummen würt. Darumb [58] ist noch mein entlich will und meynung / wie ich mit eüch geredt hab / ee dann wir inn Franckreich kummen seind. Wo ir mir dann behilfflich sein wöllen / Ich den schalckhafftigen Schotten inn kurtzer zeit dahin bringen wil / das sein lob und eer / so er in Franckreich angezündt hat / hie in Britanien gar erlöschen mûß.» Solche falsche und neidige red / die andren neidigen seine gesellen fast gern horten / und ward von inen fast globt / im entlich bey iren trewen versprechen theten / das sye im mit allem fleiß dazû rhaten und helffen wolten. Sye begerten auch von im seinen anschlag zû vernemen / mit was fûgen er doch solichs understan wolt / zû wegen zû bringen. Wernhard anfieng auff solliche meynung mit in zû reden / also sprach. «Ir mein lieben verwanten gsellen und eydtgnossen / eüch allen ist unverborgen / Wie der Künig in Franckreich ein sollich herrlich stechen angericht hat / uff wölchem der hochmútig Ritter das best gewunnen / dadurch er dann vil mer dann vor sich in hochmût und hoffart erheben thût. So wer solichs mein gûtbeduncken / das wir ‹I4v› all gemeyncklich [59] für den Hertzogen giengen / und im erzalten / was nutz es uns bringen würd / so sein Gnad uns hie in Britannien auch ein stechen zû richten / das wir uns auch in manlichen und Ritterlichen dingen úben thetten / unnd wo uns sein Genad behilflich sein wolt / uns etwas zûvor geben / wolten wir dann zûsamen schiessen / und auß solchem zûsamen gelegtem gelt etlich gaben außteylen / damit die / so das best thûn würden / begabt werden möchten. Wann das stechen angieng / so múst Galmy schanden halben auch underston sein mannheyt / die er in Franckreich geúbt hat / allhie in Britanien zû brauchen. Wann sichs dann begeb / das Galmy auff die ban käme / das dann ein yegklicher sein mannheyt gegen im gebrauchen solt / auch an im keyn mangel nit haben mússen. Dann ich in zû aller vordrest anwenden wolt / und in underston zû schanden zû bringen / und ob schon (sprach Wernhard) ich im zû schwach sein würde / das mir gegen im nit nach meinem willen gelingen thet / so seind doch ewer noch vier / wölche meiner und deß Ritters stercke wol zwo haben / er eüch warlich keyn widerstandt thûn würdt / Wie wol ich mich nit vor im besorg / meyn auch / ich wöls bald mit im außmachen / Darumb lieben gsellen / wann eüch mein anschlag gefalt / múgendt ir wol von stund an mit mir gon / Dann ich meinen Herren yetz gantz mússig weyß zû finden.» Dise red inen allen gemeyncklich wol gefallen thett / mit eynander für den Hertzogen kamen. Wernhard von irer aller wegen anfieng / mit dem Hertzogen zû reden. «Aller Gnädigster Herr / ich ewer Fürstlichen Gnaden undertheniger diener / stand hie / von wegen eüwers gan‹f.36 = K1r›tzen hoffgsinds / und bitt ewer gnad / ein anschlag / so wir gmacht hand / von uns zû vernemen / verhoffen all / eüwer Gnad ein groß wolgefallen daran haben werdt.» Der Hertzog / welcher dann ein freündtlicher und gútiger Fürst was / (sprach) «Mein lieben underthanen / wie ir hie vor mir erscheinen / sagend frölich nach eüwerem begeren / was eüch geliebet / kan ich eüch beholffen sein / ich mich nit sparen wil.» [60]
 

      Wie der neidig Wernhard / mit sampt
      seinen gsellen / für den Hertzogen kumpt /
      an in begerten ein stechen zû zerichten.


            Das XIIII. Capittel.

       ‹K1v› WErnhard anfieng und sprach / «Gnädiger herr / ewer Gnad gût wissen treyt / was herrlichen stechens in Franckreich gewesen ist / mügend auch wol ermessen / was nutz und frucht darauß (den edlen Ritter und knechten)erwachset. Dann so sye sich in sollichen ritterlichen und mannlichen tugenden und geschefften úben / sich in allweg / so sichs begeyt / dest unverzagter beweisen. Darumb aller Gnädigster Herr / so hand wir uns des zûsammen verpflichtt / [61] wo eüwer Gnad uns ein kleynot zû vor geben will / und uns sollichs gestatten / wöllent wir in gemeyn zûsamen schiessen / und den jhenen / so das best thûndt / zû irer bsoldung etlich goben vereeren. Yedoch soll der / so vor Frawen unnd Junckfrawen den preiß behalt / das best darvon bringen / Wie dann das Franckreichisch stechen auch geordnet gewesen ist. Wo nun ewer Gnad uns solcher bitt geweren thût / wend wir uns in gemeyn so redlich darin schicken / das ir groß wolgefallen daran haben solt» / mit solchen worten Wernhard sein red beschliessen thet. Dem Hertzogen der falsch anschlag gar verborgen was / dem Edelman uff sein red antwurt gab / «Wernhard dein bitt / so du von wegen deiner gesellen an mich langst / ich dich gäntzlich geweren wil / mir auch sunderlich wolgfalt / das ir solichs begeren / Deßhalb ir dann morn des tags wider vor mir erscheinen sollen / hie zwischen ich meinen Marschalck / und ander meine Rhät / darinn zû rhat nemen will / was sye mir dann rhaten / und für gût ansehen / ich eüch nit minder / sunder mehr geben will.» Die andren all mit sampt Wernharn / dem ‹f.37 = K2r› Hertzogen grossen danck sageten / Mit urlob von im schieden / irem argen willen stätigs nachgedachten / aber ir anschlag über nyemandts anderst dann sye ußgieng. Der Edel Ritter / und sein gsell / bey solchem anschlag nicht gwesen waren / in auch gar verborgen was / biß im das durch die Hertzogin zû wissen wardt. Deß andren tags / nach dem man den ymbiß vollbracht hat / Der Hertzog gebieten thet / das nyemants hinweg gon solt / dann er in alleyn etwas fürhalten wolt / also der Hertzog mit seinem hoffgsind anfieng zû reden. «Ir aller liebsten underthanen / demnoch ir mir des nächsten tags / all gemeyncklich für hand gehalten / ein eerlichen und dapffern anschlag / und ich eüch uff heüt ein antwurt zû geben versprochen hab / binn des auch mit meinen rhäten überkummen / das ich eüch wilforen soll / und ist das mein entlich will und meynung / das ich eüch allen ein reüliche gab außgeben wil / er sey edel oder unedel / Ritter oder knecht / welcher dann drey tag das best thûn würdt / dem [62] soll sye on alle irrung zûgetheylet werden. Ich setz auch hierinn zû urtheyl sprechen alle Edelen Frawen und Junckfrawen / so an meinem hoff seind / und so den selben tag hie erscheinen werden / wölchem dann von inen der preiß geben würt / soll sein geniessen / es sol auch ein yeder / sich zûm fürderlichsten darzû schicken / dann auffs lengst in viertzehen tagen das stechen anfahen soll / ir wissend das yetz künfftig in viertzehen tagen ein grosser Jarmarckt sein würt / auff wölchem dann järlichs vil frembder edel leüt / Ritter und knecht / kummen / so wil ich schaffen das in kurtzer zeit solicher Turnier ußgeschriben werden soll / als weit dann mein ‹K2v› Hertzogthûmb gat / und alle die / so mir underworffen seind. Es soll auch mein Marschalck alles / so zû dem Turnier gehörig / auffs aller fürderlichest zûrichten / dann hie nit gespart werden soll. Darumb mein lieben Herren / so seind mannlich und dapffer gegen den yhenen / so eüch allhie in Britanien sûchen werden / damit ir nit den wenigsten theyl bey eüch behalten. So sicht man eüch nit allein ewer zeit in weibischen und unritterlichen dingen verzeren / als die weiber / inn dantzen und dergleichen kurtzweilen / sunder würdt man eüch auch sehen in dapfferen und mannlichen dingen geúbt sein» / mit disen worten der Hertzog sein red enden thet. Wernhard / welcher dann der fürnembst under seinen gesellen was / anfieng zûvordrist / dem Hertzogen von irer aller wegen fleissigen danck sagen / Darnach also sprach. «Aller Gnädigster Herr / ewer Fürstlich Gnad soll deß vertröst sein / das uns gar nichts von hinnen kummen oder gfúrt werden soll / Dann wir all gemeyncklich unseren müglichen fleiß anwenden wöllen / das der mertheyl an ewer Gnaden hoff den preiß erwerben mússen.» «Auff mein trew» / sprach der Hertzog / «ich hörs vast gern / wolts aber noch vil lieber sehen / dann es mir warlichen ein sundre freüd bringen würd / so man sprech / ir / als mein hoffgesindt vor allen anderen den preiß erlangt hetten / solchs mich warlich lustig behalten würd / also das ich auff ein ander zeit etwas dapffrers anrichten dörfft. Darumb ir gemeyngklich [63] fleiß ankeren wöllen / damit eüch doch mir das best beleiben thú / wo joch die anderen hin kummen. Aber wo ir alle deß gemútes wären / als Galmy der Ritter / nit not wär / eüch solchs ‹f.38 = K3r› fürzûhalten. Es hat ewer der mererteyl gesehen / was mannlichen stechens er in Franckreich gethon hat / dadurch erlangt hat / das im der preiß vor allen andren zûgeteylt worden ist / auch das gröst und best kleynot da dannen bracht» / Solche red mancher under dem hoffgesind nit ungern hort / Welche dann Galmien dem Ritter der eeren wol gunten. Die andren aber / als Wernhard / mit seinem anhang / gantz klein freüd darab hatten / Wernhard dem sein hertz inn neid und haß gegen dem Ritter brandt / dem Hertzogen auff sein red antwurt / also sprach. «Gnädiger herr / ich will hoffen / ewer Fürstlich Gnad / hab der Ritter mer dann ein» / «Das wer mir fast lieb» / sprach der Hertzog / «verhoff auch solichs in kurtzer zeit zû erfaren.» Mit solcher red sye der Hertzog geschweygt / doch gaben sye im gmeynklich zû verston / das sye sich alle mannlich und dapffer wolten finden lassen. Nach disen worten urlob von dem Hertzogen namen / Demnach rüst sich ein yeder nach seinem besten vermügen / als er kunt / vermeynten all das best zû thûn. Bey solchem anschlag aber Galmy und sein gesell Fridrich nit gewesen waren / was in auch noch gäntzlich verborgen / sye waren bed in des Hertzogen geschefften ußgeritten. Sollichs aber der Hertzogin unverborgen was / Als sye aber von dem tisch uffgestanden / ward sye durch iren Marschalck des anschlags underrichtet / zû hand an iren lieben Ritter gedencken ward / dem sye solche ding wol wußt verborgen sein. ‹Ach › gedacht sye / ‹mein liebster Galmy / wär dir davon zû wissen / ich weyß du dich fürderlichen her schicken würdest / Damit du dich auch Eerlichen auff sollichen Turnier ‹K3v› rüsten möchtest / Als dann von nöten sein würdt. › [64]
 

      Wie die Hertzogin Galmien dem Ritter
      die bestimpt zeit des stechens verschreibt /
      Und wie sye an in begert / das er sich
      auch darauff rüsten soll.


            Das XV. Capittel.

      IR hand gehört / wie Galmy mit sampt seinem gsellen nit zû hoff gewesen / Als man von sollichem stechen zû red worden was / auch wie die Hertzogin solchs durch den Marschalck bericht ward. Deß anderen ‹f.39 = K4r› tags der Ritter nach dem ymbiß kummen thet / Das die Hertzogin bald vernam / zûhand sich gantz eyntzig inn ir schlaffkammer fúget / feder und dinten nam / dem Ritter uff solche meynung einen brieff schreiben thet. Mein Edler Ritter und aller liebster Galmy / deine mannliche tugent / nit gnûgsam vollobet werden mag / sye erschölt auch in gantzem Britanien / also das menklich von [65] deinem Ritterlichen unnd dapfferen gemút zû sagen weyßt. Nun wiß mein aller liebester Galmy / das / dieweil du inn meines Herren geschefften uß gewesen bist / hand die all gemeynklich / so an seinem hoff seind / ein eerliche bitt an in gelangt / also / das er in vergünnen wöll / ein stechen allhie zû Vannes anzûrichten / wölches meinem Herren ein groß wol gefallen gewesen ist / hat in bewilget / ein eerliche und reichliche gab für ein gewinn uß zû geben / und soll solichs stechen uffs lengst in viertzehen tagen gehalten werden / eins solchen ich von dem Marschalck bericht worden bin. Darauff mein aller liebster Ritter / ich dich betten will / wöllest dich auch zû solchem schimpff rüsten / und dein mannheyt so du inn Fränckreich bewisen hast / hie in Britanien auch scheinen lassen / und mir deinen willen auffs beldest zû wissen thûn / Doch solt mir sollichen deinen brieff / bey einem andren dann disem botten / schicken / mir ist yetz nit müglich ein andren zû haben / dieweil dein liebster Friderich nit anheymsch ist / hoff aber er baldt kummen werd / bey dem selbigen (solt) du mir deinen willen kundt thûn. Wer dann sach / du dich willen hettest dich uff solche kurtzweil zû rüsten / ich dich reülich darzû begoben sol. Hiemit mein Galmy / wöllest dich wol ge‹K4v›haben / und gedenck was grossen wolgefallens du mir thûn würst / so du meinem rhat volgest. Gott pfleg dein in gesundtheyt.
      Die Hertzogin disen brieff zû mer molen lesen thet / und darnach mit einem wachs versiglet / zû handt in in ein schönen seydenen schleyer wicklet / zû irer kamer magt (wölche der Hertzogin vor der kammer wartet) gieng / sye nach des Ritters bûben schicket / welchen sye zûhandt finden thet / in zû der Hertzogin bracht. Die Hertzogin den knaben eyntzig zû ir in die kamer gon hieß / also anfieng mit im zû reden. «Nimm hin» / sprach die Hertzogin «disen schleyer / mit sampt disem brieff / so darinn ist / und sag deinem Herren das er fürthin meine Junckfrawen unbeleydigt lassen wöll / mit schencken und mit brieffen / dann wo ein sollichs mer beschech / im groß unrhû darauß endtston solt.» Des Ritters reitbûb in grossen [66] sorgen vor der Hertzogin stûnd / nit wissen mocht / das solcher brieff seinem Herren zûstûnd. Als im nu die Hertzogin erlaubt / schnell gieng / do er seinen Herren in seinem gemach zû finden meynt als auch geschach / wie ir dann hören werdt.
 

      Wie des Ritters reitbûb dem Ritter
      ein brieff bringt von der Hertzogin /
      Was grosser freüd er darvon empfacht /
      und wie er der Hertzogin ein
      andren brieff schicket.


            Das XVI. Capitel.

       ‹f.40 = L1r› DEr bûb in grossen sorgen was / nicht wußt / ob er seinem Herren dise bottschaft sagen wolt / oder nit / [67] stätig forcht er / in erzürnen würde. Doch zûletst gedacht / die botschafft nach der Hertzogin geheyß zû werben / zû dem Ritter kam / wölchen er in seinem gmach fand / mit erschrocknem hertzen anklopffet / der Ritter zûhandt die kamer offnet / wol sach / das im der bûb gern etwas gesagt het / und im aber von forcht wegen sollichs nit sagen kundt / der bûb im das zamen‹L1v›geleyt túchlin geben thet / keyn wort sprach / Der Ritter mit lachendem mund zû dem knaben sprach / «wo kumst du so still mit disem seyden schleyer har» / der knab mit erschrockner stimm anfieng. «Edler Ritter / es hat mich mein Gnädige Fraw beschickt / und mir semlich túchlein geben / und mir eüch zû sagen befohlen / ir sond eüch fürthin massen / unnd sein gäntzlich abston / ir Junckfrauwen mit schencken oder brieffen anzûfechten / Wo aber sollichs mehr beschehen solt / ir dardurch in groß ungnad gegen ir kummen würden / dise bottschafft mir schwer gewesen ist auß zû richten. Dieweil aber mein Gnädige Fraw mich darzû genödt hatt / bitt ich eüch edler Ritter / mir solichs zû verzeyhen» / der Ritter mit freüden dem bûben des pecklin abnam / wol gedacht / die Hertzogin solichs umbs besten willen gethon haben / Zû dem knaben sprach / «Gang hin / und so dein die Hertzogin sichtig würd / weitter mit dir reden thet / so sag ir / du mir alle ding nach irem befelch gsagt habest / und sprich / ich wöll mich hinfürter vor solichem unnd andrem húten / das wider ir Gnaden gefallen sey.» Der knab frölich und wol zemût von dannen schyed / im leyd gewesen wer / das er der Hertzogin wider under augen kummen sein solt. Darumb er sich mit fleiß anderer weg gebrauchen thet / Der Ritter die kamer wol verrigelt / sich auff sein beth nider satzt / das thúchlin mit sampt dem brieff zû tausent malen küsset / auffschloß / und nach allem fleiß den brieff lesen ward / groß freüd empfieng von dem zûkünfftigen stechen / Der Ritter zû im selbs sprach / ‹Wol mir / das ich die stund erlebt hab / das mich ein edle Hertzogin in solcher wirdigen handlung bitt ‹f.41 = L2r› und manet / auch sich erbeüt / mich zû sollichem stechen zû [68] rüsten / damit ich mich köstlichen darzû richten und schicken mög. › Im lag auch fast an / das die Hertzogin seines schreibens begeren thet / offt wunscht seinen liebsten Friderichen bey im zû sein / damit er im sein bottschafft enden möcht. Nun möcht einer fragen / ob die Hertzogin iren Herren auch von hertzen lieb gehabt hat / darzû sprich ich ja / von gantzem hertzen / und mer dann zû glauben ist. Nun sprichst du / wie mag doch das müglich sein / dieweil sye dem Ritter also freündtlich zû spricht / und im ein sollichen brieff zû schreibt / unnd sich zûm offtern mal mit solchen freündtlichen worten gen im beweiset / wie dann offt gemelt ist. Darüber antwurt ich / unnd sag also / Das die Hertzogin nit ander lieb zû dem Ritter getragen hab / dann wie ein schwester gegen irem natürlichen brûder / deß gleich der Ritter gegen ir. Ich glaub auch das der Hertzogin die trew des Ritters so lang hernach an ir bewisen ward / ir in irem hertzen vorgebilt gewesen sey. Dann als sye von gantzem Britanien verlassen ward / keyn hilff / trost noch zûflucht zû keynem menschen mer hatt / ward sye von irem Ritter / von dem brinnenden feür / und grimmen todt erlöset / der sich doch keynem menschen zû erkennen gab / Ja von seiner aller liebsten Hertzogin keynes wegs erkennet ward / mit einem ritterlichen kampff die Hertzogin von solcher nodt erlöset.
      Das lassen wir also beleiben / und sagen weiters von dem Ritter / welchem stetigs anlag der frawen willen zû vollstrecken / zû hand nider saß / anfieng einen brieff zû schreiben / auff solliche meynung. Ich wünsch eüch aller Gnädigiste ‹L2v› Fraw / vil glücks und gesundtheyt / ir sond wissen / das mir ewer brieff tusent feltige freüd gebracht hat. Das mich aber ewer Gnad bittet / das ich mich in eim sollichen eerlichen stechen auch brauchen wöll / mich gantz on nodt sein daucht. Dann ir sondt wissen / aller liebste Fraw mein / das ich mich allzeit inn eüwerem gebott verpflicht haben will / darumb ir mir mit voller macht zû gebieten hand. Dann eüch aller liebste Fraw / unverborgen ist / das ich mich gern zû aller zeit nach ewerem [69] dienst und wolgefallen richten und schicken wolt / wo mir anderst müglich wär / semlichs zû wissen / sollend ir mich mein aller liebste fraw zû aller zeit willig finden / Ja ob ich mich schon von ewert wegen inn den todt begeben solt / mir warlich nit zû schwer sein würd. Hierumb mein aller liebste Fraw / sond ir wissen / das mein endtlich will und meynung ist / mich mit ernst eüch zû gefallen in disen Turnier zû rüsten / Verhoff auch mer mannheyt und preiß hie in Britanien / dann in Franckreich zû erwerben. Dieweil ich eüch mein aller liebeste Fraw zûgegen weyß / welche mir mein hertz und gemút nach irem gefallen regieren mag. Hiemit seind Gott dem Herren inn seinem schirm befohlen. Gott wolt / ewer Gnad mein getrewes hertz erkennet. - Mit disen worten Galmy der Ritter den brieff beschliessen thet / mit seinem ring versiglet. Zûhand gieng zû erfaren / wo er den Edelman seinen gesellen finden möcht / welcher noch nicht kummen was / das im dann groß leyd bringen thet. Doch nit lang stûnd / Fridrich sein getreüwer unnd liebster freündt geritten kam.
 

‹f.42 = L3r›

      Wie Galmy der Ritter der Hertzogin
      ein brieff schickt / bey Friderichen
      seinem lieben gesellen.


            Das XVII. Capittel.

      NIt lang darnach / als Galmy der Ritter seinen brieff geschriben hat / seinen lieben gsellen Friderichen sûchet / im die bottschafft zû befehlen. Zûhandt Friderich geritten kam. Galmy in freündtlich empfahen thet / zû im sprach. «Ach mein aller liebster Friderich / dein ußbleiben mir warlich lan‹L3v›ge weil bracht hat. Aber dein zûkunfft mich zûm theyl wider erfrewt hat / Darumb sitz ab und kum mit mir / [70] dann ich ein nötige und grosse bitt an dich hab» / Friderich zûhand von seinem pferd absaß / mit seinem gesellen gieng / sein anschlag von im zû vernemen. Als sye nun miteinander an heymliche und sichere ort kamen / Galmy / mit sampt seinem gesellen gantz eynig waren / Der Ritter den brieff / so im die Hertzogin geschickt hat / sehen ließ / also anfieng / «Mein aller liebster brûder und freünd / ich bitt dich / wöllest disen brieff selbs lesen / und dem nach mir in solcher sach beholffen und beroten sein» / der getrew Fridrich zûhandt den brieff lesen thet / alle sach des Turniers halben / darauß bericht ward / auch der Hertzogin willen und meynung darauß verston thet / mit seinem gesellen auff ein solche meynung reden ward. «Mein aller liebster Galmy / es thût dir warlichen nodt / das du wißliche vorbetrachtung hierinnen habest / damit die ding nit lutbrecht werden. Dann fürwar ein grosse sorg darauff ston würd / nach meinem beduncken möcht sich die sach der massen inrissen / das ir nit leichtlich zû widerston sein würd / laß [71] dich gegen keynem menschen sollichs mercken / er sey wer er wöll / Wem wilt du mein Galmy doch disen deinen brieff geben / dem du die sach vertrewen dörffest / mich wöllest wissen lassen.» Galmy der Ritter seinem gesellen antwurt gab / und also sprach. «Ach mein aller liebster Fridrich / was ursacht dich doch zû solcher frag / nu dreyst du gût wissen / das ich in solchem handel keynem menschen nye vertrewt hab / dann alleyn dir / hat auch keyn mensch nye solche lieb von mir gemerckt noch erfaren / darumb ich ‹f.43 = L4r› dann keyn andren botten dann dich / der du ein ursach bist meiner gesundtheyt. Bitt dich / mir sollichs nicht versagen wöllest / und dich fürthin als ein trewen freünd erzeygen.» Friderich seins gesellen willen und meynung wol verstanden hat / also sprach. «Mir ist warlich mein Galmy nit ein kleyn kümmerniß / das du mit semlicher grossen liebe gegen meiner aller Gnädigisten Frawen behafftet bist / dieweil ich stätig sorg tragen mûß / dir etwas widerwertigkeyt darauß zû erwachsen / Dann ich bedracht und gedenck / das nyemants / sunder feind und freünd auff disem erdtreich lebet. Hierumb mein gedancken stetigs in sorgen für dich stond / das ich förcht / die falschen klaffer dir etwas widerdrieß zû fúgen werden. Deßhalb ich dich betten will / dich mit höchstem fleiß davor bewaren wölst / und sunderlich vor denen / so du fintschafft gegen dir tragen speürst. Das aber du mich zû eim botten ußerlesen hast / ich dir keyns wegs abschlagen kan / will auch mit gneygtem willen dir solchs ußrichten.» Der Ritter im den brieff gab / Friderich sich schnell in sein gemach fúget / stifel und sporen abzog / zû vordrest seins Herren geschefft außrichtet / etlich brieff / so dem Hertzogen zûstûnden / úberantwurten thet / darnach in das Frawenzymmer kam / Die Hertzogin under iren Junckfrawen sitzen fand / welche uff einer harpffen spilen thet / dann sye in der Musick / mer dann einem weib müglich sein solt / erfaren was. Die Hertzogin des Edelmans bald wargenummen hat / in zûhandt zû ir nider schûff zû sitzen / in newer mer fragen thet / ein freündtlich gesprech mit Friderichen [72] vor iren Junckfrauwen hat / im auch den Turnier zû wissen thet / in fragt / ob er ‹L4v› noch nie darvon erfaren het. Friderich antwurtet der Hertzogin und sprach. «Gnädige Fraw / ir sond wissen / das mich der anschlag von sollichem stechen ser erfröwet / binn auch nit so bald von meinem gaul gewesen / Mein aller liebster Ritter unnd freündt / mir das mit grossen freüden geöffnet hat / welcher sich dann mer darauff frewet / dann keyner an disem hoff. Dann er endtlich des willens ist / das best darauff zû thûn.» Die Hertzogin / so bald sye die red von dem Edelman vernam / zûhand wol abnemen mocht / das im Galmy der Ritter / einen andern brieff / ir / zû bringen geben hat / die harpffen so sye an irem arm hatt / von ir leget. Den Edelman bey seiner hand nam / in dem sal mit im auff und ab spacieren gieng / in heymlich nach dem brieff fraget / Friderich der Hertzogin den brieff so verborgen überantwurtet / das sein nyemandts an inen beyden gewaret. Als nun Friderich seins gsellen geschefft gäntzlich außgerichtet hat / zûhandt urlob von der Hertzogin nam / dem gantzen Frawen zymer gnadet / von dannen andren geschefften nachgieng. Nicht lang darnach / die Hertzogin alleyn in ir kamer gieng / den brieff mit grossen freüden lesen ward / die meynung des Ritters ir groß gefallen bracht. Als sye nun den brieff mit gantzem fleiß gelesen hat / Sie sich schnell bereyt dem Ritter ein andren brieff auff nach lautende meynung zû schreiben. [73]
 

      Wie die Hertzogin dem Ritter
      ein andren brieff schreibet /
      und im etliche kleynot schicket /
      Und wie sich der Ritter so köstlich
      uff das stechen rüsten thet.


            Das XVIII. Capitel.

       ‹f.44 = M1r› DIe Hertzogin demnach sye gründtlich bericht worden was / zúhand in irem gemach einen andren brieff anhûb zû schreiben. Dein brieff edler Ritter mir durch deinen lieben Fridrichen überantwurt worden ist / welchen ich von anfang bis zûm end mit fleiß gelesen hab / mir warlich nit wenig freüd bringen thût / in sunders so ich vernimm / dich also mit grossen freüden zû dem Turnier schicken / zû welchem ich dir berhaten und beholffen sein will / schick dir hyemit ein par gelt / mit dem du dich nach notdurfft auff den Turnier rü ‹M1v›sten magst / deßgleich die seiden binden / die solt du von meinent wegen auff deinem helm fúren. Hiemit Edler [74] Ritter / wöllest dich wolgehaben / und meiner bitt ingedenck sein. Als nun die Hertzogin sollichen brieff geschriben und beschlossen hat / nam sye das gelt und die seidne wind / welche an yedem ort ein schöne trew von goldt und berlin gestickt / mit subteiler arbeyt und sunst an allen enden mit guldenen sternen gezieret was / Die wind was von schöner köstlicher blawen seiden / darauß das goldt lieplich erscheinen thet / das alles die Hertzogin zûsamen in ein subteiles túchlein verschliessen ward / zû handt nach Friderichen dem Edelman schicket / der zûhandt zû ir kam / die Hertzogin im die laden mit sampt den andren dingen seinem gesellen zû bringen verschaffen thet. Fridrich sich nit lang saumet / seinem gesellen das lädlin überantwurtet. Galmy die ding alle darinn fand / grosse freüd davon empfohen ward / sich zû handt anfieng nach allem seim vermügen / auff die hochzeit oder Turnier zû rüsten. Ein schönen gaul / welcher zû solchem schimpff offt gebraucht was / zûvor hat. Der Ritter ließ sich in gantz blaw kleyden / ein schöne blauwe decken auff seinem gaul zûrichten / und an ein yede seiten ein köstliche trew / mit feinem gold vergulden / darzû die decke allenthalben mit gulden sternen kleyden / deßgleich hinden unnd fornen an seinem harnasch / an beden enden ein kostliche trew malen / so was sein schurtz von einem blawen kermessin / mit gulden sternen gemengt. Der Ritter fûrt auch nachgons dieweil er lebt für sein liberey ein trew / hinden und vornen. Als nun der tag sich yetzund näheren thet / Galmy der ‹f.45 = M2r› Ritter sich zûm offtern mal mit seinem pferdt probieret / und seinen gaul nach aller notdurfft dummeln und mustern thet. [75]
 

      Wie Galmy der Ritter des
      ersten tags den preiß behielt /
      und wie es harnach gieng.


            Das XIX. Capitel.

      NUn handt ir wol gehöret / mit was fleiß sich Galmy der Ritter zû dem turnier schicken thet. Als nu die zeit unnd tag kummen was / und yetz vil mächtiger herren / Ritter und knecht ‹M2v› uff dem Turnier erschinen / der Marschalck auch mit grosser köstlickeyt alle ding zû gericht hat / das ort und platz da man das stechen halten solt / uff einen schönen grúnen anger gelegt ward / uff welchem die schrancken auffgeschlagen waren / da sach man vil schöner gezelt / mit des Hertzogen wapen auffgeschlagen / Under dem kostlichsten ein schöner sitz auffgericht was / under welchem die Hertzogin mit irem Frawen zimmer und andren schönen Edlen züchtigen [76] Frawen sitzen thet. Under dem nechsten und kostlichsten / nach dem selben der Hertzog mit etlichen seinen rhäten saß / auch andren Fürsten und Herren. Darnach die frembden Edlen Frawen und Junckfrawen / nach ordnung gesetzet wurden / Do ward yederman nach seinem stand eer bewisen. Zûhand hort man die trummeten in aller statt ertönen / und ward yederman zû dem Turnier gemanet. Die herolten mencklich die ordnung des stechens zû wissen theten / zûhandt was verordnet ein mechtig volck / zûfûß wolgerüst / die selben in einer schönen ordnung uß der statt gezogen kamen / in mitten des zugs / einer auff einem weydlichen hengst inn einem gantzen schönen küriß angethon was / dem selben trûgen zwen Jung Edel knaben vor. Der Erst ein schöne sylberne blatten voller gulden. Der Ander nach im ein köstliche schwere ketten / von gûtem gold / und ward der turnier oder stechen also außgerúffet / welcher den ersten tag den preiß vor menicklich behalten würd / dem solt die blatten mit den gulden zûgetheylt werden / welcher dann des andren tags das best thet / dem solt die ketten zû seinem gewinn gebiren / und am letsten tag solt der ‹f.46 = M3r› hengst mit sampt dem küriß / so der an hat / der darauff saß für sein gab / de(m) so den preiß behielt / geben werden. Wo aber sach wer / das einer under in allen / wer der wer / die drey tag an eynander das best thet / dem solten die drey goben on als fehlen zûgeteylt werden / Die jhenen / so sich zû dem stechen gerüst hatten / yetz gemeynklich auff die ban geritten kamen. Die Hertzogin inn dem schönen gezelt saß / stätig ir gesicht gegen dem schrancken keret / nach irem lieben Ritter sehen thet / aber noch nit auff die ban kummen was / dann in etliche geschefft verhindert hatten. Als aber nu all ding geordnet waren / und man yetz das stechen anfahen solt / So kumpt Galmy der Ritter mit etlichen seiner gsellen dahar getrabet / mengklich uffsehen uff den Ritter hat / nyemants wissen mocht / wer er doch wer / Dann in der Hertzog selber nicht erkennet / biß ers von seinen Rhäten erfaren thett. So bald nun Galmy der Ritter zû den [77] schrancken kummen was / von ungeschicht für der Hertzogin zelt anhe reiten mûst / die in zû handt an der binden erkennet / zû andren iren beysassen sprach / «wer mag doch der Herr sein / deß weiß und geberd all ander übertreffen thût? fürwar ich glaub / in von verren landen har kummen / demnach sein liberey und farb anzeyget» / nyemandts aber do was / so die Hertzogin irer frag endtscheyden kundt. Die Hertzogin wußt aber wol wer er was / thet aber inn keynen weg deßgleichen / wie wol sye grosse freüd an irem hertzen trûge. Zûhandt das stechen angefangen ward / wo einer des andren begeren thet / er zûhandt von im gewert ward. Als sich nu nach ordnung / ye zwen und zwen zûsamen thetten / Galmy ‹M3v› offt willen hat / sein mann auch zû súchen / yedoch sorget er / man im das zû einem trutz ermessen würd / oder für einen hochmût / wie er inn solchen gedancken auff seinem pferdt haltet / zûhand der ungetrew und falsch Wernhard gegen im geritten kam / also sprach. «Du hochmútiger Ritter / welcher in Franckreich grossen rûm und preiß erholt hast / wiewol er dir mer uß gunst dann auß verdienst zûgmessen würt / Damit man aber sech / das mein Gnädiger Herr / noch stercker und mannlicher leüt an seinem hoff hat / dann dich / So bin ich deß willens und meynung / drey ritt mit dir zû thûn / und dein lob hie in Britanien gantz zû neüt zû machen.» Galmy dem neidigen Wernhard fast gútigklichen antwurt gab / wiewol er in so drutzlich angfallen hat / also anfieng mit im zû reden. «Wernhard» sprach er / «hat mich glück oder eer in Franckreich beschinen / verhoff ich in Britanien zû behalten / und nit zû mindren / sunder zû meren / hab auch warlich umb dich nye beschuldt / das mir sollichs verbint oder in solchem fal auffgehaben werden sol. Dieweil aber du ye der bist / so meines stechens zû dem ersten begeret hat / so wiß dich hye nach zû richten / das ich dich mit aller meiner stercke bekummen wil / Hierumb richt dich schnell und bald darnach / damit du deines begerens gewert würst.» Mit disen worten die ir ordnung gaben / einander mit gantzen krefften zû begegnen. Galmy der [78] Edel und mannlich Ritter mit schönen geberden dem Edelman begegnet / in so züchtigklich auff sein brust traff / das sich Wernhard kum endthalten mocht / das er nit von seinem gaul fallen thet. Die beyden Helden wider zû end der schrancken ritten / uff ‹f.47 = M4r› ein newes ir sper zû handen namen / mit grosser begird wider gegen eynander ranten / Galmy dem Edelman ein solchen frevelichen stoß gab / das er mit sampt seinem gaul zû boden fallen mûßt / auß seinem sattel kam / so hertigklich gefallen was / das er des dritten rits nit begeret / zûhand auff sein pferdt saß / von dannen reiten thet. Galmy aber deß nit warnam / sunder sich versach / des dritten rits von dem Edelmann zû warten / in dem er in meynt erst von seinem gaul zû sprengen / aber alles umb sunst was / dann Wernhard heym war / sein harnasch abzog / grossen rewen hat / das er dem Ritter des stechens uß hat gebotten / nit gedencken mocht / in was fûgen er Galmien den Ritter möcht rechen. Als aber die Hertzogin sollichs als gesehen hat / nam sye grosse freüd ab irem lieben Ritter / als sye sach / das sich der Ritter so mannlich gebraucht hat / das er dem Wernhard in zweyen ritten so gantz vernúgt / das er sein des dritten rits nit begeret / in dem an manchem ort der schrancken Ritterlich gestochen ward / nyemandts aber des Ritters mer begeret / also blib der Ritter deß selbigen tags in gûter rhû. Solichs der Hertzog war nam / nit gedencken mocht / was doch den Edelman ursacht / das er den dritten ritt mit Galmien dem Ritter / nicht gethon hat. [79]