B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Georg Wickram
um 1505 - vor 1562
     
   



D i e   H i s t o r y   d e s
t h e ü r e n   R i t t e r s   G a l m y
a u ß   S c h o t t e n l a n d .


Cap. L - LIX

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      Wie Lupoldt in grossem
      trauren hinwegschied / umb
      das er der Hertzogin nit
      andere bottschafft bracht.


            Das L. Capitel.

      ALs aber Lupoldt zû Dundt hin weg gescheyden was / Der Ritter sich nit lang saumet / auff sein pferdt saß / nit mer dann seinen bûben mit im nam / Nyemandts von seiner reyß saget / alleyn zû seinem Vatter sagen ließ / er ein geschefft außrichten wolt / nit lang auß sein / also den nächsten hin unbekandt weg durch Schottenland reiten thet / wol dreyer tag ee über Mör kam dann Lupoldt. Als er nu gantz Engellant durch ritten hat / und yetz wider zû schiff saß / den nächsten in Britanien fûr. Als er nun das land wider erreychet / den nächsten weg gon Vannes überland für sich nam / biß auff eine viertel meil wegs / da was ein mechtige Aptey / inn der ‹f.114 = Ff3r› ein Apt [188] wonet / welcher im sipschafft halben verwant was / unnd auch auß Schotten land geboren. Galmy der Ritter seinem knecht sein bittschet ring gab / in dem Apt schicket / zû einem glaub wirdigen zeychen / das der Apt dem knecht seiner red glauben solt / Der Ritter ein wenig vor dem kloster halten blib / seins knechts pferdt an der hand halten. Als bald nun der knecht zû dem Apt kam / unnd im den ring zeyget / Der Apt von stund an den ring erkennet / den knecht nach seinem Herren fraget. «Gnädiger herr» / sprach der knecht / «er halt vor dem kloster ewer warten / dann er gern heymlich bey eüch sein ‹Ff3v› wolt» / Der Apt sich nit lang saumt / zû dem Ritter gieng / in mit grossen freünden empfahen thet. «Wirdiger herr und vetter / das ich nit zû eüch inkert hab / so wissen / das solchs alleyn von der ursach wegen beschehen / ich wolt mich gern ein zeitlang bei eüch enthalten / und eüch etlicher sachen halb rhats fragen / ich wolt aber gern / das solchs on ewer brúder und münch wissen beschehen möcht» / der Apt zûhant ein anschlag erdacht / dardurch sye sollich sach wol zûwegen brachten / er nam heymlich ein münchskutten / und bracht die dem Ritter für das kloster / dem Ritter schar er auch sein har ab / mit einer scheren / und befalch im die kutten anzûlegen / und also in das kloster zû kummen / so es schier umb den obent würd. Der Ritter was des willig / mit seinem knecht noch ein zeit lang in einem wald spacieren ritt / Zûstund der Apt in sein kloster gieng / sein gantz Covent zûsamen berûfft. «Lieben brúder» / sprach er / «mir kumpt ein erlicher gast uß schottenland / welcher unsers Ordens ist / ein fast geystlich und frumm mann / dem sond ir all zucht und reverentz erbieten / das wil ich von eüch gehept haben» / die münch der sach all wol zûfriden waren / sie hatten auch gemeyngklich des Ritters knecht gesehen / In dem der new Ordens mann und angenummen Apt an das kloster kam / anklopfft / zûhant der gantz Convent solchs innen ward / dem Apt endtgegen giengen / in mit grossen eren empfahen theten / der new münch sich fast geystlich stellet / als het er den Orden sein leptag tragen / von seinem [189] pferd abstûnd / mit dem Abt in sein gemach gieng / bed zûsamen nider sassen / der Abt anfieng / «vetter» / sprach er. «Mich wundert / was dich ursacht einen solchen ferren weg zû reyßen» / Der Ritter anfieng und sprach / «Herr und vetter / ich hab in schott‹f.115 = Ff4r›land vernummen / wie mein Gnäd(ige) Fraw / die hertzogin umb groß unschuld in einen kercker geworffen sey / und wie sie durch den Marschalck dazû bracht worden / auch das ir durch den Hertzogen zû gelassen / umb ein kämpffer zû trachten / nun vernim ich / das sye in gantzem Britanien keyn finden kan / was aber die ursach sey / ist mir verborgen / bin alleyn willens und har kummen / das ich für die Fraw kämpffen wöll / und ir unschuld mit meiner ritterlichen hand beschirmen / auch Gott den allmechtigen zû hilff nemen / welcher die warheyt und unschuld erkent und beystat.» Der Apt von seines vettern fürnemen grossen schrecken empfieng / dann er selbs meynt / die Fraw umb schuld gfangen leg / darumb er dann seins lieben vettern leib und leben sorgen thet / anfieng und sprach. «Mein aller liebster vetter / wiltu mir verzeihen / ich dir etwas new anzeygen wil / auch dabey ein gûten und getrewen rhat geben.» «Herr und vetter ir sond wissen / das ich alleyn darumb zû eüch kummen bin / das ich ewers gûten rats beger zû pflegen / dann ir ungezweyffelt / mer umb die sach wissen / dann ich / dieweil ir in Britanien / und ich in schotten gewesen bin» / Der Apt anfieng und sprach / «mein aller liebster vetter / Die weil du meines rhats pflegen wilt / so bit ich dich / wöllest die sach gäntzlich nit underston / dann sye warlich nit kleyne sorg uff ir tragen thût / es ist leyder der Frawen schuld zû weit an tag kummen / dann der búb solchs biß an seyn letstes end bekandt hat / auch deßgleich bekendt / da er schon das seyl an seinem halß hatt / unnd er yetz von dem Marschalck an in gemût ward / sprach er / das er es nit thûn wolt ewigklich / damit in der hencker von der leyter gestossen hat. Der ‹Ff4v› bûb also an dem galgen hangt / wo du sein wargenümmen / hettest in den heütigen tag gesehen.» Der Ritter von der red des Apts gantz keyn sorg [190] empfieng / im uff sein wort antwurt gab. «Herr und vetter / wie ir sagen / mir als in Britanien kunt gethan worden ist / darbey aber die falsch verräterey des Marschalcks / mit was listen er den kuchen bûben dahin beret hab.» Der Apt sprach. «Vetter / die ding mir nit minder zû wissen seind dann dir. Das aber mich zûm aller meysten in argwon gegen der Frawen bewegt / das ist / die Fraw zû stund hartigklich in sichere und schwere gefengkniß geleyt worden ist. Der Marschalck aber reit und gat / in gantzem Britanien / wohin in glust / Es ist auch nit zwen tag / er inn eygner person hie in meinem gemach gewesen ist / ich in mit ernst von dem handel gefragt hab / aber gar wenig antwurt von im empfangen / alleyn das er spricht / er hoff die warheyt sich erfinden soll.» «Diß als» / sprach der Ritter / «ich mich nit irren laß / es macht allein den Marschalck frisch / das er gäntzlich meynt / die Fraw keynen kämpffer finden sol» / «es ist nit on» / sprach der Apt / «ich hab von etlichen meins herren dienern verstanden / das er sich nye früntlicher gegen allem hoff gsind gehalten hab / dann in diser zeit / dieweil die Fraw in gfengkniß kummen ist / er hab auch seidher manch kostlich bancket gehalten / dabey alles hoffgsind gehabt / uß der ursach / er in gantzem Vannes keynen wiß / so sich underston werd mit dem Marschalck zû kämpffen / der aber mir sollichs gesagt hat / ich wol an im verstand / er gwißlich ein Ritter kummen meynt / so für die Fraw kämpffen werd / Mir aber den selben nit zû erkennen gab / ich meyn er dir wol bekant ‹f.116 = Gg1r› sey / dann die weil du zû hoff gewesen bist / er manig mol mit dir hie gewesen ist / Ich meyn in mit seinem namen Friderichen heyssen.» Der Ritter an des Apts red wol vernam / wer der was / von dem er im gesagt het. «Herr vetter» / sprach er / «Wo mich Friderich inn disem kloster sein wißt / er sich nit lang zû Vannes saumen würd / ich glaub auch / wann schon die port verschlossen wer / er über all mauren fallen würd / damit er zû mir kummen möchte / Aber warlichen mir leyd wer / solte mein ein mensch in gantzem Britanien innen werden / dann ich ye nit erwinden wil / ich [191] hab dann den schantlichen Marschalck überwunden / doch sol mich in dem keyn mensch erkennen.» Da nu der Apt von seinem vettern vernam / das er ye nit nachlassen wolt / unnd ye den kampff mit dem ungetrewen Marschalck volbringen / anfieng. «Aller liebster vetter unnd freündt / die weil du ye nit von deinem fürnemen ston wilt / so bitt ich / mir doch an disem ort volgen wölest / dardurch du dann vor und ee du den kampff understast / erfaren magst / ob die Fraw schuldig oder unschuldig ist.» Der Ritter mit begird den anschlag von dem Apt begert zû vernemen. Der Apt anfieng / und sprach. «Lieber vetter Galmy / des rhats solt du dich auch gebrauchen / es würdt zû dem lengsten inn acht tagen die zeit kummen / in deren die Fraw / und der Marschalck ir unschuld bewisen mússen / es seind auch schon die schrancken zû dem kampff uff geschlagen / hie zwischen ich dich als einen beicht vatter underrichten will / wann dann solche zeit kumpt / das man die Fraw yetzundt auß fúren wolt / wil ich dich gantz glatt auff deinem haubt bescheren / gleich einem Münch / und dir ‹Gg1v› dann ein kutten anlegen / mit mir gon Vannes für den Hertzogen fúren / an in begeren / dieweil die Fraw also in den todt verurtheylet sey / das er sye dich als ein andächtigen Pater beicht hören laß / damit du sye uff einen gûten und seligen weg weisen mügest / damit sye mit irem todt all sünd und schuld ablegen müg. Wann nun der Hertzog / als ich nit zweyffel / solichs zû lasset / mûst du die Fraw auff das tieffest ermanen / das sye dir bekenn / ob sye an der sach schuld trag oder nicht / ir fürwenden / das ir seelen heyl daran stand / sye auch für und für manen zû sterben / und den tod mit gedult zû vertragen. Wann sye sich dann als ein schuldige bekennet / wolt ich dir warlich nit raten / dein leben umb iret willen zû wogen / so sye aber nit anderst von dir abscheydt / dann das sye ir gäntzlich fürsetzt zû sterben / und also umb unschuld den todt zû leiden / solt du von ir begeren / so sye noch ein kleynot / oder was das sein möcht / bey ir het / dir das zû geben wöllest du zû aller zeit ir in deinem andächtigen gebett / ingedenck sein / Wo aber sie [192] gantz nichts bey ir het / magst du iren gürtel behalten / oder ein stuck von iren kleydern schniden / sollichs behalten / das mag dir dann über lang gegen dem Hertzogen unnd der Frawen zû grossem statten kummen / gibt dir dann Gott gegen dem schantlichen mann / als du in nennest / sig / solt dich im auch keyns wegs zû erkennen geben / sunder sagen / du von Gott zû disem kampff verordnet seyest. Dem Hertzogen sollen die ding auch gantz verborgen beleiben» / Dem Ritter Galmien der rhat seines vettern wol gefallen thett / dem Apt versprach / gäntzlich nach zû kummen. Hie wend wir genûg von dem Ritter gesagt han / und ‹f.117 = Gg2r› in also bey seinem vettern / dem Apt in dem kloster beleiben lassen / und weiter sagen / von der Hertzogin und Lupoldten dem botten / wie er gon Vannes kummen ist / und der Frawen sein bottschafft geantwurt.
 

      Wie Lupoldt der bott
      wider gon Vannes
      kumpt / die bottschafft
      von dem Ritter bringt.


            Das LI. Capitel.

      ‹Gg2v› LUpolt der frumm und getrew bott / mit grossem leyd yetz wider gon Vannes kummen was / der Frawen gern ein ander bottschafft bracht het / aber nit haben mocht. So bald aber Friderich des botten zû kunfft vernam / mit grossen freüden sich zû im fúget / was im sein gesell für ein antwurt geben hat / gäntzlich von im bericht ward. Darab Friderich nit wenig schrecken empfieng / mit kläglicher stimm anfieng zû klagen / und sprach. «O Galmy / Wie hat sich dein Edels hertz so gantz in untrew gegen deiner aller liebsten Hertzogin verkeret / Wie bist du so wenig ingedenck / der gût that / so dir von meiner [193] aller liebsten Frawen beschehen ist / wer wolt gedacht haben / in einem Ritter ein sollichs wanckelmútigs hertz zû wonen / Ist das Galmy dein versprechen unnd zûsagen / so du meiner Genädigen Frauwen zûm dickern mal gethan hast? Mich mûß ymmer rewen / das ich in dein gesellschafft ye kummen bin / Wiewol ich weyß / wann ich selbs bey dir gewesen wer / du wúrdest dich eines andren besunnen haben / du glaubst villicht / die Fraw umb ware schuld sollichs beschehen.» Darmit anfieng Lupoldten zû fragen / wie sich Galmy gehalten het / als er sein zûm ersten gewar worden was.» «Ich fand in» / sprach Lupolt / «in Schottenland an des Künigs hoff / da er mit anderen Herren und edlen den steyn stieß / So bald er aber mein sichtig ward / all ander herren ston ließ / mir mit grossen freüden entgegen kam / von stund an nach eüch / dem Hertzogen und der Frawen fraget. Als ich im aber mit kurtzen worten den brieff über antwurtet / zûstund die übergschrifft und sygil erkennet / den brieff uff‹f.118 = Gg3r›schloß / vor [194] grossen freüden nit mer reden kundt / mich mit im in einen schönen sal fúret / wir beyd zûsamen nidersassen / vor und ee er den brieff laß / mich weiter nach der hertzogin fraget. Als ich im aber ir elend eins teyls zû erkennen gab / Er von stund an anfieng zû wessern / mit seinen augen / von wegen grosser scham sich von mir keret / an ein fenster saß / den brieff mit gantzem fleiß lesen thet / manchen schweren seüfftzen darab ließ / offt gon hymel blicket / demnach mir diße mein bottschafft mit mund saget. Als aber ich keyn vernúgen daran haben wolt / im mit ernstlicher bitt anlag / mir ein andren bescheyd zû geben / er mir dißen brieff geben hat / ich in inn grossem trauren ston ließ / mich von stund an von Idenburg machet / meines nächsten wegs in Engel land keret / und mit grosser arbeyt ich wider in Britanien kummen bin.» Da Fridrich die red vernam / wider ein hertz empfieng / «So ist gewiß» / sprach Friderich / «er kummen würdt.» Mit dem botten zû der Frawen kam / der Hertzogin des Ritters brieff über antwurt / die fraw freüd und leyd davon empfieng / So bald aber sye den brieff uff schloß / unnd yetz in gantz gelesen hat / bitterlich anhûb zû weynen. «O Gott» / sprach sye / «nun ist erst mein leiden gantz / Nun magst du dich billich frewen du schantlicher Marschalck / dann dein böser anschlag bald nach deinem willen zû end gon würdt. O Galmy / Wie hast du mich so gar verlassen?» Friderich die Fraw treülich trösten thet / «seind getröst» / sprach er / «Aller liebste Fraw ich weyß / ir von Galmien dem Edlen Ritter nit verlassen werden / dann im sein sinn und gedancken / noch gäntzlich in Britanien stond» / Die Fraw aber sprach. «O mein ‹Gg3v› liebster Friderich / ich förcht / er mich / glaub gäntzlich schuldig an der sach sein / unnd gedencket villeicht seinen leib umb eines solchen weibs willen nit zû wagen.» Als nun die Fraw in solchem grossen leiden was / Friderich etlicher gschefft halben von ir mûst / doch ir allweg ein gûten trost gab / Damit Lupolt und Friderich von dannen schieden. Als nun die Fraw gantz eynig belib / erst anfieng ir leyd Gott und irem lieben Ritter zû klagen. «O Gott [195] von hymel / du mein erlöser und helffer / ich bitt dich / dieweil ich ye umb mein groß unschuld sterben mûß / wöllest nach meinem todt meinem liebsten Herren zû erkennen geben / und mein unschuld dem gantzen Britanien öffnen / will ich mich willigklichen inn den todt ergeben / und mein leiden gedultigklichen tragen / und dir dann mein arme seel auffopffern. O Galmy / du mein aller liebster Ritter / Wer hat dir dein edles hertz so gantz gegen mir verkeret? Magst du nit / die / so dich in hohen eren lieb gehabt hat / noch ein mal in iren grossen nöten heymsûchen. Ach / warumb bist du nit kummen / und mich doch inn meinem ellend heym gesûchet? als ich dich in deiner schweren kranckheyt. O edler Ritter / wie übel es dich gerewen würt / wann man spricht / die Hertzogin auß Britanien umb unschuldt willen den todt gelitten haben. O Galmy Edler und theürer Ritter / wie hast du mein so gar vergessen / nun hab ich doch all mein trost und hoffnung allein zû dir gesetzet. Ach kumm doch Edler Ritter / und tröst mich / ich beger nit mehr an dich / für mich zû kämpffen / dann ich mich dem todt willig ergeben hab.» Die Hertzogin mit solicher klag / für unnd für ir zeit vertreiben thet / so lang ‹f.119 = Gg4r› die zeit kam / das man sye uß dem kercker nam / und sye zû dem schandtlichen todt fúret. Nun sag mir Galmy / du Edler Ritter / Wie möchtest du an deinem hertzen haben / das du die / so dir ob allen dingen lieb ist / in solichem grossen leiden ungetröst in harter gfengkniß verschlossen lassest ligen / unnd doch wol mit glimpff zû ir kämest. Wie magst du doch die / so nichts dann deiner zûkunfft begeret / ein solche nit zû wissen thûn / dadurch du ir alles verlangen gewendet hettest / dann so bald sye deiner zûkunfft innen worden wer / sye ungezweiffelt wol gewißt het / warumb du in Britanien kummen wärest / sye von irem leiden zû erlösen. [196]
 

      Wie der Apt heymlich nach
      Friderichen schicket / und
      wie im Galmy verbot sein
      zûkunfft der Frawen / noch
      nyemants anders sagen.


            Das LII. Capitel.

      ALs nun die zeit sich nehern thet / das der Marschalck seines kämpffers warten solt / auch die Hertzogin den iren darstellen solt. Galmy zû dem Apt seinem vettern sprach. «Herr und vetter / mir will warlich etwas fürfallen / so mich größlich an meinem fürnemen hindren würt / ir sehen mich noch gantz ungerüst in ein kampff zû gon / so weyß ich mich auch inn keyn weg zû rüsten / Es seye dann sach / das ich mich gegen meinem aller liebsten gesellen nicht verborgen halt / dann als ich zû Vannes hinweg schied / ich im ein schöne rüstung und stech zeüg gelassen hab / Inn dem ich inn Franckreich und zû [197] Vannes manchen schönen unnd stoltzen ‹Gg4v› ritt gethan hab / nach dem wolt ich / das ir heymlich schickten / wann er dann mein meynung und fürnemen vernem / er mich warlich gegen nyemants vermelden würd.» Der Apt zû hand einen botten nach dem edelman schicket / der sich nit lang saumen thet. Galmy der Ritter sein kutt anhat / bey dem Apt inn seinem gemach saß. Fridrich zû dem Apt kam / im sein grûß bodt / Der Apt in zû im nider sitzen hieß. Galmy auffstûnd / sein kapp ab zoch / sein beschornen kopff sehen ließ / Der Apt sprach / «Friderich ich bitt eüch / sagend mir / hat mein Gnädige Fraw noch keynen kempffer über kummen / oder ist ‹f.120 = Hh1r› der Ritter noch nit vorhanden / davon ir mir vergangnen tagen gesagt hand.» «Neyn fürwar» / sprach Fridrich / «ich kan mich sein nit genûg verwundren / ich förcht aber er der erdachten handlung glauben geben hab / und dardurch mein Gnädige Fraw seinent halb verkürtzt werd. Es ist auch in dem gantzen Britanien keyn man / so ich gedencken möcht / der für die Edel und züchtige Fraw zû kämpffen understeht. Gott wolt / der Graff von Piccardey die ding bey zeit gewißt hett / er würde meiner Hertzogin sunder zweiffel einen kämpffer zûwegen bracht haben / wiewol ich noch der hoffnung bin der Ritter kummen werd. Ist es aber sach / das er ye nit kumpt / will ich von seinet wegen mich inn den kampff begeben.» In solchem reden / Galmy stetigs uff und abgieng / Friderich in zûm dickern mal ansach / in im selb gedacht. ‹Nun hast du disen Münch mer gesehen › / doch also verstocket was / das er in nit erkennen mocht. Der Apt anfieng / «lieber Friderich / wo halt sich der Ritter / mag man im nit weiter embieten. Man hat im vileicht die sach nit recht angezeygt.» «Herr» / sprach Friderich / «Mein Fraw im mit eygner hand geschriben hat / und hab ich den brieff versiglet unnd überschriben.» «Ist der bott kummen» / sprach der Apt / «so bey dem Ritter gewesen ist / sye möchten wol noch mit einander kummen.» «Herr» / sprach Friderich / «er ist erst den gestrigen morgen kummen / und hat ein brieff / so [198] im der Ritter geben hat / mit im bracht / aber gantz keyn trost der Frawen darin begriffen ist. Hat auch dem botten keyn ander antwurt geben / dann das er meiner Frawen sagen soll / kum er / sye werd in wol sehen.» Der Abt sprach / «Was mag die ‹Hh1v› Fraw zû dem empfangnen brieff gesagt haben?» «Ach Gott» / sprach Friderich / «kläglicher wort / ich nye mer gehört hab / sye macht mir und dem botten mit irem klagen die augen übergon. O wie trewlich sye irem liebsten kämpffer noch heüt bey tag rúffet / ich mag mich zû dem kercker von erbermbd wegen / nymm genahen / Wie wol ich allen tag bey ir gewesen bin / dieweil sye inn gefengkniß gelegen ist» / Friderich den Münch aber fleissig besehen ward / wol sach / das im seine augen ein wenig wesserten. Galmy sich nicht lenger endthalten mocht / «Friderich» sprach er / «Der Ritter ist hye / so dein fraw mit der hilff Gotts erlösen würt / dann er vor dem botten inn Britanien gewesen ist.» Friderich die stimm seines gesellen von stund an erkennen thet / vor grossen freüden nicht wußt / wie er seinen gesellen empfahen solte / anfieng / «O mein lieber Galmy / ich bitt / wöllst diß kleyd abtûn / und dein gewonliche kleyder anlegen / dann ich dich inn dem kleyd in keynen weg erkennen mag.» «Fridrich» sprach Galmy / «Diß mein kleyd solt dich nit irren lassen / dann ich dir die ursach diß kleyds zû wissen thûn will» / im damit all sein anschleg offenbaret / in damit umb aller gesellschafft unnd freündtschafft willen bitten thet / Der Frawen noch keynem menschen von solchem anschlag zû sagen / deß im Friderich in sein hand versprach. Wer was frölicher / dann der Edel Friderich / als er seinen aller liebsten gesellen mit im reden hort / Galmy zû im sprach / «Fridrich / als mich die sach beduncken wil / würt mir not sein / mich zû dem kampff zû rüsten. Nun hab ich gar kein harnasch noch rüstung bey mir / Darumb lûg / wie du kanst heymlich und verborgen mein ringen küriß / ‹f.121 = Hh2r› so ich auß Franckreich bracht hab / zû wegen bringen / doch das sein nyemandts gewar werd / will ich den under mein kutt anthûn / und das übrig einem des Apts diener [199] befehlen zû heben / biß ich sein auch notdurfftig bin / und dann mein leib und leben für die Hertzogin setzen / wo ich anderst / wie du von mir gehört hast / die Hertzogin in irer beicht unschuldig erfind.» Friderich seins gesellen bott wol verstanden hat / dem selben understûnd eilendts nach zû kummen / als er dann thett / von stund an wider gon Vannes reyt / sich gegen nyemans mercken ließ / wo er gewesen wer / oder was er willen zû thûn het / sich heymlich in seines gesellen kamer fúget / den harnasch nach dem gschmeidigsten zûsamen packet / in ein sack stieß / in sein kamer trûg / einem gûten freündt zû Vannes / so er vertrewet / deß obendts in sein hauß tragen ließ / mit im verschaffen thet / das er in des nechsten tags am morgen frú vor tag an die porten tragen solt / als dann nach allem seinem willen geschach. Als es nun morgen ward / Der Edelman auff sein pferdt saß / den nechsten inn das kloster reyt / das kloster noch verspert fand / so lang klopffet / biß man im auffschloß / zû hand sein sack nam / und für des Apts gemach / der aber noch hart schlaffen thet / anklopfft / nit lang stûnd / die thür auff geschlossen ward. Friderich seines gesellen harnasch hinein trûg / den auß dem sack zoch / Galmien seinen gesellen auffwecket / welcher seiner zûkunfft fro was / in zû stund fraget / ob man nichts von im wißt / «Neyn» / sprach Friderich / «keyn mensch dein gedencket / ‹Hh2v› noch ein wort von dir wissen mag.» Der Ritter dem Edelman auff ein newes befalch / nyemandts nichts von im zû sagen. Das er im aber versprach. «Friderich» sagt der Ritter / «Du solt yetz wissen / wann mir Gott der almechtig glück geb / und das ich im in dem kampff obläg / solt du wissen / das ich den nächsten wider in diß kloster reiten / und nit gon Vannes will. Dann solt du zû mir har kummen / und ein abscheyd mit mir machen. Aber nun zûmal reit wider inn die statt / damit man nit argwenig werd» / Der Edelman nach seines gsellen gebott wider auff zû roß saß / wider gon Vannes reyt. Nun hat sich die zeit genähert / das man in zweyen tagen die Hertzogin für recht stellen solt / Friderich nach dem ymbiß zû der Hertzogin in der gfengniß [200] kam / die fast traurig fand. «O mein aller liebster Fridrich / wo hand ir mich gestern so gantz verlassen. Ach mein Fridrich / wie hab ich meinen trost so gantz umb sunst uff Galmien den edlen Ritter gesetzt. O Got / Galmy wie hast du mein so gar vergessen?» Dem edlen Fridrichen fast schwer was der Frawen das zû verbergen / Doch anfieng / und sprach. «Aller gnedigste Fraw / seind gewiß / das Galmy der Ritter kummen würdt / wo es aber ye sach sein würd / das er nit käm / und ir auch sunst kein kempffer überkämen / wolt ich mein leib daran wagen / wann ich ye bey eüch biß an ewer end bleiben will.» Die Hertzogin wenig trost mer empfieng von des Edlen Friderichen worten. Die zeit sich auch fast nehern ward / das man yetz mit der Hertzogin fürfaren solte. Friderich auch nymmer zû ir kam / biß sye wider ledig ward / also die Hertzogin von aller welt in iren grossen nöten verlassen ward.
 

‹f.122 = Hh3r›

      Wie die Hertzogin für
      gericht gestelt / und zû ir
      hertigklich geklagt ward /
      zû dem feür verurtheylt
      und auß gefúrt.


            Das LIII. Capitel.

      DIe drey Monet unnd acht tag yetz gantz verschinen waren / Also / das nit mer dann ein tag noch vorhanden was. Der Hertzog all sein Landtsherren yetz beschickt hat / Die schrancken zû dem kampff auffgeschlagen / er hat auch fast nach bey den schrancken / einen mechtigen ‹Hh3v› hauffen holtz fúren lassen / darauff man die Edel Hertzogin verbrennen solt. Als nun die Fraw den letsten tag mit grossen engsten erwartet hatt / am morgen frú ein Trummeter mit sampt einem Herolt inn allem Vannes umbreyten / inn allen gassen umbliesen. Der [201] Heroldt mit lauter stimm den Marschalck mit sampt der Hertzogin kämpffer in die schrancken berúfft ward / darinn der Marschalck mit gwerter hand seines widerteyls erwarten solt / so lang biß die Hertzogin verrecht unnd mit dem feür vom leben zûm tod bracht würd. Der schandtlich Marschalck auff einem schönen gaul fast wolgerüst in die schrancken kam / in grossem hochmût inn dem schrancken von einem endt zû dem anderen ritt / gäntzlich meynet / keyn Ritter vorhanden sein würd / so für die Fraw kämpffen würd / wenig wußt / wie sich die sach noch verlauffen würd. Als nun der Hertzog seine Landts herren zû gricht hatt verordnet zû sitzen / und yetz das gricht besetzt ward / die Edel und betrúpt Hertzogin für die gemeynen Landts herren gefúrt ward / für recht gestelt. Der Hertzog ein grosse und schwäre klag wider die edel Fraw fúren ließ / darauff einer unverzognen urteyl begeren thet / also das die Fraw mit dem feür von diser welt gedilckt werden solt. Die gmeynen richter einhellig erkanten / die weil der Mar[202]schalck yetz zû kämpffen bereyt wer / und aber niemans die Hertzogin vertretten wolt / solt sye nach beger des hertzogen mit dem feür ir leben enden / zûhand dem hencker an die hand geben ward / welcher die zart und tugentlich Fraw mit grosser ungestúmigkeyt hartigklich binden thet / mit einer grossen rumor / die edel Fraw uß‹f.123 = Hh4r›gefürt ward / wohin sye blickt / nymans umb sich sehen mocht / dann die / so sye verhúten thetten / damit sye von nyemans erlößt werden solt. Als nu die fraw iren liebsten Herren ersach / kläglich anhûb zû weynen / anfieng und sprach. «Nu gesegen eüch Gott mein aller liebster herr und gemahel / und all mein freüd und kurtzweil. Gott wöll eüch überlang mein unschuldigen tod zû erkennen geben / und eüch disen meinen unschuldigen tod verzeyhen. O mein hertz aller liebster herr und sússer gemahel / ich eüch hierin gantz nit schuldigen kan / alleyn eweren ungetrewen Marschalck / vor dem ir eüch fürthin versehen solt.» Der Hertzog nit lenger leiden mocht / das die Fraw lenger mit im redt. Dann im sein hertz anfieng in erbermbd gegen der Hertzogin zû bewegen / sich der zehern nim verhalten mocht / den / so die Fraw fûrten / ein zeychen gab / das sye fürt rucken solten / das dann geschach. In dem die Hertzogin den edelman Friderichen erblicket / den sie nit als einen kämpffer gerüst sach / davon sye erst in grossen sorgen stûnd / sich dem tod erst gar ergeben thet / das gantz hoffgsind mit hertzlichem weynen und seüfftzen Gott in sein schirm empfalch / sich zû Fridrichen irem Trucksessen keret / anfieng / und sprach. «O mein aller liebster Truckseß / Gott pfleg dein zû allen zeiten / Ich danck dir mein lieber Friderich deines getrewen rats / so du mir geben hast / auch das du mich so offt in meiner schweren gefenckniß mit deinem edlen trost heymgesûcht hast. Ich bitt dich / wer dir lieb sey / mir auch treülich gesegnen wöllest / und mein groß ellend anzeygen.» Hiemit für den edelman kummen was / der die Fraw gern getröst hett / aber vor grossem leyd und ‹Hh4v› mitleiden / so er mit ir hat / ein wort nit gereden mocht / in dem die Hertzogin zû der porten hinauß gefúrt ward / als sye sich [203] wider harumb keren thet. «Nun gesegen dich Gott du edle und schöne statt Vannes / inn der ich vil grosser freüd und kurtzweil gehabt hab / In der mir all zeit groß zucht und er bewisen worden ist. O ir edlen burger zû Vannes / ich bitt / eüch meinen unschuldigen tod zû hertzen nemen wöllen / und mich an dem schandtlichen Marschalck rechen. O ir jungen kinder zû Vannes nemen zû hertzen mein groß unschuld und leiden / in dem ich yetzunt bin.» Mit solchem weynen und klagen / die Hertzogin biß zû den schrancken kummen was / do der schantlich Marschalck mit grossem pomp halten thet / wie ir hören werden.
 

      Wie die Hertzogin zû den
      schrancken kam / und wie sye
      mit dem Marschalck redt.


            Das LIIII. Capitel.

      DA nun die hertzogin untz an die schrancken kummen was / und yetz den schandtlichen Marschalck darinn halten sach / die fraw zû dem Marschalck sprach. «O du falscher Marschalck / Wie hast du meinen aller liebsten Herren so fälschlich betrogen / unnd mich also mit aller unwarheyt in den todt verrhaten / du solt sicher sein / Gott würdt mein unschuld schwerlich an dir rechen» / in dem der Hertzog auch mit seinem volck geritten kam. Der Marschalck mit lauter stimm ruffen thet / wo der wer / so mit im kämpffen solt / sich aber niemans ‹f.124 = Ii1r› sehen ließ. In dem der Apt zû dem Hertzogen mit sampt seinem Münch kummen was / anfieng und sprach. «Aller gnädigster Herr / ich bitt eüch von der armen Frauwen wegen / ir wöllend irer seelen heyl an disem ort auch bedencken / und sye vor und ehe sye zû dem todt gefúrt würt / lassen beychten / und ir sünd bekennen. Dann ich ir zû lieb har brocht hab einen geystlichen [204] und andächtigen Vatter / der sye sunder zweiffel auff ein säligen weg leiten und weisen würt.» Der Hertzog sprach / «Nun wol an im namen Gottes / was sye zû ir säligkeit stüren mag / ich ir gern günnen will.» Der Apt zû hand mit sei‹Ii1v› nem Münch zû der Frawen gieng / anfieng und also sprach. «Aller gnädigste Fraw / mir ist leyd / das ich eüch inn solchen nöten ansprechen soll. Dieweil eüch aber Gott der allmechtig ye also haben will / so nemendt die ding mit gedult an / und bekennen ewer sünd und schuld / damit ewer sel säligklichen zû Gott dem allmechtigen faren müg.» Die Hertzogin von gantzem hertzen zû beichten begeret. Der Abt seinem Münch befal die Fraw zû hören. Galmy der Ritter nider saß / die Fraw für in kneüwet / anfieng ir beicht von hertzen zû erzalen. Der Ritter anfieng und sprach / «Fraw / gend ir eüch in der sünd / darumb ir dann zû dem todt gefúrt worden seind / nit schuldig?» «Herr» / sprach die Hertzogin / «Ich will söllichs auff mein letste hinfart behalten / das ich den bûben / deß man mich zeicht / mit wissen [205] nye gesehen hab / hab mich auch mein tag inn solchem fal nye versündet gegen keynem mann. Darauff ich dann heüt disen schantlichen todt leiden will.» Der Münch nach langem die Hertzogin fragen thet / ob sye nyemandts wüßt / so für sye kämpffen solt? «Neyn» sprach die Fraw / «Ich bin auff disen tag von aller welt verlassen. Ich bin eines Ritters vertröst gewesen / so vor anderhalb Jaren mein Truckseß was / aber ich sich in nit kummen / mir zû helffen / Gott wolt / er gewißt het / wie mein sachen stúnden / er wer nit auß beliben.» Der Münch sprach / «Wolan liebe fraw / Dieweil ir nun sterben mússen / so trachten alleyn dem nach / wie ich eüch dann underricht hab / und land alles zeitlich fallen / dann es eüch zû dem Ewigen nit genutzen mag.» Die Fraw dem Münch versprach im trewlichen nach zû kummen. «Fraw» / sprach der Münch / ‹f.125 = Ii2r› «Ich bitt eüch durch Gott / hand ir yetz / so mir und meinem armen Convent zû steür und trost kummen mag / wöllendt mir das geben / da für ich ewer in meinem gebett allzeit trewlich gedencken will.» Die gût Fraw nichts mehr hat / dann einen ring an einem finger / den selben sye dem Ritter gab / damit auff stûnd / dem Ritter ir leib unnd seel inn sein gebett befelhen thet. Der Münch zû der Hertzogin sprach / «Fraw seind getröst / es sol eüch / ob Gott will / wol ergon.» Mit disen worten auff stûnd von der Hertzogin. Der hencker zûhandt ‹Ii2v› da was / der wolt die Hertzogin wider gebunden haben. «Halt still» / sprach der Münch / «Du solt / ob Gott wil / heüt keyn gwalt mer über diß unschuldig blût haben. Dann sye ir unschuld wol beweren sol.» Mit diesen worten zû den schrancken gieng / Die Hertzogin bey der hand nam / zû dem Hertzogen fúret / der yetzund bey dem hochmútigen Marschalck an den schrancken hielt / der münch sein kappen abzog / die für den Marschalck in die schrancken warff / mit lauter stimm / das / das mengklich hören ward / anfieng und sprach. «Du schandtlicher treüwloser verräter / welcher du nit wirdig bist / das dich die sonn anscheint / du hast mit deiner verräterey die frumm Hertzogin understanden umb ir leben zû bringen / und [206] sye als ein verräter und bößwicht an gelogen / deß ich dich heüt mit meiner hand bezeügen wil / ich leg dir auch hie mein pfand / das du deß kampffs von mir warten solt.» Der Marschalck nit wenig schrecken von diser red empfieng / da er den münch so dürstig mit im reden horte. «Münch» / sprach er / «Wer du bist / mag ich nit wissen / dir gezimpt aber keyns wegs mit mir zû kämpffen / dieweil du ein geystlich mann bist / und ich ein weltlicher Ritter / ich wolte sunst bald mit dir zû endt kummen sein.» Der münch sprach / «du schnöder mann / Wie gedarffst du dich einen Ritter nennen / so du mit einem solchen schandtlichen handel umb gast / Du magst dich mit sollichen worten nit behelffen / die weil es leib / eer und leben antrifft / magst du dich deß kampffs gegen mir nit fristen.» Der Marschalck mit vil wechsel worten sich meynt zû behelffen / zû letst die sach zû des Hertzogen rhäten setzet. Zû handt ein gemeyn geschrey ward under allem ‹f.126 = Ii3r› volck. «Der Marschalck sol kämpffen / der Marschalck soll kämpffen» / [207] dann alles volck der Hertzogin erlösung gern gesehen hett. Die gemeynen rhät des Hertzogen auch sollichs erkennen thetten / Der Hertzog auch fast gern der Hertzogin unschuld gesehen het / der Münch sich zû stund zû rucken keret / mit seinem Apt inn das kloster reyt / von stund an seinen harnasch anlegt / sich nit lang saumet / die kutt über seinen harnasch streiffet / auff zû roß sasse / mit begirigem hertzen dem Marschalck under augen ritt. Der Apt im seinen segen gab / von stund an den beden kämpffern gleiche lantzen und schwerter bracht wurden / in ein Herolt den eyd uffgab / darnach mengklich auß den schrancken gon mûst / nyemants dann der münch und der Marschalck darin beliben. Der Marschalck auß grosser verachtniß anfieng / «Brûder» sprach er / «nun versich dich nach deinem besten vermügen / dann du mûst mir heüt dein leben übergeben.» Der Marschalck wenig wußt / was im begegnen würd / auch mit wem er kämpffen solte / Aber nit lang stûnd / sein innen ward / wie ir dann harnach hören werdt.
 

      Wie der Ritter Galmy inn
      eines münches gestalt
      mit dem Marschalck
      kämpfft / und im oblag.


            Das LV. Capitel.

      DEr Ritter Galmy sich nit vil an des Marschalcks wort keret / zû endt der schrancken ritt / sein sper zûhanden nam / deß geleich der Marschalck. Zû handt die Trummeter auffblosen thetten / Der Marschalck ‹Ii3v› dem münch mit grossen sorgen begegnet. Deß der Edel unnd unverzagt Ritter bald warnam / den Marschalck so züchtigklichen treffen thet / das er von [208] stund an seinen sattel raumet / so hartigklich zû der erden fûl / das er einer gûten zeit vergaß auff zû stan / Galmy der Ritter behendt von seinem pferdt sprang / auff den Marschalck saß / im sein schwert abgurdt / weidt von im werffen thet / im zû handt seinen haubt harnasch abzoch / sein schwert nam / an sein gurgel setzt / also sprach. «O du schandtlicher bößwicht / Heüt mûst du mir dein geyst auffgeben / aber zûvor der Edlen Hertzogin un‹f.127 = Ii4r›schuld bekennen / oder du mûst ewig verdampt sein» / was grossen schrecken der Marschalck von des angenummenen münchs red empfieng / nit zû schreiben. «O Herr ich bitt eüch durch Gott / wöllend mir Gnad unnd barmhertzigkeyt mitteylen / und mich nit so schnelligklichen tödten / damit ich mein sünd und schuld bekennen müg.» Der münch dem Marschalck seinen gürtel abgurt / im seine händ mit verknúpffet / darmit er sein gantz sicher sein möcht / Der Münch mit lauter stimm rúffen thet / das man ein stille halten solt / der schantlich mann wolt sein verräterey offendtlich [209] beichten und bekennen. Da begab sich grosse freüd von mengklichen / als man sach / das die edel Hertzogin unschuldig was deß zigs / so sye der Marschalck und mengklich gezigen hat. Der Hertzog von stund an ein stille auff blosen ließ. Als nun alles volck mit fleiß auffmercket / Der Marschalck anfieng und sprach zû dem Hertzogen. «O aller gnädigster herr / ich bitt mir gnad beweisen wöllen / dann ich mich leyder als ein schuldigen bekennen mûß.» Die Hertzogin die red des Marschalcks wol verstûnd / und auch gesehen hat / in was massen der Münch mit im gehandlet / grosse freüd darvon empfieng / darvon nicht nodt ist vil zû schreiben / Dann ein yedes selbs ermessen mag. Dieweyl die Hertzogin inn sollichen nödten gewesen ist / unnd sich yetz dem todt gantz ergeben hat / sich aber so schnell darvon endtlediget gesehen hat. Nit minder der Edel und getrew Friderich / als er seinen liebsten gsellen gesehen hat / dem Marschalck angesigen. Als nu der Hertzog den Marschalck überwunden sach / und sich also schuldig bekennen / in grossen zorn bewegt ward / zû im sprach. ‹Ii4v› «O Marschalck ich mich solcher untrew nit zû dir versehen hett. Die weil aber die sach also stat / solt du hye macht haben zû reden was du wilt» / Dem Marschalck von stund an ein sessel in die schrancken getragen ward / uff den er sich nidersatzt / anfieng uff sollich meynung zû reden / «So ich bedenck / und zû hertzen nimm / das gût / so mir von meinem Gnedigen Herren beschehen ist / deßgleich von seinem gemahel / und allem hoffgsind / so rewt mich / das ich ye geboren ward / ich sich / das Gott mein boßheyt nit lenger vertragen wil / und die unschuld der Frawen nit lenger verborgen bleiben mag / wil ich mein schantlich anschleg und boßheit bekennen. Es hat sich begeben / als ir aller gnedigster Herr in ewer weiten reyß mir allen gwalt in ewerem abscheyd übergeben hand / und ich mich yetzund ein gewaltigen regierer in gantzem Britanien gesehen / hab ich mir in meinen sinn genummen / die edel Hertzogin umb ir ehre zû bringen. Als ich aber zû ir kam / und solliches an sye mûtet / Die Fraw mich mit züchtiger straff von ir [210] meynt zû weisen / und aber ich hoch weiter an sye satzt / fieng sye mir an / als billich was / mit scheltworten zû begegnen / mir auch treüwet / so bald ir herr zû land käm / sye im solche untrew von mir sagen wolt / ein solichs mich nit in kleyne sorg setzen thet / mir zû stund fürnam / die ding zû fürkummen / mich eilents zû dem kuchen bûben macht / dem ich groß gût und eer versprochen hab / auch ein mercklich summ gelts an in gestreckt / des er dann / wie mengklich weyßt / ein grossen teyl on worden ist / damit ich in darzû bracht hab / das er sich solichs übels berúmbt hat / hab im auch für und für zû gsagt / das im an seinem leben nichts widerfaren soll / ‹f.128 = Kk1r› auff solchen trost / er in gfengniß unerschrocken gangen ist / in die ich zûm dickern mal bey nacht zû im kummen bin / kostlich speiß unnd tranck mit mir genummen / in von newem beredt / das er seiner red biß an den galgen gestanden ist / ich hat aber zûvor mit dem hencker überlegt / so bald er im das seyl an hals brächt / wolte ich im ein zeychen mit meinem stab geben / dann solt er in unverzogenlich über die leyter abstossen / unnd in also an dem galgen lassen erworgen. Als aber der bûb von mir und dem hencker getröstet ward / ließ er sich also hinauff fúren / vestigklichen hofft / ich in wider erlösen würd / aber von mir gleich / wie ir alle / betrogen ward. Hierumb sag ich die edel Hertzogin lidig / und leg alle schuld auff mich / Bitt ich hiemit aller Gnädigster herr / wöllend mir gnad und barmhertzigkeyt mit theylen / und mich meines lebens fristen.» Der Hertzog inn grossem zorn zû dem Marschalck sprach. «O du ungetreüwer schandtlicher verrhäter. Wo mit hab ich doch sollichs umb dich verschuldt / das du mich meines liebsten gemahels hast wöllen berauben / unnd sye also fälschlich in den todt verrhaten / ir auch unverschuldt solich uneer zû gelegt. Bist du nit ingedenck gewesen / der grossen gûtat / so dir allweg von mir beschehen ist? Ich hab dir mein gantzes land befohlen / und vertrewet / dir auch mein aller liebste Fraw vertewet zû bewaren. Dargegen / du mein aller liebsten gemahel inn solliche grosse not bracht / und umb deines bösen [211] fürnemens willen / das gantz Hertzogthumb Britanien understanden zû schenden. Deßhalb du bey mir keyn gnad mer warten / Ich hab dir auch keyn gnad mer zû beweisen / dann ‹Kk1v› ich dein keynen gwalt mer hab / Der frumm man / so dich Ritterlichen überwunden / hatt dich macht zû tödten oder zû lösen.» Darauff der Marschalck den münch freüntlich bitten thett / Der yetz seinen haubt harnasch schon abgezogen / und seinen gugel wider auffgesetzt hatt / zûhandt dem Marschalck antwurtet und sprach. «Keyn ander barmhertzigkeyt du bey mir finden solt / dann du der Edlen und züchtigen Frawen bewisen hast / dann du inn dem feür dein leben enden mûst / welches du der edlen Frawen geschaffen hast zû bereyten.» Der Münch darauff dem hencker gebot / das holtz an zû zünden / den schandtlichen Marschalck bey seinem bart nam / in zû den schrancken hinauß schleyffet. Der Marschalck mit grosser bitt / gnad an den münch begeren thet / aber gantz umb sunst was. Der hencker den Marschalck nam / in inn seinem harnasch inn das feür werffen thett. Alda der schantlich verrhäter sein geyst mit grossem gschrey auff gab. Nun nemend war den traum / so der Hertzogin vor langem erschinen was / ob er nit yetzund gäntzlich erfült worden sey. Nun mügend ir wol gedencken / was grosser freüden die edel Fraw umbgeben hat / nit alleyn darumb / das sie sich von dem todt entledigt sach / aber vil mer / als sie sich vor allem volck entschuldiget sach. Die Fraw den münch fleissig ansach / ‹almechtiger Gott › gedacht sye / ‹wer mag doch der frumm mann sein / so mich von dem schantlichen todt erlößt hat / möcht ich im doch solich gûtat vergelten? › Die Fraw den Ritter stät ansach / sie daucht in mer gesehen haben / aber nit meynt / das er der edel Ritter Galmy sein solt. Der Ritter marckt wol / das die fraw ein fleissig uffsehen uff in hat / deshalb er ‹f.129 = Kk2r› gedacht / wie er sich von dannen machen künd / dieweil im als volck ein uffsehens hat / wie man den Marschalck verbrant. Der münch uff sein pferdt saß / mit sampt seinem vettern von dannen in sein kloster reyt. Als nu der Marschalck verbrent [212] was / der Hertzog verschaffen hat / das das gantz frawen zimmer uß der statt gefaren kamen / die Fraw / so mit grosser schand uß der statt gefúrt was worden / mit grossen eeren wider hinein beleytet ward / ir Frawen zymmer sye von dem tag an nye gesehen hat / als sye inn gefengkniß kummen was / darvon sye grosse freüd empfiengen. Da nun die Hertzogin mit grossem busunen und freüden inn die statt kam / der Hertzog von seinem pferd stûnd / der Hertzogin entgegen kam / sye freündtlichen empfahen thett. «Aller liebste Fraw unnd gemahel / Ich bitt eüch / mir zû verzeyhen / das ich eüch umb unschuldt zû dem todt hab fúren lassen.» Der Hertzog inn grossen rewen kam / das er der Hertzogin so gantz ungenädig gewesen was. Als er sich nun inn sollicher grossen demût gegen ir erzeyget / die Hertzogin anfieng unnd sprach / «O mein aller liebster Herr / Alles was ir gehandlet / und wider mich fürgenummen handt / Ich eüch keyn schuldt geben kan / dann ir größlich darzû verursacht worden seind. Hierumb mein aller liebster Herr / So lassendt alles trauren faren / und gedencken der ding nymmer mer. Dann die / so schuldig gewesen seind / die hand iren verdienten lon darumb empfangen. Gott verzeych ir armen seelen / aber ich bitt eüch mein aller liebster herr / ir wöllend mir mein beichtvatter / und kämpffer beschicken / der mich so treülichen ermant hat zû sterben / unnd mich die / so ‹Kk2v› alles trostes schon beraubt was / von dem schantlichen feür erlößt / mein unschuld an tag bracht / den wolt ich fast gern reichlich begaben.» «Fraw» / sprach der Hertzog / «ich hab warlich auch nit klein verlangen nach im / ist es im gefellig / er an meinem hoff sein lebtag beleiben sol.» Der Hertzog von stund an ein botten zû dem Apt schicket / das er mit sampt dem münch zû im kummen solt / zû hant die bottschafft geent ward / so bald der bott zû dem Apt kam / im des Hertzogen befelch anzeyget / der Apt sprach. «Mir ist leyd / das ich in nit bey mir hab mügen behalten / dann vor und ee der Marschalck verbrant / der Münch auff zû roß saß / den nechsten wider reyt / do er meynt ein schiff zû finden / so in in [213] Schotten land fúret / von dannen er kummen ist.» Der bott sprach / «Warlich / wann ich in wißte / zû erreiten / Ich im den nechsten nach eilen wolt / unnd in bitten / das er mit mir zû meinem Herren fúre / Dann er ein groß verlangen nach im hat.» «Warlich» sprach der Apt / «die múh gantz umb sunst sein würdt / dann ich in nit vermügt hab / mit mir in mein kloster zû reiten / er hat auch keyn ander ursach dann das er geförcht hatt / der Hertzog werde nach im schicken / und im vil eer beweisen / deß er aber gantz nit hat wöllen warten. Dann er sagt / die Hertzogin alleyn durch Gotts willen erlößt haben / darumb er keyn zeitlich belonung darfür empfahen wolt. Diß alles mügent ir dem Hertzogen wol anzeygen / wo er aber nit damit vernúget sein will / mag er mich selb beschicken.»
 

‹f.130 = Kk3r›

      Wie der bott von dem Apt
      wider gon Vannes zû dem
      Hertzogen kumpt / und wie
      der Hertzog groß leyd
      umb den Münch hat.


            Das LVI. Capitel.

      ALs nun der bott von dem Apt alle ding vernummen hatt / von stund an wider gon Vannes zû dem Hertzogen kam / als was er von dem Apt vernummen hat / zû wissen thet. Davon der Hertzog groß leyd empfieng / zû der Hertzogin kam / ir die ding zû wissen thet / ‹Kk3v› Die Hertzogin groß leyd von der red empfieng / das sye iren beicht vatter verloren hat. «Ach Gott sol ich meinen lieben kämpffer und beicht vatter nimmer sehen / der so treülich für mich gekämpfft hat.» Fridrich bey solcher red stûnd. ‹O Fraw › gedachte Friderich / ‹wißten ir so wol / wer der Münch wär / so eüch erlößt / als ichs weyß / ir [214] würden mer verlangen nach im haben / dann disen weg. › Fridrich mit den gedancken hin gieng / auff zû roß saß / den nechsten weg inn das kloster ritt / zû seinem lieben gesellen kam / der seiner zûkunfft grosse freüd empfieng / die noch bey einander beliben. Friderich dem Ritter anzeyget / wie die Hertzogin so groß verlangen nach irem beichtvatter het. Der Ritter seinem gsellen von newem befehlen thet / das er sein sachen verborgen tragen wolt. Als er im aber versprach / Galmy den edelman fraget / wie sich all sachen in Britanien zû getragen hetten / dieweil er inn Schotten land gewesen wer? Deß alles er gründtlich bericht ward. Als nun die nacht schon vergangen was / unnd yetzundt der new tag kummen / Galmy sich eilents bereyt wider heym zû reysen. Friderich in geleyt biß an ein port deß Mörs / auff dem weg mancherley zû red wurden / darvon nit nodt zû schreiben ist. Galmy under andrem seinem gsellen ernstlich empfehlen thet / was sich in Britanien zû trúg / das er in solchs solt lassen wissen / In sunders wann [215] sichs begeb / das die Hertzogin oder der Hertzog mit todt abgieng / das er im sollichs unvertzogenlich empieten solt / wolt er verhoffen belonung umb seinen kampff zû empfahen / aber all die weil sye noch beyd inn leib und leben wären / solten sye es nit erfaren. Friderich sprach / «Galmy / du solt ‹f.131 = Kk4r› on zweyffel sein / wo sollichs mein Gnädiger Herr wissen möchte / er dich warlich wol darumb begaben. Dieweil du dir aber für genummen hast / die sach heymlich zû haben / So biß des getröst / ich dich nit vermelden will / und dir auch / was fürfalt eygendtlich empieten.» Mit disen worten an das port kummen waren. Galmy seinem gesellen empfalch / seinen harnasch mittlerzeit wider gon Vannes zû fúren / Urlop von im nam / mit grossem leyd von einander schieden. Doch Friderich seinem gesellen versprach / in in kurtzer zeit heym zû sûchen / und Schotten landt zû besichtigen / Deß in Galmy fleissig bitten thet. Als nun die beyden gsellen von ein ander gescheyden waren / Friderich den nächsten Vannes zû reyt / Mengklich wunder hatt / wo er gewesen wär / noch was im mit keyner sach ein sollichs auß zû erfaren. Galmy der Ritter mit gûtem und glückseligem wind in Schotten land kam / frölich und wol zûmût was / sein har gantz abgeschoren hatt / Alle die / so in kanten / groß verwundren ab seiner zûkunfft hatten / nyemandts an im erfaren mocht / wo er doch gewesen wär / oder was er außgericht het / weder seinem vatter noch mûter sollichs anzeygen wolte. Darbey wöllendt wirs lassen beleiben / und weiters sagen / wie es zû Vannes an des Hertzogen hoff gieng. [216]
 

      Was sich weiter mit
      Friderichen an des Hertzogen
      hoff begeben hat.


            Das LVII. Capitel.

      ‹Kk4v› WAs grosser freüden sich nun inn dem gantzen Britanien begeben hab / nit zû schreiben ist / der hoff mit mer freüden und kurtzweil angefangen und gehalten ward / dann vor nye. Eins tags begab sich / das der Hertzog bey der Hertzogin an irem tisch aß / und Friderich seines ampts pflegen thet. Der Hertzog anfieng / und sprach. «Fridrich / Mich will warlich beduncken / dein gsell Galmy / der Ritter / nit mer lust hab in Britanien zû kummen / ich glaub warlich an des Kü‹f.132 = Ll1r›nigs hoff in Schotten land dienst empfangen haben.» Der Hertzogin von stund an ir hertz inn irem leib inn zorn gegen dem Ritter bewegt ward / dem Hertzogen all ding zû wissen thet / wie sye nach im geschickt het. Also sprach / [217] «Warlich Herr / im ist / wie ir sagen / Der Ritter an des Hertzogen hoff in Schotten land dienst hatt. Damit ir aber hören / wo här ich solichs weyß / So wissen das ich in meiner gefengkniß nach im gschickt hab. Dann ich der hoffnung was / er für mich ein kampff beston würd / dieweil mir nit müglich was in gantzem Britanien ein kämpffer zû bekummen / dieweil sye gemeyngklich dem falschen Marschalck glauben gaben. Mir ward aber keyn ander bescheyd von dem Ritter geschickt / dann ein spöttlicher brieff / in dem nit anderst geschriben was / dann wann er käm / ich in wol sehen würde. Darauff ich mich aber keynes trostes versehen mocht / dann wie gegen anderen / so inn Britanien waren / wol abnemen mocht / Das der Ritter solcher falschen erdachten red auch glauben gab / noch hat mich Gott / zû dem dann all mein hoffnung stûnd / mit einem weydlichen kämpffer versehen.» Der Hertzog von der Frauwen red inn einen grossen argwon kam / des Münchs halben. «Auff mein trew» sprach er / «Der Ritter ist warlich inn den schrancken gewesen / in eines Münches gestalt / Dann ich weyß / mich mein gesicht nicht betrogen hat. Nun verwundret mich / was in doch darzû geursachet hab / es hat mirs warlich mein eygen hertz gesagt / so ist auch die red Galmien des edlen und theüren Ritters gewesen. Ach warumb hab ich in nit bey mir behalten / ich wolt in warlich an stat des marschalck gsetzt haben / ‹Ll1v› dann er von seiner manlichen thaten wegen größlich zû loben ist / auch aller eren wirdig.» Die Fraw ein wenig bewegt ward von des Hertzogen red / tieff nach in gedacht / erst die gestalt des Münchs erwegen thet / «Warlich» / sprach die Hertzogin / «ich dürfft schier glauben / wie mein Herr gesagt hat / dann mich für und für geant hat / wie ich den Ritter mer gsehen heb / fürwar sein gestalt dem Edlen Ritter nit ungleich sehen thût.» Der Hertzog sprach / «So bald der ymbiß vergat / wil ich ein botten zû dem Abt schicken / ich weyß er mir die recht warheyt bekennen würt» / Mit solchen worten Friderichen befehlen thet / so bald der ymbiß ein end het / solt er eylens nach dem Abt reiten / und im sagen / das er [218] gen hoff kummen solt / der Hertzog vil mit im zû reden het. Fridrich was des willig / das er die bottschafft außrichten solt / damit er ein anschlag mit dem Abt machen möcht / das er seines gsellen halb sich nit gegen dem Hertzogen mercken ließ. So bald nun die zeit kummen was / und Friderich zû dem Abt kam / anfieng und sprach / «Aller liebster Herr / ir sond wissen das mich der Hertzog zû eüch geschickt hat / und laßt eüch bitten / ir wöllen nit lassen und zû im gon Vannes kummen / was aber die ursach ist / ich eüch anzeygen wil. Es ist mein herr in ein solich gedencken kummen / das er gäntzlich meynt / der münch / so für die Fraw gestritten hab / sey der edel und theür Ritter Galmy gewesen / wie dann die sach an ir selbs ist. Nun wißt ir / wie der Ritter uns beden verbotten hat / wo wir nun dem Hertzogen den argwon nit ußreden / würt der Ritter meynen / wir haben den heling offenbar gemacht» / der Apt sprach. «Fridrich du solt sunder zweiffel sein / ich will ‹f.133 = Ll2r› dem Hertzogen die sach wol auß reden.» Als nu der Apt mit sampt Friderichen gon Vannes kummen war / der Hertzog den Abt freüntlich empfahen thet / in bey seiner hand nam / in einen schönen saal fúret / bed zû sammen nider sassen / Der Hertzog anfieng mit dem Apt zû reden / auff solche meynung / wie nach stat. «Herr» / sprach er / «Demnach und ir zûm nechsten (als mein aller liebste fraw an den todt gefúrt ward / und sich gantz zû sterben verwegen hat) zû mir kummen / mit sampt einem andren geystlichen mann / den ir mir / als einen beichtvatter anzeygten / mich bitten / das ich mein Fraw vor irem end beichten ließ / welchs ich gäntzlich verwilligen thet. Nachdem aber sye gebeicht / der selb ir beichtvatter durch einen Ritterlichen kampff erlösen thet / wie ir dann selbs wissen mügen. Nu bin ich in einem grossen zweifel des selben münchs halb / dann ich schwúr / in Galmien den Ritter gewesen sein / der eüch dann (als ich selbs von im gehört hab) mit sipschafft verwant ist / nu weyß ich / das eüch die ding nit verborgen seind. Bitt eüch hiemit / wöllent mir uß dem argwon helffen / und mir die recht warheyt anzeygen.» [219] «Gnediger Herr / ich sag eüch / das diser münch in einem kloster wont / so in Schottenland ligt / nit weit von der statt Dund / darinn ist er ein Apt / als ich in meinem kloster bin / hat fast ein geystlichen Covent under im. Nu ist er ein zeitlang hie bey mir gelegen / so bald er aber den kampff follent hat / er nit mer in mein kloster wöllen keren / sunder den nechsten inn Schotten land gefaren. Als ich aber die ursach von im begeret zû wissen / Er mir antwurten thett / Er hette sorg / wo er wider inn Britanien keren würd / ewer Gnad nit nachließ / in be‹Ll2v›schicken würd / und im dann groß eer beweisen / sollichs er nit erwarten wolt / dann er hett die Hertzogin alleyn umb Gotts willen erlößt / von dem wolte er sein lon empfahen / anderst ich eüwer Genad nit bekennen kan.» Der Hertzog der red gäntzlich glauben gab / nit weiter nach dem Ritter fraget. «Ich wolte» / sprach der Hertzog / «das ich bottschafft zû dem gûten frummen mann het / ich wolt im dannocht etwas schicken / damit er sech / das ich im geneygt wer zû dienen» / «des mag ewer Gnad» sprach der Apt / «wol underlassen / dann wie ich gehört hab / er gantz keyner belonung begeret / er würd auch sicher nichts von eüch haben wöllen.» Als nu der Hertzog lang bey dem Apt gesessen was / beyd auff stûnden / das nachtmal mit einander assen / demnach Friderich den Apt wider heym geleyt / wol zû mût waren / das der Hertzog dem Apt all sein wort glaubt hat. Demnach der Hertzog lange zeit in grossen freüden in Britanien lebet / wie ir dann selbs wol erachten mügen / die Hertzogin in hohen eeren halten thet / als sye des auch würdig was. Das lassen wir nun beleiben / und sagen wie es weyter mit dem Edlen Ritter gangen sey. [220]
 

      Wie Friderich in Schotten land
      zû seinem gesellen reyt /
      und wie der Hertzog in ein
      grosse kranckheyt fiel.


            Das LVIII. Capitel.

      ALs ir nun oben gehört hand / wie Friderich seinem gsellen versprach / zû mitler zeit zû im in Schotten land zû kummen. Als nu die zeit kam / Fridrich den Hertzogen bat / im ein zeit lang zû erlauben / er wolt ein mal ‹f.134 = Ll3r› seinen aller liebsten gesellen unnd Ritter heymsûchen / unnd doch hören / was sein meynung wer / ob er nit wider inn Britanien kummen wolt. Er wolt auch / wo es seinen Genaden gefallen wer / zû dem Apt reiten gon Dund / Der die Hertzogin von dem todt erlößt hett / Dem Hertzogen gefiel die sach wol / Er machte auch Friderichen ein reiche schenck zû samen / so er dem eegenanten Apt bringen solt. Fridrich des wol zû mût was / in [221] im selbs gedacht. ‹Warlich ich soll dem Apt die schenck wol über antwurten. › Als nun Fridrich gar ferig was / zû der Hertzogin gieng / sye fragt / was sye Galmien dem Ritter empieten wolt? Die Fraw sprach / «nichts dann das ir im sagen solt / wie ich alleyn mein trost uff in ge‹Ll3v›setzt hat / und aber er mich so gantz verlassen hab / ein sollichs ich im nimmer mer vertrewt het / yedoch sagend im darbey mein freündtlichen grûß und sprechend / ich het gemeynt / wann er schon nit kummen wer / mich zû erlösen / Er wer doch kummen mich sterben sehen.» Der Edelman sprach. «Fraw / Was soll ich aber dem Apt sagen / der für eüch gekämpffet hat / dann ich nicht lassen will / ich seye dann bey im gewesen / so er anderst noch im leben ist?» «O mein Friderich» sprach sye / «sagend im / wie ich so groß verlangen nach im hab / ir sollend im auch von meinent wegen grossen danck sagen. Dann er von mir gescheyden ist / ee dann ich im gedancket hab» / Sye gab auch dem Edelman reüliche schencken / so er dem Apt bringen solt. Als nun Friderich gantz bereyt was / von dannen reyt / den nechsten weg nam / an die port des Mörs da er zûhandt ein schiff fand / auff welches er saß / biß in Schotten land fûr. Als er nun gon Idenburg kam / zû hant nach seinem gsellen fraget. Der im an des Künigs hoff angezeyget warde. So baldt Galmy innen ward / das Friderich sein gesell zû land kummen was / vor grossen freüden nit wußt / wie er in empfahen solt / zû im kam / in umbfieng / fründtlich wilckum sein hieß / groß freüd mit einander hatten. Galmy seinen gesellen fraget / ob man noch nit wißt inn Britanien / das er für die Hertzogin gekämpfft hette. Friderich im alle ding zû wissen thett / was sich mit dem Apt unnd dem Hertzogen verloffen hatt / imme auch die bottschafft von der Hertzogin saget / Deß geleichen im auch die schencken gab / so im der Hertzog unnd die Hertzogin befohlen hatten / dem Apt zû bringen. Dabey der Rit‹f.135 = Ll4r› ter wol abnemen mocht / das dem Hertzogen / und der Hertzogin sein kämpffen verborgen was. Die beyden Herren uff ein monat lang bey einander bliben / groß freüd und kurtzweil [222] mit einander hatten / Darvon nit zû schreiben ist. Nun begab sich in der zeit / die weil Friderich inn Schotten land was / das der Hertzog inn ein schwere kranckheyt fiel / Darvon ein neüwes leydt in gantzem Britanien endtston thett. Als aber vil mit im versûchet / unnd als umb sunst was / der Hertzog zû letst von diser welt verschied / Davon groß klagen unnd weynen inn gantzem Vannes / von jung und alten gehört warde. Der Hertzogin auch fast grosses leyd darvon erwachsen thett / dann sye erst freündtlich mit einander lebten / wie ir oben gehört hand. Als nun der Hertzog fast eerlich zû der erden bestattet warde / und im yetz alle seel recht nach gethan waren / Friderichen die ding all verborgen waren. Als er yetz urlob von Galmien dem Ritter genummen hat / wider in Britannien kam. Wie er yetzund uß dem schiff gat / im Lupoldt der bott endtgegen kumpt / welchen der Apt inn Schotten land geschickt hat / dem Ritter Galmien des Hertzogen todt zû verkünden / So bald Lupolt Friderichen ersicht / im zû hant des Hertzogen tod zû wissen thût. Deßgleichen / wie er inn Schotten land zû dem Ritter wölle. Friderich sprach / «Lupolt / Wer hat dich inn Schotten land geschicket» Der bott dem Edelman all ding anzeygt. Fridrich sprach / «Lupolt ich bitt dich / du wöllest wider heym reysen / und dich aber so lang bey dem Apt endthalten / biß ich wider zû dir kum / das solle unnd mûß dir grossen frummen bringen / so will ‹Ll4v› ich den nechsten wider zû ruck faren / dem Ritter die ding selbs verkünden.» Der bott Lupoldt der sach wol zû Friden was / wider zû ruck keret / in kurtzen tagen zû dem Abt kam / all ding zû wissen thet / der anschlag dem Abt auch fast wol gefiel / Lupoldt heimlich sich in dem Kloster enthalten thet / gût tag hat / baß vertragen mocht / dann solt er in Schotten land gefaren sein. Als nun Fridrich mit gûtem wind in Schotten land kam / Galmien den Ritter sein baldt wider kummen seer verwundert / wie ir dann hienach hören werdt. [223]
 



      Wie Galmy der Ritter wider in
      Britanien schiffet / und wie er von
      der Hertzogin empfangen ward.


            Das LIX. Capitel.

      DA nun Friderich wider zû seinem gesellen kam / der Ritter sich ab seiner zûkunfft größlich verwundert / nit gedencken mocht / was doch seines gesellen widerkeren bedeütet. «Friderich» / sprach er / «Was meynt doch sollichs schnelles widerkeren / ich meyn du dich der schiffung versaumet habest?» «Neyn sicher» / sprach Friderich / «Du solt wissen / das ich seydhar ich von dir gescheyden bin / an dem Britanischen port ußgestanden bin / und ein zeit lang darauff gewesen. Als ich aber durch Lupolten den botten bericht worden bin / Wie das der Hertzog mit tod abgangen sey / hab ich in schnell wider zû ruck heyssen keren / zû deinem vettern / dem Apt / und in daselbs meiner zûkunfft heyssen warten. Mich von stund an auff ein schiff gesetzt / und har zû dir gefaren.» So bald Galmy der Ritter von seinem gsellen vernam / das der Her‹f.136 = Mm1r› tzog tod was / sich von stund an bereyten thet / urlob von seinem vatter nam / uff ein schiff saß / mit sampt seinem gsellen inn kurtzer zeit inn Britanien kamen. Als sye nun von dem schiff ußgegangen waren / auff ire pferdt sassen / Den nechsten weg zû dem Kloster geritten kamen / Darin dann der Apt was. Nun hat sich die sach nach des Hertzogen todt verweylet / das es yetz gar nach ein halbes Jar was. Der Ritter mit rhat seines gsellen ein brieff an die Hertzogin schreiben thett / auff nachfolgende meynung lautend. Ich wünsch eüch aller gnedigste hochgeborne Fraw vil glück und gesundtheyt / ‹Mm1v› klag darbey meinen lieben Herren / so mit todt abgangen ist / dem Gott gnad. Gnädige Fraw / eüch ist unverborgen / inn was grossen nöten ir gewesen seind / Als ir zû dem schandtlichen todt gefúrt wurden / mir zû eintzigen einen [224] botten auß Britanien geschickt in Schotten landt an des Künigs hoff ein bottschafft an mich zû erwerben / also das ich schnell unnd baldt bereytet sein solte / eüch zû helffen. Ich ewer gnaden ein schlechte antwurt schicket / aber mein weg den nechsten inn Britanien / unnd mehr dann acht tag vor dem botten bey meinem vettern in seinem Kloster was. Auch darmit ichs bekürtze / beicht gehöret / inn eines Münches gestalt / mit meiner eygnen hand vor dem grausamen todt erlöset. Das ich aber also verkert hab / auch gantz schnell on urlob hin weg gescheyden binn / nicht on ursach beschehen ist / Als ir dann nachmals von mir berichtet werden sollen / unnd darmit ir die warheyt selbs erkennen mússen / So handt ir hye den ring / so mir von eüch in der Beicht geben ward. Hierumb / zû belonung / ich nichts anderst beger / dann das ir mich zû einem diener und hoffgesindt annemen wöllen. Da nun der Ritter disen brieff geschriben unnd verschlossen hatte / den ring darin gethan / sich von stund an on alle gesellschaft gon [225] Vannes fúget / gon hoff kam / von seinem pferdt ab stûnde / an die porten gienge / anklopffet. Der portner zû handt auffschloß / Von stund an den Ritter erkennet / in freündtlich empfahen thet / hinein gon hieß. Aber der Ritter sollichs keyns wegs thûn wolte. «Portner» / sprach er / «Ich bitte / mir dienen wöllest / unnd zû meiner Gnädigen Hertzogin gon / ir ‹f.137 = Mm2r› anzeygen / das ich hye an der porten sey / unnd begere das sye ein wort zû mir kummen wölle.» Der Portner den gebotten des Ritters gehorsam was / zû der Hertzogin kame / welche er inn geschefften bey iren Rhäten stan fande / zû ir sprach. «Aller gnädigiste Hertzogin / Mich schicket zû eüwer Gnaden / Galmy der Ritter / so vor Jaren meinem Herren seligen gedienet hatt / Der haltet dunden an der Porten / unnd begeret / das eüwer Genad zû im kummen wölle / Dann er etwas mit eüch zû reden hab.» Die Hertzogin die red des botten nit so bald vernummen hat / vor grossem zorn in irem angesicht entzündet / Zû dem Portner sprach. «Gang hin zû dem Ritter / unnd sage im / Er müg wol warten / im seye nichts abgeschlagen von mir / Kum ich / Er soll mich wol sehen.» Der Portner dem Ritter die bottschafft von der Hertzogin bracht. Der Edel Ritter wol verstûnd / was die Hertzogin darzû ursachet / gútigklichen anfienge zû lachen / zû dem Portner sprach. «Die weil mein Genädige Fraw / nicht selbs zû mir kummen will / Bitt ich dich / du wöllest ir disen brieff bringen / und darbey anzeygen / das ich in auß Schotten land bringe / von dem Münch / so für sye gekämpffet hatt.» Der Portner zû handt den brieff name / zû der Hertzogin gieng / nach des ritters befelch / ir den brieff überantwurtet. Die Hertzogin den brieff mit grossen freüden empfahen thett / in zû gegen aller Herren auffthett / Den ring darinnen fand / von stund an erkennen war / wer der Münch gewesen was / so für sye inn iren grossen nöten gekämpfft / und vom tod erlößt hat / zû iren rhäten sprach. «Wolauff / und bald mit mir / erst erkenne ‹Mm2v› ich meinen getrewen beichtvatter / so mich inn meinen grossen nöten / mit seiner ritterlichen handt erlößt hat.» Die [226] Hertzogin mit grossen freüden umbgeben ward / zû irem aller liebsten Ritter kam / in mit grossen freüden in ire arm empfahen thet. «Biß mir Gott wilckum / du mein aller liebster und getrewster kämpffer / ich bin bereyt / dir umb soliche trew zû lonen. Du solt nit ein diener oder hoffgsind an meinem hoff sein / sunder hinfürt gewaltig herrschen über das gantz land Britanien.» Die rhät der Hertzogin sich des Ritters nit genûg verwundren mochten / groß gefallen davon empfiengen / das er ir Herr werden solt / dann sye in zû aller zeit milt und gerecht erkant hatten. Als nu der Ritter von allen herren gemeyngklich mit grossen eren empfangen ward / die Hertzogin den Ritter bey der hand nam / in den palast fúret. Zû hant Galmy der Ritter die Fraw bitten thet / das sye nach dem Apt / Fridrichen und Lupoldten schicken solt / in das Kloster. Die Hertzogin sprach. «Edler Ritter / ir sond fürthin keyn bitt an mich legen / sunder mir gebieten / was eüch gefalt / ich eüch willigklichen gehorsam sein will.» Als nun Friderich mit sampt dem Apt und Lupolten / die frölich bottschafft vernamen / groß freüd davon empfiengen / gon Vannes ritten / von der Hertzogin erlichen empfangen wurden. Als nun die Hertzogin von Fridrichen / dem Apt / und auch dem Ritter aller ding grüntlich bericht wurden / nit lang darnach mit verwilligung aller Landtsherren / die Hertzogin dem Ritter vermehelt ward / darvon grosse freüd in gantzem Vannes gesehen ward. Als nun die hochzeit und kirchgang mit wenig geschöls vollbracht ward / uß der ‹f.138 = Mm3r› ursach / das noch keyn Jar verschinen war / das der Hertzog gestorben was. Die Fraw freüntlich mit dem neüwen Hertzogen leben thet / nach dem der Hertzog mit seinem volck gantz Britanien innam. Als im nun das volck geschworen / und er sich nun gantz rúwig gesetzt hat / fieng er an gedencken / der untrew / so im von Wernhard und andren seinen widersechern begegnet was / als er an des Hertzogen hoff gedient hat / sye von stund an beschicket / auff sollich meynung mit in anfieng zû reden. «Die weil mich Gott der Allmechtig / durch sein milte gútigkeyt begabt [227] hat / und mich nun wider ewern willen / eüch zû einem herrn gesetzt / so hab ich darauff nach eüch geschickt / das ich von eüch erfaren und vernemen / was doch ein ursach gwesen sei / ewers grossen neids / so ir wider mich gebrucht hand / darnach wissent eüch zû richten wo ir mir aber ye den rechten meinen feind nit anzeygen / sond ir all gemeyngklich in gleichem gestrafft werden.» Als nun die / so allweg wider den yetzigen Hertzogen gewesen waren / solche meynung von im verstûnden / Rûpert anfieng und sprach. «O aller gnedigster Herr / wir stond hye / als die / so sich größlich gegen eüch verschult hand / und billichen darumb gestrafft werden sollen / aber ich von wegen meiner gsellen / umb ein gnädige straff bitten wil.» Der Hertzog sprach / «ir sollend keyner gnaden von mir warten sein / ir sagendt mir dann zû vor / wer doch schuld an solchem neid trag.» Rûpert anfieng / und erzalt dem Hertzogen all ding / so sich verloffen hatten / auch die bösen anschleg / so Wernhard wider in gethan hat. Als nun der Hertzog all ding von Rûpert vernummen hat / zû Wernhard sprach. «Wernhard / Ich bitt mir anzeygen ‹Mm3v› wöllest / wo mit ich doch sollich verrhäterey unnd untrew umb dich verdient hab / Nun hastu mich doch in keynen untrewen gegen dir nye befunden.» Wernhard vor grossem schrecken dem Hertzogen keyn antwurt geben kund / für in nider auff die knye fallen thett / in umb Gotts willen umb gnad bat. Der Hertzog in zûhant hieß uffston / zû im sprach. «Wernhard / Dir soll gäntzlich verzigen sein / aber wo ich dich mer in einem solchen fal erfind / ich dich hartigklichen straffen wolt.» Als nu der Hertzog Wernhard und seinen mitgsellen gantz verzigen hat / zû hant Lupoldten den botten berúffen thett / der als ein gehorsamer zû im kam. «Lupoldt» / sprach er / «ich weyß dir die weg in Schott land wolbekant seind / derhalben ich dich noch ein reyß brauchen wil / also das du meinem vatter und mûter mein wolfart verkündest / so du dann ein solche reyß follent hast / will ich dich reylich mit einem rúwigen ampt versehen» / Lupolt sich deß gantz willig begab [228] zû vollenden. Als nun die brieff geschriben wurden / und Lupoldt abgefertigt ward / sich auff das fürderlichst darnach richten thet / das er bald in Schotten land kam. Als er nu deß Hertzogen vatter solche bottschafft zû wissen thet / ein erlich botten brot von im erlangt / was grosser freüd des Hertzogen vatter darvon empfieng / deß gleich die mûter / nit not zû schreiben ist / sich bed von stund an uffmachten / mit Lupolten den nechsten inn Britanien schiffeten. Als sye nun gon Vannes kamen / von irem sun unnd der Hertzogin mit grossen freüden empfangen wurden / lang zeit bey in in Britanien bliben. In solcher zeit / der Hertzog der grossen trew seines gsellen bedencken ward / in mit grossem ‹f.139 = Mm4r› gût begabet / macht in auch zû seinem obristen rhät / er vermehelt im ein schöne Junckfraw / so in der Hertzogin Frawen zimmer / die reichest und schönst sein mocht / also der Hertzog mit sampt seiner lieben Frawen lange Jar in grosser Gotts forcht seligklichen regieret / seinem vatter und mûter groß zucht unnd eer bewisen / dardurch in Gott der allmechtig / ir leben lang erstrecket. Als sye nun lange Jar in grossen freüden bey einander lepten / Nit lang darnach / als der Hertzog mit todt abgieng / Die Hertzogin auch seligklich von diser welt schiede / Demnach sye beyd mit einander die ewig freüd besassen.

      Darzû uns allen helff / Gott der vatter / Sun und heyliger Geyst /
A M E N.

‹Mm4v›

      Getruckt zû Straßburg bey Jacob Frö=
                  lich / im Jar / M.D.XXXIX.